Diamant Modell 35 105

Aus DDR-FahrradWiki
Version vom 2. August 2015, 10:55 Uhr von imported>Max schwalbe (→‎Galerie)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Diese Seite ist Teil der 
in der Unterkategorie


Einordnung in die Modellpalette

Scheinbar zeitgleich mit einer optischen Überarbeitung der Modellpalette erschienen 1964 bei Diamant die Modelle 35 105 (Herrenausführung, 26") und 35 156 (Damenausführung, 26") als Luxus-Ausführungen der Tourensporträder. Konstruktiv geht der hier beschriebene Typ weitgehend auf das Modell 35 102 zurück, die Ausstattung hingegen war verbessert worden. Anfangs wurde das Grundmodell am häufigsten produziert, im Laufe der 1970er Jahre wurde jedoch das hier beschriebene Modell dominierend und blieb bis 1990 eines der am häufigsten produzierten Fahrräder im Sortiment von Diamant. Auch in und unmittelbar nach der Wendezeit behielt man die Tourensporträder bei, nunmehr jedoch mit moderneren Komponenten versehen. Entsprechend der neuen Marktsituation wählte man auch eingängigere Bezeichnungen, im ersten Nachwende-Katalog tragen die Tourensporträder daher die Bezeichnung "Topas".

Rahmen und Ausstattung

Das früheste bislang bekannte Exemplar stammt aus dem I. Quartal 1964 und besitzt bereits Anlötteile zur Befestigung des Dynamos und des Kettenschutzes. Die Ausfallenden der Vorderradgabel verfügen über je zwei Ösen zur Befestigung des Schutzbleches, im Gegensatz zum Modell 35 102, welches hier nur je eine Öse besitzt. Die übrigen konstruktiven Details des Rahmens entsprechen jenen des Typs 35 102.
In Anlehnung an die einfacheren Tourensporträder besaß auch das Modell 35 105 ein Keiltretlager (BSA-Ausführung) und Aluminiumfelgen. Anders als die Damenausführung hatte die Herrenvariante einen Leder-Sportsattel. Hinsichtlich der übrigen Ausstattung bestehen jedoch einige Unterschiede zu den einfacheren Tourensporträdern. Die Luxusausführung besitzt beispielsweise Aluminiumschutzbleche, wobei das vordere Schutzblech mit einer Überlaufstrebe versehen ist. Neu war bei diesem Modell auch die Befestigung der Schutzbleche mit Hilfe von Klemmen aus Metall bzw. später aus Kunststoff. Diese Art der Befestigung erwies sich als weniger schadanfällig. Die Klemmen waren recht robust gefertigt, während die Klemmplättchen der üblichen Aluminium-Schutzblechstreben sehr bruchanfällig waren. Eine weitere Neuerung stellte die vordere Felgenbremse mit den längeren Bremsschenkeln dar. Zwar gab es diese Felgenbremse schon seit Ende der 1950er Jahre von Alda, doch blieben die realisierten Stückzahlen anfangs offenbar gering. Während die Flügelmuttern von den Sporträdern stammten, war der Gesundheitslenker nur bei den hier beschriebenen Tourensporträdern zu finden. Um 1970 kostete diese Ausführung 280,- Mark.

Änderungen während der Produktionszeit

Der Typ 35 105 wurde in den ersten drei Produktionsjahren mehrfach im Detail weiterentwickelt. Frühe Exemplare aus dem Zeitraum 1964/66 sind heute kaum noch zu finden, unterscheiden sich jedoch in mancher Hinsicht von den späteren. So besitzen besonders frühe Fahrräder noch einen in Rahmenfarbe lackierten Kettenschutz, ab 1965 war dieser dann verchromt. Zudem haben sehr frühe Vertreter dieser Ausführung noch einen Gepäckträger in "Schwedenform", doch scheinbar wurde dieser nur noch kurzzeitig verwendet. Noch im selben Jahr, spätestens jedoch bis Februar 1965, vollzog man die Umstellung auf jene Gpäckträger, die am Stegrohr zwischen den Kettenstreben befestigt werden konnten. Spätestens ab Mitte 1966 waren diese dann verchromt statt wie anfänglich in Rahmenfarbe lackiert. Ebenfalls bis spätestens Mitte 1966 hatte man auch die Form der Schutzbleche überarbeitet, sie besaßen nunmehr rot ausgelegte Sicken (bisher ohne Sicken, aber mit roter Linierung). Dank der Verwendung von Aluminiumschutzblechen und verchromten Anbauteilen wirkte die Luxus-Ausführung moderner und luxuriöser als das Modell 35 102. Im Zeitraum 1970/71 änderte sich das Profil der Felgen. Anstelle der bisher runden Form hatten diese nun ein fünfflächiges Profil. Etwa zur selben Zeit wurde der breite Gesundheitslenker durch eine schmalere, aber ähnlich geformte Ausführung mit Kunststoffmanschette ersetzt. Eine Angleichung an die Tourensporträder von Mifa fand 1973 statt, indem das Stegrohr zwischen den Kettenstreben durch eine einfachere Stegplatte ersetzt wurde. Ab dem Jahre 1977 kamen Keiltretlager in Thompson-Ausführung zur Anwendung.
Ende der 1970er Jahre fand eine größere Überarbeitung des Typs 35 105 statt, die vor allem Ausstattungsdetails betraf. So wurden ab 1978 Lenker mit neuentwickelter Form und ab 1979 filigranere Gepäckträger verwendet. Letztere stellten jedoch einen Rückschritt dar, da sie sich als wenig belastbar erwiesen. Auffällig ist zudem der Wechsel von der roten zur schwarzen Linierung der Schutzbleche. Typisch für die Exemplare der späten 1980er Jahre sind Tourensättel mit einer Satteldecke aus PUR-Schaumstoff anstelle der bisherigen Sportsättel mit Lederdecke. Diese waren fortan nur noch an der Luxusausführung mit Gangschaltung 35 109 zu finden. Eine weitere Vereinfachung stellten die Gabelhauben aus Kunststoff dar, die seit den frühen 1980er Jahren teilweise an den Tourensporträdern Verwendung fanden. 1988 wurde die Luftpumpenhalterung an das Unterrohr verlegt. Für die Funktionseinheit Kettenblatt - Kurbel - Tretlager (Getriebe) wurde bei den Tourensporträdern in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre mitunter auf Erzeugnisse des westdeutschen Herstellers Thun zurückgegriffen.
Mit einigen Veränderungen wurde dieses Fahrrad auch noch 1991 angeboten, jedoch lief dessen Produktion noch im selben Jahr aufgrund einer Neuausrichtung des Sortiments aus. Auffälligste Veränderung - abgesehen von zahlreichen Anpassungen bei den Ausstattungsdetails - ist der in der zweiten Jahreshälfte 1990 vollzogene Übergang zu einer Pletscherplatte zwischen den Sitzstreben. Unverändert blieben die Schutzbleche, und auch der neue Gepäckträger war bei vielen Fahrrädern von Diamant und Mifa aus dem Zeitraum 1990/91 zu finden. Dabei handelt es sich um eine Neuentwicklung von Mifa, die erstmals am Modell 208 zum Einsatz kam und für die 1990 auch ein Patent erteilt wurde.

Lackierung und Rahmendekor

Analog der einfacheren Ausführung besaß auch das Modell 35 105 eine Zweifarb-Lackierung, wobei der Bereich des Steuerkopfes weiß, der übrige Rahmen hingegen farbig gehalten war. Auch das Rahmendekor war identisch und wurde bereits nach kurzer Zeit (Ende 1965/Anfang 1966) geringfügig überarbeitet. Anders als das Modell 35 102 war die hier beschriebene Ausführung fast immer metallic-farben lackiert. In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre scheint man auch hier zeitweise Uni-Lack verwendet zu haben. In diesem Erscheinungsbild wurden die Tourensporträder bis zur erwähnten Überarbeitung 1979 ausgeliefert. Fortan waren die Rahmen einfarbig lackiert, das Dekor änderte sich erneut. Markant war hierbei der Aufkleber am Sattelrohr mit dem Aufdruck "TS", was oft fälschlicherweise als Typenbezeichnung angesehen wird. 1986 wurde das Rahmendekor erneut überarbeitet (chromfarbene bzw. transparente Folien). Am Oberrohr befand sich nun ein Aufkleber mit dem Schriftzug "Toursport". 1988 wurde das Dekor erneut verändert, die wenig haltbaren Chromfolien wurden durch Aufkleber ersetzt. Ab 1988 wurden die Räder vermehrt auch wieder mit Uni-Lack ausgeliefert, mitunter in zweifarbiger Ausführung (belegt für die Baujahre 1989 und 1990). Details zu den bei Diamant verwendeten Rahmendekoren sind hier zu finden.

Galerie

Anlötteile am Rahmen

Verwendungszweck Bemerkungen
Halterung für Luftpumpe am Sattelrohr; ab 1988 am Unterrohr
Halterung für Dynamo am Hinterbau
Halterung für Kettenschutz


Technische Merkmale