Mifa Modell 10 b: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 3. Mai 2018, 10:50 Uhr
Diese Seite ist Teil der Modellübersicht des VEB Mifa-Werk Sangerhausen
in der Unterkategorie Mifa Sporträder bis 1960
Einordnung in die Modellpalette
Noch bis Anfang der 1950er Jahre produzierte die Fahrradindustrie der DDR fast ausschließlich einfache Gebrauchsräder. An Renn- und Sporträder war zu dieser Zeit vor allem aufgrund der niedrigen Produktionskapazitäten kaum zu denken. Mifa hatte sich seit Anfang der 1950er Jahre mit der Entwicklung von Sporträdern beschäftigt: Ab 1953 sind Sporträder mit den Laufradgrößen 26" (Damen- und Herren-Ausführung) und 28" (bislang nur als Herren-Variante) belegt.
Bereits am 21. Februar 1951 berichtete die NEUE ZEIT, dass "die Mifa-Fahrradwerke [...] mit zwei neuen Fahrradsport-Modellen auf den Markt [kommen], die sich von den bewährten Tourenmodellen unter anderem durch einen leichteren Rahmenbau, Felgenbremsen und einen verstellbaren Sportlenker unterscheiden." Auf der Frühjahrsmesse 1951 wurden die neu entwickelten Mifa-Sporträder vorgestellt. In einem Messe-Informationsheft aus der Mitte desselben Jahres heißt es, dass "[d]ie Mifa-Fahrradwerke, Sangerhausen, die von der Sowjetunion in die Hände des Volkes zurückgegeben wurden, und heute der IFA angehören, [...] ein reichhaltiges Sortiment von Fahrrädern zeigten. Neukonstruktionen sind die beiden Sportradmodelle für Damen und Herren, deren besondere Merkmale Rahmen mit Ausfallenden, Keilgetriebe, Laufradbefestigung mit Flügelmuttern, Kabelfelgenbremse und verstellbarer Vorbaulenker sowie leichter Sportsattel sind. Das Damenrad besitzt gerade Rohre." Aus den Angaben lässt sich nicht ableiten, ob es sich dabei 26"- oder 28"-Räder handelte.
Überhaupt erscheint es fraglich, ob die Produktion der Mifa Sporträder tatsächlich schon 1951 in der angegebenen Ausführung begann. Für das hier beschriebene Damen-Sportrad (26") sind ab 1953 entsprechende Belegexemplare dokumentiert, die Bezeichnung als "Modell 10 b" stützt sich auf Kataloge der Zeit 1956 bis 1958. Als Modell 9 b gab es diesen Fahrradtyp auch als Herren-Variante, die jedoch ausstattungsseitig stärker als üblich von der Damenausführung abwich. Im Vergleich zu den anderen Mifa-Sporträdern dieser Zeit, ist Modell 10 b relativ häufig anzutreffen, wahrscheinlich nahm es einen beträchtlichen Teil der damaligen Sportradproduktion ein.
Rahmen und Ausstattung
Beim Modell 10 b handelte es sich um ein 26"-Sportrad in Damenausführung mit einem gebogenem Oberrohr sowie einem geraden Unterrohr. Möglicherweise war es bis Anfang 1953 noch mit geradem Oberrohr ausgestattet, eindeutige Belege hierfür gibt es bisher jedoch nicht. Die Rahmenhöhe betrug 55 cm. Wie bei Sporträdern üblich besaß dieses Fahrrad einen Hinterbau mit angelöteten Sportausfallenden, ein Keiltretlager in BSA-Ausführung, sowie zumindest ab 1954 einen Flachlenker und Flügelmuttern.
Davon abgesehen wies dieses Modell jedoch eher die Merkmale eines Tourenrads auf, offenbar wurde es direkt von Modell S 10 abgeleitet. So war der Hinterbau offen ausgeführt; Sitz- und Kettenstreben waren gekröpft. Am Rahmen gab es zunächst keine Anlötteile. Die Ausstattung erfolgte zunächst mit einer Bowdenzugstempelbremse vorn und Rücktritt hinten, sowie einem Tourengepäckträger. Wenig sportlich war auch die recht langsam gewählte Übersetzung (46:20). Im Unterschied zur Herrenausführung 9 b hatte die Damenausführung neben einem Kettenschutz und Kleidernetz zudem breite Schutzbleche (Stahl, lackiert), breite Felgen und Bereifung der Größe 26" × 1 3/4".
Die Beleuchtungskomponenten stammten in der Regel von AFE bzw. AUFA oder FER. Zumindest ab 1957 wurden Belegexemplaren zufolge jedoch teilweise auch Komponenten von FEK oder BALACO verwendet. Den Katalogangaben von 1956 und 1957 zufolge wurde das Modell 10 b mit schwarzer Lackierung, lackierten Stahlfelgen und einem Tourensattel zum Preis von 261,50 DM ausgeliefert, als Sonderausführung (zum Preis von 291,70 DM) besaß es Leichtmetallfelgen, einen Sportsattel sowie eine vollständig bunte Lackierung. Ob diese Unterscheidung von Anfang an so bestand, ist zweifelhaft. So sind von 1954 mehrere Exemplare bekannt, die unterschiedlich geartete Mischungen aus diesen Ausstattungsmerkmalen aufweisen. Zudem sind ab 1957 nur noch Belegexemplare mit Tourensattel bekannt.
Änderungen während der Produktionszeit
Im Verlauf der Bauzeit wurde Modell 10 b mehrfach konstruktiv verändert und zunehmend mit sportlicheren Attributen versehen. Bereits im Laufe des Jahres 1954 kam es zu einer Überarbeitung des Rahmens: Die Steuerkopfmuffen, die bisher denen der Tourenräder glichen, wurden nun aufwändiger gestaltet. Zudem wurden filigrane, gerade Sitzstreben eingeführt, an denen nun ein Sportgepäckträger angeklemmt war. Spätestens 1956 wich der bisherige Flachlenker mit Kunststoffmuffe einem Flachlenkerbügel mit Grünert-Leichtmetallvorbau, und der Sportgepäckträger wurde durch einen Gepäckträger in "Schwedenform" ersetzt. Die bisherige farbige (an schwarzen Fahrrädern blaue) Seilzughülse war nun einheitlich hellgrau. 1957 wurde der Hinterbau nochmals überarbeitet, er war nun geschlossen (starr) ausgeführt und besaß gerade Kettenstreben. Mit dieser Änderung sind bisher keine Belegexemplare in "Standardausführung" bekannt, möglicherweise wurde nur noch die teurere Ausführung weiterproduziert. In einem Mifa-Katalog von 1958 erscheint der Hinweis, dass das Modell 10 b ab diesem Jahr mit angelöteter Luftpumpenhalterung und Ösen zur Seilzugführung (in Vorbereitung zum nachträglichen Anbau einer Kettenschaltung) ausgerüstet wird. Während die Luftpumpenhalterung bereits an Fahrrädern von 1957 zu finden ist, gibt es für die besagten Ösen zur Seilzugführung einer Gangschaltung bislang noch keine Belege. An Fahrrädern ab Baujahr 1957 sind jedoch am Oberrohr Ösen für den Seilzug einer hinteren Felgenbremse vorhanden.
Im Laufe des Jahres 1958 kam es zu einer sehr umfangreichen Überarbeitung, wobei der sportliche Charakter noch deutlicher wurde. Der Rahmen verfügte nun über ein gerades Oberrohr, das nicht mehr innenverlötet, sondern mittels einer Muffe mit dem Sitzrohr verbunden war. Als Anlötteil kam eine Dynamohalterung hinzu, die für Mifa untypisch an der Sattelstrebe angelötet war. Der Kettenschutz wurde weiterhin mit einer Schelle befestigt. Die Steuerkopfmuffen wurden, wie auch bei den übrigen Sporträdern von Mifa, geringfügig überarbeitet. Analog zu den Diamant-Sporträdern wurde nun eine Rundscheidengabel verwendet. Eine weitere bedeutende Neuerung war die Ausstattung mit einer Alda-Felgenbremse, die zur Verwendung an Fahrrädern mit breiteren Reifen (1 3/4") längere Bremsschenkel aufwies (dadurch aber auch weniger wirksam war). Die Fahrräder wurden nun mit Aluminiumschutzblechen und grundsätzlich mit Aluminiumfelgen ausgestattet, deren Flanken jedoch noch nicht für die Verwendung von Felgenbremsen optimiert waren. Wieder entfallen waren hingegen die Ösen am Oberrohr für eine hintere Felgenbremse. Ab 1959 wurde zumindest teilweise ein Flachlenker von Diamant verwendet.
Diese Veränderungen sind (mit Ausnahme der Umstellung auf Felgenbremse vorn) in den bekannten Katalogen von 1958 nicht wiedergegeben. Es wurde noch in der bisherigen Form gezeigt, und schon im Jahr darauf werden die Sporträder von Mifa in Katalogen nicht mehr erwähnt. Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass ihre Produktion im Zusammenhang mit der Sortimentsbereinigung eingestellt werden sollte. Dass die Beschlüsse der Sortimentsbereinigung teilweise nur langsam realsiert wurden zeigt die Tatsache, dass noch 1960 Sporträder bei Mifa entstanden, die jedoch in den bislang bekannten Katalogen nicht mehr auftauchen. In den GHG-Sortimentskatalogen der Jahre 1964 und 1965 werden zumindest noch der Rahmen und die Vorderradgabel für das Damen-Sportrad angeboten, doch sind sie dort bereits als auslaufende Produkte gekennzeichnet. Vermutlich handelt es sich dabei um Restbestände, denn bislang sind keine Belegexemplare mit einer diesem Baujahr entsprechenden Rahmennummer bekannt geworden. Insofern bleibt unklar, ob der Übergang zu der neuen Rahmenform auch eine neue Typenbezeichnung mit sich brachte. Die Damen-Sporträder von Mifa ab Baujahr 1958 sind daher ebenso wie die Exemplare vor 1956 nicht zwingend als Modell 10 b zu deklarieren.
Lackierung und Rahmendekor
Für das hier beschriebene Damen-Sportrad sind verschiedene Lackierungsvarianten und Rahmendekore bekannt. Für 1953 ist bisher nur schwarze Lackierung mit Strahlenkopfdekor bekannt. Ab spätestens 1954 gab es auch Fahrräder mit Ringdekor und mit Buntlack. Etwa 1956 wechselte man zu einem anders gestalteten Strahlenkopfdekor, welches bis 1958 beibehalten wurde. Die vorläufig letzten Mifa-Sporträder besitzen dann wieder ein Ringdekor. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind hier zu finden.
Galerie
Erste Rahmenform
- Mifa Sportrad vrmtl. Modell 10b von 1954 Bild 1.jpg
Ein 26" Damensportrad von 1954. Anbauteile teilweise nicht mehr original. Erkennbar sind die Steuerkopfmuffen, die noch denen der Tourenradvariante Mifa Modell S 10 entsprechen.
- Mifa Sportrad vrmtl. Modell 10b von 1954 Bild 2.jpg
Mit gekröpften Sitzstreben zur Befestigung eines Touren-Gepäckträgers wiesen die frühen Sporträder eine weitere Ähnlichkeit zu klassischen Tourenrädern auf.
- Mifa Sportrad vrmtl. Modell 10b von 1954 Bild 3.jpg
Lackierte Stahlfelgen noch mit dreifacher Linierung.
Referenz-Fahrrad (?)
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Mifa Sportrad (26") in Damenausführung, Baujahr 1954....wie anhand dieses Exemplars von 1954 erkennbar wird. Noch mit der frühen, gelöcherten Ausführung der Flügelmuttern ausgestattet. Luftpumpe fehlt. Ohne Gepäckträger. Sattel nicht original.
Ein geändertes Strahlenkopf-Dekor weist dieses originale Exemplar von Anfang 1956 auf. "Standardausführung" mit schwarzer Lackierung, Tourensattel und lackierten Stahlfelgen.
Der Scheinwerfer ist bereits von AUFA, während der Dynamo noch von AFE stammt und keinen Standard-Schriftzug besitzt. Reifen von TSG; Sattel von LM. Gepäckträger bereits in Schwedenform.
Werkzeugtasche, Luftpumpe, Rücklicht und Kleidernetz wurden zum Fundzustand ergänzt.
Breiter Lenkerbügel und Grünert-Vorbau. Seilzughülse nicht mehr blau, sondern hellgrau.
Dieses Modell 10 b von 1957 befindet sich im Orginalzustand, lediglich die weißen Kowalit-Reifen wurden ergänzt. Sehr deutlich ist die Überarbeitung des hinteren Rahmendreiecks zu erkennen. Die Kettenstreben sind nun nicht mehr gekröpft wie noch beim Modell 10 b früherer Jahrgänge. Der Rahmen besitzt bereits angelötete Haltespitzen für die Luftpumpe.
Zweite Rahmenform
Zum Fundzustand wurden lediglich Kleidernetz und Luftpumpe ergänzt. Trotz Verwendung einer Felgenbremse noch Felgen mit den älteren, rundlichen Flanken, die Folge ist eine schwache Bremsleistung.
Modell 10 b von 1958 mit grauem Uni-Lack.
Modell 10 b von 1959 mit einer hammerschlagblauen Lackierung, die in diesem Zeitraum gelegentlich verwendet wurde. Nun mit für Felgenbremsen optimierten Flanken der Felgen.
Dynamo, Luftpumpe, Werkzeugtasche und Scheinwerfer von FER wurden zeitgenössisch ergänzt, ursprünglich könnte auch Typ 8707.6 angebaut gewesen sein. FER-Rücklicht Typ 8507.3.
Die Reifen von Heidenau und das gut erhaltene Kleidernetz deuten auf eine geringe Laufleistung dieses Exemplars hin.
Montiert ist hier der von Diamant-Damensporträdern bekannte Lenker ohne Vorbau. Es handelt sich um die bis ca. 1959 produzierte breite Ausführung (58 cm).
Anlötteile am Rahmen
Verwendungszweck | Bemerkungen |
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Zugführung für hint. Felgenbremse | nur 1957/58 |
Halterung für Luftpumpe | am Sattelrohr; ab 1957 |
Halterung für Dynamo | am Hinterbau; ab 1958 |
Technische Merkmale
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