Diamant Modell 35 721

Aus DDR-FahrradWiki
Version vom 10. Mai 2018, 13:45 Uhr von imported>Max schwalbe (Ich habe ein Exemplar von 1988, es besitzt die in den 1988er Prospekten gezeigte vollverchromte Gabel und einen klassischen Möve-Rennsattel.)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Diese Seite ist Teil der 
in der Unterkategorie


Einordnung in die Modellpalette

Auf der Basis der Diamant Rennräder entstand ab 1988 das Modell 35 721. Die entsprechende Damenausführung war als Modell 35 771 erhältlich. Diese Fahrräder wurden als Rennsporträder bezeichnet und waren dank Drahtbereifung (statt der beim Rennrad üblichen Schlauchreifen) voll straßen- und alltagstauglich. Darüber hinaus wurde die übrige Ausstattung dem Charakter des Fahrrades angepasst. Die Serienproduktion begann im September 1988. Der Neupreis betrug im Dezember 1989 610 Mark, 1990 wurde er auf 643,- M (Mai) erhöht. Vorgesehen war eine jährliche Fertigung von 5.000 Stück (Damen- und Herren-Modell).

Die Rennsporträder und auch die überarbeiteten Sporträder von Mifa deuten darauf hin, dass man Ende der 1980er Jahre bemüht war, mit vertretbarem Aufwand eine größere Anzahl sportlich ausgelegter Fahrräder anzubieten als bisher. Die verwendeten Komponenten waren jedoch technisch veraltet. Auch in und unmittelbar nach der Wendezeit behielt man die Rennsporträder bei, nunmehr jedoch mit moderneren Komponenten versehen. Entsprechend der neuen Marktsituation wählte man auch eingängigere Bezeichnungen, im ersten Nachwende-Katalog tragen die Rennsporträder daher die Bezeichnung "Saphir".

Rahmen und Ausstattung

Das Modell 35 721 besaß den Rahmen und die Rundscheidengabel der Modelle 705/706/707, jedoch grundsätzlich mit schrägen Ausfallenden hinten. Am Hinterbau war zudem eine Dynamohalterung angelötet, für die Beleuchtung gab es eine Kabel-Innenführung, die Halterung für das Rücklicht bzw. den Reflektor entfiel. Die Rennsporträder gab es in den Rahmenhöhen 52 (ab 1989), 55 und 58 cm. Entsprechend der jeweiligen Rahmenhöhe wurde unter dem Tretlager ein Kennbuchstabe eingeschlagen. Der Rahmen eines Modells 35 721 kann leicht mit dem der Rennräder verwechselt werden, doch zwei Details erlauben eine gute Unterscheidung: Dies ist zum einen die Dynamohalterung, die bei den Rennrädern nicht zu finden ist. Zudem besitzen die Rennsporträder eine kleine Bohrung in der unteren Steuerkopfmuffe sowie in der Tretlagermuffe für die Innenverlegung des Beleuchtungskabels.

Bei den Reifen handelte es sich um schmale, sonst nur für Übungszwecke im Rensport gebräuchliche Grand Sport-Drahtreifen. Eine passende Felge wurde jedoch nicht entwickelt, stattdessen verwendete man auch hier die Aluminiumfelgen der Einheitsbreite für Drahtreifen, was als ein recht grenzwertiger Kompromiss einzuschätzen ist. Von den Rennrädern hatte man die Vorderrad- und Hinterradnaben aus Aluminium übernommen, die bei diesem Modell allerdings mit gewöhnlichen Hutmuttern befestigt wurden. Ende der 1980er Jahre wurden für die Rennräder und Rennsporträder auch Vorderrad- und Hinterradnaben vom französischen Hersteller Maillard importiert. Von den Mifa-Sporträdern stammten lediglich die Schutzbleche. Die Strebe des hinteren Schutzbleches war jedoch um das Rücklicht herumgezogen und diente damit gleichzeitig als Schutzbügel.

Über die genaue Ausstattung ist leider nur wenig bekannt, sie geht jedoch zum Teil auf die der Rennräder zurück. Ab Werk besaß das Modell 35 721 eine Fünfgang-Kettenschaltung. Als Getriebe fand die übliche Ausführung aus Stahl Verwendung; es gab auch eine Ausstattungsvariante mit Leichtmetallgetriebe und Zwölfgang-Kettenschaltung, die jedoch für den Radsportverband der DDR vorbehalten war. Das Kettenblatt sowie das Hinterrad waren mit einer Schutzscheibe versehen. Einige Details der Ausstattung variierten: So gab es Exemplare mit Rennlenker und Rennpedalen oder mit einem Gesundheitslenker und wahlweise mit Rennpedalen oder einfacheren Pedalen. Auch die damaligen Katalogabbildungen zeigen das Modell 35 721 in diesen beiden Ausstattungsvarianten. Darüber hinaus besitzen die abgebildeten Fahrräder interessante Details wie z.B. eine vollverchromte Gabel und einen offenbar neuentwickelten oder importierten Sattel. In der Serienfertigung scheint dieser jedoch offenbar nicht verwendet worden zu sein. Zudem werden die Fahrräder dort mit einem zumindest aus DDR-Produktion bislang unbekannten, sehr flachen Sportlenker gezeigt, dessen serienmäßige Verwendung ebenso zweifelhaft erscheint. Offenbar war für die Ausstattungsvariante mit Sportlenker die Verwendung von neuen Lenkergriffen und der Bremshebel vom Rennrad vorgesehen. Tatsächlich kamen für diese Ausführung wieder altbekannte Komponenten wie der "Gesundheitslenker" von Diamant, der Rennsattel von Möve sowie die Standard-Bremshebel und einfache Lenkergriffe aus Kunststoff zum Einsatz. Für die Funktionseinheit Kettenblatt - Kurbel - Tretlager (Getriebe) wurde bei den Rennsporträdern mitunter auf Erzeugnisse des westdeutschen Herstellers Thun zurückgegriffen, doch finden sich auch häufig die von den Rennrädern bekannten Komponenten. Auch die lange Aluminium-Luftpumpe stammte vom Rennrad, ebenso die Rennklingel.

Änderungen während der Produktionszeit

Bereits 1989 wurde die vollverchromte Gabel durch eine herkömmlich lackierte Gabel ersetzt. Eine weitere Veränderung betraf 1990 die Luftpumpenhalterung: Diese war nun nicht mehr durch einen angeschraubten Halter gekennzeichnet, sondern durch eine am Unterrohr angebrachte Haltespitze. Mit einigen Veränderungen wurde dieses Fahrrad auch noch 1991 angeboten, jedoch lief dessen Produktion noch im selben Jahr aufgrund einer Neuausrichtung des Sortiments aus. Auffälligste Veränderung - abgesehen von zahlreichen Anpassungen bei den Ausstattungsdetails - ist der in der zweiten Jahreshälfte 1990 vollzogene Übergang zu einer Pletscherplatte zwischen den Sitzstreben. Unverändert blieben die Schutzbleche, und auch der neue Gepäckträger war bei vielen Fahrrädern von Diamant und Mifa aus dem Zeitraum 1990/91 zu finden. Dabei handelt es sich um eine Neuentwicklung von Mifa, die erstmals am Modell 208 zum Einsatz kam und für die 1990 auch ein Patent erteilt wurde.

Lackierung und Rahmendekor

Wie die Rennräder war auch das Modell 35 721 meist einfarbig lackiert (überwiegend Metallic-Lack), doch sind für die Baujahre 1989 und 1990 auch zweifarbig lackierte Exemplare bekannt. Das Rahmendekor bestand aus chromfarbenen bzw. transparenten Aufklebern. Analog den Rennrad-Modellen war auch hier ein Aufkleber mit "Rennsport"-Schriftzug am Oberrohr zu finden. Details zu den bei Diamant verwendeten Rahmendekoren sind hier zu finden.

Galerie

Anlötteile am Rahmen

Verwendungszweck Bemerkungen
Zugführung für hint. Felgenbremse
Zugführung für Kettenschaltung
Zugführung für Umwerfer
Halterung für Dynamo am Hinterbau
Luftpumpenhalterung am Unterrohr

Technische Merkmale