Diamant Modell 35 154

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Einordnung in die Modellpalette

Als Modell 35 154 wurde ab 1959 das bisherige Modell 202 angeboten. Die Herrenausführung hieß nunmehr Modell 35 102. Technisch blieben die Räder jedoch unverändert. Mit Erscheinen des besser ausgestatteten Modells 35 156 im Jahr 1964 nahm Modell 35 154 die Rolle des einfachen Basismodells ein. Im Laufe des Jahres 1975 wurde die hier beschriebene Ausführung schließlich durch das neue Modell 35 157 abgelöst, das sich jedoch nur durch eine geänderte Rahmenform unterschied. Noch bis ca. 1970 war die hier beschriebene Ausstattungsvariante das dominierende Tourensportrad-Modell bei Diamant, danach wurde die hochwertiger ausgestatteten Modelle häufiger produziert.

Ende der 1960er Jahre gab es Bestrebungen, Mifa als alleinigen Fahrradhersteller in der DDR zu etablieren, um bei Diamant größere Kapazitäten zur Herstellung von Strickmaschinen bereitzustellen. Vor diesem Hintergrund wurde zunächst im April 1969 die Produktion von Sporträdern von Diamant zu Mifa verlagert. Eine Mifa-Betriebschronik berichtete, dass im Mifa-Werk im Dezember 1969 außerdem der Anlauf der Nullserienfertigung von Tourensporträdern mit einer Laufradgröße von 26" geplant war, um "die Übernahme der in 'Elite Diamant' einzustellenden Fahrradproduktion" zu gewährleisten. Die Produktion der sportlichen Tourenräder Modell 102 und Modell 154 wurde laut Mifa-Betriebszeitung Ausgabe März/April 1971 zum 1. Januar 1971 vom VEB Elite-Diamant übernommen. Generell hatte Mifa um 1970 jedoch Schwierigkeiten, die gemäß Planvorgaben geforderten Stückzahlen zu realisieren. Eine vollständige Verlagerung der Produktion der Tourensport-Modelle erfolgte daher nicht, stattdessen wurden sie nun sowohl weiterhin in Karl-Marx-Stadt als auch in Sangerhausen gefertigt.

Rahmen und Ausstattung

Die Rahmenkonstruktion beinhaltete Elemente sowohl von Touren- als auch von Sportrahmen (u.a. Ausfallenden vorn und hinten, jedoch Rahmengeometrie ähnlich wie Tourenräder). Der Hinterbau war offen und mit geraden Ketten- und Sitzstreben ausgeführt (genaue Angaben zu konstruktiven Merkmalen von Fahrradrahmen sind hier zu finden). Am Sattelrohr war eine Luftpumpenhalterung angelötet, und auch für den Kettenschutz waren entsprechende Befestigungspunkte vorhanden. Die Räder besaßen stets Keiltretlager (BSA-Ausführung) und Aluminiumfelgen. Die Stahlschutzbleche waren in Rahmenfarbe lackiert und weiß liniert. Ein Flachlenker ohne Vorbau, eine Stempelbremse mit Bowdenzug sowie ein Gepäckträger in Schwedenform waren weitere Ausstattungsmerkmale. Anders als die Herrenausführung besaß die Damenvariante einen Tourensattel sowie ein Kleidernetz.
Eine recht ungewöhnliche Ausnahme bildeten schwarz lackierte Fahrräder, diese wurden grundsätzlich mit lackierten Stahlfelgen ausgestattet. Gemäß einem Spezialkatalog für Straßenfahrzeuge von 1963 wurden diese schwarz lackierte Variante preisgünstiger verkauft (219,- DM) als die bunt lackierten und mit Leichtmetallfelgen ausgestatteten Fahrräder (242,- DM). Belegt sind derartige Fahrräder bis zum Jahr 1966.
Die folgende Tabelle erlaubt eine Übersicht über die Unterschiede in den Ausstattungsdetails der Damen-Tourensporträder, wie sie zwischen 1966 und 1975 bestanden.

Ausstattungsdetail Modell 35 154 Modell 35 156
Lenker Flachlenker "Gesundheitslenker"
Vorderradbremse Stempelbremse mit Bowdenzug Felgenbremse
Achsmuttern Sechskantmuttern Flügelmuttern
Kettenschutz ohne Kettenschutz Stahl, verchromt
Gepäckträger lackiert verchromt
Schutzbleche Stahl, lackiert Aluminium, poliert
Lackierung Uni-Lack Metallic-Lack
Kleidernetz klassisch sportlich

Änderungen während der Produktionszeit

Die Form der Sattelmuffe wurde vermutlich 1960 vereinfacht, indem man auf die Aussparung verzichtete. 1961 veränderte man die Befestigung des Kettenschutzes. Statt der bisherigen Laschen wurden nun Hülsen angelötet, an denen man den Kettenschutz einfacher befestigen konnte. Bis spätestens 1962 wurde auch die Form der Luftpumpenhalterung verändert. Im Verlauf des Jahres 1964 fand schrittweise eine umfangreichere Überarbeitung dieses Fahrradtyps statt. Zunächst entfiel ab Anfang 1964 das Steuerkopfschild, und ab dem I. Quartal 1964 gab es eine am Hinterbau angelötete Halterung für den Dynamo. Auch der bisherige Gepäckträger ("Schwedenform") wurde im Laufe des Jahres 1964 durch einen neuen ersetzt, der nunmehr an dem kleinen Stegrohr zwischen den Sitzstreben befestigt wurde. Etwa zeitgleich wurde das hintere Ausfallende überarbeitet. Im Zuge der Einführung des Modells 35 156 erhielt auch die hier beschriebene Ausführung Felgen mit veränderten Flanken.

Eine Angleichung an die Tourensporträder von Mifa fand 1973 statt, indem das Stegrohr zwischen den Kettenstreben durch eine einfachere Stegplatte ersetzt wurde.
Weitere Veränderungen betrafen vor allem Details der Ausstattung. Anfangs waren die Tretkurbeln dieses Fahrradtyps mit abnehmbaren Kettenblättern ausgestattet, doch ab 1962 wurden die Kettenblätter dann fest mit der rechten Tretkurbel verbunden. Anfang der 1970er Jahre wurden die breiten Felgen durch deutlich schmalere mit fünfflächigem Profil ersetzt.

Lackierung und Rahmendekor

Der Typ 35 154 besaß bis 1964 eine Uni-Lackierung mit Strahlenkopfdekor analog des Vorgängermodells 202, sowie am Sattelrohr ein Emblem mit einem doppelten Speichenrad. Dieses wurde von den bekannten Weltmeisterringen eingefasst und war typisch für die Diamant-Fahrräder jener Zeit. Der Strahlenkopf war silberfarben, mit transparent aufgetragenen Dreiecken in Rahmenfarbe. Schwarz lackierte Fahrräder hatten einen blauen Strahlenkopf mit dunkelblau aufgetragenen Dreicken. Diese Verzierung war ein Merkmal früher Exemplare, die Dreiecke entfielen spätestens 1961, etwa zu diesem Zeitpunkt wurde der blaue Strahlenkopf der schwarz lackierten Fahrräder durch den üblichen silberfarbenen ersetzt. 1962 wurde die Doppellinierung der Schutzbleche durch eine einfache Linierung ersetzt. Bei den letzten Tourensporträdern mit dem frühen Lackierungsschema (1964) wurden die Steuerkopfschilder bereits durch einfachere Schiebebilder ersetzt.

Im Zuge der Überarbeitung dieses Typs 1964 wechselte man zu einer Zweifarb-Lackierung, wobei der Bereich des Steuerkopfes weiß, der übrige Rahmen hingegen farbig (Uni-Lack) gehalten war. In diesem Zusammenhang änderte man auch das Rahmendekor, das bereits nach kurzer Zeit (Ende 1965) erneut überarbeitet wurde, diesmal jedoch nur geringfügig. Dieses Lackierungsschema wurde auch beim Nachfolgemodell 35 157 zunächst beibehalten. Details zu den bei Diamant verwendeten Rahmendekoren sind hier zu finden. Bis 1964 wurden die Fahrräder meist in kräftigem rot oder grün lackiert. Seltener sind in diesem Zeitraum auch schwarz oder hellblau lackierte Exemplare anzutreffen. 1965 wurde das Farbprogramm um blau und mintgrün erweitert. Ab etwa 1968 kamen noch weitere Farben hinzu.

Galerie

Anlötteile am Rahmen

Im Gegensatz zur Herrenausführung besaß das Damenrad zusätzliche Befestigungspunkte für den Kettenschutz, da dieser Bestandteil der Serienausstattung war (beim Herrenrad erst später eingeführt).

Verwendungszweck Bemerkungen
Halterung für Luftpumpe am Sattelrohr; spät. 1962 überarbeitet
Halterung für Dynamo am Hinterbau; ab 1964
Halterung für Kettenschutz 1961 überarbeitet

Technische Merkmale