Diamant Modell 167: Unterschied zwischen den Versionen

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Nach dem Ende des Krieges produzierte [[Diamant]] Rennräder nur in sehr kleiner Stückzahl. Bis April 1954 entstanden knapp 700 Exemplare des bekannten [[Diamant Modell 67|Modells 67]]. 1952 hatte die Entwicklung eines völlig neuen Rennrads begonnen. Die [[Rundscheidengabel]] sollte ein charakteristisches Merkmal der neuen Rennräder werden und tatsächlich behielt man diese Gabel bis 1990 bei. Nachdem sich die Versuchsserie bei Radsportveranstaltungen bestens bewährt hatte, begann noch im Jahre 1954 die Serienfertigung.<br>
===Einordnung in die Modellpalette===
Speziell für die Friedensfahrt und ähnliche Radsportveranstaltungen entstanden ab 1955 in sehr geringer Stückzahl die sogenannten [[Diamant "Friedensfahrt-Modell"|''"Friedensfahrt-Modelle"'']], die allein den beteiligten Radsportlern vorbehalten waren und für sie maßgefertigt wurden. Die parallel weiterlaufende Serienfertigung des Standard-''Modells 167'' erreichte im selben Jahr deutlich höhere Stückzahlen, lag mit 4189 Exemplaren aber noch immer recht niedrig.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges produzierte [[Diamant]] Rennräder nur in sehr kleiner Stückzahl. Bis April 1954 entstanden knapp 700 Exemplare des bekannten [[Diamant Modell 67|Modells 67]]. 1952 hatte die Entwicklung eines völlig neuen Rennrads begonnen. Dabei war auch die Konstruktion und Bereitstellung entsprechender Komponenten (wie z.B. Gangschaltungen, Bremsen und Felgen) durch verschiedene Zulieferbetriebe zu gewährleisten. Nachdem sich die Versuchsserie bei Radsportveranstaltungen bestens bewährt hatte, begann noch im Jahre 1954 die Serienfertigung. Diese kam zunächst jedoch nur schleppend in Gang - bis zum Ende des Jahres 1954 entstanden lediglich 427 Rennräder. Die Ursache lag in der Nicht-Einhaltung von Lieferterminen für [[Getriebe|Keilgetriebe]] durch den Zulieferer [[FZTW]]. Im darauffolgenden Jahr entstanden dann 4189 Rennräder des Typs 167.<br>Ausgeliefert wurde das Modell 167 in drei verschiedenen Varianten, die sich vor allem durch die Anzahl der Übersetzungen unterschieden. Es gab Ausführungen ohne [[Gangschaltung]], mit Viergang-[[Gangschaltung|Kettenschaltung]] oder Achtgang-[[Gangschaltung|Kettenschaltung]]. Im Zusammenhang mit der 1959 durchgeführten [[Sortimentsbereinigung]] erfolgte eine Vereinheitlichung der Typenbezeichnungen bei Fahrrädern. Ab dem gleichen Jahr wurden auch neue [[Rahmenmuffen]] verwendet, die den Übergang zu den gänzlich neu nummerierten Rennrädern markierten. Die drei verschiedenen Varianten des Modells 167 trugen fortan eigene Bezeichnungen:


* [[Diamant Modell 35 701]] - Straßen-Rennrad ohne Gangschaltung
* [[Diamant Modell 35 702]] - Straßen-Rennrad mit Viergang-Kettenschaltung
* [[Diamant Modell 35 703]] - Straßen-Rennrad mit Achtgang-Kettenschaltung


Der Rahmen des neuen ''Modells 167'' bestand aus leichten Chrommolybdän-Stahlrohren und war in vier verschiedenen [[Rahmenhöhe|Rahmenhöhen]] lieferbar (52, 55, 58 oder 61 cm). Entsprechend der jeweiligen Rahmenhöhe wurde unter dem [[Tretlager]] ein Kennbuchstabe eingeschlagen, beim ''Modell 167'' zudem auch noch die Modellbezeichnung. Bei den Nachfolgemodellen ([[Diamant Modell 35 703|35 703]] usw.) findet man dann nur noch die Angabe der [[Rahmenhöhe]]. Die Rahmen besaßen viele zusätzliche [[Anlötteile]], etwa Zugführungen für die hintere [[Bremsen|Felgenbremse]] und für die [[Gangschaltungen|Kettenschaltung]], Sockel für die [[Gangschaltungen|Schalthebel]] sowie angelötete Spitzen zur Aufnahme der [[Luftpumpen|Luftpumpe]]. An der linken Sitzstrebe war zudem eine Blechlasche angelötet, die zur Befestigung des Reflektors diente.  
Dennoch wurden Rahmen mit den bisherigen Muffen parallel zu solchen mit den überarbeiteten Muffen produziert. Der letzte bislang bekannte Rahmen des Typs 167 wurde im Januar 1961 gebaut.


Es gab Ausführungen ohne [[Gangschaltung]], mit Viergang-[[Gangschaltung|Kettenschaltung]] oder Achtgang-[[Gangschaltung|Kettenschaltung]]. Die Räder ohne [[Gangschaltung]] hatten stets schräge [[Ausfallenden]], während die Ausführungen mit [[Gangschaltung]] ab etwa 1956 vertikale [[Ausfallenden]] besaßen, die zudem die Montage eines Kettenablagebolzens ermöglichten (sogenannte Täve-Nase). Anfangs wurden die Laufräder noch mit [[Flügelmuttern]] befestigt, aber ab 1957 wurden auch ab Werk die neuen [[Schnellspanner]] verbaut. Damit ging eine Vergrößerung des [[Übersicht Gewindetypen und Gewindemaße|Achsdurchmessers]] der [[Naben|Vorderradnaben]] von 7,9 mm auf 9,5 mm einher, worauf auch die Gabelenden abgestimmt werden mussten.
===Rahmen und Ausstattung===
Der Rahmen des neuen Rennrads ''Modell 167'' bestand aus leichten Chrommolybdän-Stahlrohren und war in vier verschiedenen [[Übersicht Abmessungen#Rahmenhöhe|Rahmenhöhen]] lieferbar (52, 55, 58 oder 61 cm). Entsprechend der jeweiligen Rahmenhöhe wurde unter dem [[Tretlager]] ein Kennbuchstabe eingeschlagen, beim ''Modell 167'' zudem auch noch die Modellbezeichnung. Bei den Nachfolgemodellen ([[Diamant Modell 35 703|35 703]] usw.) fand man dann nur noch die Angabe der [[Übersicht Abmessungen#Rahmenhöhe|Rahmenhöhe]]. Die [[Rundscheidengabel]] sollte ein charakteristisches Merkmal der neuen Rennräder werden und tatsächlich behielt man diese Gabel bis 1990 bei. Ziel dieser Entwicklung war es, die Dämpfung von Stößen, die von der Fahrbahn auf das Vorderrad übertragen werden, zu verbessern.<br>Die Rahmen besaßen viele zusätzliche [[Anlötteile]], etwa Zugführungen für die hintere [[Bremsen|Felgenbremse]] und für die [[Gangschaltung|Kettenschaltung]], Sockel für die [[Gangschaltung|Schalthebel]] sowie angelötete Spitzen zur Aufnahme der [[Luftpumpen|Luftpumpe]]. An der linken Sitzstrebe war zudem eine Blechlasche angelötet, die zur Befestigung des Reflektors diente.<br>Wie beim [[Diamant Modell 67|Vorgängermodell]] bestanden viele Anbauteile aus [[Leichtmetall]], also Aluminium ([[Lenker|Rennlenker]], [[Vorbauten|Vorbau]], [[Sattelstützen|Sattelstütze]] und vereinzelt auch die [[Tretkurbeln]]). Die Lenker mit einer Breite von 38 cm und der Prägung ''Diamant Modell 167'' wurden stets in Verbindung mit einem Vorbau verwendet. Die Vorbauten bezog man von Grünert, ebenso die [[Felgen|Aluminiumfelgen]] (27"). Diese wurden mit [[Schlauchreifen]] versehen. Die Rennpedale kamen zunächst von [[FZTW]] und bestanden ebenfalls aus Aluminium, doch schon bald wurden sie durch solidere Stahlpedale von [[Infesto]] ersetzt. Zur weiteren Gewichtsoptimierung besaß das [[Tretlager|Keiltretlager]] eine hohlgebohrte Welle. Ab Werk wurden die Rennräder in "Trainingsausstattung", also mit Leichtmetall-[[Schutzbleche|Schutzblechen]] und einer speziellen [[Fahrradklingeln|Rennklingel]] ausgeliefert. Überwiegend wurde diese Trainingsausstattung jedoch abgebaut. Ein [[Sättel|Leder-Rennsattel]] vom [[Möve|VEB Möve-Werk Mühlhausen]] sowie eine lange Aluminium-[[Luftpumpen|Luftpumpe]] rundeten die Ausstattung ab. Gemäß [[DHZ-Katalog]] von 1956 kostete das Modell 167 776,50 DM (mit Viergang-Kettenschaltung) bzw. 819,50 DM (mit Achtgang-Kettenschaltung).


Die [[Gangschaltung|Kettenschaltung]] stammte zunächst komplett von [[Optima]], ab 1957 wurden dann [[Renak]]-Schaltwerke und gegebenenfalls [[Elgersburg]]-Umwerfer verbaut. Die Schalthebel kamen weiterhin von [[Optima]].<br>
===Änderungen während der Produktionszeit===
Wie die [[Schaltung]] stammten auch die [[Bremsen]] zunächst von [[Optima]], wobei diese mit denen der [[Diamant Sportrad-Modelle|Sporträder]] identisch waren. Erst die [[Alda]]-Rennbremsen verfügten zusätzlich über Seilzugentlaster, die einen einfacheren Radwechsel ermöglichen sollten.
Die Räder ohne [[Gangschaltung]] hatten stets schräge [[Gabelenden#Ausfallenden|Ausfallenden]], während die Ausführungen mit [[Gangschaltung]] ab etwa 1956 vertikale [[Gabelenden#Ausfallenden|Ausfallenden]] besaßen, die zudem an der sogenannten "Täve-Nase" die Montage eines Kettenablagebolzens ermöglichten. Anfangs wurden die Laufräder noch mit [[Flügelmuttern]] befestigt, aber ab 1957 wurden auch ab Werk die neuen [[Schnellspanner]] verbaut. Damit ging eine Vergrößerung des [[Übersicht_Abmessungen#Gewinde|Achsdurchmessers]] der [[Naben|Vorderradnaben]] von 7,9 mm auf 9,5 mm einher, worauf auch die Gabelenden abgestimmt werden mussten. Die [[Gangschaltung|Kettenschaltung]] stammte zunächst komplett von [[Optima]], ab 1957 wurden dann [[RENAK]]-Schaltwerke und gegebenenfalls [[Elgersburg]]-Umwerfer verbaut. Die Schalthebel kamen weiterhin von [[Optima]]. Wie die [[Gangschaltung|Schaltung]] stammten auch die [[Bremsen]] zunächst von [[Optima]], wobei diese mit denen der [[Modelle Diamant#Diamant Sporträder|Sporträder]] identisch waren. Erst die [[Alda]]-Rennbremsen verfügten zusätzlich über Seilzugentlaster, die einen einfacheren Radwechsel ermöglichen sollten.


Wie beim [[Diamant Modell 67|Vorgängermodell]] bestanden viele Anbauteile aus [[Leichtmetall]], also Aluminium ([[Lenker|Rennlenker]] mit 38cm Breite und ''"Diamant - Modell 167"''-Prägung, [[Vorbauten|Vorbau]] von [[Grünert]], [[Pedale]] von [[Infesto]], [[Naben]], [[Sattelstütze]] und vereinzelt auch die [[Tretkurbeln]]). Zudem waren alle Ausführungen des Modells 167 grundsätzlich mit [[Felgen|Leichtmetallfelgen]] (27") für [[Schlauchreifen]] ausgestattet und besaßen zur weiteren Gewichtsoptimierung ein [[Tretlager|Keiltretlager]] mit hohlgebohrter Welle.<br>
===Lackierung und Rahmendekor===
Ab Werk wurden die Rennräder in "Trainingsausstattung", also mit [[Schutzbleche|Leichtmetall-Schutzblechen]] und einer speziellen [[Fahrradklingeln|Rennklingel]] ausgeliefert. Überwiegend wurde diese Trainingsausstattung jedoch abgebaut. Ein [[Sättel|Leder-Rennsattel]] vom [[Möve|VEB Möve-Werk Mühlhausen]] sowie eine lange Aluminium-[[Luftpumpen|Luftpumpe]] rundeten die Ausstattung ab.  
Die Rahmen besaßen anfangs eine [[Lackierung#Lasur-Lack ("Metalleffekt-Lack")|Lasur-Lackierung]] mit Ringverzierung an Sattel- und Unterrohr sowie an der Gabel. Besonders frühe Rennräder (bis 1956) besaßen auch noch ein anderes [[Datierung Diamant Fahrräder|Steuerkopfschild]]. Ab Ende 1956 kam eine andere Farbpalette zur Anwendung, wobei es sich um neue [[Lackierung#Metallic-Lack ("Fischsilber-Lack")|Metallic-Lackierungen]] ("Fischsilber-Lackierungen") handelte. Auch das Rahmendekor änderte sich und wurde in dieser Form auch bei den Nachfolgemodellen noch bis 1964 beibehalten. Markant sind die bunten "Weltmeisterringe" am Sattelrohr, am Unterrohr und an den Gabelscheiden. Details zu den bei Diamant verwendeten Rahmendekoren sind [[Datierung Diamant Fahrräder#Datierung mit Hilfe des Rahmendekors|hier]] zu finden.


Die Rahmen besaßen eine Metalleffektlackierung und anfangs eine Ringverzierung an Sattel- und Unterrohr sowie an der Gabel. Besonders frühe Rennräder (bis 1956) besaßen auch noch ein anderes [[Datierung Diamant Fahrräder|Steuerkopfschild]]. Ende 1956 änderte man das Rahmendekor. Markant waren dabei die "Weltmeisterringe" am Sattelrohr, Unterrohr und an der Vorderradgabel. Dieses Dekor sowie die Steuerkopfschilder behielt man bis 1964 bei. Details zu den bei Diamant verwendeten Rahmendekoren sind [[Datierung Diamant Fahrräder#Datierung mit Hilfe des Rahmendekors|hier]] zu finden.
==="Friedensfahrt"-Ausführung===
Neben den Serien-Straßenrennrädern entstanden bei Diamant ab 1955 auch auf dem Modell 167 basierende, technisch weiterentwickelte Rennradmodelle in geringer Stückzahl. Da diese gezielt auf die Bedürfnisse der Friedensfahrt-Mannschaften der DDR hin entwickelt wurden, bezeichnete man sie fortan als "Friedensfahrt-Modelle". In den Diamant-Produktionslisten sind sie entsprechend mit "FF" gekennzeichnet. Bis in die 60er Jahre ermöglichten diese Modelle die Erfolge der DDR-Rennfahrer bei dem international bedeutendsten Amateurradrennen der damaligen Ostblockstaaten. Möglich wurde das unter anderem durch technische Lösungen, die so nie oder erst Jahre später den Weg in die Serie fanden und auf die im entsprechenden Artikel [[Diamant "Friedensfahrt-Modell"|"Friedensfahrt-Modelle"]] eingegangen werden soll.


Im Zuge der [[Sortimentsbereinigung]] 1959 kam es zur Vereinheitlichung der Typenbezeichnungen. Ab dem selben Jahr wurden auch neue [[Rahmenmuffen]] verwendet, die gleichzeitig den Übergang zu den Modellen [[Diamant Modell 35 701|35 701]], [[Diamant Modell 35 702|35 702]] und [[Diamant Modell 35 703|35 703]] markierten. Dennoch wurden Rahmen mit den bisherigen Muffen parallel zu solchen mit den überarbeiteten Muffen produziert. Die letzten bekannten Rennräder des Typs 167 stammen von 1960.  
===Galerie===
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Datei:Diamant Modell 167 Katalogauszug 1954.jpg|Modell 167, Katalogabbildung von 1954.
Datei:Diamant-Modell-167-1955-1.jpg|[[Diamant]] "Modell 167", Baujahr 1955
Datei:Diamant-Modell-167-1955-2.jpg|mit Ausnahme der Bereifung vollständig originalgetreu wiederhergestellt
Datei:Diamant-Modell-167-1955-3.jpg|Bremsen und Schaltung von [[Optima]]<br>([http://www.ipernity.com/doc/328563/album/457147 Detailansichten der Ausstattung])
Datei:Diamant-Modell-167-1956.jpg|Diamant "Modell 167", Baujahr 1956 ([http://www.flickr.com/photos/nickelbike/sets/72157626083938425/with/5503198130/ Detailansichten])
Datei:WerbungModell167.jpg|Modell 167, Katalogauszug von 1957.
Datei:Diamant Modell 167 1957.jpg|Modell 167, Katalogabbildung von 1957.
Datei:Diamant-167-Prägung.jpg|Prägung der Modellnummer auf der Unterseite der Tretlagermuffe<br>('''a''' gibt die [[Übersicht Abmessungen#Rahmenhöhe|Rahmenhöhe]] - 610mm - an)
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===Berichte und Werbung zu Diamant-Rennrädern===
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Datei:Neue Rennräder ND 19-9-1953.jpg|Bericht im ''Neuen Deutschland'' vom 19. September 1953 über die auf der Leipziger Herbstmesse 1953 vorgestellten Diamant-Rennräder Modell 167 und Modell 177.
Datei:Neue Rennräder ND 19-9-1953.jpg|Bericht im ''Neuen Deutschland'' vom 19. September 1953 über die auf der Leipziger Herbstmesse 1953 vorgestellten Diamant-Rennräder Modell 167 und Modell 177.
Datei:HOWerbungRennräder.jpg|Anzeige der staatlichen Handelsorganisation HO für den Verkauf der neu entwickelten Diamant-Rennräder (1954)
Datei:Anzeige HO Rennräder 1954.jpg|Anzeige der staatlichen Handelsorganisation ''HO'' für den Verkauf der neu entwickelten Diamant-Rennräder, 1954.
Datei:Diamant-Modell-167-1955-1.jpg|<span style="color:green">'''Referenz-Fahrrad''' [[Referenz-Fahrrad|(?)]]<br>[===================================</span><br>[[Diamant]] "Modell 167", Baujahr 1955
Datei:Artikel Diamant-Rennräder zur FF 1956 05-1956.jpg|Artikel in der Zeitschrift ''Freie Welt'' vom 10. Mai 1956 über den Einsatz von Diamant-Rennrädern zur Friedensfahrt 1956.
Datei:Diamant-Modell-167-1955-2.jpg|<br><span style="color:green">===================================</span><br>mit Ausnahme der Bereifung vollständig originalgetreu wiederhergestellt
Datei:Diamant-Modell-167-1955-3.jpg|<br><span style="color:green">===================================]</span><br>Bremsen und Schaltung von [[Optima]]<br>([http://www.ipernity.com/doc/328563/album/457147 Detailansichten der Ausstattung])
Datei:Diamant-Modell-167-1956.jpg|Diamant "Modell 167", Baujahr 1956 ([http://www.flickr.com/photos/nickelbike/sets/72157626083938425/with/5503198130/ Detailansichten])
Datei:WerbungModell167.jpg|Katalogauszug mit ''Diamant Modell 167'' von 1957
Datei:Diamant-167-Prägung.jpg|Prägung der Modellnummer auf der Unterseite der Tretlagermuffe<br>('''a''' gibt die [[Rahmenhöhe]] - 610mm - an)
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===[[Anlötteile]] am Rahmen===
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! Verwendungszweck !! Bemerkungen
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| Zugführung für hint. Felgenbremse
|
|-
| Zugführung für Kettenschaltung/Umwerfer
|
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| Halterung für Luftpumpe
| am Unterrohr
|-
| Halterung für Reflektor
| am Hinterbau
|-
| Sockel für Schalthebel
| am Unterrohr
|}
 
===Technische Merkmale===
===Technische Merkmale===
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* Rahmen aus Chrommolybdän-Stahlrohr mit [[Rahmenmuffen|Außenmuffen]], [[Rahmenhöhe]] 52, 55, 58 oder 61 cm
* Rahmen aus Chrommolybdän-Stahlrohr mit [[Rahmenmuffen|Außenmuffen]], [[Übersicht Abmessungen#Rahmenhöhe|Rahmenhöhe]] 52, 55, 58 oder 61 cm
* gerader Hinterbau, schräge bzw. vertikale [[Ausfallenden]]  
* gerader Hinterbau, schräge bzw. vertikale [[Gabelenden#Ausfallenden|Ausfallenden]]  
* Halterung für [[Rücklichter|Rücklicht]] bzw. Reflektor am Hinterbau angelötet  
* Halterung für [[Rücklichter|Rücklicht]] bzw. Reflektor am Hinterbau angelötet  
* angelötete Zugführungsösen für Schaltungsbowdenzug, Sockel für Schalthebel am Unterrohr angelötet  
* angelötete Zugführungsösen für Schaltungsbowdenzug, Sockel für Schalthebel am Unterrohr angelötet  
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* Vierfach-[[Ritzel|Leerlaufzahnkranz]] mit 21/19/17/15 Zähnen bzw. Leerlaufzahnkranz mit 20 Zähnen
* Vierfach-[[Ritzel|Leerlaufzahnkranz]] mit 21/19/17/15 Zähnen bzw. Leerlaufzahnkranz mit 20 Zähnen
* Vorderrad- und Hinterradnabe aus Leichtmetall
* Vorderrad- und Hinterradnabe aus Leichtmetall
* [[Gangschaltungen|Werfereinrichtung]] vorn (Ausführung mit Doppelkettenblatt)
* [[Gangschaltung|Werfereinrichtung]] vorn (Ausführung mit Doppelkettenblatt)
* Leichtmetall-[[Lenker|Rennlenker]] mit Leichtmetall-[[Vorbauten|Vorbau]]
* Leichtmetall-[[Lenker|Rennlenker]] mit Leichtmetall-[[Vorbauten|Vorbau]]
* polierte [[Schutzbleche|Aluminiumschutzbleche]]
* polierte [[Schutzbleche|Aluminiumschutzbleche]]
* Zubehör: Aluminium-[[Luftpumpen|Luftpumpe]], [[Werkzeugtaschen|Werkzeugtasche]]
* Zubehör: Aluminium-[[Luftpumpen|Luftpumpe]], [[Werkzeugtaschen|Werkzeugtasche]]
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==Friedensfahrtrahmen==
Die sogenannten ''Friedensfahrtrahmen'' waren die Basis für die Rennräder der DDR-Mannschaft, die gelegentlich auch als ''Modell 167 FF'' bezeichnet werden. Sie wurden ab 1954 in enger Zusammenarbeit mit den Rennfahrern und deren Mechanikern für das in den Ostblockstaaten bedeutendste Radrennen entwickelt und unterschieden sich vor allem durch eine spezielle Kettenwerfereinrichtung von dem normalen Modell 167. Daneben besaßen die Rahmen noch eine Reihe spezieller [[Anlötteile]], die nie am Serienmodell zu finden waren. Zunächst fällt dabei eine kleine Platte am Unterrohr auf, an der ein Flaschenhalter unmittelbar befestigt werden konnte. Die sonst am Unterrohr montierte [[Luftpumpe]] fand ihren Platz hinter dem Sitzrohr. Zusätzlich zur normalen [[Luftpumpe]] war vorne am Sitzrohr eine Pressluftkartusche angebracht, mit der die Reifen noch schneller gefüllt werden konnten. Außerdem gab es noch Kleinigkeiten wie einen speziellen Kettenfänger am linken [[Ausfallenden|Ausfallende]], der in vereinfachter Form auch den Weg in die Serie fand und kleine Ösen am Steuerkopf, die als Gegenhalter der von den Lenkerschalthebeln kommenden Schaltzüge dienten. In dieser Beziehung wurde besonders intensiv experimentiert, da mit am Lenker befestigten Schalthebeln für die Konkurrenz unauffälliger die Gänge gewechselt werden konnten und so kleiner Zeitvorteil bei Angriffen entstand.
Bis Anfang der 60er Jahre entstanden knapp 200 Exemplare dieses Spezialrahmens und zusammen mit der meist aus Frankreich, Italien und der BRD importierten Ausstattung waren die Friedensfahrt-Rennräder den für die Bevölkerung erhältlichen Serien-Modellen technisch und qualitativ weit überlegen. In der offiziellen Berichterstattung wurde dieser Umstand natürlich nicht erwähnt, sondern stattdessen die erfolgreichen Erzeugnisse aus volkseigener Produktion in den Vordergrund gestellt. Besonders intensiv wurden dabei die [[Kowalit]]-[[Schlauchreifen]] und die [[Grünert]]-Felgen beworben.


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Datei:Diamant-167FF-1958.jpg|Friedensfahrt-Rennmaschine von Egon Adler<br>(Baujahr 1958; vollrestaurierter Zustand, mit teils zeitlich unpassenden Teilen)
Datei:Diamant-167FF-1958-Umwerfer.jpg|Spezieller Kettenwerfer mit durch das Sitzrohr verlaufender Führung und Spezialkettenleitblech
Datei:Diamant-167FF-1958-Druckluftflasche.jpg|Druckluftkartusche als Ergänzung zur Luftpumpe
Datei:Diamant-167FF-1958-Kettenfänger.jpg|Spezialkettenfänger zur Erleichterung des Hinterradwechsels
Datei:FF-Rahmen-1958.jpg|Friedensfahrtrahmen von 1958 mit später aufgebrachter [[Elsner]]-Lackierung
Datei:FF-Rahmen-1958-Umwerfer.jpg|Umwerferkonstruktion mit nicht-originalem Kettenleitblech von Rasant
Datei:FriedensfahrtAnfang70er.jpg|Friedensfahrt-Rennmaschine mit einer Neulackierung und Ausstattung aus den frühen 70er Jahren, die zeigt wie lange die Maschinen noch genutzt und bewusst erhalten wurden
Datei:FriedensfahrtAnfang70erDetail.jpg|Umwerfer mit improvisierter Zugumlenkung am Tretlager
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[[Kategorie:Modelle Diamant]]
[[Kategorie:Modelle Diamant]]

Aktuelle Version vom 18. Oktober 2022, 23:03 Uhr

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Einordnung in die Modellpalette

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges produzierte Diamant Rennräder nur in sehr kleiner Stückzahl. Bis April 1954 entstanden knapp 700 Exemplare des bekannten Modells 67. 1952 hatte die Entwicklung eines völlig neuen Rennrads begonnen. Dabei war auch die Konstruktion und Bereitstellung entsprechender Komponenten (wie z.B. Gangschaltungen, Bremsen und Felgen) durch verschiedene Zulieferbetriebe zu gewährleisten. Nachdem sich die Versuchsserie bei Radsportveranstaltungen bestens bewährt hatte, begann noch im Jahre 1954 die Serienfertigung. Diese kam zunächst jedoch nur schleppend in Gang - bis zum Ende des Jahres 1954 entstanden lediglich 427 Rennräder. Die Ursache lag in der Nicht-Einhaltung von Lieferterminen für Keilgetriebe durch den Zulieferer FZTW. Im darauffolgenden Jahr entstanden dann 4189 Rennräder des Typs 167.
Ausgeliefert wurde das Modell 167 in drei verschiedenen Varianten, die sich vor allem durch die Anzahl der Übersetzungen unterschieden. Es gab Ausführungen ohne Gangschaltung, mit Viergang-Kettenschaltung oder Achtgang-Kettenschaltung. Im Zusammenhang mit der 1959 durchgeführten Sortimentsbereinigung erfolgte eine Vereinheitlichung der Typenbezeichnungen bei Fahrrädern. Ab dem gleichen Jahr wurden auch neue Rahmenmuffen verwendet, die den Übergang zu den gänzlich neu nummerierten Rennrädern markierten. Die drei verschiedenen Varianten des Modells 167 trugen fortan eigene Bezeichnungen:

Dennoch wurden Rahmen mit den bisherigen Muffen parallel zu solchen mit den überarbeiteten Muffen produziert. Der letzte bislang bekannte Rahmen des Typs 167 wurde im Januar 1961 gebaut.

Rahmen und Ausstattung

Der Rahmen des neuen Rennrads Modell 167 bestand aus leichten Chrommolybdän-Stahlrohren und war in vier verschiedenen Rahmenhöhen lieferbar (52, 55, 58 oder 61 cm). Entsprechend der jeweiligen Rahmenhöhe wurde unter dem Tretlager ein Kennbuchstabe eingeschlagen, beim Modell 167 zudem auch noch die Modellbezeichnung. Bei den Nachfolgemodellen (35 703 usw.) fand man dann nur noch die Angabe der Rahmenhöhe. Die Rundscheidengabel sollte ein charakteristisches Merkmal der neuen Rennräder werden und tatsächlich behielt man diese Gabel bis 1990 bei. Ziel dieser Entwicklung war es, die Dämpfung von Stößen, die von der Fahrbahn auf das Vorderrad übertragen werden, zu verbessern.
Die Rahmen besaßen viele zusätzliche Anlötteile, etwa Zugführungen für die hintere Felgenbremse und für die Kettenschaltung, Sockel für die Schalthebel sowie angelötete Spitzen zur Aufnahme der Luftpumpe. An der linken Sitzstrebe war zudem eine Blechlasche angelötet, die zur Befestigung des Reflektors diente.
Wie beim Vorgängermodell bestanden viele Anbauteile aus Leichtmetall, also Aluminium (Rennlenker, Vorbau, Sattelstütze und vereinzelt auch die Tretkurbeln). Die Lenker mit einer Breite von 38 cm und der Prägung Diamant Modell 167 wurden stets in Verbindung mit einem Vorbau verwendet. Die Vorbauten bezog man von Grünert, ebenso die Aluminiumfelgen (27"). Diese wurden mit Schlauchreifen versehen. Die Rennpedale kamen zunächst von FZTW und bestanden ebenfalls aus Aluminium, doch schon bald wurden sie durch solidere Stahlpedale von Infesto ersetzt. Zur weiteren Gewichtsoptimierung besaß das Keiltretlager eine hohlgebohrte Welle. Ab Werk wurden die Rennräder in "Trainingsausstattung", also mit Leichtmetall-Schutzblechen und einer speziellen Rennklingel ausgeliefert. Überwiegend wurde diese Trainingsausstattung jedoch abgebaut. Ein Leder-Rennsattel vom VEB Möve-Werk Mühlhausen sowie eine lange Aluminium-Luftpumpe rundeten die Ausstattung ab. Gemäß DHZ-Katalog von 1956 kostete das Modell 167 776,50 DM (mit Viergang-Kettenschaltung) bzw. 819,50 DM (mit Achtgang-Kettenschaltung).

Änderungen während der Produktionszeit

Die Räder ohne Gangschaltung hatten stets schräge Ausfallenden, während die Ausführungen mit Gangschaltung ab etwa 1956 vertikale Ausfallenden besaßen, die zudem an der sogenannten "Täve-Nase" die Montage eines Kettenablagebolzens ermöglichten. Anfangs wurden die Laufräder noch mit Flügelmuttern befestigt, aber ab 1957 wurden auch ab Werk die neuen Schnellspanner verbaut. Damit ging eine Vergrößerung des Achsdurchmessers der Vorderradnaben von 7,9 mm auf 9,5 mm einher, worauf auch die Gabelenden abgestimmt werden mussten. Die Kettenschaltung stammte zunächst komplett von Optima, ab 1957 wurden dann RENAK-Schaltwerke und gegebenenfalls Elgersburg-Umwerfer verbaut. Die Schalthebel kamen weiterhin von Optima. Wie die Schaltung stammten auch die Bremsen zunächst von Optima, wobei diese mit denen der Sporträder identisch waren. Erst die Alda-Rennbremsen verfügten zusätzlich über Seilzugentlaster, die einen einfacheren Radwechsel ermöglichen sollten.

Lackierung und Rahmendekor

Die Rahmen besaßen anfangs eine Lasur-Lackierung mit Ringverzierung an Sattel- und Unterrohr sowie an der Gabel. Besonders frühe Rennräder (bis 1956) besaßen auch noch ein anderes Steuerkopfschild. Ab Ende 1956 kam eine andere Farbpalette zur Anwendung, wobei es sich um neue Metallic-Lackierungen ("Fischsilber-Lackierungen") handelte. Auch das Rahmendekor änderte sich und wurde in dieser Form auch bei den Nachfolgemodellen noch bis 1964 beibehalten. Markant sind die bunten "Weltmeisterringe" am Sattelrohr, am Unterrohr und an den Gabelscheiden. Details zu den bei Diamant verwendeten Rahmendekoren sind hier zu finden.

"Friedensfahrt"-Ausführung

Neben den Serien-Straßenrennrädern entstanden bei Diamant ab 1955 auch auf dem Modell 167 basierende, technisch weiterentwickelte Rennradmodelle in geringer Stückzahl. Da diese gezielt auf die Bedürfnisse der Friedensfahrt-Mannschaften der DDR hin entwickelt wurden, bezeichnete man sie fortan als "Friedensfahrt-Modelle". In den Diamant-Produktionslisten sind sie entsprechend mit "FF" gekennzeichnet. Bis in die 60er Jahre ermöglichten diese Modelle die Erfolge der DDR-Rennfahrer bei dem international bedeutendsten Amateurradrennen der damaligen Ostblockstaaten. Möglich wurde das unter anderem durch technische Lösungen, die so nie oder erst Jahre später den Weg in die Serie fanden und auf die im entsprechenden Artikel "Friedensfahrt-Modelle" eingegangen werden soll.

Galerie

Berichte und Werbung zu Diamant-Rennrädern

Anlötteile am Rahmen

Verwendungszweck Bemerkungen
Zugführung für hint. Felgenbremse
Zugführung für Kettenschaltung/Umwerfer
Halterung für Luftpumpe am Unterrohr
Halterung für Reflektor am Hinterbau
Sockel für Schalthebel am Unterrohr

Technische Merkmale