Exportfahrräder: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 19. Februar 2017, 22:02 Uhr

Die Fahrräder der DDR wurden vielfach exportiert. Während Exportmodelle in den 1950er Jahren noch teilweise eigene Modellnummern mit spezieller Ausstattung ab Werk aufwiesen, wurde über den Export ab den 1960er Jahren kaum noch offiziell berichtet, weder in der DDR noch im Ausland. Neben Ostblock-Staaten wurden die Fahrräder auch in das nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet und nach Übersee exportiert. Ein relevanter Abnehmer war auch die Bundesrepublik für DDR-Komplettfahrräder und Komponenten, auch noch in den 1980er Jahren. Offiziell ist nur wenig darüber bekannt, Fakten werden anhand beobachteter Belegexemplare und westdeutscher Katalogabbildungen zusammengetragen.


Exportfahrräder bis 1960

Angaben zu den Exportmodellen aus der Zeit bis 1960 sind in den jeweiligen Modelle-Artikeln der DDR-Fahrradhersteller abgehandelt.

Hinweise auf den Export in Zeitschriften/Zeitungen

Literaturseitig lässt sich belegen, dass das Exportvolumen um 1960 beträchtlich war. So wurden im Jahr 1961 40% aller Diamantfahrräder exportiert, bei Mifa waren es 1960 51 000 Fahrräder, was ein Drittel der Gesamtproduktion bedeutete. Dies und einige weitere Notizen gehen aus der westdeutschen "Deutschen Mechaniker-Zeitung" hervor:


Exportfahrräder 1961-1990

Über die Exportaktivitäten des DDR-Fahrradbaus der 1960er, 1970er und 1980er Jahre ist nur wenig literaurseitig belegbares bekannt. Sicher ist lediglich, dass es keine offiziellen, speziell für den Export bestimmten Fahrradmodelle seitens der DDR-Fahrradhersteller mehr gab. In osteuropäischen Ländern waren DDR-Räder kaum oder gar nicht im Straßenbild vertreten, weshalb man davon ausgehen kann, dass wenn überhaupt, dann nur wenige Räder in den Ostblock exportiert wurden. Ob es nach 1960 noch einen Export nach Übersee gab, ist nicht bekannt. Lediglich für Exportaktivitäten in die Bundesrepublik, gibt es anhand von Belegexemplaren und Katalogabbildungen eindeutige Hinweise. In der DDR-Literaur finden derartige Exportaktivitäten ebensowenig Erwähnung wie auch in der BRD selbst. Die Räder wurden oft unter geändertem Markennamen und teilweise auch geänderter Ausstattung angeboten, wobei die Herkunft des Fahrrads aus der DDR keine Erwähnung fand und sich lediglich anhand der Rahmenbauweise und der verwendeten Anbauteile mit DDR-Prägung nachweisen lässt. Selbst das statistische Bundesamt der BRD scheint diesen innerdeutschen Handel nicht aufgeführt zu haben. Offenkundig waren weder die DDR noch die BRD an einem Bekanntwerden beziehungsweise einer Thematisierung dieser Handelsbeziehungen interessiert.

Hinweise auf den Export aus offiziellen Quellen

Es wird berichtet, dass DDR-Fahrräder mitunter in den Katalogen großer Versandhäuser wie Quelle oder Neckermann angeboten worden sein sollen. Eindeutige Belege waren dafür bisher noch nicht auffindbar, bekannt ist lediglich, dass DDR-Räder in Quelle-Katalogen von 1982, 1983 und 1988 nicht angeboten wurden. Weiterhin ist bekannt, dass DDR-Fahrräder in großen Kaufhäusern wie Karstadt angeboten worden sein sollen. Die Faktenlage hierzu ist jedoch außerordentlich dünn.

Export von Diamant-Fahrrädern in die BRD

Fahrräder von Diamant wurden in diesem Zeitraum häufig unter dem Markennamen Diadem verkauft. Warum der Markenname offensichtlich von Diamant ausgehend abgewandelt wurde, ist nicht bekannt. Parallel zu den Diadem-Fahrrädern wurden Fahrräder von Diamant aber auch tatsächlich als Diamant vermarktet. Das Dekor dieser Fahrräder war abgewandelt, oft wurde es als "Markenrad" gelabelt, ohne aber auf die Herkunft aus der DDR hinzuweisen. Die Ausstattung der Fahrräder entprach teilweise der DDR-Ausführung, oftmals war sie jedoch mit West-Komponenten geändert worden. Von Veränderungen waren häufig Sattel, Lenkerpartie, Bereifung, Pedale und die Hinterradnabe (erweitert um eine Nabenschaltung) betroffen. Nicht immer stammten die geänderten Teile auch aus westlicher Produktion - eine Fahrradklingel mit Christopherus-Motiv, das offenbar nur an Exporträdern verwendet wurde, stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus DDR-Produktion. Auch bei einigen anderen Teilen wie diversen Export-Fahrradsätteln gibt es Hinweise zu dieser Annahme.

Diadem-Fahrräder sind bisher für die Jahre 1981, 1982 und 1991 belegt. Es handelt sich dabei stets um Abwandlungen der Modelle 35 105/160. Mit Diamant-Dekor in Exportausführung sind darüber hinaus auch die Modelle 35 104/162 belegt.

Export von Mifa-Fahrrädern in die BRD

Fahrradmodelle von Mifa wurden - geringfügig abgewandelt - zumindest in den 1960er Jahren noch unter dem Namen Mifa in der BRD vermarktet. Ab den 1970ern sind Exporträder unter dem Namen Mifa nicht mehr belegt. Schon damals aber wurden Mifa-Fahrräder wahrscheinlich auch unter anderen Markennamen vertrieben, einen Hinweis darauf stellt ein Brillant-Fahrrad dar, bei dem es sich offensichtlich um ein Mifa Modell 152 von 1968 handelte. In den 1980ern bot die westdeutsche Fahrradmarke Schneider Fahrräder unterschiedlichen Ursprungs an, darunter auch solche, bei denen es sich offensichtlich um Sporträder von Mifa handelte. Die Ausstattung wurde nur geringfügig abgewandelt, so besaßen sie den Metall-Kettenschutz, der normalerweise an Mifa-Tourensporträdern verwendet wurde. Es wurden lediglich die besser ausgestatteten Sportrad-Modelle mit 3- und 5-Gangschaltung von Favorit als Schneider angeboten. Bemerkenswert ist, dass diese Fahrräder offenbar ausschließlich silbermetallic lackiert worden. Unter allen DDR-Exportfahrrädern der 1980er Jahre sind die Schneider-Modelle von Mifa am häufigsten anzutreffen. Eine andere Marke, unter der nicht nur Sport- sondern auch Tourensporträder von Mifa vertrieben wurden, war Exclusiv. Auch die Klappräder wurden zumindest Anfangs auch exportiert, neben abgewandelten Mifa-Dekors kam dabei offenbar auch der Markenname Everest zur Verwendung.

Galerie Mifa Export


Export anderer DDR-Fahrräder in die BRD

Während es für Fahrräder von IFA Touring keine Hinweise auf einen Export gibt, sind von Fortschritt durchaus einige 24" Jugendrad-Modelle belegt, die in geringfügig abgewandelter Ausführung zumindest in den 1980er Jahren in die BRD exportiert wurden. Sie wurden wahrscheinlich unter dem Markennamen Twenter vermarktet, der ab 1990 auch für den Binnenmarkt übernommen wurde.