Mifa Modell 9 b: Unterschied zwischen den Versionen
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>Max schwalbe (umgearbeitet und Mifa Herren-Sportrad 26" integriert.) |
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Noch bis Anfang der 1950er Jahre produzierte die Fahrradindustrie der DDR fast ausschließlich einfache Gebrauchsräder. An Renn- und Sporträder war zu dieser Zeit vor allem aufgrund der niedrigen Produktionskapazitäten kaum zu denken. | Noch bis Anfang der 1950er Jahre produzierte die Fahrradindustrie der DDR fast ausschließlich einfache Gebrauchsräder. An Renn- und Sporträder war zu dieser Zeit vor allem aufgrund der niedrigen Produktionskapazitäten kaum zu denken. [[Mifa]] hatte sich seit Anfang der 1950er Jahre mit der Entwicklung von Sporträdern beschäftigt: Ab 1953 sind Sporträder mit den Laufradgrößen 26" (Damen- und [[Mifa Herren-Sportrad 26"|Herren]]-Ausführung) und 28" (bislang nur als [[Mifa Herren-Sportrad 28"|Herren-Variante]]) belegt. | ||
Bereits am 21. Februar 1951 berichtete die NEUE ZEIT, dass "die Mifa-Fahrradwerke [...] mit zwei neuen Fahrradsport-Modellen auf den Markt [kommen], die sich von den bewährten Tourenmodellen unter anderem durch einen leichteren Rahmenbau, Felgenbremsen und einen verstellbaren Sportlenker unterscheiden." Auf der Frühjahrsmesse 1951 wurden die neu entwickelten Mifa-Sporträder vorgestellt. In einem Messe-Informationsheft aus der Mitte desselben Jahres heißt es, dass "[d]ie Mifa-Fahrradwerke, Sangerhausen, die [[Awtowelo|von der Sowjetunion in die Hände des Volkes zurückgegeben]] wurden, und heute der [[IFA]] angehören, [...] ein reichhaltiges Sortiment von Fahrrädern zeigten. Neukonstruktionen sind die beiden Sportradmodelle für Damen und Herren, deren besondere Merkmale Rahmen mit Ausfallenden, Keilgetriebe, Laufradbefestigung mit Flügelmuttern, Kabelfelgenbremse und verstellbarer Vorbaulenker sowie leichter Sportsattel sind. Das Damenrad besitzt gerade Rohre." Aus den Angaben lässt sich nicht ableiten, ob es sich dabei 26"- oder 28"-Räder handelte. | |||
Überhaupt erscheint es fraglich, ob die Produktion der Mifa Sporträder tatsächlich schon 1951 in der angegebenen Ausführung begann. Für das hier beschriebene Herren-Sportrad (26") sind ab 1953 entsprechende Belegexemplare dokumentiert, die Bezeichnung als "Modell 9 b" stützt sich auf Kataloge der Zeit 1956 bis 1958. Als [[Mifa Modell 9 e|Modell 9 e]] gab es eine Variante mit gehobener Ausstattung. Die Damenausführung [[Mifa Modell 10 b|10 b]] wich ausstattungsseitig stärker als üblich von der Herrenausführung ab. | |||
===Rahmen und Ausstattung=== | ===Rahmen und Ausstattung=== | ||
Beim Modell 9 b | Beim Modell 9 b handelte es sich um ein 26"-Sportrad in Herrenausführung mit einer Rahmenhöhe von 55 cm. Wie bei Sporträdern üblich besaß dieses Fahrrad einen Hinterbau mit angelöteten [[Ausfallenden|Sportausfallenden]], ein [[Tretlager|Keiltretlager]] in BSA-Ausführung, sowie zumindest ab 1954 einen [[Lenker|Flachlenker]] und [[Flügelmuttern]]. Der Hinterbau war offen ausgeführt; Sitz- und Kettenstreben waren gekröpft. Am [[Rahmen]] gab es zunächst keine [[Anlötteile]]. Die Ausstattung erfolgte zunächst mit einer [[Bremsen|Bowdenzugstempelbremse]] vorn und Rücktritt hinten, sowie einem [[Gepäckträger|Tourengepäckträger]]. Wenig sportlich war auch die recht langsam gewählte Übersetzung (46:20). Im Unterschied zur Damenausführung 10 b besaß die Herrenausführung weder [[Kettenschützer|Kettenschutz]] noch [[Kleidernetze|Kleidernetz]], aber schmale [[Schutzbleche|Schutzbleche]] (Stahl, lackiert), schmale [[Felgen|Stahlfelgen]], [[Reifen|Bereifung]] der Größe 26" × 1 <sup>1</sup>/<sub>2</sub>" und vermutlich generell einen [[Sättel|Sportsattel]]. Die Beleuchtungskomponenten stammten in der Regel von [[AFE]] bzw. [[AUFA]] oder [[FER]]. Zumindest ab 1957 wurden Belegexemplaren zufolge jedoch teilweise auch Komponenten von [[FEK]] oder [[BALACO]] verwendet. | ||
===Änderungen während der Produktionszeit=== | ===Änderungen während der Produktionszeit=== | ||
Im Verlauf der Bauzeit wurde Modell 10 b mehrfach konstruktiv verändert und zunehmend mit sportlicheren Attributen versehen. Bereits im Laufe des Jahres 1954 kam es zu einer Überarbeitung des Rahmens: Die [[Rahmenmuffen|Steuerkopfmuffen]], die bisher denen der Tourenräder glichen, wurden nun aufwändiger gestaltet. Zudem wurden filigrane, gerade Sitzstreben eingeführt, an denen nun ein [[Gepäckträger|Sportgepäckträger]] angeklemmt war. Spätestens 1956 wich der bisherige Flachlenker mit Kunststoffmuffe einem Flachlenkerbügel mit [[Grünert]]-Leichtmetallvorbau, und der Sportgepäckträger wurde durch einen Gepäckträger in "Schwedenform" ersetzt. | |||
Im Zeitraum 1957/1958 wurde das Modell 9 b vergleichsweise umfangreich überarbeitet, wobei bislang nicht eindeutig klar ist, in welcher Reihenfolge diese Überarbeitungen vorgenommen wurden. Nachvollziehen lässt sich, dass 1957 die Überarbeitung des Hinterbaus sowie die Ergänzung um die Luftpumpenhalterung umgesetzt wurde. Der Hinterbau besaß ab jenem Jahr gerade Kettenstreben, zudem waren die Sitzstreben nun seitlich an der Sitzmuffe befestigt (bisher waren diese mit der Klemmschraube an der Sitzmuffe verschraubt). Hinzu kamem Ösen am Oberrohr zur Seilzugführung einer (nachträglich anzubringenden) hinteren Felgenbremse. 1958 wurden folgende Anlötteile ergänzt: | |||
* Ösen an Unterrohr und Kettenstrebe (Bowdenzugführung Kettenschaltung) | * Ösen an Unterrohr und Kettenstrebe (Bowdenzugführung Kettenschaltung) |
Version vom 3. Mai 2018, 10:42 Uhr
Diese Seite ist Teil der Modellübersicht des VEB Mifa-Werk Sangerhausen
in der Unterkategorie Mifa Sporträder bis 1960
Einordnung in die Modellpalette
Noch bis Anfang der 1950er Jahre produzierte die Fahrradindustrie der DDR fast ausschließlich einfache Gebrauchsräder. An Renn- und Sporträder war zu dieser Zeit vor allem aufgrund der niedrigen Produktionskapazitäten kaum zu denken. Mifa hatte sich seit Anfang der 1950er Jahre mit der Entwicklung von Sporträdern beschäftigt: Ab 1953 sind Sporträder mit den Laufradgrößen 26" (Damen- und Herren-Ausführung) und 28" (bislang nur als Herren-Variante) belegt.
Bereits am 21. Februar 1951 berichtete die NEUE ZEIT, dass "die Mifa-Fahrradwerke [...] mit zwei neuen Fahrradsport-Modellen auf den Markt [kommen], die sich von den bewährten Tourenmodellen unter anderem durch einen leichteren Rahmenbau, Felgenbremsen und einen verstellbaren Sportlenker unterscheiden." Auf der Frühjahrsmesse 1951 wurden die neu entwickelten Mifa-Sporträder vorgestellt. In einem Messe-Informationsheft aus der Mitte desselben Jahres heißt es, dass "[d]ie Mifa-Fahrradwerke, Sangerhausen, die von der Sowjetunion in die Hände des Volkes zurückgegeben wurden, und heute der IFA angehören, [...] ein reichhaltiges Sortiment von Fahrrädern zeigten. Neukonstruktionen sind die beiden Sportradmodelle für Damen und Herren, deren besondere Merkmale Rahmen mit Ausfallenden, Keilgetriebe, Laufradbefestigung mit Flügelmuttern, Kabelfelgenbremse und verstellbarer Vorbaulenker sowie leichter Sportsattel sind. Das Damenrad besitzt gerade Rohre." Aus den Angaben lässt sich nicht ableiten, ob es sich dabei 26"- oder 28"-Räder handelte.
Überhaupt erscheint es fraglich, ob die Produktion der Mifa Sporträder tatsächlich schon 1951 in der angegebenen Ausführung begann. Für das hier beschriebene Herren-Sportrad (26") sind ab 1953 entsprechende Belegexemplare dokumentiert, die Bezeichnung als "Modell 9 b" stützt sich auf Kataloge der Zeit 1956 bis 1958. Als Modell 9 e gab es eine Variante mit gehobener Ausstattung. Die Damenausführung 10 b wich ausstattungsseitig stärker als üblich von der Herrenausführung ab.
Rahmen und Ausstattung
Beim Modell 9 b handelte es sich um ein 26"-Sportrad in Herrenausführung mit einer Rahmenhöhe von 55 cm. Wie bei Sporträdern üblich besaß dieses Fahrrad einen Hinterbau mit angelöteten Sportausfallenden, ein Keiltretlager in BSA-Ausführung, sowie zumindest ab 1954 einen Flachlenker und Flügelmuttern. Der Hinterbau war offen ausgeführt; Sitz- und Kettenstreben waren gekröpft. Am Rahmen gab es zunächst keine Anlötteile. Die Ausstattung erfolgte zunächst mit einer Bowdenzugstempelbremse vorn und Rücktritt hinten, sowie einem Tourengepäckträger. Wenig sportlich war auch die recht langsam gewählte Übersetzung (46:20). Im Unterschied zur Damenausführung 10 b besaß die Herrenausführung weder Kettenschutz noch Kleidernetz, aber schmale Schutzbleche (Stahl, lackiert), schmale Stahlfelgen, Bereifung der Größe 26" × 1 1/2" und vermutlich generell einen Sportsattel. Die Beleuchtungskomponenten stammten in der Regel von AFE bzw. AUFA oder FER. Zumindest ab 1957 wurden Belegexemplaren zufolge jedoch teilweise auch Komponenten von FEK oder BALACO verwendet.
Änderungen während der Produktionszeit
Im Verlauf der Bauzeit wurde Modell 10 b mehrfach konstruktiv verändert und zunehmend mit sportlicheren Attributen versehen. Bereits im Laufe des Jahres 1954 kam es zu einer Überarbeitung des Rahmens: Die Steuerkopfmuffen, die bisher denen der Tourenräder glichen, wurden nun aufwändiger gestaltet. Zudem wurden filigrane, gerade Sitzstreben eingeführt, an denen nun ein Sportgepäckträger angeklemmt war. Spätestens 1956 wich der bisherige Flachlenker mit Kunststoffmuffe einem Flachlenkerbügel mit Grünert-Leichtmetallvorbau, und der Sportgepäckträger wurde durch einen Gepäckträger in "Schwedenform" ersetzt.
Im Zeitraum 1957/1958 wurde das Modell 9 b vergleichsweise umfangreich überarbeitet, wobei bislang nicht eindeutig klar ist, in welcher Reihenfolge diese Überarbeitungen vorgenommen wurden. Nachvollziehen lässt sich, dass 1957 die Überarbeitung des Hinterbaus sowie die Ergänzung um die Luftpumpenhalterung umgesetzt wurde. Der Hinterbau besaß ab jenem Jahr gerade Kettenstreben, zudem waren die Sitzstreben nun seitlich an der Sitzmuffe befestigt (bisher waren diese mit der Klemmschraube an der Sitzmuffe verschraubt). Hinzu kamem Ösen am Oberrohr zur Seilzugführung einer (nachträglich anzubringenden) hinteren Felgenbremse. 1958 wurden folgende Anlötteile ergänzt:
- Ösen an Unterrohr und Kettenstrebe (Bowdenzugführung Kettenschaltung)
- Sockel am Unterrohr (für Befestigung eines Schalthebels)
- Dynamohalterung am Hinterbau
Mit diesen zusätzlichen Anlötteilen war es möglich, das Fahrrad nachträglich aufzurüsten (Felgenbremse hinten, Kettenschaltung). Darüber hinaus besitzen die Mifa-Sporträder (26") ab dem Baujahr 1958 eine Rundscheidengabel ähnlich der von Diamant. Außerdem wurde die Form der Rahmenmuffen vermutlich im gleichen Jahr überarbeitet.
Einige Ausstattungsdetails wurden gegen Ende der Produktionszeit noch einmal überarbeitet. So besitzt das Modell 9 b gemäß einem Katalog von 1958 vorn bereits eine Felgenbremse. Dementsprechend wurden die späten Ausführungen dieses Typs nur noch mit Aluminiumfelgen und scheinbar auch ausschließlich mit Aluminiumschutzblechen versehen. Zumindest für den Zeitraum ab 1958 lässt sich eine solche Ausstattung ab Werk belegen.
Lackierung und Rahmendekor
Vermutlich gab es das Herrensportrad analog der Damenausführung anfangs mit einfachen Ringverzierungen oder Strahlenkopfdekoren (schwarz mit buntem Strahlenkopf) und ab ca. 1956 mit vollständig bunten Lackierungen mit Strahlenkopf. 1958 erfolgte wieder eine Umstellung auf das Ringdekor. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind hier zu finden.
Galerie
Im DHZ-Katalog ist das Modell 9 b noch mit gekröpften Kettenstreben sowie einem offenen Hinterbau abgebildet.
Das Foto zeigt ein Modell 9b (Baujahr 1959/60) mit seinem stolzen Besitzer. Einige Änderungen wurden an dem Fahrrad bereits vorgenommen. Rücklicht, Sattel und Sattelstütze stammen wohl von einem Vorkriegsmodell, der Gepäckträger wurde entfernt. Die so genannten Gesundheitslenker gab es als Zubehörteil im Laden. Sie finden sich häufig an Sporträdern dieser Zeit, offensichtlich entsprach das Nachrüsten dieser Bügel einem Trend. Auf dem Lenker ist ein Gerät montiert, evtl. ein Fahrradradio in Eigenbau.
Anlötteile am Rahmen
Verwendungszweck | Bemerkungen |
---|---|
Zugführung für hint. Felgenbremse | ab 1957 |
Halterung für Luftpumpe | am Sattelrohr; ab 1957 |
Halterung für Dynamo | am Hinterbau; ab 1958 |
Zugführung für Kettenschaltung | ab 1958 |
Sockel für Schalthebel | am Unterrohr, ab 1958 |
Technische Merkmale
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