Mifa Modell 107: Unterschied zwischen den Versionen

Aus DDR-FahrradWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
imported>Max schwalbe
Keine Bearbeitungszusammenfassung
>Nukular
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 3: Zeile 3:
  in der Unterkategorie    [[Modelle Mifa#Mifa Tourensporträder|Mifa Tourensporträder]]
  in der Unterkategorie    [[Modelle Mifa#Mifa Tourensporträder|Mifa Tourensporträder]]
</poem>
</poem>
===Hintergrundwissen zum Produktionsbeginn===


Als '''Modell 107''' hatte [[Mifa]] seit 1972 ein 26"-Tourensportrad im Sortiment, dass sich lediglich in Ausstattungsdetails vom Typ [[Mifa Modell 102|102]] unterschied. Gemäß den Angaben einer Betriebschronik von 1969 war noch im Dezember dieses Jahres der Anlauf der Nullserienfertigung von Tourensporträdern mit einer Laufradgröße von 26" geplant, um "die Übernahme der in 'Elite Diamant' einzustellenden Fahrradproduktion" zu gewährleisten. Generell hatte Mifa um 1970 jedoch Schwierigkeiten, die gemäß Planvorgaben geforderten Stückzahlen zu realisieren. Offenbar beabsichtigte man, mit den neuen Tourensporträdern die bisher bei Mifa produzierten 28"-Tourenräder schrittweise zu ersetzten. So reduzierte Mifa die Stückzahl der 28"-Tourenräder Anfang der 1970er Jahre deutlich: Verließen 1970 noch 70.340 28"-Toureräder das Werk, so waren es 1971 nur noch 29.900 Einheiten. Für 1972 sah der Plan nur noch 3.240 28"-Tourenräder vor, für 1973 schließlich deren vollständige Produktionseinstellung. Offenbar wollte der VEB Mifa-Werk Sangerhausen durch den Wegfall der im Verkauf preiswerten 28"-Tourenräder und die erhöhte Produktion von besser ausgestatteten und damit teureren 26"-Tourensporträder die vorgeschriebenen Planauflagen (Wert der Warenproduktion und Gewinn) erfüllen. Damit verstieß man jedoch gegen die politischen Beschlüsse zur Preisstabilität, die auch die Bereitstellung von Produkten der unteren Preisgruppen (hier in Form der einfachen 28"-Tourenräder) vorsah. Die "Arbeiter- und Bauerninspektion" (eine Kontrollinstitution, die dem Zentralkomitee der SED und dem Ministerrat der DDR unterstellt war und die Erfüllung der Partei- und Regierungsbeschlüsse sichern sollte) untersuchte den Fall. Durch den Generaldirektor der VVB Automobilbau, Winfried Sonntag, wurde schließlich entschieden, dass ab Mai 1972 an Stelle der 28"-Tourenräder 26"-Tourenräder produziert werden sollten. Die 26"-Räder sollten die gleichen [[Produktionszahlen und Preise|Preise]] wie die 28"-Räder und die gleichen, z.T. auch besseren "Gebrauchswerteigenschaften" aufweisen. Für 1972 war nur noch die Produktion von 2.240 Stück 28"-Tourenrädern und bereits von 17.000 Stück 26"-Tourenrädern vorgesehen. Es ist daher anzunehmen, dass zur Realisierung dieses Beschlusses im Jahre 1972 die Typen 107 und [[Mifa Modell 159|159]] (Damenausführung) eingeführt wurden und den Ersatz für die 28"-Toureräder bildeten. Dazu passt die erstmalige Erwähnung der neuen Modelle in einem Katalog von 1973. Ferner lässt sich diese Vermutung aufgrund der Ausstattung des hier beschriebenen Modells weiter bestätigen.


Unter der Typenbezeichnung ''Modell 107'' hatte [[Mifa]] ein 26"-Tourensportrad in Herrenausführung im Sortiment. Die entsprechende Damenausführung trug die Modellnummer [[Mifa Modell 159|159]]. Das Modell 107 war eine anders ausgestattete Variante des sonst sehr ähnlichen Modells [[Mifa Modell 102|102]], das in größeren Stückzahlen produziert wurde. In einem Prospekt des Jahres 1973 wird die hier beschriebene Ausführung erstmals erwähnt.
===Rahmen und Ausstattung===


Das Modell 107 besitzt einen für Tourensporträder typischen [[Rahmen]] mit schrägen [[Ausfallenden]] sowie einem offenen Hinterbau. Die Sitz- und die Kettenstreben sind gerade ausgeführt. Der Rahmen besitzt zusätzliche [[Anlötteile]] für den [[Kettenschutz]], für den [[Dynamo]] und für die [[Luftpumpe]]. Die Dynamohalterung ist an der Vorderradgabel angebracht. Die Rahmenhöhe beträgt 56 cm. Nachdem 1983 das Modell 105 mit verlängerter Dynamohalterung erschien, wurde diese etwas später auch am Modell 107 verwendet. Die Verlängerung schafft den Platz, der zum nachträglichen Anbau einer [[Bremsen#Felgenbremsen_und_Zubehör|Felgenbremse]] erforderlich ist.
Das Modell 107 besaß einen für Tourensporträder typischen [[Rahmen]] mit schrägen [[Ausfallenden]] sowie einem offenen Hinterbau. Die Sitz- und die Kettenstreben waren gerade ausgeführt. Der Rahmen besaß zusätzliche [[Anlötteile]] für den [[Kettenschutz]], für den [[Dynamo]] und für die [[Luftpumpe]]. Insgesamt glich der Rahmen vollständig dem des Typs 102 von Mifa. Die Rahmenhöhe betrug 56 cm.<br>Hinsichtlich der Ausstattung sind jedoch einige Unterschiede zu nennen: So besaß das Modell 107 ein [[Tretlager|Glockentretlager]] und lackierte [[Felgen|Stahlfelgen]]. Diese Details deuten darauf hin, dass der Typ 107 als Ersatz für die klassischen 28"-Tourenräder gedacht war. Die übrige Ausstattung glich der des Modells 102: [[Lenker|Flachlenker]], [[Sattel|Tourensattel]], sowie eine [[Bremse#Stempelbremsen|Stempelbremse]] mit Bowdenzug waren auch für dieses Fahrrad charakteristisch. Die [[Schutzbleche|Stahlschutzbleche]] wurden in Rahmenfarbe lackiert und weiß liniert. In geringem Umfang gab es auch Exemplare, die mit grauen Stahlschutzblechen (abhängig von der Rahmenfarbe liniert) versehen waren. Entsprechend den Beschlüssen der VVB Automobilbau durfte das neue Tourensportrad nicht teurer sein als das bisher preiswerteste Tourenrad von Mifa, so dass für das Modell 107 zunächst ein Endverbraucherpreis (EVP) von 211,- M festgelegt wurde. Inwieweit dieser Preis längerfristig beibehalten werden konnte, bleibt jedoch offen.  


Im Unterschied zum Modell 102 ist dieses Fahrrad mit einem [[Tretlager#Glockentretlager|Glockentretlager]] ausgestattet. Außerdem wurden an Modell 107 laut Katalogangaben [[Felgen#Stahlfelgen|Stahlfelgen]] verbaut, spätenstens in den 1980er Jahren wurden jedoch teilweise auch [[Felgen#Leichtmetallfelgen|Aluminiumfelgen]] verwendet.
===Änderungen während der Produktionszeit===


Die weitere Ausstattung des Modells 107 varriierte im Gegensatz zu den Katalogangaben erheblich. Allen Ausführungen gemein sind neben dem Keiltretlager eine [[Bremse#Stempelbremsen|Stempelbremse]] mit Bowdenzug, ein verstellbarer [[Lenker|Sportlenker]], [[Pedale#Modelle_Blockpedale|Blockpedale]] sowie ein [[Sattel|Tourensattel]], der ab ca. 1983 eine Satteldecke aus PUR-Schaumstoff hatte. Davon ausgehend, sind drei typische Ausstattungsvarianten zu beobachten:
Ab 1978, spätestens jedoch ab 1979 wurde ein Lenker mit neuentwickelter Form verwendet. Eine Neuerung des Jahres 1979 stellte ein filigranerer Gepäckträger dar. Dieser erwies sich jedoch aufgrund der geringen Belastbarkeit als Rückschritt. Im Zeitraum 1978/79 wurde die Vorderradgabel dahingehend überarbeitet, dass nun auch Schutzbleche mit einer Überlaufstrebe befestigt werden konnten (nunmehr je Ausfallende zwei Ösen für die Befestigung des Schutzbleches, bisher nur eine Öse). Zumindest gemäß Katalogangaben der Jahre 1973 bis 1980 war das Modell 107 in diesem Zeitraum nur mit Stahlfelgen und lackierten [[Schutzbleche|Stahlschutzblechen]] erhältlich. Seit ca. 1980 variierte die Austattung deutlich stärker, es lassen sich hierbei drei Varianten abgrenzen:  


* '''Ausstattungsvarianten:'''
* Stahlfelgen in Kombination mit lackierten Stahlschutzblechen und lackiertem [[Gepäckträger]] sowie lackiertem [[Kettenschützer|Kettenschutz]]
<poem style="border: 1px solid #d6d2c5; background-color: #f9f9f9; padding: 0;">
* Aluminiumfelgen in Kombination mit lackierten Stahlschutzblechen und lackiertem Gepäckträger sowie lackiertem Kettenschutz
  - [[Felgen#Stahlfelgen|Stahlfelgen]] in Kombination mit lackierten [[Schutzbleche#Stahlschutzbleche|Stahlschutzblechen]] u. lackiertem [[Gepäckträger]] + lackiertem [[Kettenschützer|Kettenschutz]]
* Aluminiumfelgen in Kombination mit Aluminiumschutzblechen und verchromtem Gepäckträger sowie verchromtem Kettenschutz
  - [[Felgen#Leichtmetallfelgen|Aluminiumfelgen]] in Kombination mit lackierten Stahlschutzblechen u. lackiertem Gepäckträger + lackiertem Kettenschutz
  - Aluminiumfelgen in Kombination mit [[Schutzbleche#Aluminiumschutzbleche|Aluminiumschutzblechen]] u. verchromtem Gepäckträger + verchromtem Kettenschutz (ab ca. 1980)
</poem>
Zur allgemeinen Veränderung der Ausstattung gehören ein ab 1978 verwendeter Lenker mit einer neuentwickelten Form, ein filigraner Gepäckträger ab Ende 1979, der PUR-Tourensattel ab 1983, sowie modernisierte Beleuchtung, [[Reflektoren#Speichenreflektoren|Speichenreflektoren]] und ein neues [[Kettenblatt]] in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre. Die besser ausgestatteten Varianten (mit Aluminiumschutzblechen) besitzen teilweise [[Lackierung#Metallic-Lack_("Fischsilber-Lack")|Metallic-Lackierung]] statt des sonst üblichen [[Lackierung#Uni-Lack_("Emaillierung")|Uni-Lacks]]. Abweichend davon gab es in der ersten Hälfte der 1980er Jahre jedoch auch silbergraue Tourensporträder mit silber lackierten Stahlschutzblechen (rot liniert) sowie silbernem Gepäckträger und Kettenschutz. In der zweiten Hälfte der 1980er erfolgte die Umstellung auf ein neues Farbprogramm.


Die Lackierung der Rahmen efolgte zunächst zweifarbig (im Bereich des Steuerkopfes weiß, der übrige Rahmen farbig), ab Ende 1979 waren sie nur noch einfarbig. Das Rahmendekor bestand anfangs aus einem hochwertigen Dekor mit rotem Schriftzug auf weißem Hintergrund. Ab 1976 waren es dann wenig haltbare Chromfolienaufkleber mit Mifa-Schriftzügen und bunten Streifen bzw. später mit bunten Sternen. Ende 1979 wurde das Dekor nochmals vereinfacht. 1986 lösten Aufkleber die bisherigen Chromfolien ab. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind [[Datierung Mifa Fahrräder#Datierung mit Hilfe des Rahmendekors|hier]] zu finden.
Nachdem 1983 das Modell [[Mifa Modell 105|105]] erschienen war, wurde dessen verlängerte Dynamohalterung etwas später auch am Modell 107 verwendet. Dadurch ergab sich die Möglichkeit, das Fahrrad nachträglich mit einer [[Bremsen|Felgenbremse]] auszurüsten. Eine weitere Neuerung von 1983 war ein Tourensattel mit Decke aus PUR-Schaumstoff.<br>Ab 1986 wurde vom VEB IFA-Motorenwerke Nordhausen unter der Marke [[Modelle IFA Touring|IFA Touring]] ein weitgehend identischer [[IFA Touring Modell 102|Fahrradtyp]] produziert. Generell wurde Mitte der 1980er Jahre die Produktion von Tourensport- und Klapprädern bei Mifa zugunsten der Sporträder gedrosselt. Damit einher ging auch eine Neuausrichtung der Modellpalette der Tourensporträder: Diese wurde zusammengefasst und stärker als bisher standardisiert. Das genaue Produktionsende lässt sich kaum eingrenzen, doch wurden bei Mifa seit Mitte der 1980er Jahre 26"-Tourensporträder fast nur noch in Form der Modelle [[Mifa Modell 105|105]] und [[Mifa Modell 160|160]] angeboten. In einem Gesamtkatalog von 1989 wird das Modell 107 nicht mehr erwähnt, das jüngste bislang bekannte Exemplar stammt von 1985.  


Ab 1986 wurde vom [[IFA-Motorenwerke Nordhausen|VEB IFA-Motorenwerke Nordhausen]] ein Fahrrad produziert, das dem Modell 107 in der einfachen Austattung mit Stahlschutzblechen weitgehend entspricht und möglicherweise auch die gleiche Modellnummer besaß. Seither wurde das Modell 107 bei Mifa nur noch in geringem Umfang hergestellt. Gänzlich aus dem Sortiment verschwand es jedoch erst später, wahrscheinlich 1989. Es fehlt im Gesamtkatalog des besagten Jahres.  
===Lackierung und Rahmendekor===
Die Lackierung der Rahmen erfolgte zunächst zweifarbig (im Bereich des Steuerkopfes weiß, der übrige Rahmen farbig). Das Rahmendekor hatte zunächst einen roten Schriftzug auf weißem Hintergrund. Ab 1975 fanden wenig haltbare Chromfolienaufkleber mit Mifa-Schriftzügen und bunten Streifen bzw. später mit bunten Sternen Verwendung. Ende 1979 wurde das Dekor nochmals vereinfacht, zudem waren die Rahmen jetzt nur noch einfarbig lackiert. Ob das Modell 107 noch mit den ab 1985 verwendeten Aufklebern ausgeliefert wurde, ist derzeit unklar. Die besser ausgestatteten Varianten (mit Aluminiumschutzblechen) besitzen teilweise [[Lackierung#Metallic-Lack_("Fischsilber-Lack")|Metallic-Lackierung]] statt des sonst üblichen [[Lackierung#Uni-Lack_("Emaillierung")|Uni-Lacks]]. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind [[Datierung Mifa Fahrräder#Datierung mit Hilfe des Rahmendekors|hier]] zu finden.  


===Galerie===


<gallery widths="220" heights="220" perrow="4">
<gallery widths="220" heights="220" perrow="4">
Zeile 34: Zeile 34:
Datei:100 2910k.jpg|Auch dieses Modell 107 (Baujahr 1975) befindet sich in einem gepflegten und vollständig originalen Zustand. Zudem ist es die seltenere Version mit grauen Schutzblechen (hier passend zur Rahmenfarbe rot liniert) und Mifa-Emblem auf dem hinteren Schutzblech.
Datei:100 2910k.jpg|Auch dieses Modell 107 (Baujahr 1975) befindet sich in einem gepflegten und vollständig originalen Zustand. Zudem ist es die seltenere Version mit grauen Schutzblechen (hier passend zur Rahmenfarbe rot liniert) und Mifa-Emblem auf dem hinteren Schutzblech.
Datei:Mifa1071.jpg|Nach 1980 wurden die Tourensporträder von Mifa auch häufiger mit Aluminiumschutzblechen ausgestattet. Gepäckträger und Kettenschutz waren bei diese Variante dann verchromt (statt wie sonst in Rahmenfarbe lackiert).  
Datei:Mifa1071.jpg|Nach 1980 wurden die Tourensporträder von Mifa auch häufiger mit Aluminiumschutzblechen ausgestattet. Gepäckträger und Kettenschutz waren bei diese Variante dann verchromt (statt wie sonst in Rahmenfarbe lackiert).  
Datei:Mifa1072.jpg|Beim abgebildeten Fahrrad (Baujahr um 1985) wurden lediglich die Reflektoren nachträglich angebracht, ansonsten befindet es sich weitgehend im Originalzustand. Es besitzt bereits die längere Halterung für den Dynamo.
Datei:Mifa1073.jpg|Mit den Aluminiumschutzblechen sowie etwas mehr Chrom wirkten die Tourensporträder zumindest etwas gefälliger als die sehr einfach gehaltene Version mit lackierten Schutzblechen.
Datei:Mifa1073.jpg|Mit den Aluminiumschutzblechen sowie etwas mehr Chrom wirkten die Tourensporträder zumindest etwas gefälliger als die sehr einfach gehaltene Version mit lackierten Schutzblechen.
</gallery>
</gallery>


===[[Anlötteile]] am Rahmen===
{| class="wikitable"
|-
! Verwendungszweck !! Bemerkungen
|-
| Halterung für Luftpumpe
| am Sattelrohr
|-
| Halterung für Dynamo
| an der Vorderradgabel
|-
| Halterung für Kettenschutz
| an Sitz- und Unterrohr
|-
|}


*'''Technische Merkmale'''
===Technische Merkmale===
<poem style="border: 1px solid #d6d2c5; background-color: #f9f9f9; padding: 0;">
  - [[Rahmen|Stahlrohrrahmen]] mit [[Muffen|Außenmuffen]], Rahmenhöhe 56 cm, Hinterbau offen ausgeführt
  - gerade Sitzstreben, gerade Kettenstreben, schräge [[Ausfallenden]] nach vorn 
  - Halterung für Dynamo an der Gabel angelötet
  - am Sattelrohr angelötete Halterung für die Luftpumpe
  - [[Tretlager|Glockentretlager]], [[Kettenblatt]] mit 46 Zähnen
  - lackierte [[Felgen|Stahlfelgen]] (wahlweise auch Aluminiumfelgen) 26", Sechskantmuttern
  - Bereifung 26"x1 3/4"
  - vorn [[Bremsen|Stempelbremse]] mit Bowdenzug
  - hinten [[Naben|Freilaufnabe]] mit Rücktrittbremse, Zahnkranz mit 18 Zähnen
  - [[Lenker|Sportlenker]] ohne [[Vorbau]]
  - farbig lackierte und weiß linierte [[Schutzbleche|Stahlschutzbleche]] (später auch polierte Aluminiumschutzbleche)
  - Zubehör: [[Kettenschutz]], [[Luftpumpe]], [[Werkzeugtasche]]
</poem>


{| style="border: 1px solid #aaaaaa; background-color: #f8f8f8; padding-left: 20px; padding-top: 5px; padding-bottom: 5px; width:100%"
|
*[[Rahmen|Stahlrohrrahmen]] mit [[Muffen|Außenmuffen]], Rahmenhöhe 56 cm, Hinterbau offen ausgeführt
* gerade Sitzstreben, gerade Kettenstreben, schräge [[Ausfallenden]] nach vorn 
* Halterung für Dynamo an der Gabel angelötet
* am Sattelrohr angelötete Halterung für die Luftpumpe
* [[Tretlager|Glockentretlager]], [[Kettenblatt]] mit 46 Zähnen
* lackierte [[Felgen|Stahlfelgen]] (ab ca. 1980 auch Aluminiumfelgen) 26", Sechskantmuttern
* Bereifung 26" × 1 <sup>3</sup>/<sub>4</sub>"
* vorn [[Bremsen|Stempelbremse]] mit Bowdenzug
* hinten [[Naben|Freilaufnabe]] mit Rücktrittbremse, Zahnkranz mit 18 Zähnen
* [[Lenker|Sportlenker]] ohne [[Vorbau]]
* farbig lackierte und weiß linierte [[Schutzbleche|Stahlschutzbleche]] (später auch polierte Aluminiumschutzbleche)
* Zubehör: [[Kettenschutz]], [[Luftpumpe]], [[Werkzeugtasche]]
[[Kategorie:Modelle Mifa]]
[[Kategorie:Modelle Mifa]]

Version vom 29. Mai 2015, 12:31 Uhr

 Diese Seite ist Teil der Modellübersicht des VEB Mifa-Werk Sangerhausen
 in der Unterkategorie Mifa Tourensporträder

Hintergrundwissen zum Produktionsbeginn

Als Modell 107 hatte Mifa seit 1972 ein 26"-Tourensportrad im Sortiment, dass sich lediglich in Ausstattungsdetails vom Typ 102 unterschied. Gemäß den Angaben einer Betriebschronik von 1969 war noch im Dezember dieses Jahres der Anlauf der Nullserienfertigung von Tourensporträdern mit einer Laufradgröße von 26" geplant, um "die Übernahme der in 'Elite Diamant' einzustellenden Fahrradproduktion" zu gewährleisten. Generell hatte Mifa um 1970 jedoch Schwierigkeiten, die gemäß Planvorgaben geforderten Stückzahlen zu realisieren. Offenbar beabsichtigte man, mit den neuen Tourensporträdern die bisher bei Mifa produzierten 28"-Tourenräder schrittweise zu ersetzten. So reduzierte Mifa die Stückzahl der 28"-Tourenräder Anfang der 1970er Jahre deutlich: Verließen 1970 noch 70.340 28"-Toureräder das Werk, so waren es 1971 nur noch 29.900 Einheiten. Für 1972 sah der Plan nur noch 3.240 28"-Tourenräder vor, für 1973 schließlich deren vollständige Produktionseinstellung. Offenbar wollte der VEB Mifa-Werk Sangerhausen durch den Wegfall der im Verkauf preiswerten 28"-Tourenräder und die erhöhte Produktion von besser ausgestatteten und damit teureren 26"-Tourensporträder die vorgeschriebenen Planauflagen (Wert der Warenproduktion und Gewinn) erfüllen. Damit verstieß man jedoch gegen die politischen Beschlüsse zur Preisstabilität, die auch die Bereitstellung von Produkten der unteren Preisgruppen (hier in Form der einfachen 28"-Tourenräder) vorsah. Die "Arbeiter- und Bauerninspektion" (eine Kontrollinstitution, die dem Zentralkomitee der SED und dem Ministerrat der DDR unterstellt war und die Erfüllung der Partei- und Regierungsbeschlüsse sichern sollte) untersuchte den Fall. Durch den Generaldirektor der VVB Automobilbau, Winfried Sonntag, wurde schließlich entschieden, dass ab Mai 1972 an Stelle der 28"-Tourenräder 26"-Tourenräder produziert werden sollten. Die 26"-Räder sollten die gleichen Preise wie die 28"-Räder und die gleichen, z.T. auch besseren "Gebrauchswerteigenschaften" aufweisen. Für 1972 war nur noch die Produktion von 2.240 Stück 28"-Tourenrädern und bereits von 17.000 Stück 26"-Tourenrädern vorgesehen. Es ist daher anzunehmen, dass zur Realisierung dieses Beschlusses im Jahre 1972 die Typen 107 und 159 (Damenausführung) eingeführt wurden und den Ersatz für die 28"-Toureräder bildeten. Dazu passt die erstmalige Erwähnung der neuen Modelle in einem Katalog von 1973. Ferner lässt sich diese Vermutung aufgrund der Ausstattung des hier beschriebenen Modells weiter bestätigen.

Rahmen und Ausstattung

Das Modell 107 besaß einen für Tourensporträder typischen Rahmen mit schrägen Ausfallenden sowie einem offenen Hinterbau. Die Sitz- und die Kettenstreben waren gerade ausgeführt. Der Rahmen besaß zusätzliche Anlötteile für den Kettenschutz, für den Dynamo und für die Luftpumpe. Insgesamt glich der Rahmen vollständig dem des Typs 102 von Mifa. Die Rahmenhöhe betrug 56 cm.
Hinsichtlich der Ausstattung sind jedoch einige Unterschiede zu nennen: So besaß das Modell 107 ein Glockentretlager und lackierte Stahlfelgen. Diese Details deuten darauf hin, dass der Typ 107 als Ersatz für die klassischen 28"-Tourenräder gedacht war. Die übrige Ausstattung glich der des Modells 102: Flachlenker, Tourensattel, sowie eine Stempelbremse mit Bowdenzug waren auch für dieses Fahrrad charakteristisch. Die Stahlschutzbleche wurden in Rahmenfarbe lackiert und weiß liniert. In geringem Umfang gab es auch Exemplare, die mit grauen Stahlschutzblechen (abhängig von der Rahmenfarbe liniert) versehen waren. Entsprechend den Beschlüssen der VVB Automobilbau durfte das neue Tourensportrad nicht teurer sein als das bisher preiswerteste Tourenrad von Mifa, so dass für das Modell 107 zunächst ein Endverbraucherpreis (EVP) von 211,- M festgelegt wurde. Inwieweit dieser Preis längerfristig beibehalten werden konnte, bleibt jedoch offen.

Änderungen während der Produktionszeit

Ab 1978, spätestens jedoch ab 1979 wurde ein Lenker mit neuentwickelter Form verwendet. Eine Neuerung des Jahres 1979 stellte ein filigranerer Gepäckträger dar. Dieser erwies sich jedoch aufgrund der geringen Belastbarkeit als Rückschritt. Im Zeitraum 1978/79 wurde die Vorderradgabel dahingehend überarbeitet, dass nun auch Schutzbleche mit einer Überlaufstrebe befestigt werden konnten (nunmehr je Ausfallende zwei Ösen für die Befestigung des Schutzbleches, bisher nur eine Öse). Zumindest gemäß Katalogangaben der Jahre 1973 bis 1980 war das Modell 107 in diesem Zeitraum nur mit Stahlfelgen und lackierten Stahlschutzblechen erhältlich. Seit ca. 1980 variierte die Austattung deutlich stärker, es lassen sich hierbei drei Varianten abgrenzen:

  • Stahlfelgen in Kombination mit lackierten Stahlschutzblechen und lackiertem Gepäckträger sowie lackiertem Kettenschutz
  • Aluminiumfelgen in Kombination mit lackierten Stahlschutzblechen und lackiertem Gepäckträger sowie lackiertem Kettenschutz
  • Aluminiumfelgen in Kombination mit Aluminiumschutzblechen und verchromtem Gepäckträger sowie verchromtem Kettenschutz

Nachdem 1983 das Modell 105 erschienen war, wurde dessen verlängerte Dynamohalterung etwas später auch am Modell 107 verwendet. Dadurch ergab sich die Möglichkeit, das Fahrrad nachträglich mit einer Felgenbremse auszurüsten. Eine weitere Neuerung von 1983 war ein Tourensattel mit Decke aus PUR-Schaumstoff.
Ab 1986 wurde vom VEB IFA-Motorenwerke Nordhausen unter der Marke IFA Touring ein weitgehend identischer Fahrradtyp produziert. Generell wurde Mitte der 1980er Jahre die Produktion von Tourensport- und Klapprädern bei Mifa zugunsten der Sporträder gedrosselt. Damit einher ging auch eine Neuausrichtung der Modellpalette der Tourensporträder: Diese wurde zusammengefasst und stärker als bisher standardisiert. Das genaue Produktionsende lässt sich kaum eingrenzen, doch wurden bei Mifa seit Mitte der 1980er Jahre 26"-Tourensporträder fast nur noch in Form der Modelle 105 und 160 angeboten. In einem Gesamtkatalog von 1989 wird das Modell 107 nicht mehr erwähnt, das jüngste bislang bekannte Exemplar stammt von 1985.

Lackierung und Rahmendekor

Die Lackierung der Rahmen erfolgte zunächst zweifarbig (im Bereich des Steuerkopfes weiß, der übrige Rahmen farbig). Das Rahmendekor hatte zunächst einen roten Schriftzug auf weißem Hintergrund. Ab 1975 fanden wenig haltbare Chromfolienaufkleber mit Mifa-Schriftzügen und bunten Streifen bzw. später mit bunten Sternen Verwendung. Ende 1979 wurde das Dekor nochmals vereinfacht, zudem waren die Rahmen jetzt nur noch einfarbig lackiert. Ob das Modell 107 noch mit den ab 1985 verwendeten Aufklebern ausgeliefert wurde, ist derzeit unklar. Die besser ausgestatteten Varianten (mit Aluminiumschutzblechen) besitzen teilweise Metallic-Lackierung statt des sonst üblichen Uni-Lacks. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind hier zu finden.

Galerie

Anlötteile am Rahmen

Verwendungszweck Bemerkungen
Halterung für Luftpumpe am Sattelrohr
Halterung für Dynamo an der Vorderradgabel
Halterung für Kettenschutz an Sitz- und Unterrohr

Technische Merkmale