Diamant Modell 167: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 21. Juli 2012, 13:03 Uhr

Diese Seite ist Teil der Modellübersicht des VEB Fahrradwerke Elite-Diamant
in der Unterkategorie    Diamant Rennräder


Nach dem Ende des Krieges produzierte Diamant Rennräder nur in sehr kleiner Stückzahl. Bis April 1954 entstanden knapp 700 Exemplare des bekannten Modells 67. 1952 hatte die Entwicklung eines völlig neuen Rennrads begonnen. Die Rundscheidengabel sollte ein charakteristisches Merkmal der neuen Rennräder werden und tatsächlich behielt man diese Gabel bis 1990 bei. Nachdem sich die Versuchsserie bei Radsportveranstaltungen bestens bewährt hatte, begann noch im Jahre 1954 die Serienfertigung.

Der Rahmen des neuen Modells 167 bestand aus leichten Chrommolybdän-Stahlrohren und war in vier verschiedenen Rahmenhöhen lieferbar (52, 55, 58 oder 61 cm). Entsprechend der jeweiligen Rahmenhöhe wurde unter dem Tretlager ein Kennbuchstabe eingeschlagen, beim Modell 167 zudem auch noch die Modellbezeichnung. Bei den Nachfolgemodellen (35 703 usw.) findet man dann nur noch die Angabe der Rahmenhöhe. Die Rahmen besaßen viele zusätzliche Anlötteile, etwa Zugführungen für die hintere Felgenbremse und für die Kettenschaltung, Sockel für die Schalthebel sowie angelötete Spitzen zur Aufnahme der Luftpumpe. An der linken Sitzstrebe war zudem eine Blechlasche angelötet, die zur Befestigung des Reflektors diente.

Es gab Ausführungen ohne Gangschaltung, mit Viergang-Kettenschaltung oder Achtgang-Kettenschaltung. Die Räder ohne Gangschaltung hatten stets schräge Ausfallenden, während die Ausführungen mit Gangschaltung ab etwa 1956 vertikale Ausfallenden besaßen, die zudem die Montage eines Kettenablagebolzens ermöglichten (sogenannte Täve-Nase). Anfangs wurden die Laufräder noch mit Flügelmuttern befestigt, aber ab 1957 wurden auch ab Werk die neuen Schnellspanner verbaut. Damit ging eine Vergrößerung des Achsdurchmessers der Vorderradnaben von 7,9 mm auf 9,5 mm einher, worauf auch die Gabelenden abgestimmt werden mussten.

Die Kettenschaltung stammte zunächst komplett von Optima, ab 1957 wurden dann Renak-Schaltwerke und gegebenenfalls Elgersburg-Umwerfer verbaut. Die Schalthebel kamen weiterhin von Optima.
Wie die Schaltung stammten auch die Bremsen zunächst von Optima, wobei diese mit denen der Sporträder identisch waren. Erst die Alda-Rennbremsen verfügten zusätzlich über Seilzugentlaster, die einen einfacheren Radwechsel ermöglichen sollten.

Wie beim Vorgängermodell bestanden viele Anbauteile aus Leichtmetall, also Aluminium (Rennlenker mit 38cm Breite und "Diamant - Modell 167"-Prägung, Vorbau von Grünert, Pedale von Infesto, Naben, Sattelstütze und vereinzelt auch die Tretkurbeln). Zudem waren alle Ausführungen des Modells 167 grundsätzlich mit Leichtmetallfelgen (27") für Schlauchreifen ausgestattet und besaßen zur weiteren Gewichtsoptimierung ein Keiltretlager mit hohlgebohrter Welle.
Ab Werk wurden die Rennräder in "Trainingsausstattung", also mit Leichtmetall-Schutzblechen und einer speziellen Rennklingel ausgeliefert. Überwiegend wurde diese Trainingsausstattung jedoch abgebaut. Ein Leder-Rennsattel vom VEB Möve-Werk Mühlhausen sowie eine lange Aluminium-Luftpumpe rundeten die Ausstattung ab.

Die Rahmen besaßen eine Metalleffektlackierung und anfangs eine Ringverzierung an Sattel- und Unterrohr sowie an der Gabel. Besonders frühe Rennräder (bis 1956) besaßen auch noch ein anderes Steuerkopfschild. Ende 1956 änderte man das Rahmendekor. Markant waren dabei die "Weltmeisterringe" am Sattelrohr, Unterrohr und an der Vorderradgabel. Dieses Dekor sowie die Steuerkopfschilder behielt man bis 1964 bei. Details zu den bei Diamant verwendeten Rahmendekoren sind hier zu finden.

Speziell für die Friedensfahrt und ähnliche Radsportveranstaltungen entstanden ab 1955 in sehr geringer Stückzahl die sogenannten “Friedensfahrtrahmen“, die allein den Radsportlern vorbehalten waren. Diese speziellen Rahmen werden im unten folgenden Abschnitt genauer behandelt.

Im Zuge der Sortimentsbereinigung 1959 kam es zur Vereinheitlichung der Typenbezeichnungen. Ab dem selben Jahr wurden auch neue Rahmenmuffen verwendet, die gleichzeitig den Übergang zu den Modellen 35 701, 35 702 und 35 703 markierten. Dennoch wurden Rahmen mit den bisherigen Muffen parallel zu solchen mit den überarbeiteten Muffen produziert. Die letzten bekannten Rennräder des Typs 167 stammen von 1960.



  • Technische Merkmale
 - Rahmen aus Chrommolybdän-Stahlrohr mit Außenmuffen, Rahmenhöhe 52, 55, 58 oder 61 cm
 - gerader Hinterbau, schräge bzw. vertikale Ausfallenden 
 - Halterung für Rücklicht bzw. Reflektor am Hinterbau angelötet 
 - angelötete Zugführungsösen für Schaltungsbowdenzug, Sockel für Schalthebel am Unterrohr angelötet 
 - am Unterrohr angelötete Luftpumpenhalterung
 - Keiltretlager BSA-Ausführung mit hohlgebohrter Welle, Kettenblatt mit 52 Zähnen (Ausführung ohne Gangschaltung) 
   bzw. 50 Zähnen (Ausführung mit Viergang-Schaltung) bzw. Doppelkettenblatt mit 52/49 Zähnen (Ausführung mit Achtgang-Schaltung)
 - polierte Aluminiumfelgen 27" für Schlauchreifen, Flügelmuttern
 - Schlauchreifen 27"
 - vorn und hinten Seitenzugfelgenbremsen 
 - Vierfach-Leerlaufzahnkranz mit 21/19/17/15 Zähnen bzw. Leerlaufzahnkranz mit 20 Zähnen
 - Vorderrad- und Hinterradnabe aus Leichtmetall
 - Werfereinrichtung vorn (Ausführung mit Doppelkettenblatt)
 - Leichtmetall-Rennlenker mit Leichtmetall-Vorbau
 - polierte Aluminiumschutzbleche
 - Zubehör: Aluminium-Luftpumpe, Werkzeugtasche


Friedensfahrtrahmen

Die sogenannten Friedensfahrtrahmen waren die Basis für die Rennräder der DDR-Mannschaft, die gelegentlich auch als Modell 167 FF bezeichnet werden. Sie wurden ab 1954 in enger Zusammenarbeit mit den Rennfahrern und deren Mechanikern für das in den Ostblockstaaten bedeutendste Radrennen entwickelt und unterschieden sich vor allem durch eine spezielle Kettenwerfereinrichtung von dem normalen Modell 167. Daneben besaßen die Rahmen noch eine Reihe spezieller Anlötteile, die nie am Serienmodell zu finden waren. Zunächst fällt dabei eine kleine Platte am Unterrohr auf, an der ein Flaschenhalter unmittelbar befestigt werden konnte. Die sonst am Unterrohr montierte Luftpumpe fand ihren Platz hinter dem Sitzrohr. Zusätzlich zur normalen Luftpumpe war vorne am Sitzrohr eine Pressluftkartusche angebracht, mit der die Reifen noch schneller gefüllt werden konnten. Außerdem gab es noch Kleinigkeiten wie einen speziellen Kettenfänger am linken Ausfallende, der in vereinfachter Form auch den Weg in die Serie fand und kleine Ösen am Steuerkopf, die als Gegenhalter der von den Lenkerschalthebeln kommenden Schaltzüge dienten. In dieser Beziehung wurde besonders intensiv experimentiert, da mit am Lenker befestigten Schalthebeln für die Konkurrenz unauffälliger die Gänge gewechselt werden konnten und so kleiner Zeitvorteil bei Angriffen entstand.

Bis Anfang der 60er Jahre entstanden knapp 200 Exemplare dieses Spezialrahmens und zusammen mit der meist aus Frankreich, Italien und der BRD importierten Ausstattung waren die Friedensfahrt-Rennräder den für die Bevölkerung erhältlichen Serien-Modellen technisch und qualitativ weit überlegen. In der offiziellen Berichterstattung wurde dieser Umstand natürlich nicht erwähnt, sondern stattdessen die erfolgreichen Erzeugnisse aus volkseigener Produktion in den Vordergrund gestellt. Besonders intensiv wurden dabei die Kowalit-Schlauchreifen und die Grünert-Felgen beworben.