Exportfahrräder: Unterschied zwischen den Versionen

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=Überblick=
==Überblick==
Fahrräder aus DDR-Produktion wurden seit Ende der 1940er Jahre in zahlreiche Länder exportiert. Aus den 1950er Jahren sind von den Herstellern [[Diamant]], [[Möve]], [[Mifa]] und [[Simson]] verschiedene Export-Modelle mit spezieller Bauart und Ausstattung (Rahmenform, Schutzbleche, Bremsen, Lackierung) bekannt. Diese Tourenfahrräder glichen den im Britischen Weltreich produzierten Fahrradtypen (Herrenfahrräder teilweise mit doppeltem Oberrohr, Damenräder mit weit heruntergezogenem Oberrohr, Gestängebremsen für Vorder- und Hinterrad) und zielten als sogenannte "englische" Fahrräder folglich auf den Überseemarkt (v.a. Afrika und Asien) ab. Für den Export in den europäischen Markt (inklusive UdSSR) ist davon auszugehen, dass hauptsächlich solche Fahrräder geliefert wurden, die für den DDR-Binnenmarkt produziert wurden. Exportiert wurde sowohl in die sozialistischen Staaten des RGW-Raumes (Rat Gegenseitiger Wirtschaftshilfe) wie auch in das Nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet (NSW). Der Export wie auch der Import von Fahrrädern und Fahrradteilen erfolgte vom ''Deutschen Außen- und Innenhandel'', Bereich ''Transportmaschinen'' mit Sitz in Berlin, Mohrenstraße 61.
Fahrräder aus DDR-Produktion wurden seit Ende der 1940er Jahre in zahlreiche Länder exportiert. Aus den 1950er Jahren sind von den Herstellern [[Diamant]], [[Möve]], [[Mifa]] und [[Simson]] verschiedene Export-Modelle mit spezieller Bauart und Ausstattung (Rahmenform, Schutzbleche, Bremsen, Lackierung) bekannt. Diese Tourenfahrräder glichen den im Britischen Weltreich produzierten Fahrradtypen (Herrenfahrräder teilweise mit doppeltem Oberrohr, Damenräder mit weit heruntergezogenem Oberrohr, Gestängebremsen für Vorder- und Hinterrad) und zielten als sogenannte "englische" Fahrräder folglich auf den Überseemarkt (v.a. Afrika und Asien) ab. Für den Export in den europäischen Markt (inklusive UdSSR) ist davon auszugehen, dass hauptsächlich solche Fahrräder geliefert wurden, die für den DDR-Binnenmarkt produziert wurden. Exportiert wurde sowohl in die sozialistischen Staaten des RGW-Raumes (Rat Gegenseitiger Wirtschaftshilfe) wie auch in das Nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet (NSW). Der Export wie auch der Import von Fahrrädern und Fahrradteilen erfolgte vom ''Deutschen Außen- und Innenhandel'', Bereich ''Transportmaschinen'' mit Sitz in Berlin, Mohrenstraße 61.


Bis Ende der 1950er Jahre wurden die Export-Fahrräder "englischer" Bauart in zahlreichen Fahrrad-Katalogen der DDR aufgeführt. Im Zuge der [[Sortimentsbereinigung]] 1959/60 blieben von diesen Fahrradtypen, die bislang von Mifa, Möve und Diamant gleichermaßen und in sehr ähnlicher Ausführung produziert wurden, nur zwei "englische" Herrenfahrräder von Möve, davon eines mit doppeltem Oberrohr. Ein gemeinsamer Katalog von Diamant, Mifa und Möve aus dem Jahr 1959 ist der letzte bekannte Beleg für diese Exportfahrräder, deren Herstellung spätestens mit der Einstellung der Fahrradproduktion bei Möve im Herbst 1961 entfiel.
Bis Ende der 1950er Jahre wurden die Export-Fahrräder "englischer" Bauart in zahlreichen Fahrrad-Katalogen der DDR aufgeführt. Im Zuge der [[Sortimentsbereinigung]] 1959/60 blieben von diesen Fahrradtypen, die bislang von Mifa, Möve und Diamant gleichermaßen und in sehr ähnlicher Ausführung produziert wurden, nur zwei "englische" Herrenfahrräder von Möve, davon eines mit doppeltem Oberrohr. Ein gemeinsamer Katalog von Diamant, Mifa und Möve aus dem Jahr 1959 ist der letzte bekannte Beleg für diese Exportfahrräder, deren Herstellung spätestens mit der Einstellung der Fahrradproduktion bei Möve im Herbst 1961 entfiel.
Ausgehend von veröffentlichten Werbe-Anzeigen scheint seit Beginn der 1960er Jahren in der Hauptsache Mifa Fahrräder für das Ausland hergestellt zu haben. Diese Anzeigen für den Zeitraum von 1964 bis 1966 sind v.a. in Bezugsquellennachweisen, Katalogen und Magazinen zu den Leipziger Messen zu finden ("Mifa Fahrräder in alle Welt"). Abgesehen davon finden sich zum Export von DDR-Fahrrädern kaum noch offizielle Hinweise.
Ausgehend von veröffentlichten Werbe-Anzeigen scheint seit Beginn der 1960er Jahren in der Hauptsache Mifa Fahrräder für das Ausland hergestellt zu haben. Entsprechende Anzeigen aus dem Zeitraum von 1964 bis 1966 sind v.a. in Bezugsquellennachweisen, Katalogen und Magazinen zu den Leipziger Messen zu finden ("Mifa Fahrräder in alle[r] Welt"). Abgesehen davon finden sich zum Export von DDR-Fahrrädern kaum noch offizielle Hinweise.


Hauptsächlich in den 1970er und 1980er Jahre war die Bundesrepublik Deutschland offensichtlich ein wichtiger Abnehmer für Fahrräder und Fahrrad-Komponenten (hauptsächlich Beleuchtungskomponenten vom [[FER|VEB Fahrzeugelektrik Ruhla]]). Aus offiziellen Quellen ist darüber jedoch noch wenig bekannt; die Erkenntnisse speisen sich bislang v.a. aus gesichteten Belegexemplaren, Auszügen westdeutscher Warenkatalog und Hinweisen aus DDR-Prospekten der jeweiligen Hersteller. Aufgrund der mangelhaften Qualität und der technischen Rückständigkeit wurden Fahrräder und Komponenten aus DDR-Produktion zumindest in der BRD in den 1970er und 1980er Jahren jedoch nur im Niedrigpreissegment angeboten. Spätestens nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland 1990 zeigte sich, dass der DDR-Fahrradbau bereits seit den 1970er Jahren technisch und qualitativ mit dem internationalen Niveau nicht schrittgehalten hatte.


==Hinweise auf den Fahrrad-Export in Zeitschriften/Zeitungen bis 1961==
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Anhand schriftlicher Quellen lässt sich belegen, dass der Export der Fahradhersteller um 1960 sehr hoch war. Bei Mifa waren es 1960 51.000 Fahrräder - ein Drittel der Gesamtproduktion. Im Jahr 1961 wurden [http://ddr-fahrradwiki.de/Datei:Bild_183-82098-0005.jpg 40 Prozent] aller [[Diamant|Diamantfahrräder]] exportiert. Diese und weitere Informationen gehen aus der westdeutschen "Deutschen Mechaniker-Zeitung" hervor:
Datei:Anzeige Mifa 1965.jpg|Anzeige für Mifa-Fahrräder, 1965.
Datei:Anzeige Mifa ND 27-02-1965.jpg|Anzeige für Mifa-Fahrräder im NEUEN DEUTSCHLAND vom 27. Februar 1965.
Datei:Anzeige Mifa ND 16-03-1966.jpg|Anzeige für Mifa-Fahrräder im NEUEN DEUTSCHLAND vom 16. März 1966.
Datei:Anzeige Mifa 1966.jpg|Anzeige für Mifa-Fahrräder, 1966.
Datei:Mifa Sonnenblende Werbung.jpg|Sonnenblende "Fahrräder in aller Welt", Mifa-Werbeartikel vrmtl. 1960er Jahre.
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In den 1970er und 1980er Jahre war die Bundesrepublik Deutschland offenbar ein wichtiger Abnehmer für Fahrräder und Fahrrad-Komponenten (hauptsächlich Beleuchtungskomponenten vom [[FER|VEB Fahrzeugelektrik Ruhla]]). Aus offiziellen Quellen ist darüber jedoch noch wenig bekannt; die Erkenntnisse speisen sich bislang v.a. aus gesichteten Belegexemplaren und Hinweisen aus DDR-Prospekten der jeweiligen Hersteller. Aufgrund der mangelhaften Qualität und der technischen Rückständigkeit wurden Fahrräder und Komponenten aus DDR-Produktion zumindest in der BRD in den 1970er und 1980er Jahren jedoch nur im Niedrigpreissegment angeboten. Spätestens nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland 1990 zeigte sich, dass der DDR-Fahrradbau bereits seit den 1970er Jahren technisch und qualitativ mit dem internationalen Niveau nicht schrittgehalten hatte.
 
Anhand schriftlicher Quellen lässt sich belegen, dass der Export der Fahradhersteller um 1960 sehr hoch war: Bei Mifa waren es 1960 51.000 Fahrräder - ein Drittel der Gesamtproduktion. Im Jahr 1961 wurden [http://ddr-fahrradwiki.de/Datei:Bild_183-82098-0005.jpg 40 Prozent] aller [[Diamant|Diamantfahrräder]] exportiert. Diese und weitere Informationen gehen aus der westdeutschen "Deutschen Mechaniker-Zeitung" hervor:
 


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=Export von Fahrrädern 1961 bis 1990=
==Export von Fahrrädern 1961 bis 1990==
Die bis 1961 produzierten speziellen Export-Modelle der Hersteller Diamant, Mifa, Möve und Simson werden in den jeweiligen [[:Kategorie:Modelle|Artikeln]] ausführlich behandelt.
Die bis 1961 produzierten speziellen Export-Modelle der Hersteller Diamant, Mifa, Möve und Simson werden in den jeweiligen [[:Kategorie:Modelle|Artikeln]] ausführlich behandelt.


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Die Fahrradproduktion von Diamant und Mifa stieg in den 1970er Jahren weiter an. Ab 1977 wurde der Export von Diamant-Fahrrädern, später auch von Mifa-Fahrrädern wieder aufgenommen. Zumindest für den Export in die BRD gibt es den Nachweis darüber anhand von Belegexemplaren. Schriftliche Belege, die auf den Export von Diamant-Fahrrädern schließen lassen, sind erst wieder ab Beginn der 1980er Jahre nachgewiesen (etwa in einem doppelseitigen, mehrsprachigen Werbeblatt für Diamant-Fahräder von 1982). Vor allem in den 1980er Jahren wurden Fahrräder aus DDR-Produktion in der BRD oft unter anderem Markennamen und teilweise auch mit geänderter Ausstattung angeboten, wobei die Herkunft des Fahrrades keine Erwähnung fand und sich lediglich anhand der Rahmenbauweise und der verwendeten Anbauteile (v.a. Beleuchtung) nachweisen lässt.
Die Fahrradproduktion von Diamant und Mifa stieg in den 1970er Jahren weiter an. Ab 1977 wurde der Export von Diamant-Fahrrädern, später auch von Mifa-Fahrrädern wieder aufgenommen. Zumindest für den Export in die BRD gibt es den Nachweis darüber anhand von Belegexemplaren. Schriftliche Belege, die auf den Export von Diamant-Fahrrädern schließen lassen, sind erst wieder ab Beginn der 1980er Jahre nachgewiesen (etwa in einem doppelseitigen, mehrsprachigen Werbeblatt für Diamant-Fahräder von 1982). Vor allem in den 1980er Jahren wurden Fahrräder aus DDR-Produktion in der BRD oft unter anderem Markennamen und teilweise auch mit geänderter Ausstattung angeboten, wobei die Herkunft des Fahrrades keine Erwähnung fand und sich lediglich anhand der Rahmenbauweise und der verwendeten Anbauteile (v.a. Beleuchtung) nachweisen lässt.


==Hinweise auf den Export aus offiziellen Quellen==
Zeitzeugen berichten, dass DDR-Fahrräder mitunter in den Katalogen großer Versandhäuser wie Quelle oder Neckermann angeboten worden sein sollen. Eindeutige Belege waren dafür bisher noch nicht auffindbar; bekannt ist lediglich, dass DDR-Fahrräder in Quelle-Katalogen von 1982, 1983 und 1988 nicht angeboten wurden. Es wird eußerdem berichtet, dass DDR-Fahrräder in großen Kaufhäusern wie Karstadt angeboten worden sein sollen. Auch hier fehlen noch Nachweise darüber.
Zeitzeugen berichten, dass DDR-Fahrräder mitunter in den Katalogen großer Versandhäuser wie Quelle oder Neckermann angeboten worden sein sollen. Eindeutige Belege waren dafür bisher noch nicht auffindbar; bekannt ist lediglich, dass DDR-Fahrräder in Quelle-Katalogen von 1982, 1983 und 1988 nicht angeboten wurden. Es wird eußerdem berichtet, dass DDR-Fahrräder in großen Kaufhäusern wie Karstadt angeboten worden sein sollen. Auch hier fehlen noch Nachweise darüber.


==Export von Diamant-Fahrrädern in die BRD==
==Export von Diamant-Fahrrädern in die BRD==
Fahrräder von [[Diamant]] wurden seit den 1960er Jahren häufig unter dem Markennamen ''Diadem'' verkauft. Die assoziative Nähe zu ''Diamant'' ist dabei unverkennbar. Der Grund für diese Namnsänderung ist unbekannt, möglich wäre eine Abgrenzung zur belgischen Fahrradmarke ''Diamant'' oder sonstige markenrechtliche Zwänge. Parallel zu den ''Diadem''-Fahrrädern wurden ''Diamant''-Fahrräder aber auch unter dieser Marke verkauft. Das Dekor dieser Fahrräder unterschied sich grundlegend von der DDR-Ausführung. Oft wurden Fahrräder mit dem Hinweis "Markenrad" gelabelt, ohne aber auf die Herkunft aus der DDR hinzuweisen. Auffällig ist, dass die Dekore der 1970er und 1980er Jahre jenen westdeutscher Fahrradmarken optisch stark glichen (Layout, Chromfolie als Trägermaterial); zumindest eine Dekor-Variante wurde nachweislich von der westdeutschen Firma ''Friedrich Bentlage KG'' (Bielefeld) hergestellt. Die Ausstattung der Fahrräder entprach zumeist der DDR-Ausführung, bestand jedoch wahrscheinlich auch aus Komponenten westeuropäischen Ursprungs. Das betraf offenbar häufig Sattel, Lenker, Bereifung, Pedale und die Hinterradnabe (erweitert um eine Nabenschaltung). Nicht immer stammte die geänderte Ausstattung nur aus westeuropäischer Produktion - eine Fahrradklingel mit [[:Datei:KEBA Klingel Christopherus 1980er Jahre.jpg|Christopherus-Motiv]] aus DDR-Produktion wurde offenbar ausschließlich an Exporträdern verwendet. Auch bei einigen anderen Teilen wie verscheidenen Fahrradsätteln gibt es Hinweise zu dieser Annahme.  
Fahrräder von [[Diamant]] wurden seit den 1960er Jahren häufig unter dem Markennamen ''Diadem'' verkauft. Die assoziative Nähe zu ''Diamant'' ist dabei unverkennbar. Der Grund für diese Namnsänderung ist unbekannt, möglich wäre eine Abgrenzung zur belgischen Fahrradmarke ''Diamant'' oder sonstige markenrechtliche Zwänge. Parallel zu den ''Diadem''-Fahrrädern wurden ''Diamant''-Fahrräder aber auch unter dieser Marke verkauft. Das Dekor dieser Fahrräder unterschied sich grundlegend von der DDR-Ausführung. Oft wurden Fahrräder mit dem Hinweis "Markenrad" gelabelt, ohne aber auf die Herkunft aus der DDR hinzuweisen. Auffällig ist, dass die Dekore der 1970er und 1980er Jahre jenen westdeutscher Fahrradmarken optisch stark glichen (Layout, Chromfolie als Trägermaterial); zumindest eine Dekor-Variante wurde nachweislich von der westdeutschen Firma ''Friedrich Bentlage KG'' (Bielefeld) hergestellt. Die Ausstattung der Fahrräder entprach zumeist der DDR-Ausführung, bestand jedoch wahrscheinlich auch aus Komponenten westeuropäischen Ursprungs. Das betraf offenbar häufig Sattel, Lenker, Bereifung, Pedale und die Hinterradnabe (erweitert um eine Nabenschaltung). Nicht immer stammte die veränderte Ausstattung nur aus westeuropäischer Produktion - eine Fahrradklingel mit [[:Datei:KEBA Klingel Christopherus 1980er Jahre.jpg|Christopherus-Motiv]] aus DDR-Produktion wurde offenbar ausschließlich an Exporträdern verwendet. Auch bei einigen anderen Teilen wie verscheidenen Fahrradsätteln gibt es Hinweise zu dieser Annahme.  


===Galerie===
===Galerie===
''Diadem''-Fahrräder sind bisher für die Jahre 1981, 1982 und 1991 belegt. Es handelt sich dabei stets um Abwandlungen der Modelle [[Diamant Modell 35 160|35 105]]/[[Diamant Modell 35 160|160]]. Mit ''Diamant''-Dekor in Exportausführung sind darüber hinaus auch die Modelle [[Diamant Modell 35 104|35 104]]/[[Diamant Modell 35 162|162]] belegt.  
''Diadem''-Fahrräder sind bisher für die Jahre 1981, 1982 und 1991 belegt. Es handelt sich dabei stets um Abwandlungen der Modelle [[Diamant Modell 35 160|35 105]]/[[Diamant Modell 35 160|160]]. Mit ''Diamant''-Dekor in Exportausführung sind darüber hinaus auch die Modelle [[Diamant Modell 35 104|35 104]]/[[Diamant Modell 35 162|162]] belegt.  


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==Export von Mifa-Fahrrädern in die BRD==
==Export von Mifa-Fahrrädern in die Bundesrepublik Deutschland==
Fahrradmodelle von [[Mifa]] wurden - geringfügig abgewandelt - zumindest in den 1960er Jahren noch unter dem Namen ''Mifa'' in der BRD vermarktet. Ab den 1970ern sind Exporträder unter dem Namen ''Mifa'' nicht mehr belegt. Schon damals aber wurden Mifa-Fahrräder wahrscheinlich auch unter anderen Markennamen vertrieben, einen Hinweis darauf stellt ein ''Brillant''-Fahrrad dar, bei dem es sich offensichtlich um ein [[Mifa Modell 152]] von 1968 handelte. In den 1980ern bot die westdeutsche Fahrradmarke ''Schneider'' Fahrräder unterschiedlichen Ursprungs an, darunter auch solche, bei denen es sich offensichtlich um Sporträder von Mifa handelte. Die Ausstattung wurde nur geringfügig abgewandelt, so besaßen sie den Metall-Kettenschutz, der normalerweise an Mifa-Tourensporträdern verwendet wurde. Es wurden lediglich die besser ausgestatteten Sportrad-Modelle mit 3- und 5-Gangschaltung von [[Favorit]] als ''Schneider'' angeboten. Bemerkenswert ist, dass diese Fahrräder offenbar ausschließlich silbermetallic lackiert worden. Unter allen DDR-Exportfahrrädern der 1980er Jahre sind die Schneider-Modelle von Mifa am häufigsten anzutreffen. Eine andere Marke, unter der nicht nur Sport- sondern auch Tourensporträder von Mifa vertrieben wurden, war ''Exclusiv''. Auch die Klappräder wurden zumindest Anfangs exportiert, neben abgewandelten Mifa-Dekors kam dabei offenbar auch der Markenname ''Everest'' zur Verwendung.  
Fahrradmodelle von [[Mifa]] wurden, nur mit geringfügig abgewandelter Optik und Ausstattung, bis in die 1960er Jahre unter der Marke ''Mifa'' in der BRD verkauft. Ab den 1970ern sind Exportfahrräder unter dem Namen ''Mifa'' nicht mehr belegt. Schon damals aber wurden Mifa-Fahrräder wahrscheinlich auch unter anderen Markennamen vertrieben, einen Hinweis darauf stellt ein ''Brillant''-Fahrrad dar, bei dem es sich offensichtlich um ein [[Mifa Modell 152]] von 1968 handelte. In den 1980ern wurden unter der westdeutschen Marke ''Schneider'' Fahrräder unterschiedlichen Ursprungs verkauft, darunter auch solche, bei denen es sich offensichtlich um Sporträder von Mifa handelte. Die Ausstattung wurde gegenüber den DDR-Modellen nur geringfügig geändert, so besaßen sie bespielsweise den Metall-Kettenschutz, der normalerweise an Mifa-Tourensporträdern verwendet wurde.


=== Galerie Export Mifa ===
Lediglich die besser ausgestatteten Sportrad-Modelle mit 3- und 5-Gangschaltung von [[Favorit]] wurden als ''Schneider'' angeboten. Bemerkenswert ist, dass diese Fahrräder offenbar ausschließlich silbermetallic lackiert worden. Unter allen DDR-Exportfahrrädern der 1980er Jahre sind die ''Schneider''-Modelle von Mifa am häufigsten anzutreffen. Ein anderer Name, unter dem sowohl Sport- als auch auch Tourensporträder von Mifa vertrieben wurden, war ''Exclusiv''.


Auch die Klappräder wurden zumindest seit Ende der 1960er Jahre exportiert, neben abgewandelten Mifa-Dekoren kam dabei offenbar auch der Markenname ''Everest'' zur Verwendung.
===Galerie===
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Mifa 152 Export vermutlich 1964 Bild1.JPG|Mifa [[Mifa Modell 152|152]] in Exportausführung, vrmtl. in der BRD verkauft worden. Das Fahrrad befindet sich im Originalzustand, auch [[Luftpumpen|Luftpumpe]] und [[Kleidernetze|Kleidernetz]] waren im Fundzustand noch vorhanden.   
Mifa 152 Export vermutlich 1964 Bild1.JPG|Mifa [[Mifa Modell 152|152]] in Exportausführung, vrmtl. in der BRD verkauft worden. Das Fahrrad befindet sich im Originalzustand, auch [[Luftpumpen|Luftpumpe]] und [[Kleidernetze|Kleidernetz]] waren im Fundzustand noch vorhanden.   
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Mifa 152 Export vermutlich 1964 Bild4.JPG|Ob es sich hierbei um ein allgemein kurzzeitig verwendetes Dekor oder eine spezielle Export-Variante handelt, ist derzeit nicht bekannt.  
Mifa 152 Export vermutlich 1964 Bild4.JPG|Ob es sich hierbei um ein allgemein kurzzeitig verwendetes Dekor oder eine spezielle Export-Variante handelt, ist derzeit nicht bekannt.  
Mifa 152 Export vermutlich 1964 Bild5.JPG|Neben den [[Pedale|Pedalen]] lassen sich die Bereifung von ''Continental'' und die roten Schläuche eindeutig westdeutscher Produktion zuordnen. Woher der [[Gepäckträger]] stammt, ist unklar.   
Mifa 152 Export vermutlich 1964 Bild5.JPG|Neben den [[Pedale|Pedalen]] lassen sich die Bereifung von ''Continental'' und die roten Schläuche eindeutig westdeutscher Produktion zuordnen. Woher der [[Gepäckträger]] stammt, ist unklar.   
Mifa 152 Export vermutlich 1964 Bild6.JPG|Die Lenkerpartie entspricht mit Ausnahme der [[Fahrradklingeln|Glocke]] der des Inlandmodells.
Mifa 152 Export vermutlich 1964 Bild6.JPG|Die Lenkereinheit entspricht mit Ausnahme der [[Fahrradklingeln|Glocke]] der des Inlandmodells.
Datei:Mifa Sportrad Exportmodell Schneider deLuxe 1985 Bild1.JPG|Ein Mifa Sportrad von 1985, das als "Schneider deLuxe" in der BRD verkauft wurde. Interessant ist das Rücklicht Typ [[FER Rücklichter|8507-10]] in Exportausführung.  
Datei:Mifa Sportrad Exportmodell Schneider deLuxe 1985 Bild1.JPG|Ein Mifa-Sportrad von 1985, das als "Schneider deLuxe" in der BRD verkauft wurde. Interessant ist das Rücklicht Typ [[FER Rücklichter|8507-10]] in Exportausführung.  
Datei:Mifa Sportrad Exportmodell Schneider deLuxe 1985 Bild2.JPG|Hierbei handelt es sich um die am häufigsten zu beobachtende Ausführung: Herrenmodell, 3-Gang-Favoritschaltung, Lackierung in silbermetallic. Es entspricht es im Wesentlichen [[Mifa Modell 204|Modell 204]]; Kettenschutz vom Tourensportrad.
Datei:Mifa Sportrad Exportmodell Schneider deLuxe 1985 Bild2.JPG|Hierbei handelt es sich um die am häufigsten zu beobachtende Ausführung: Herrenmodell, 3-Gang-Favoritschaltung, Lackierung in silbermetallic. Es entspricht es im Wesentlichen dem [[Mifa Modell 204|Modell 204]]; Kettenschutz vom Tourensportrad.
Datei:Mifa Sportrad Exportmodell Schneider deLuxe 1985 Bild3.JPG|Bei den Pedalen, Lenkergriffen, Luftpumpe und Sattel (Wittkop) wurden Westteile verwendet; ob die zusätzlichen Reflektoren und die Reifen ebenfalls dazugehörten oder nachgerüstet sind, ist nicht klar.  
Datei:Mifa Sportrad Exportmodell Schneider deLuxe 1985 Bild3.JPG|Pedalen, Lenkergriffen, Luftpumpe und Sattel (Wittkop) sind westdeutsche Teile; ob die zusätzlichen Reflektoren und die Reifen ebenfalls dazugehörten oder nachgerüstet sind, ist unbekannt.
Datei:Mifa Sportrad Exportmodell Schneider deLuxe 1985 Bild4.JPG|Wie oft bei Mifa-Fahrrädern dieser Zeit, ist die Qualität des Fahrrads mangelhaft, das Tretlager weist auch an diesem Exportrad massive Qualitätsmängel auf (kein Fett, minderwertige Bauweise/Material, bereits verschlissen).
Datei:Mifa Sportrad Exportmodell Schneider deLuxe 1985 Bild4.JPG|Wie bei vielen Mifa-Fahrrädern der 1980er Jahre ist die Qualität des Fahrrads insgesamt mangelhaft, das Tretlager weist auch an diesem Exportrad starke Qualitätsmängel auf (unzureichende Fettung ab Werk, minderwertiges Finish) und verschliss daher schnell.
Datei:Mifa Sportrad Exportmodell Schneider deLuxe 1985 Bild5.JPG|Lenkerpartie
Datei:Mifa Sportrad Exportmodell Schneider deLuxe 1985 Bild5.JPG|Lenkereinheit.
Datei:Mifa Sportrad Exportmodell Schneider deLuxe 1985 Bild6.JPG|Dekor Unterrohr
Datei:Mifa Sportrad Exportmodell Schneider deLuxe 1985 Bild6.JPG|Dekor am Unterrohr.
Datei:Mifa Sportrad Exportmodell Schneider deLuxe 1985 Bild7.JPG|Dekor Oberrohr
Datei:Mifa Sportrad Exportmodell Schneider deLuxe 1985 Bild7.JPG|Dekor am Oberrohr.
Datei:Mifa Sportrad Exportmodell Schneider deLuxe 1985 Bild8.JPG|Dekor Sitzrohr
Datei:Mifa Sportrad Exportmodell Schneider deLuxe 1985 Bild8.JPG|Dekor Sattelrohr.
Datei:Mifa Sportrad Exportmodell Schneider deLuxe 1985 Bild9.JPG|Dekor Steuerkopf
Datei:Mifa Sportrad Exportmodell Schneider deLuxe 1985 Bild9.JPG|Dekor am Steuerkopf.
Datei:Mifa Exportrad Exclusiv 26" Herren-Tourensportrad.jpg|Mifa Exportrad Exclusiv 26" Herren-Tourensportrad.
Datei:Mifa Exportrad Exclusiv 26" Herren-Tourensportrad.jpg|Ein Mifa-Tourensportrad der Marke ''Exclusiv'' 26".
Datei:Mifa Sonnenblende Werbung.jpg|Sonnenblende "Fahrräder in aller Welt", Mifa-Werbeartikel vrmtl. 1960er Jahre
Datei:Mifa Modell 214 Exclusiv A.JPG|Modell 214 als Exportversion vrmtl. für die Bundesrepublik Deutschland, Marke ''Exclusiv'', nach 1986. Es findet sich kein Hinweis auf den Hersteller des Fahrrades. Kettenblatt, Kurbeln und Griffe nicht original. Linierung vrmtl. original.
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Datei:Mifa Modell 214 Exclusiv B.JPG|Modell 214 als Exportversion vrmtl. für die Bundesrepublik Deutschland, Marke ''Exclusiv'', um 1990. Es findet sich kein Hinweis auf den Hersteller des Fahrrades. Griffe, Frontreflektor, Ständer, Sattel und Fahrradcomputer sind nicht original. Weiße Linierung offensichtlich nachträglich aufgebracht oder ursprüngliche Linierung nachgezogen (siehe vorstehendes Rad).
 
Datei:Mifa Modell 112 Exclusiv 1989.JPG|Modell 112 als Exportversion vrmtl. für die Bundesrepublik Deutschland, Marke ''Exclusiv'', Baujahr 1989. Es findet sich kein Hinweis auf den Hersteller des Fahrrades.
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Datei:Mifa Modell 214 Exclusiv A.JPG|Modell 214 als Exportversion vrmtl. für die Bundesrepublik Deutschland, Marke "Exclusiv", nach 1986. Es findet sich kein Hinweis auf den Hersteller des Fahrrades. Kettenblatt, Kurbeln und Griffe nicht original. Linierung vrmtl. original.
Datei:Mifa Modell 214 Exclusiv B.JPG|Modell 214 als Exportversion vrmtl. für die Bundesrepublik Deutschland, Marke "Exclusiv", um 1990. Es findet sich kein Hinweis auf den Hersteller des Fahrrades. Griffe, Frontreflektor, Ständer, Sattel und Fahrradcomputer nicht original. Weiße Linierung offensichtlich nachträglich aufgebracht oder ursprüngliche Linierung nachgezogen (siehe vorstehendes Rad).
Datei:Mifa Modell 112 Exclusiv 1989.JPG|Modell 112 als Exportversion vrmtl. für die Bundesrepublik Deutschland, Marke "Exclusiv", Baujahr 1989. Es findet sich kein Hinweis auf den Hersteller des Fahrrades.
Datei:Details Mifa Modell 112 Exclusiv 1989.JPG|Details des vorstehenden Fahrrades.
Datei:Details Mifa Modell 112 Exclusiv 1989.JPG|Details des vorstehenden Fahrrades.
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===Export anderer DDR-Fahrräder in die BRD===
===Export weiterer DDR-Fahrradproduzenten in die BRD===
Während es für Fahrräder von [[IFA-Motorenwerke Nordhausen|IFA Touring]] keine Hinweise auf einen Export gibt, sind von [[Fortschritt]] durchaus einige [[Modelle Fortschritt|24" Jugendrad-Modelle]] belegt, die in geringfügig abgewandelter Ausführung zumindest in den 1980er Jahren in die BRD exportiert wurden. Sie wurden wahrscheinlich unter dem Markennamen Twenter vermarktet, der ab 1990 auch für den Binnenmarkt übernommen wurde.
Neben Fahrrädern von Diamant und Mifa wurden in den 1980er Jahren auch [[Modelle Fortschritt|24"-Jugendrad-Modelle]] des [[Fortschritt|VEB Fortschritt Mähdrescherwerk Bischofswerda/Singwitz, Betriebsteil Neukirch]] in die BRD exportiert. Das geschah jedoch vermutlich nur in geringen Stückzahlen und in geringfügig geänderter Ausstattung/Finish. Sie wurden offenbar unter dem Markennamen ''Twenter'' vermarktet, der ab 1990 auch für den DDR-Binnenmarkt übernommen wurde.


[[Kategorie:Modelle]]
[[Kategorie:Modelle]]
[[Kategorie:Wissenswertes]]

Version vom 23. Februar 2017, 13:37 Uhr

Überblick

Fahrräder aus DDR-Produktion wurden seit Ende der 1940er Jahre in zahlreiche Länder exportiert. Aus den 1950er Jahren sind von den Herstellern Diamant, Möve, Mifa und Simson verschiedene Export-Modelle mit spezieller Bauart und Ausstattung (Rahmenform, Schutzbleche, Bremsen, Lackierung) bekannt. Diese Tourenfahrräder glichen den im Britischen Weltreich produzierten Fahrradtypen (Herrenfahrräder teilweise mit doppeltem Oberrohr, Damenräder mit weit heruntergezogenem Oberrohr, Gestängebremsen für Vorder- und Hinterrad) und zielten als sogenannte "englische" Fahrräder folglich auf den Überseemarkt (v.a. Afrika und Asien) ab. Für den Export in den europäischen Markt (inklusive UdSSR) ist davon auszugehen, dass hauptsächlich solche Fahrräder geliefert wurden, die für den DDR-Binnenmarkt produziert wurden. Exportiert wurde sowohl in die sozialistischen Staaten des RGW-Raumes (Rat Gegenseitiger Wirtschaftshilfe) wie auch in das Nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet (NSW). Der Export wie auch der Import von Fahrrädern und Fahrradteilen erfolgte vom Deutschen Außen- und Innenhandel, Bereich Transportmaschinen mit Sitz in Berlin, Mohrenstraße 61.

Bis Ende der 1950er Jahre wurden die Export-Fahrräder "englischer" Bauart in zahlreichen Fahrrad-Katalogen der DDR aufgeführt. Im Zuge der Sortimentsbereinigung 1959/60 blieben von diesen Fahrradtypen, die bislang von Mifa, Möve und Diamant gleichermaßen und in sehr ähnlicher Ausführung produziert wurden, nur zwei "englische" Herrenfahrräder von Möve, davon eines mit doppeltem Oberrohr. Ein gemeinsamer Katalog von Diamant, Mifa und Möve aus dem Jahr 1959 ist der letzte bekannte Beleg für diese Exportfahrräder, deren Herstellung spätestens mit der Einstellung der Fahrradproduktion bei Möve im Herbst 1961 entfiel. Ausgehend von veröffentlichten Werbe-Anzeigen scheint seit Beginn der 1960er Jahren in der Hauptsache Mifa Fahrräder für das Ausland hergestellt zu haben. Entsprechende Anzeigen aus dem Zeitraum von 1964 bis 1966 sind v.a. in Bezugsquellennachweisen, Katalogen und Magazinen zu den Leipziger Messen zu finden ("Mifa Fahrräder in alle[r] Welt"). Abgesehen davon finden sich zum Export von DDR-Fahrrädern kaum noch offizielle Hinweise.


In den 1970er und 1980er Jahre war die Bundesrepublik Deutschland offenbar ein wichtiger Abnehmer für Fahrräder und Fahrrad-Komponenten (hauptsächlich Beleuchtungskomponenten vom VEB Fahrzeugelektrik Ruhla). Aus offiziellen Quellen ist darüber jedoch noch wenig bekannt; die Erkenntnisse speisen sich bislang v.a. aus gesichteten Belegexemplaren und Hinweisen aus DDR-Prospekten der jeweiligen Hersteller. Aufgrund der mangelhaften Qualität und der technischen Rückständigkeit wurden Fahrräder und Komponenten aus DDR-Produktion zumindest in der BRD in den 1970er und 1980er Jahren jedoch nur im Niedrigpreissegment angeboten. Spätestens nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland 1990 zeigte sich, dass der DDR-Fahrradbau bereits seit den 1970er Jahren technisch und qualitativ mit dem internationalen Niveau nicht schrittgehalten hatte.

Anhand schriftlicher Quellen lässt sich belegen, dass der Export der Fahradhersteller um 1960 sehr hoch war: Bei Mifa waren es 1960 51.000 Fahrräder - ein Drittel der Gesamtproduktion. Im Jahr 1961 wurden 40 Prozent aller Diamantfahrräder exportiert. Diese und weitere Informationen gehen aus der westdeutschen "Deutschen Mechaniker-Zeitung" hervor:


Export von Fahrrädern 1961 bis 1990

Die bis 1961 produzierten speziellen Export-Modelle der Hersteller Diamant, Mifa, Möve und Simson werden in den jeweiligen Artikeln ausführlich behandelt.

Bei den im folgenden vorgestellten Fahrrädern handelt sich um Modelle und Ausführungen, die im Wesentlichen mit jenen für den DDR-Markt identisch waren, in Details (Dekor, Ausstattung) jedoch eindeutig auf einen Export-Artikel hinweisen.

Über die Exportaktivitäten der Hersteller von Fahrrädern und Zubehörteilen in den 1960er bis 1980er Jahren ist nur wenig bekannt. Gesichert ist die Tatsache, dass keine ausschließlich für den Export bestimmten Fahrradmodelle von der DDR-Fahrradindustrie produziert wurden, sondern Binnenmarkt-Modelle nur modifiziert wurden. Wie bereits erwähnt, verblieb nach 1961 hauptsächlich Mifa als Hersteller von Fahrrädern für den Export. Es ist davon auszugehen, dass sich dieser Export hauptsächlich auf Westeuropa beschränkte und in die RGW-Staaten allenfalls in geringem Umfang stattfand. Ob es nach 1961 noch einen Export nach Übersee gab, ist nicht bekannt. Für den Zeitraum 1965/66 ist allerdings die Lieferung von insgesamt 6.000 Mifa-Fahrrädern in die Demokratische Republik Vietnam (Nordvietnam) belegt.

Der vorliegenden Literatur zufolge wurde der Export von Diamant-Fahrrädern Ende der 1960er Jahre eingestellt. Der Export von Mifa-Fahrrädern entfiel spätestens 1974, wohl auch, um die Verfügbarkeit von Fahrrädern im Inland zu verbessern. Aufgrund der schwierigen Versorgungslage wurden 1970 und 1971 sogar Fahrräder aus Polen importiert.

Die Fahrradproduktion von Diamant und Mifa stieg in den 1970er Jahren weiter an. Ab 1977 wurde der Export von Diamant-Fahrrädern, später auch von Mifa-Fahrrädern wieder aufgenommen. Zumindest für den Export in die BRD gibt es den Nachweis darüber anhand von Belegexemplaren. Schriftliche Belege, die auf den Export von Diamant-Fahrrädern schließen lassen, sind erst wieder ab Beginn der 1980er Jahre nachgewiesen (etwa in einem doppelseitigen, mehrsprachigen Werbeblatt für Diamant-Fahräder von 1982). Vor allem in den 1980er Jahren wurden Fahrräder aus DDR-Produktion in der BRD oft unter anderem Markennamen und teilweise auch mit geänderter Ausstattung angeboten, wobei die Herkunft des Fahrrades keine Erwähnung fand und sich lediglich anhand der Rahmenbauweise und der verwendeten Anbauteile (v.a. Beleuchtung) nachweisen lässt.

Zeitzeugen berichten, dass DDR-Fahrräder mitunter in den Katalogen großer Versandhäuser wie Quelle oder Neckermann angeboten worden sein sollen. Eindeutige Belege waren dafür bisher noch nicht auffindbar; bekannt ist lediglich, dass DDR-Fahrräder in Quelle-Katalogen von 1982, 1983 und 1988 nicht angeboten wurden. Es wird eußerdem berichtet, dass DDR-Fahrräder in großen Kaufhäusern wie Karstadt angeboten worden sein sollen. Auch hier fehlen noch Nachweise darüber.

Export von Diamant-Fahrrädern in die BRD

Fahrräder von Diamant wurden seit den 1960er Jahren häufig unter dem Markennamen Diadem verkauft. Die assoziative Nähe zu Diamant ist dabei unverkennbar. Der Grund für diese Namnsänderung ist unbekannt, möglich wäre eine Abgrenzung zur belgischen Fahrradmarke Diamant oder sonstige markenrechtliche Zwänge. Parallel zu den Diadem-Fahrrädern wurden Diamant-Fahrräder aber auch unter dieser Marke verkauft. Das Dekor dieser Fahrräder unterschied sich grundlegend von der DDR-Ausführung. Oft wurden Fahrräder mit dem Hinweis "Markenrad" gelabelt, ohne aber auf die Herkunft aus der DDR hinzuweisen. Auffällig ist, dass die Dekore der 1970er und 1980er Jahre jenen westdeutscher Fahrradmarken optisch stark glichen (Layout, Chromfolie als Trägermaterial); zumindest eine Dekor-Variante wurde nachweislich von der westdeutschen Firma Friedrich Bentlage KG (Bielefeld) hergestellt. Die Ausstattung der Fahrräder entprach zumeist der DDR-Ausführung, bestand jedoch wahrscheinlich auch aus Komponenten westeuropäischen Ursprungs. Das betraf offenbar häufig Sattel, Lenker, Bereifung, Pedale und die Hinterradnabe (erweitert um eine Nabenschaltung). Nicht immer stammte die veränderte Ausstattung nur aus westeuropäischer Produktion - eine Fahrradklingel mit Christopherus-Motiv aus DDR-Produktion wurde offenbar ausschließlich an Exporträdern verwendet. Auch bei einigen anderen Teilen wie verscheidenen Fahrradsätteln gibt es Hinweise zu dieser Annahme.

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Diadem-Fahrräder sind bisher für die Jahre 1981, 1982 und 1991 belegt. Es handelt sich dabei stets um Abwandlungen der Modelle 35 105/160. Mit Diamant-Dekor in Exportausführung sind darüber hinaus auch die Modelle 35 104/162 belegt.


Export von Mifa-Fahrrädern in die Bundesrepublik Deutschland

Fahrradmodelle von Mifa wurden, nur mit geringfügig abgewandelter Optik und Ausstattung, bis in die 1960er Jahre unter der Marke Mifa in der BRD verkauft. Ab den 1970ern sind Exportfahrräder unter dem Namen Mifa nicht mehr belegt. Schon damals aber wurden Mifa-Fahrräder wahrscheinlich auch unter anderen Markennamen vertrieben, einen Hinweis darauf stellt ein Brillant-Fahrrad dar, bei dem es sich offensichtlich um ein Mifa Modell 152 von 1968 handelte. In den 1980ern wurden unter der westdeutschen Marke Schneider Fahrräder unterschiedlichen Ursprungs verkauft, darunter auch solche, bei denen es sich offensichtlich um Sporträder von Mifa handelte. Die Ausstattung wurde gegenüber den DDR-Modellen nur geringfügig geändert, so besaßen sie bespielsweise den Metall-Kettenschutz, der normalerweise an Mifa-Tourensporträdern verwendet wurde.

Lediglich die besser ausgestatteten Sportrad-Modelle mit 3- und 5-Gangschaltung von Favorit wurden als Schneider angeboten. Bemerkenswert ist, dass diese Fahrräder offenbar ausschließlich silbermetallic lackiert worden. Unter allen DDR-Exportfahrrädern der 1980er Jahre sind die Schneider-Modelle von Mifa am häufigsten anzutreffen. Ein anderer Name, unter dem sowohl Sport- als auch auch Tourensporträder von Mifa vertrieben wurden, war Exclusiv.

Auch die Klappräder wurden zumindest seit Ende der 1960er Jahre exportiert, neben abgewandelten Mifa-Dekoren kam dabei offenbar auch der Markenname Everest zur Verwendung.

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Export weiterer DDR-Fahrradproduzenten in die BRD

Neben Fahrrädern von Diamant und Mifa wurden in den 1980er Jahren auch 24"-Jugendrad-Modelle des VEB Fortschritt Mähdrescherwerk Bischofswerda/Singwitz, Betriebsteil Neukirch in die BRD exportiert. Das geschah jedoch vermutlich nur in geringen Stückzahlen und in geringfügig geänderter Ausstattung/Finish. Sie wurden offenbar unter dem Markennamen Twenter vermarktet, der ab 1990 auch für den DDR-Binnenmarkt übernommen wurde.