Diamant Modell 35 102

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Einordnung in die Modellpalette

Als Modell 35 102 wurde ab 1959 das bisherige Modell 201 angeboten. Die Damenausführung hieß nunmehr Modell 35 154. Technisch blieben die Räder jedoch unverändert. Der Neupreis lag seit Ende der 1960er Jahre konstant bei 242 Mark.

Rahmen und Ausstattung

Die Konstruktion beinhaltete Elemente sowohl von Touren- als auch von Sportrahmen (u.a. Ausfallenden vorn und hinten, jedoch Rahmengeometrie ähnlich wie Tourenräder). Der Hinterbau war auch hier offen ausgeführt, jedoch mit geraden Ketten- und Sitzstreben (genaue Angaben zu konstruktiven Merkmalen von Fahrradrahmen sind hier zu finden). Am Sattelrohr war eine Luftpumpenhalterung angelötet. So besaßen diese Räder stets Keiltretlager (BSA-Ausführung) und Aluminiumfelgen. Eine recht ungewöhnliche Ausnahme bildeten schwarz lackierte Fahrräder, diese wurden wohl grundsätzlich mit lackierten Stahlfelgen ausgestattet. Belegt sind derartige Fahrräder bis zum Jahr 1966. Die Stahlschutzbleche waren in Rahmenfarbe lackiert und weiß liniert. Ein Flachlenker ohne Vorbau, eine Stempelbremse mit Bowdenzug sowie ein Gepäckträger in Schwedenform waren weitere Ausstattungsmerkmale. Anders als die Damenausführung besaß die Herrenvariante einen Leder-Sportsattel.


Die folgende Tabelle erlaubt eine Übersicht über die Unterschiede in den Ausstattungsdetails der Herren-Tourensporträder zwischen 1954 und 1990.

Modell 101 Modell 201/35 102 Modell 35 105 Modell 35 109 Modell 35 104
Bauzeit 1954 bis 1957 1957 bis ca. 1987 1964 bis 1990 1982 bis 1990 ca. 1989 bis 1991
Laufradgröße 28" 26" 26" 26" 28"
Vorderradbremse Stempelbremse mit Gestänge Stempelbremse mit Seilzug Felgenbremse Felgenbremse Felgenbremse
Hinterradbremse Rücktrittbremse Rücktrittbremse Rücktrittbremse Felgenbremse Rücktrittbremse
Gangschaltung - - - 3-Gang-Kettenschaltung
(Favorit)
ab ca. 1990: 3-Gang-Nabenschaltung
Lenker "Gesundheitslenker" Flachlenker
ab 1978: Sportlenker
"Gesundheitslenker"
ab 1978: Sportlenker
Sportlenker Sportlenker,
ab ca. 1990 "Gesundheitslenker"
Sattel Kunstleder-Tourensattel Leder-Sportsattel
ab 1983 PUR-Tourensattel
Leder-Sportsattel
ab 1983 PUR-Tourensattel
Leder-Sportsattel PUR-Tourensattel
Achsmuttern Sechskantmuttern Sechskantmuttern Flügelmuttern Flügelmuttern Sechskantmuttern
Pedale Blockpedale Sportpedale
ab 1975 Blockpedale
Sportpedale Sportpedale Sportpedale
Kettenschutz - - ,
ab ca. 1975 Stahl, lackiert
ab 1979: Stahl, verchromt
Stahl, verchromt Stahl, verchromt Stahl, lackiert
verbesserte Ausführung
Gepäckträger lackiert lackiert
ab 1979: verchromt
verchromt verchromt verchromt
Schutzbleche Stahl, lackiert, ohne Überlaufstrebe Stahl, lackiert
ab 1979: Aluminium, poliert und unliniert,
ohne Überlaufstrebe
Aluminium, poliert und liniert,
mit Überlaufstrebe
Aluminium, poliert und liniert,
mit Überlaufstrebe
Aluminium, poliert und liniert,
mit Überlaufstrebe
Beleuchtungskabel außenverlegt außenverlegt außenverlegt innenverlegt innenverlegt
Lackierung Uni-Lack Uni-Lack Metallic-Lack,
teilweise auch Uni-Lack
Metallic-Lack,
teilweise auch Uni-Lack
Metallic-Lack,
teilweise auch Uni-Lack

Änderungen während der Produktionszeit

Anfangs waren die Tretkurbeln dieses Fahrradtyps mit abnehmbaren Kettenblättern ausgestattet, ab 1962 wurden die Kettenblätter fest mit der rechten Tretkurbel verbunden. Spätestens 1962 hatte man die Form der Luftpumpenhalterung verändert. Im Verlauf des Jahres 1964 fand schrittweise eine umfangreichere Überarbeitung statt. Zunächst entfiel ab Anfang 1964 das Steuerkopfschild, und ab dem I. Quartal 1964 gab es eine am Hinterbau angelötete Halterung für den Dynamo. Auch der bisherige Gepäckträger ("Schwedenform") wurde vermutlich noch 1964 durch einen neuen ersetzt, der nunmehr an dem kleinen Stegrohr zwischen den Sitzstreben befestigt wurde. 1965 wurde das hintere Ausfallende überarbeitet. Das Modell 35 102 wurde bis weit in die Siebziger Jahre hinein ohne Kettenschutz geliefert, die anderen Tourensporträder besaßen ihn bereits ab Werk. Später versah man auch die einfache Herrenausführung mit den dafür notwendigen Anlötteilen am Sattel- und am Unterrohr, der Kettenschutz gehörte nun zur Serienausstattung. Anfang der 1970er Jahre änderte sich das Profil der Felgen. Anstelle der bisher runden Form hatten diese nun ein fünfflächiges Profil, das bis 1990 beibehalten wurde. 1973 wurde das Stegrohr zwischen den Kettenstreben durch eine einfachere Stegplatte ersetzt (ähnlich den Mifa Tourensporträdern). Ab dem Jahre 1976 kamen Keiltretlager in Thompson-Ausführung zur Anwendung.

Ende der 1970er Jahre fand wiederum eine größere Überarbeitung des Typs 35 102 statt, die jedoch vor allem Ausstattungsdetails betraf. So wurden ab 1978 Lenker mit neuentwickelter Form und ab 1979 filigranere Gepäckträger verwendet. Letztere stellten jedoch einen Rückschritt dar, da sie sich als wenig belastbar erwiesen. Kettenschutz und der Gepäckträger waren nun verchromt. Insgesamt näherte sich die Ausstattung der des Modells 35 105 an. Das Modell 35 102 wurde zunächst auch mit Leichtmetallschutzblechen versehen, die anfangs noch eine rote Linierung analog der Luxusausführung besaßen. Wenig später wurden jedoch einfache, unlinierte Bleche ohne Überlaufstrebe angebaut, ca. 1983 entfielen außerdem die Kunststoffmuffen zur Befestigung der unteren Schutzblechstreben.

Seit Anfang der Achtziger Jahre verwendete man für das Modell 35 102 die gleiche Vorderradgabel wie für das Modell 35 105 (nunmehr je Ausfallende zwei Ösen für die Befestigung des Schutzbleches, bisher nur eine Öse). Typisch für die Exemplare der 1980er Jahre waren ferner Tourensättel mit einer Satteldecke aus PUR-Schaumstoff anstelle der bisherigen Sportsättel mit Lederdecke, sowie die wenig haltbaren Blockpedale. Eine weitere Vereinfachung stellten die Gabelhauben aus Kunststoff dar, die seit den frühen 1980er Jahren teilweise an den Tourensporträdern Verwendung fanden. Das hier beschriebene Tourensportrad von Diamant wurden in der zweiten Hälfte der Achtziger Jahre nur noch in geringem Umfang produziert, zumal abgesehen von der Felgenbremse mittlerweile kaum noch Unterschiede zum Typ 35 105 vorhanden waren. Das jüngste bislang bekannte Exemplar stammt aus dem Jahr 1987. In einer Modellübersicht des Jahres 1988 sind nur noch die teureren Ausführungen Modell 35 105 und Modell 35 160 zu finden.

Lackierung und Rahmendekor

Der Typ 35 102 besaß bis 1964 eine Uni-Lackierung mit Strahlenkopfdekor analog der des Tourenrads Modell 106 sowie am Sattelrohr ein Emblem mit einem doppelten Speichenrad. Dieses wurde von den bekannten Weltmeisterringen eingefasst und war typisch für die Diamant-Fahrräder jener Zeit. Der Strahlenkopf war silberfarben, mit transparent aufgetragenen Dreiecken in Rahmenfarbe. Schwarz lackierte Fahrräder hatten einen blauen Strahlenkopf mit dunkelblau aufgetragenen Dreicken. Diese Verzierung war ein Merkmal früher Exemplar, die Dreiecke entfielen bereits 1960, etwa zur selben Zeit entfiel auch die Doppellinierung der Schutzbleche (nunmehr einfache Linierung) und die schwarz lackierten Modelle erhielten nun wie die anderen Ausführungen einen silberfarbenen Strahlenkopf. Bei den letzten Tourensporträdern mit diesem Lackierungsschema (1964) wurden die Steuerkopfschilder bereits durch einfachere Schiebebilder ersetzt.

Bis 1964 wurden die Fahrräder meist in kräftigem rot oder grün lackiert. Nur selten sind hellblau oder schwarz lackierte Exemplare anzutreffen. Im Zuge der Überarbeitung dieses Typs 1964 wechselte man zu einer Zweifarb-Lackierung, wobei der Bereich des Steuerkopfes weiß, der übrige Rahmen hingegen farbig (Uni-Lack) gehalten war. In diesem Zusammenhang änderte man auch das Rahmendekor, das bereits nach kurzer Zeit (Ende 1965/Anfang 1966) erneut überarbeitet wurde, diesmal jedoch nur geringfügig. 1965 wurde das Farbprogramm umgestellt - das rot wurde beibehalten, hinzu kam ein kräftiges blau, sowie eine seltener verwendete mintgrüne Lackierung. Ab etwa 1971 kamen weitere Farben hinzu. In diesem Erscheinungsbild wurden die Tourensporträder bis zur nächsten größeren Überarbeitung im Jahr 1979 ausgeliefert. Fortan waren die Rahmen einfarbig lackiert, das Dekor änderte sich erneut. Markant war hierbei der Aufkleber am Sattelrohr mit dem Aufdruck "TS", was oft fälschlicherweise als Typenbezeichnung angesehen wird. Die Ausführungen mit Leichtmetallschutzblechen besaßen teilweise Metallic-Lackierungen, während man bei den wenigen Fahrrädern mit Stahlschutzblechen grundsätzlich Uni-Lack verwendete. Mit den seit 1986 üblichen Rahmenaufklebern ist das Modell 35 102 jedoch nur noch selten zu finden. Am Oberrohr befand sich nun ein Aufkleber mit dem Schriftzug "Toursport". Details zu den bei Diamant verwendeten Rahmendekoren sind hier zu finden.


Galerie

Anlötteile am Rahmen

Im Gegensatz zur Damenausführung besaß das Herrenrad erst ab 197? zusätzliche Befestigungspunkte für den Kettenschutz, da dieser ab dann Bestandteil der Serienausstattung war.

Verwendungszweck Bemerkungen
Halterung für Luftpumpe am Sattelrohr; spät. 1962 überarbeitet
Halterung für Dynamo am Hinterbau; ab 1964
Halterung für Kettenschutz ab 197?


Technische Merkmale