Diamant Modell 35 771: Unterschied zwischen den Versionen
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Auf der Basis der [[Diamant]] [[Diamant Rennrad-Modelle|Rennräder]] entstand ab 1988 das Modell 35 771. Die entsprechende Herrenausführung war als [[Diamant Modell 35 721|Modell 35 721]] erhältlich. Diese Fahrräder wurden als ''Rennsporträder'' bezeichnet und waren dank Drahtbereifung (statt der beim Rennrad üblichen Schlauchreifen) voll straßen- und alltagstauglich. Darüber hinaus wurde die übrige Ausstattung dem Charakter des Fahrrades angepasst. Die Serienproduktion begann laut offiziellen Angaben im September 1988. Vorgesehen war eine jährliche Fertigung von 5.000 Stück (Damen- und Herren-Modell). | Auf der Basis der [[Diamant]] [[Diamant Rennrad-Modelle|Rennräder]] entstand ab 1988 das Modell 35 771. Die entsprechende Herrenausführung war als [[Diamant Modell 35 721|Modell 35 721]] erhältlich. Diese Fahrräder wurden als ''Rennsporträder'' bezeichnet und waren dank Drahtbereifung (statt der beim Rennrad üblichen Schlauchreifen) voll straßen- und alltagstauglich. Darüber hinaus wurde die übrige Ausstattung dem Charakter des Fahrrades angepasst. Die Serienproduktion begann laut offiziellen Angaben im September 1988. Vorgesehen war eine jährliche Fertigung von 5.000 Stück (Damen- und Herren-Modell). | ||
Anders als die Herrenausführung, scheint die Damenausführung erst nach 1989 in relevanten Stückzahlen produziert worden zu sein. Dennoch deuten die Rennsporträder und auch die überarbeiteten [[Mifa Sporträder|Sporträder]] von Mifa darauf hin, dass man Ende der 80er Jahre bemüht war, mit vertretbarem Aufwand eine größere Anzahl sportlich ausgelegter Fahrräder anzubieten als bisher. Die verwendeten Komponenten wie Tretlager, Bremsen und Gangschaltung waren jedoch technisch längst veraltet. | |||
Auch in und unmittelbar nach der Wendezeit behielt man die Rennsporträder bei, nunmehr jedoch mit moderneren Komponenten versehen. Entsprechend der neuen Marktsituation wählte man auch eingängigere Bezeichnungen, im ersten Nachwende-Katalog tragen die Rennsporträder daher die Bezeichnung "Saphir". | |||
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Bei den Reifen handelte es sich um schmale, sonst nur für Übungszwecke im Rennsport gebräuchliche [[Pneumant#Reifen,_gelabelt_mit_PNEUMANT|Grand Sport-Drahtreifen]]. Eine passende Felge wurde jedoch nicht entwickelt, stattdessen verwendete man auch hier die [[Felgen#Leichtmetallfelgen|Aluminiumfelgen]] der Einheitsbreite für Drahtreifen, was als ein recht grenzwertiger Kompromiss einzuschätzen ist. Von den Rennrädern hatte man die [[Naben|Vorderrad]]- und Hinterradnaben aus Aluminium übernommen, die bei diesem Modell allerdings mit gewöhnlichen [[Achsmuttern|Hutmuttern]] befestigt wurden. Ende der 1980er Jahre wurden für die Rennräder und Rennsporträder auch Vorderrad- und Hinterradnaben vom französischen Hersteller Maillard importiert. Auch die [[Schutzbleche]] stammten von den Mifa-Sporträdern. Die Strebe des hinteren Schutzbleches war jedoch um das [[Rücklichter|Rücklicht]] herumgezogen und diente damit gleichzeitig als Schutzbügel. | Bei den Reifen handelte es sich um schmale, sonst nur für Übungszwecke im Rennsport gebräuchliche [[Pneumant#Reifen,_gelabelt_mit_PNEUMANT|Grand Sport-Drahtreifen]]. Eine passende Felge wurde jedoch nicht entwickelt, stattdessen verwendete man auch hier die [[Felgen#Leichtmetallfelgen|Aluminiumfelgen]] der Einheitsbreite für Drahtreifen, was als ein recht grenzwertiger Kompromiss einzuschätzen ist. Von den Rennrädern hatte man die [[Naben|Vorderrad]]- und Hinterradnaben aus Aluminium übernommen, die bei diesem Modell allerdings mit gewöhnlichen [[Achsmuttern|Hutmuttern]] befestigt wurden. Ende der 1980er Jahre wurden für die Rennräder und Rennsporträder auch Vorderrad- und Hinterradnaben vom französischen Hersteller Maillard importiert. Auch die [[Schutzbleche]] stammten von den Mifa-Sporträdern. Die Strebe des hinteren Schutzbleches war jedoch um das [[Rücklichter|Rücklicht]] herumgezogen und diente damit gleichzeitig als Schutzbügel. | ||
Über die genaue Ausstattung ist leider nur wenig bekannt, sie geht jedoch zum Teil auf die der Rennräder zurück. Ab Werk besaß das Modell 35 771 eine [[Gangschaltung|Fünfgang-Kettenschaltung]]. Als [[Getriebe]] fand die übliche Ausführung aus Stahl Verwendung; es gab auch eine Ausstattungsvariante mit Leichtmetallgetriebe und Zwölfgang-Kettenschaltung, die jedoch für den Radsportverband der DDR vorbehalten war. Das [[Kettenblatt]] sowie das Hinterrad waren mit einer [[Kettenschutz|Schutzscheibe]] versehen. Wie bei der Herrenausführung gab es auch hier unterschiedliche Ausstattungen (mit Rennlenker oder "Gesundheitslenker" von Diamant). Katalogabbildungen zeigen die Fahrräder mit interessanten Details wie z.B. einer vollverchromten Gabel und einem offenbar neuentwickelten, sehr flach gehaltenen Lenker. Es scheint jedoch fraglich, ob dies in der Serienfertigung auch so umgesetzt wurde. Offensichtlich war für die Ausstattungsvariante mit Sportlenker die Verwendung von neuen Lenkergriffen und der [[Bremsen|Bremshebel]] vom Rennrad vorgesehen. Tatsächlich kamen für diese Ausführung wieder altbekannte Komponenten wie der "Gesundheitslenker" von Diamant sowie die Standard-Bremshebel und einfache [[Fahrradgriffe|Lenkergriffe]] aus Kunststoff zum Einsatz. Für die Funktionseinheit Kettenblatt - Kurbel - Tretlager ([[Getriebe]]) wurde bei den Rennsporträdern mitunter auf Erzeugnisse des westdeutschen Herstellers Thun zurückgegriffen, doch finden sich auch häufig die von den Rennrädern bekannten Komponenten. Auch die lange Aluminium-[[Luftpumpe]] stammte vom Rennrad, ebenso die [[Fahrradklingeln|Rennklingel]]. Das Modell 35 771 war das erste in der DDR hergestellte | Über die genaue Ausstattung ist leider nur wenig bekannt, sie geht jedoch zum Teil auf die der Rennräder zurück. Ab Werk besaß das Modell 35 771 eine [[Gangschaltung|Fünfgang-Kettenschaltung]]. Als [[Getriebe]] fand die übliche Ausführung aus Stahl Verwendung; es gab auch eine Ausstattungsvariante mit Leichtmetallgetriebe und Zwölfgang-Kettenschaltung, die jedoch für den Radsportverband der DDR vorbehalten war. Das [[Kettenblatt]] sowie das Hinterrad waren mit einer [[Kettenschutz|Schutzscheibe]] versehen. Wie bei der Herrenausführung gab es auch hier unterschiedliche Ausstattungen (mit Rennlenker oder "Gesundheitslenker" von Diamant). Katalogabbildungen zeigen die Fahrräder mit interessanten Details wie z.B. einer vollverchromten Gabel und einem offenbar neuentwickelten, sehr flach gehaltenen Lenker. Es scheint jedoch fraglich, ob dies in der Serienfertigung auch so umgesetzt wurde. Offensichtlich war für die Ausstattungsvariante mit Sportlenker die Verwendung von neuen Lenkergriffen und der [[Bremsen|Bremshebel]] vom Rennrad vorgesehen. Tatsächlich kamen für diese Ausführung wieder altbekannte Komponenten wie der "Gesundheitslenker" von Diamant sowie die Standard-Bremshebel und einfache [[Fahrradgriffe|Lenkergriffe]] aus Kunststoff zum Einsatz. Für die Funktionseinheit Kettenblatt - Kurbel - Tretlager ([[Getriebe]]) wurde bei den Rennsporträdern mitunter auf Erzeugnisse des westdeutschen Herstellers Thun zurückgegriffen, doch finden sich auch häufig die von den Rennrädern bekannten Komponenten. Auch die lange Aluminium-[[Luftpumpe]] stammte vom Rennrad, ebenso die [[Fahrradklingeln|Rennklingel]]. Das Modell 35 771 war das erste in der DDR hergestellte Damenrad ohne das sonst übliche Kleidernetz am Hinterrad. | ||
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Version vom 4. Oktober 2020, 17:47 Uhr
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Einordnung in die Modellpalette
Auf der Basis der Diamant Rennräder entstand ab 1988 das Modell 35 771. Die entsprechende Herrenausführung war als Modell 35 721 erhältlich. Diese Fahrräder wurden als Rennsporträder bezeichnet und waren dank Drahtbereifung (statt der beim Rennrad üblichen Schlauchreifen) voll straßen- und alltagstauglich. Darüber hinaus wurde die übrige Ausstattung dem Charakter des Fahrrades angepasst. Die Serienproduktion begann laut offiziellen Angaben im September 1988. Vorgesehen war eine jährliche Fertigung von 5.000 Stück (Damen- und Herren-Modell).
Anders als die Herrenausführung, scheint die Damenausführung erst nach 1989 in relevanten Stückzahlen produziert worden zu sein. Dennoch deuten die Rennsporträder und auch die überarbeiteten Sporträder von Mifa darauf hin, dass man Ende der 80er Jahre bemüht war, mit vertretbarem Aufwand eine größere Anzahl sportlich ausgelegter Fahrräder anzubieten als bisher. Die verwendeten Komponenten wie Tretlager, Bremsen und Gangschaltung waren jedoch technisch längst veraltet.
Auch in und unmittelbar nach der Wendezeit behielt man die Rennsporträder bei, nunmehr jedoch mit moderneren Komponenten versehen. Entsprechend der neuen Marktsituation wählte man auch eingängigere Bezeichnungen, im ersten Nachwende-Katalog tragen die Rennsporträder daher die Bezeichnung "Saphir".
Rahmen und Ausstattung
Das Modell 35 771 besaß den Rahmen und die Rundscheidengabel der Modelle 705/706/707, jedoch grundsätzlich mit schrägen Ausfallenden hinten. Entsprechend der Ausführung als Damenrad hatte dieses Modell ein gebogenes Oberrohr. Am Hinterbau war zudem eine Dynamohalterung angelötet, für die Beleuchtung gab es eine Kabel-Innenführung, die Halterung für das Rücklicht bzw. den Reflektor entfiel. Die Rennsporträder gab es in den Rahmenhöhen 52 und 55 cm. Entsprechend der jeweiligen Rahmenhöhe wurde unter dem Tretlager ein Kennbuchstabe eingeschlagen.
Bei den Reifen handelte es sich um schmale, sonst nur für Übungszwecke im Rennsport gebräuchliche Grand Sport-Drahtreifen. Eine passende Felge wurde jedoch nicht entwickelt, stattdessen verwendete man auch hier die Aluminiumfelgen der Einheitsbreite für Drahtreifen, was als ein recht grenzwertiger Kompromiss einzuschätzen ist. Von den Rennrädern hatte man die Vorderrad- und Hinterradnaben aus Aluminium übernommen, die bei diesem Modell allerdings mit gewöhnlichen Hutmuttern befestigt wurden. Ende der 1980er Jahre wurden für die Rennräder und Rennsporträder auch Vorderrad- und Hinterradnaben vom französischen Hersteller Maillard importiert. Auch die Schutzbleche stammten von den Mifa-Sporträdern. Die Strebe des hinteren Schutzbleches war jedoch um das Rücklicht herumgezogen und diente damit gleichzeitig als Schutzbügel.
Über die genaue Ausstattung ist leider nur wenig bekannt, sie geht jedoch zum Teil auf die der Rennräder zurück. Ab Werk besaß das Modell 35 771 eine Fünfgang-Kettenschaltung. Als Getriebe fand die übliche Ausführung aus Stahl Verwendung; es gab auch eine Ausstattungsvariante mit Leichtmetallgetriebe und Zwölfgang-Kettenschaltung, die jedoch für den Radsportverband der DDR vorbehalten war. Das Kettenblatt sowie das Hinterrad waren mit einer Schutzscheibe versehen. Wie bei der Herrenausführung gab es auch hier unterschiedliche Ausstattungen (mit Rennlenker oder "Gesundheitslenker" von Diamant). Katalogabbildungen zeigen die Fahrräder mit interessanten Details wie z.B. einer vollverchromten Gabel und einem offenbar neuentwickelten, sehr flach gehaltenen Lenker. Es scheint jedoch fraglich, ob dies in der Serienfertigung auch so umgesetzt wurde. Offensichtlich war für die Ausstattungsvariante mit Sportlenker die Verwendung von neuen Lenkergriffen und der Bremshebel vom Rennrad vorgesehen. Tatsächlich kamen für diese Ausführung wieder altbekannte Komponenten wie der "Gesundheitslenker" von Diamant sowie die Standard-Bremshebel und einfache Lenkergriffe aus Kunststoff zum Einsatz. Für die Funktionseinheit Kettenblatt - Kurbel - Tretlager (Getriebe) wurde bei den Rennsporträdern mitunter auf Erzeugnisse des westdeutschen Herstellers Thun zurückgegriffen, doch finden sich auch häufig die von den Rennrädern bekannten Komponenten. Auch die lange Aluminium-Luftpumpe stammte vom Rennrad, ebenso die Rennklingel. Das Modell 35 771 war das erste in der DDR hergestellte Damenrad ohne das sonst übliche Kleidernetz am Hinterrad.
Änderungen während der Produktionszeit
Eine erste Veränderung betraf 1990 die Luftpumpenhalterung: Diese war nun nicht mehr durch einen angeschraubten Halter gekennzeichnet, sondern durch eine am Unterrohr angebrachte Haltespitze. Mit einigen Veränderungen wurde dieses Fahrrad auch noch 1991 angeboten, jedoch lief dessen Produktion noch im selben Jahr aufgrund einer Neuausrichtung des Sortiments aus. Auffälligste Veränderung - abgesehen von zahlreichen Anpassungen bei den Ausstattungsdetails - ist der in der zweiten Jahreshälfte 1990 vollzogene Übergang zu einer Pletscherplatte zwischen den Sitzstreben. Unverändert blieben die Schutzbleche, und auch der neue Gepäckträger war bei vielen Fahrrädern von Diamant und Mifa aus dem Zeitraum 1990/91 zu finden. Dabei handelt es sich um eine Neuentwicklung von Mifa, die erstmals am Modell 208 zum Einsatz kam und für die 1990 auch ein Patent erteilt wurde.
Lackierung und Rahmendekor
Wie die Rennräder war auch das Modell 35 721 meist einfarbig lackiert (überwiegend Metallic-Lack), doch sind für die Baujahre 1989 und 1990 auch zweifarbig lackierte Exemplare bekannt. Das Rahmendekor bestand aus chromfarbenen bzw. transparenten Aufklebern. Analog den Rennrad-Modellen war auch hier ein Aufkleber mit "Rennsport"-Schriftzug am Oberrohr zu finden. Details zu den bei Diamant verwendeten Rahmendekoren sind hier zu finden.
Galerie
Frühjahr 1988: Werbeanzeige mit den Modellen 35 721 (links und Mitte) und 35 771 (rechts). Einige der hier erkennbaren Ausstattungs- bzw. Gestaltungsdetails wurden in der Serienfertigung nicht beibehalten.
Ein vermutlich original erhaltenes Damen-Rennsportrad, es fehlt lediglich die Luftpumpe. Die Datierung der Continental-Reifen weist September 1990 aus, die Rahmennummer ist teilweise nicht lesbar.
Die Rahmenhöhe beträgt 56 cm. Vermutlich wurden die Rahmenhöhen wie auch beim Herrenmodell 1990 verändert und erweitert. Nun mit Pletscherplatte, Vierkant-Befestigung der Tretkurbel und dem von Mifa patentierten Gepäckträger.
Das Ausstattungskonzept änderte sich nicht, die verwendeten Anbauteile wurden im Vergleich zum Vorwende-Modell nun jedoch fast ausschließlich von westlichen Herstellern bezogen. Unverändert blieben lediglich Schutzbleche, Klingel und Satteltasche.
Ende 1990/91 wurden viele Diamanträder in schwarz/pinkmetallic lackiert. Hier ein Modell 35 771 von 1991 und Modell 35 721 von 1990. Beide mit Pletscherplatte, modernisiertem Tretlager und Präzisions-Schaltwerk mit Betätigung am Lenker. Scheinwerfer des Damenrads eventuell nicht original.
Anlötteile am Rahmen
Verwendungszweck | Bemerkungen |
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Zugführung für hint. Felgenbremse | |
Zugführung für Kettenschaltung | |
Zugführung für Umwerfer | |
Halterung für Dynamo | am Hinterbau |
Luftpumpenhalterung | am Unterrohr |
Technische Merkmale
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