Diamant Modell 35 102: Unterschied zwischen den Versionen
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Einordnung in die Modellpalette
Als Modell 35 102 wurde ab 1959 das bisherige Modell 201 angeboten. Die Damenausführung hieß nunmehr Modell 35 154. Technisch blieben die Räder jedoch unverändert. Der Neupreis lag seit spätestens 1963 konstant bei 242 Mark. Noch bis ca. 1970 war die hier beschriebene Ausstattungsvariante das dominierende Tourensportrad-Modell bei Diamant, danach wurde das hochwertiger ausgestattete Modell 35 105 häufiger produziert.
Rahmen und Ausstattung
Die Konstruktion beinhaltete Elemente sowohl von Touren- als auch von Sportrahmen (u.a. Ausfallenden vorn und hinten, jedoch Rahmengeometrie ähnlich wie Tourenräder). Der Hinterbau war auch hier offen ausgeführt, jedoch mit geraden Ketten- und Sitzstreben (genaue Angaben zu konstruktiven Merkmalen von Fahrradrahmen sind hier zu finden). Am Sattelrohr war eine Luftpumpenhalterung angelötet. So besaßen diese Räder stets Keiltretlager (BSA-Ausführung) und Aluminiumfelgen. Die Stahlschutzbleche waren in Rahmenfarbe lackiert und weiß liniert. Ein Flachlenker ohne Vorbau, eine Stempelbremse mit Bowdenzug sowie ein Gepäckträger in Schwedenform waren weitere Ausstattungsmerkmale. Anders als die Damenausführung besaß die Herrenvariante einen Leder-Sportsattel.
Eine recht ungewöhnliche Ausnahme bildeten schwarz lackierte Fahrräder, diese wurden grundsätzlich mit lackierten Stahlfelgen ausgestattet. Gemäß einem Spezialkatalog für Straßenfahrzeuge von 1963 wurden diese schwarz lackierte Variante preisgünstiger verkauft (219,- DM) als die bunt lackierten und mit Leichtmetallfelgen ausgestatteten Fahrräder (242,- DM). Belegt sind derartige Fahrräder bis zum Jahr 1966.
Die folgende Tabelle erlaubt eine Übersicht über die Unterschiede in den Ausstattungsdetails der Tourensporträder, wie sie zwischen 1966 und 1978 bestanden. Danach wurden einige dieser Unterschiede aufgehoben, bis die gleichzeitige Produktion beider Ausführungen in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre schließlich obsolet wurde.
Ausstattungsdetail | Modell 35 102 | Modell 35 105 |
---|---|---|
Lenker | Flachlenker | "Gesundheitslenker" |
Vorderradbremse | Stempelbremse mit Bowdenzug | Felgenbremse |
Achsmuttern | Sechskantmuttern | Flügelmuttern |
Kettenschutz | ohne Kettenschutz | Stahl, verchromt |
Gepäckträger | lackiert | verchromt |
Schutzbleche | Stahl, lackiert | Aluminium, poliert |
Lackierung | Uni-Lack | Metallic-Lack, nach 1975 teilw. auch Uni-Lack |
Änderungen während der Produktionszeit
Die Form der Sattelmuffe wurde vermutlich 1960 vereinfacht, indem man auf die Aussparung verzichtete. Anfangs waren die Tretkurbeln dieses Fahrradtyps mit abnehmbaren Kettenblättern ausgestattet, ab 1962 wurden die Kettenblätter fest mit der rechten Tretkurbel verbunden. Spätestens 1962 hatte man die Form der Luftpumpenhalterung verändert. Im Verlauf des Jahres 1964 fand schrittweise eine umfangreichere Überarbeitung dieses Fahrradtyps statt. Zunächst entfiel ab Anfang 1964 das Steuerkopfschild, und ab dem I. Quartal 1964 gab es eine am Hinterbau angelötete Halterung für den Dynamo. Auch der bisherige Gepäckträger ("Schwedenform") wurde im Laufe des Jahres 1964 durch einen neuen ersetzt, der nunmehr an dem kleinen Stegrohr zwischen den Sitzstreben befestigt wurde. Etwa zeitgleich wurde das hintere Ausfallende überarbeitet. Im Zuge der Einführung des Modells 35 156 erhielt auch die hier beschriebene Ausführung Felgen mit veränderten Flanken.
Das Modell 35 102 wurde bis weit in die Siebziger Jahre hinein ohne Kettenschutz geliefert, die anderen Tourensporträder besaßen ihn bereits ab Werk. Später versah man auch die einfache Herrenausführung mit den dafür notwendigen Anlötteilen am Sattel- und am Unterrohr, der Kettenschutz gehörte nun zur Serienausstattung. Anfang der 1970er Jahre wurden die breiten Felgen durch deutlich schmalere mit fünfflächigem Profil ersetzt, diese wurden bis 1990 unverändert beibehalten. 1973 wurde das Stegrohr zwischen den Kettenstreben durch eine einfachere Stegplatte ersetzt (ähnlich den Mifa Tourensporträdern). 1976 wurde die solide BSA-Ausführung des Keiltretlagers durch die Thompson-Ausführung ersetzt, die konstruktiv ein Rückschritt war. Da sich zu dieser Zeit auch die Material- und Fertigungsqualität allgemein verschlechterten, traten seither Störungen und vorzeitiger Verschleiß am Tretlager deutlich häufiger auf als früher.
Ende der 1970er Jahre fand wiederum eine größere Überarbeitung des Typs 35 102 statt, die jedoch vor allem Ausstattungsdetails betraf. So wurden ab 1978 Lenker mit neuentwickelter Form und ab 1979 filigranere Gepäckträger verwendet. Letztere stellten jedoch einen Rückschritt dar, da sie sich als wenig belastbar erwiesen. Kettenschutz und der Gepäckträger waren nun verchromt. Insgesamt näherte sich die Ausstattung der des Modells 35 105 an. Das Modell 35 102 wurde zunächst auch mit Leichtmetallschutzblechen versehen, die anfangs noch eine rote Linierung analog der Luxusausführung besaßen. Wenig später wurden jedoch unlinierte Bleche ohne Überlaufstrebe und ohne Börderlung angebaut, ca. 1983 entfielen außerdem die Kunststoffmuffen zur Befestigung der unteren Schutzblechstreben.
Seit Anfang der Achtziger Jahre verwendete man für das Modell 35 102 die gleiche Vorderradgabel wie für das Modell 35 105 (nunmehr je Ausfallende zwei Ösen für die Befestigung des Schutzbleches, bisher nur eine Öse). Typisch für die Exemplare der 1980er Jahre waren ferner Tourensättel mit einer Satteldecke aus PUR-Schaumstoff anstelle der bisherigen Sportsättel mit Lederdecke, sowie die wenig haltbaren Blockpedale. Eine weitere Vereinfachung stellten die Gabelhauben aus Kunststoff dar, die seit den frühen 1980er Jahren teilweise an den Tourensporträdern Verwendung fanden. Das hier beschriebene Tourensportrad von Diamant wurden in der zweiten Hälfte der Achtziger Jahre nur noch in geringem Umfang produziert, zumal abgesehen von der Felgenbremse mittlerweile kaum noch Unterschiede zum Typ 35 105 vorhanden waren. Das jüngste bislang bekannte Exemplar stammt aus dem Jahr 1987. In einer Modellübersicht des Jahres 1988 sind nur noch die teureren Ausführungen Modell 35 105 und Modell 35 160 zu finden.
Lackierung und Rahmendekor
Der Typ 35 102 besaß bis 1964 eine Uni-Lackierung mit Strahlenkopfdekor analog des Vorgängermodells 201, sowie am Sattelrohr ein Emblem mit einem doppelten Speichenrad. Dieses wurde von den bekannten Weltmeisterringen eingefasst und war typisch für die Diamant-Fahrräder jener Zeit. Der Strahlenkopf war silberfarben, mit transparent aufgetragenen Dreiecken in Rahmenfarbe. Schwarz lackierte Fahrräder hatten einen blauen Strahlenkopf mit dunkelblau aufgetragenen Dreicken. Diese Verzierung war ein Merkmal früher Exemplare, die Dreiecke entfielen spätestens 1961, etwa zu diesem Zeitpunkt wurde der blaue Strahlenkopf der schwarz lackierten Fahrräder durch den üblichen silberfarbenen ersetzt. 1962 wurde die Doppellinierung der Schutzbleche durch eine einfache Linierung ersetzt. Bei den letzten Tourensporträdern mit dem frühen Lackierungsschema (1964) wurden die Steuerkopfschilder bereits durch einfachere Schiebebilder ersetzt.
Bis 1964 wurden die Fahrräder meist in kräftigem rot oder grün lackiert. Nur selten sind hellblau oder schwarz lackierte Exemplare anzutreffen. Im Zuge der Überarbeitung dieses Typs 1964 wechselte man zu einer Zweifarb-Lackierung, wobei der Bereich des Steuerkopfes weiß, der übrige Rahmen hingegen farbig (Uni-Lack) gehalten war. In diesem Zusammenhang änderte man auch das Rahmendekor, das bereits nach kurzer Zeit (Ende 1965) erneut überarbeitet wurde, diesmal jedoch nur geringfügig. 1965 wurde das Farbprogramm um ein kräftiges blau erweitert, ab etwa 1968 kamen weitere Farben hinzu. In diesem Erscheinungsbild wurden die Tourensporträder bis zur nächsten größeren Überarbeitung im Jahr 1979 ausgeliefert. Fortan waren die Rahmen einfarbig lackiert, das Dekor änderte sich erneut. Markant war hierbei der Aufkleber am Sattelrohr mit dem Aufdruck "TS", was oft fälschlicherweise als Typenbezeichnung angesehen wird. Die Ausführungen mit Leichtmetallschutzblechen besaßen teilweise Metallic-Lackierungen, während man bei den wenigen Fahrrädern mit Stahlschutzblechen grundsätzlich Uni-Lack verwendete. Mit den seit 1986 üblichen Rahmenaufklebern ist das Modell 35 102 jedoch nur noch selten zu finden. Am Oberrohr befand sich nun ein Aufkleber mit dem Schriftzug "Toursport". Details zu den bei Diamant verwendeten Rahmendekoren sind hier zu finden.
Galerie
Weitgehend original erhalten, der Kettenschutz ist ein zeitgenössisches Zubehörteil. Sattelmuffe bereits in überarbeiteter Form.
Das Rad wurde offenbar recht viel genutzt, jedoch bei guter Pflege. Den Felgen fehlt infolge einer Ausbesserung mittels schwarzer Farbe die originale Linierung.
Der Sattel wurde mitsamt der Werkzeugtasche ergänzt, es könnte eventuell auch ein Sattel mit Möve-Plakette damals üblich gewesen sein.
Ausstattung mit 58 cm breitem Flachlenker, die Bereifung von Kowalit wurde rekonstruiert. Scheinwerfer von FER, zu dieser Zeit wurden parallel auch solche von FEK verwendet.
Fotografie von etwa 1961
(vrmtl. als Katalogbild vorgesehen)
links im Bild ein Modell 35 102; rechts ein Modell 35 154Baujahresgleiches Pärchen, bestehend aus Vertretern der Modelle 35 102 und 35 154.
Das Steuerkopfschild aus Aluminium wurde bereits durch ein Abziehbild ersetzt, der Rest des Dekors (Weltmeisterringe und Strahlenkopf) ist noch wie in den Jahren zuvor.
Der Gepäckträger besitzt noch die sogenannte Schwedenform, die nur bis 1964 verwendet wurde.
Das Fahrrad weist noch ein BSA-Tretlager, sowie den Rücklichttyp 8507.8 auf.
Anlötteile am Rahmen
Im Gegensatz zur Damenausführung besaß das Herrenrad erst ab 197? zusätzliche Befestigungspunkte für den Kettenschutz, da dieser ab dann Bestandteil der Serienausstattung war.
Verwendungszweck | Bemerkungen |
---|---|
Halterung für Luftpumpe | am Sattelrohr; spät. 1962 überarbeitet |
Halterung für Dynamo | am Hinterbau; ab 1964 |
Halterung für Kettenschutz | ab 197? |
Technische Merkmale
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