Kettenschützer
Kettenschützer waren ursprünglich ein Merkmal von Damenfahrrädern. Sie sollten weniger die Kette selbst, sondern vielmehr die Bekleidung davor schützen, sich zwischen Kette und Zahnkranz zu verfangen oder davon beschmutzt zu werden. Für den Schutz der Hosen von Herren wurden diese entweder hochgekrempelt oder Hosenklammern verwendet. In der DDR waren Kettenschützer für Herrenräder vergleichsweise lange unüblich. Erstmalig stattete man ab 1956 die Luxussport-Herrenräder von Diamant serienmäßig mit Kettenschutz aus, auch für Exportzwecke wurden Kettenschützer für Herrenräder verwendet. Erst ab Ende der 1970er Jahre wurden grundsätzlich alle Herrenräder mit einem Kettenschutz ausgestattet. Kettenschützer gab es aus Stahl in Rahmenfarbe lackiert, verchromt, sandfarben (als Zubehörteil), aus schwarzem Kunststoff sowie aus blankem Aluminium.
Bis Anfang/Mitte der 1960er Jahre wurden Kettenschützer mittels Schellen befestigt. Sport- und Tourensport-Damenräder von Diamant besaßen hingegen bereits ab 1954 an den Rahmen angelötete Halterungen, mittels derer der Kettenschutz verschraubt wurde. Diese Bauweise setzte sich in den 1960er Jahren dann allgemein durch. Die Kettenschützer unterschieden sich nach Länge, Form, Art der Befestigung am Rahmen sowie damit korrespondierend der Position der Halterungen (entsprechend der verschiedenen Rahmenformen). So gab es bis in die zweite Hälfte der 1950er Jahre Kettenschützer, die den oberen Kettenzug nahezu vollständig abdeckten und fast bis zur Sitzstrebe reichten. Seit Mitte der 1950er hingegen dominierte die kürzere Ausführung, die in der Gestaltung der Kettenschiene bis 1990 praktisch unverändert blieb.
Ab Anfang der 1980er Jahre wurden einige Fahrradmodelle mit verbesserten Kettenschützern ausgestattet, die den oberen und unteren Kettenzug sowie das Kettenblatt abdeckten. Von diesen Kettenschützern sind verschiedene Ausführungen bekannt. Während an Fahrrädern von Diamant und teilweise bei Mifa eine Variante aus Metall verwendet wurde, sind von einigen Mifa- und Fortschritt-Modellen auch solche Kettenschützer aus Kunststoff bekannt. Bei Fahrrädern mit dem verbesserten Kettenschutz fehlen meist die sonst üblichen Hülsen am Unter- und Sattelrohr. Stattdessen verwendete man Halterungen, die am Tretlager festgeschraubt wurden. Mifa-Sporträder mit Kettenschaltung und die Rennsporträder von Diamant besaßen in den 1980er Jahren einen am Kettenblatt zu befestigenden Kettenschutzring.
Hersteller
Unter anderem:
- Diamant (belegt für 1962 bis 1968)
- LUMET (belegt für 1954 bis 1957)
- Luther (belegt für 1947, 1950, 1958, 1960 bis 1971)
- VEB Fahrradteile Bad Liebenstein (belegt für 1972 bis 1976)
- VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk Ernst Thälmann Suhl (belegt für 1950, 1976 bis 1984), dort spätestens ab 1981 Werk 9, Barchfeld
- KEBA (belegt für 1985 bis 1989)
- Mifa (belegt für 1971)
- Saxonia (belegt für 1947, 1948, 1955 bis 1959)
- Wikrol (belegt für 1952 bis 1964)
- VEB Berliner Metallhütten- und Halbzeugwerke (belegt für 1956)
- bislang unbekannter Hersteller aus Zossen (belegt für 1955)
- VEB Erntemaschinen Bischofswerda (1980er Jahre)
- VEB Blechformwerke Erzgebirge, Bernsbach (belegt für 1962)
- Becas (belegt für 1962)
Ausführungen
-
Zeitraum: um 1950
Hersteller:
Verwendung:
Material: Stahlblech, lackiert
Bemerkungen: -
Zeitraum: 1950er Jahre
Hersteller: Wikrol
Verwendung:
Material: Stahlblech, lackiert
Bemerkungen: kurze, auffällig geschwungene Form -
Zeitraum: 1950er Jahre (hier: um 1957)
Hersteller: Saxonia
Verwendung:
Material: Stahlblech, lackiert
Farben: silber (im Bild), schwarz
Bemerkungen: kurze Ausführung -
Zeitraum: 1950er Jahre
Hersteller:
Verwendung: Export-Tourenräder, Damen-Tourenräder
Material: Stahlblech, farbig oder schwarz lackiert
Bemerkungen: geklemmte Befestigung des Halters, lange Ausführung -
Zeitraum: 195x bis 19xx
Hersteller:
Verwendung: Damen-Fahrräder von Mifa und Möve, Tourensporträder von Simson, Damen-Tourensporträder von Diamant
Material: Stahlblech, lackiert
Bemerkungen: Geklemmte Befestigung der Halterung, kurze Ausführung -
Zeitraum: ca. 1954 bis 1990
Hersteller:
Verwendung: Bis ca. 1961 nur Damenräder von Diamant, später an vielen Fahrradmodellen
Material: Stahlblech, farbig lackiert
Bemerkungen: geschraubte Befestigung des Halters -
Zeitraum: 1965 bis 1990
Hersteller:
Verwendung: zahlreiche Fahrradmodelle
Material: Stahlblech, verchromt
Bemerkungen: geschraubte Befestigung des Halters -
Zeitraum: 1979-1982
Hersteller: Mifa
Verwendung: Tourensporträder (28") von Mifa
Material: Stahlblech, verchromt
Bemerkungen: -
Zeitraum: 1982-1985
Hersteller: Mifa
Verwendung: Tourensporträder von Mifa
Material: Stahlblech, schwarz lackiert
Bemerkungen: -
Zeitraum: 1985 bis 1990
Hersteller: Mifa
Verwendung: Tourensporträder von Mifa, Export-Fahrräder von Mifa
Material: Stahlblech, lackiert
Bemerkungen: Der Rahmenfarbe entsprechend lackiert. -
Zeitraum: 1983 bis 1985
Hersteller:
Verwendung: Tourensport- und Universalräder von Mifa
Material: Kunststoff
Bemerkungen: neigt aufgrund des weichen Materials zur Verformung -
Zeitraum: spät. 1984 bis mind. 1987
Hersteller: VEB Erntemaschinen Bischofswerda
Verwendung: Jugendfahrräder 24" und 26" aus dem Kombinat Fortschritt Landmaschinen
Material: Kunststoff, Stahlblech
Bemerkungen: Ohne Verbindung (Kunststoff) zwischen oberer und unterer Kettenabdeckung -
Zeitraum: 198x bis 1990
Hersteller: VEB Erntemaschinen Bischofswerda
Verwendung: Jugendfahrräder 24" und 26" aus dem Kombinat Fortschritt Landmaschinen
Material: Kunststoff, Stahlblech
Bemerkungen: Mit Verbindung (Kunststoff) zwischen oberer und unterer Kettenabdeckung
-
Zeitraum: 1956 bis 1957
Hersteller: Diamant
Verwendung: Diamant-Luxus-Sporträdern
Material: Aluminium
Bemerkungen: nur am Unterrohr und an der Kettenstrebe befestigt. 1956 eventuell auch zwei- und dreifach durchbrochene Ausführungen. -
Zeitraum: 1957 bis 1967
Hersteller: Diamant
Verwendung: Diamant-Luxus-Sporträdern
Material: Aluminium
Bemerkungen: an Unter- und Sitzrohr sowie an der Kettenstrebe befestigt -
Zeitraum: 1988 bis 1990
Hersteller:
Verwendung: Rennsporträder von Diamant
Material: Stahl, verchromt
Bemerkungen: Verwendung an Kettenblättern von Thun -
Zeitraum: spät. 1983 bis 1990
Hersteller: Mifa
Verwendung: Mifa-Sporträder mit Kettenschaltung
Material: Aluminium, eloxiert
Bemerkungen: Auch als mattschwarz eloxierte Ausführung produziert.
-
Zeitraum: 1988 bis 1990
Hersteller:
Verwendung: Mifa Modell 1001
Material: Kunststoff
Bemerkungen: Halterung am Sitzrohr verschweißt. -
Zeitraum: 1970er Jahre
Hersteller:
Verwendung: Kinderfahrrad Modell KF 151
Material: Kunststoff
Bemerkungen: -
Zeitraum: Ende 1970er bis Mitte 1980er Jahre
Hersteller:
Verwendung: Kinderfahrräder Modell KF 154, Modell KF 700, Modell KF 701, Modell KF 706
Material: Kunststoff
Bemerkungen: -
Zeitraum: 1980er Jahre
Hersteller:
Verwendung: Kinderfahrräder Modell KF 900, Modell KF 9100, Modell KF 9103, Modell KF 9110, Modell KF 9200
Material: Kunststoff
Bemerkungen: -
Zeitraum: um 1984
Hersteller:
Verwendung: Kinderfahrrad Modell "Janny"
Material: Stahlblech, vernickelt
Bemerkungen: Haltebügel mit Kettenschutz verschweißt, Befestigung mittels Schrauben direkt am Rahmen -
Zeitraum: 1960er bis 1980er Jahre
Hersteller:
Verwendung: 12,5 Zoll-Kinderfahrräder der Hersteller Bächtiger bzw. VEB Metallwaren "Blitz"
Material: Stahlblech, lackiert
Bemerkungen:
Befestigung am Rahmen
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Teilweise bis Mitte der 1960er Jahre wurde der Kettenschutz mit Schellen am Rahmen angeschraubt.
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Hinten erfolgte die Befestigung mittels einer Halterung, die an die Kettenstrebe geschraubt wurde.
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An Sport- und Tourensport-Damenrädern von Diamant wurde der Kettenschutz stets an Anlötteile des Rahmens angeschraubt statt geklemmt. Ab 1962 erfolgte die Verschraubung an Hülsen (Foto). Später wurden auch Herrenräder und Räder anderer Hersteller damit ausgestattet.
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Befestigungsmaterial zur Montage des Kettenschutzes an den links abgebildeten Hülsen.
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Bei den Luxus-Sporträdern von Diamant wurde der Kettenschutz an Winkel angeschraubt, die am Sattel- und Unterrohr angelötet waren. Darüber hinaus sorgte eine Halterung, die auf der Kettenstrebe befestigt wurde, für zusätzliche Stabilität.
