Rundscheidengabel

Aus DDR-FahrradWiki
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Die sogenannte Rundscheidengabel (RSG) war eine der bemerkenswertesten Entwicklungen der Elite-Diamant-Fahrradwerke in der Nachkriegszeit. Während andere Hersteller Gabelscheiden bzw. Gabelrohre mit einem schon lange bewährten ovalen Querschnitt verwendeten, wagten sich die Diamant-Konstrukteure bei der Entwicklungsarbeit für das Modell 167 an einen Gabeltyp, an dessen Prinzip in der Vergangenheit schon einige andere Firmen gescheitert waren.

Wie sich schon aus dem Namen ableiten lässt, besaßen die Gabelscheiden der damals neu entwickelten Gabel einen kreisrunden Querschnitt und das vom Gabelkopf bis hinunter zu den Ausfallenden. Der Vorteil liegt vor allem in der besseren Dämpfung von Stößen, die von der Fahrbahn auf das Vorderrad übertragen werden; während sich bei einer konventionellen Gabel nur das untere, nach vorn gebogene Drittel elastisch verhält, "federt" die Rundscheidengabel fast über ihre gesamte Länge, was wiederum den sonst stark belasteten Übergang vom Gabelkopf zum Gabelschaft weniger beansprucht. Zwar wirkte dieser Gabeltyp wegen des geringen Durchmessers der Gabelscheiden im Profil fast zerbrechlich, was durch den sehr schmal gehaltenen Gabelkopf der frühen Rennräder noch verstärkt wurde, aber auf dem werkseigenen Prüfstand und bei der Feuertaufe zur 6. DDR-Rundfahrt (1954) bewiesen das neue Rennradmodell und dessen Gabel ihre Haltbarkeit.

Wie auch schon in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg wurden wesentliche Entwicklungen vom Rennrad auf die neueste Generation der Diamant-Sporträder übertragen und so ähnelte nicht nur der generelle Rahmenaufbau der ebenfalls 1954 vorgestellten Modelle 108 und 109 dem des Rennrades, sondern auch die Rundscheidengabel wurde übernommen. Auch am Bahnrennrad Modell 177 fand dieser Gabeltyp Verwendung, allerdings mit weniger stark geschwungenen Enden, um den Radstand kleiner zu halten. Um die Gabel der Bahnräder außerdem steifer zu gestalten, wurden deren Gabeln etwa 1960 und nochmal in den 70er Jahren überarbeitet, indem die Gabelköpfe verändert und die Querschnitte der Rohre vergrößert wurden. Das Prinzip der runden Gabelscheiden blieb aber in beiden Fällen erhalten. Der Gabelkopf war anfangs äußerst grazil, er wurde 1956 an allen Modellen verstärkt. Bis 1990 war die Rundscheidengabel das Wiedererkennungsmerkmal sämtlicher Diamant-Renn-; Rennsport- und Sportrad-Modelle.

Parallel zu Diamant rüstete auch Mifa seine vorläufig letzten Sporträder Ende der 1950er Jahre mit ähnlichen Gabeln aus. Die in Details anders gestaltete Gabel und letztlich auch das Mifa-eigene Gütesiegel am Gabelschaft lassen die Vermutung zu, dass Mifa diese Gabeln selbst herstellte und nicht von Diamant bezog. Nach der Übernahme der Sportradproduktion von Diamant im Jahre 1969 fertigte Mifa nach rund zehnjähriger Pause erneut Rundscheidengabeln mit innengelötetem Gabelkopf. Ab spätestens 1974 wurde dieser durch einen neu entwickelten, deutlich massiveren Gabelkopf mit Außenlötung abgelöst, welcher bis 1990 bei den Sporträdern von Mifa verwendet wurde. Für die ab 1979 produzierten Tourensport-Modelle 104 und 162 verwendete Mifa die Rundscheidengabel mit verlängertem Gabelschaft, die Nachfolgemodelle ab 1985 hatten dann wieder herkömmliche Gabeln mit ovalem Querschnitt.