Mifa Modell 107: Unterschied zwischen den Versionen

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===Hintergrundwissen zum Produktionsbeginn===
===Hintergrundwissen zum Produktionsbeginn===


Als '''Modell 107''' hatte [[Mifa]] seit 1972 ein 26"-Tourensportrad im Sortiment, dass sich lediglich in Ausstattungsdetails vom Typ [[Mifa Modell 102|102]] unterschied. Gemäß den Angaben einer Betriebschronik von 1969 war noch im Dezember dieses Jahres der Anlauf der Nullserienfertigung von Tourensporträdern mit einer Laufradgröße von 26" geplant, um "die Übernahme der in 'Elite Diamant' einzustellenden Fahrradproduktion" zu gewährleisten. Generell hatte Mifa um 1970 jedoch Schwierigkeiten, die gemäß Planvorgaben geforderten Stückzahlen zu realisieren. Offenbar beabsichtigte man, mit den neuen Tourensporträdern die bisher bei Mifa produzierten 28"-Tourenräder schrittweise zu ersetzten. So reduzierte Mifa die Stückzahl der 28"-Tourenräder Anfang der 1970er Jahre deutlich: Verließen 1970 noch 70.340 28"-Toureräder das Werk, so waren es 1971 nur noch 29.900 Einheiten. Für 1972 sah der Plan nur noch 3.240 28"-Tourenräder vor, für 1973 schließlich deren vollständige Produktionseinstellung. Offenbar wollte der VEB Mifa-Werk Sangerhausen durch den Wegfall der im Verkauf preiswerten 28"-Tourenräder und die erhöhte Produktion von besser ausgestatteten und damit teureren 26"-Tourensporträder die vorgeschriebenen Planauflagen (Wert der Warenproduktion und Gewinn) erfüllen. Damit verstieß man jedoch gegen die politischen Beschlüsse zur Preisstabilität, die auch die Bereitstellung von Produkten der unteren Preisgruppen (hier in Form der einfachen 28"-Tourenräder) vorsah. Die "Arbeiter- und Bauerninspektion" (eine Kontrollinstitution, die dem Zentralkomitee der SED und dem Ministerrat der DDR unterstellt war und die Erfüllung der Partei- und Regierungsbeschlüsse sichern sollte) untersuchte den Fall. Durch den Generaldirektor der VVB Automobilbau, Winfried Sonntag, wurde schließlich entschieden, dass ab Mai 1972 an Stelle der 28"-Tourenräder 26"-Tourenräder produziert werden sollten. Die 26"-Räder sollten die gleichen [[Produktionszahlen und Preise|Preise]] wie die 28"-Räder und die gleichen, z.T. auch besseren "Gebrauchswerteigenschaften" aufweisen. Für 1972 war nur noch die Produktion von 2.240 Stück 28"-Tourenrädern und bereits von 17.000 Stück 26"-Tourenrädern (basierend auf den Typen [[Mifa Modell 102|102]] und [[Mifa Modell 154|154]]) vorgesehen. Zur Realisierung dieses Beschlusses wurden 1972 die Typen 107 und [[Mifa Modell 159|159]] (Damenausführung) eingeführt. Die Dringlichkeit im Hinblick auf die Frage nach der Bereitstellung von Fahrrädern der unteren Preisgruppen zeigte sich auch daran, dass im Mai/Juni 1972 übergangsweise 26"-Tourensporträder mit Keiltretlager und Stahlfelgen entsprechend dem ermittelten Bedarf an den Handel geliefert wurden, ohne den dafür gültigen Mehrpreis gegenüber den 28"-Tourenrädern wirksam werden zu lassen. Ab Juli 1972 standen dann - nach entsprechender Überarbeitung des Tretlagergehäuses - die 26"-Varianten mit Glockentretlager und Stahlfelgen zur Verfügung und bildeten den Ersatz für die 28"-Tourenräder bei gleichem Endverbraucherpreis. Dazu passt die erstmalige Erwähnung der neuen Modelle in einem Katalog von 1973.
Als '''Modell 107''' hatte [[Mifa]] seit 1972 ein 26"-Tourensportrad im Sortiment, dass sich lediglich in Ausstattungsdetails vom Typ [[Mifa Modell 102|102]] unterschied. Gemäß den Angaben einer Betriebschronik von 1969 war noch im Dezember dieses Jahres der Anlauf der Nullserienfertigung von Tourensporträdern mit einer Laufradgröße von 26" geplant, um "die Übernahme der in 'Elite Diamant' einzustellenden Fahrradproduktion" zu gewährleisten. Generell hatte Mifa um 1970 jedoch Schwierigkeiten, die gemäß Planvorgaben geforderten Stückzahlen zu realisieren. Offenbar beabsichtigte man, mit den neuen Tourensporträdern die bisher bei Mifa produzierten 28"-Tourenräder schrittweise zu ersetzten. So reduzierte Mifa die Stückzahl der 28"-Tourenräder Anfang der 1970er Jahre deutlich: Verließen 1970 noch 70.340 28"-Toureräder das Werk, so waren es 1971 nur noch 29.900 Einheiten. Für 1972 sah der Plan nur noch 3.240 28"-Tourenräder vor, für 1973 schließlich deren vollständige Produktionseinstellung. Offenbar wollte der VEB Mifa-Werk Sangerhausen durch den Wegfall der im Verkauf preiswerten 28"-Tourenräder und die erhöhte Produktion von besser ausgestatteten und damit teureren 26"-Tourensporträder die vorgeschriebenen Planauflagen (Wert der Warenproduktion und Gewinn) erfüllen. Damit verstieß man jedoch gegen die politischen Beschlüsse zur Preisstabilität, die auch die Bereitstellung von Produkten der unteren Preisgruppen (hier in Form der einfachen 28"-Tourenräder) vorsah. Die "Arbeiter- und Bauerninspektion" (eine Kontrollinstitution, die dem Zentralkomitee der SED und dem Ministerrat der DDR unterstellt war und die Erfüllung der Partei- und Regierungsbeschlüsse sichern sollte) untersuchte den Fall. Durch den Generaldirektor der VVB Automobilbau, Winfried Sonntag, wurde schließlich entschieden, dass ab Mai 1972 an Stelle der 28"-Tourenräder 26"-Tourenräder produziert werden sollten. Die 26"-Räder sollten die gleichen [[Produktionszahlen und Preise|Preise]] wie die 28"-Räder und die gleichen, z.T. auch besseren "Gebrauchswerteigenschaften" aufweisen. Für 1972 war nur noch die Produktion von 2.240 Stück 28"-Tourenrädern und bereits von 17.000 Stück 26"-Tourenrädern (basierend auf den Typen [[Mifa Modell 102|102]] und [[Mifa Modell 154|154]]) vorgesehen. Zur Realisierung dieses Beschlusses wurden 1972 die Typen 107 und [[Mifa Modell 159|159]] (Damenausführung) eingeführt. Die Dringlichkeit im Hinblick auf die Frage nach der Bereitstellung von Fahrrädern der unteren Preisgruppen zeigte sich auch daran, dass im Mai/Juni 1972 übergangsweise 26"-Tourensporträder mit Keiltretlager und Stahlfelgen entsprechend dem ermittelten Bedarf an den Handel geliefert wurden, ohne den dafür gültigen Mehrpreis gegenüber den 28"-Tourenrädern wirksam werden zu lassen. Ab Juli 1972 standen dann - nach entsprechender Überarbeitung des Tretlagergehäuses - die 26"-Varianten mit Glockentretlager und Stahlfelgen zur Verfügung und bildeten den Ersatz für die 28"-Tourenräder bei gleichem Endverbraucherpreis. Dazu passt die erstmalige Erwähnung der neuen Modelle in einem Katalog von 1973. Einem Produktionsplan von ca. 1975 zufolge waren von Modell 107 deutlich mehr Stück (21 350) als von Modell 102 (7 450) vorgesehen. Insgesamt wurden erheblich mehr Damen- als Herrentourenräder hergestellt.


===Rahmen und Ausstattung===
===Rahmen und Ausstattung===

Version vom 27. Februar 2017, 22:29 Uhr

 Diese Seite ist Teil der Modellübersicht des VEB Mifa-Werk Sangerhausen
 in der Unterkategorie Mifa Tourensporträder

Hintergrundwissen zum Produktionsbeginn

Als Modell 107 hatte Mifa seit 1972 ein 26"-Tourensportrad im Sortiment, dass sich lediglich in Ausstattungsdetails vom Typ 102 unterschied. Gemäß den Angaben einer Betriebschronik von 1969 war noch im Dezember dieses Jahres der Anlauf der Nullserienfertigung von Tourensporträdern mit einer Laufradgröße von 26" geplant, um "die Übernahme der in 'Elite Diamant' einzustellenden Fahrradproduktion" zu gewährleisten. Generell hatte Mifa um 1970 jedoch Schwierigkeiten, die gemäß Planvorgaben geforderten Stückzahlen zu realisieren. Offenbar beabsichtigte man, mit den neuen Tourensporträdern die bisher bei Mifa produzierten 28"-Tourenräder schrittweise zu ersetzten. So reduzierte Mifa die Stückzahl der 28"-Tourenräder Anfang der 1970er Jahre deutlich: Verließen 1970 noch 70.340 28"-Toureräder das Werk, so waren es 1971 nur noch 29.900 Einheiten. Für 1972 sah der Plan nur noch 3.240 28"-Tourenräder vor, für 1973 schließlich deren vollständige Produktionseinstellung. Offenbar wollte der VEB Mifa-Werk Sangerhausen durch den Wegfall der im Verkauf preiswerten 28"-Tourenräder und die erhöhte Produktion von besser ausgestatteten und damit teureren 26"-Tourensporträder die vorgeschriebenen Planauflagen (Wert der Warenproduktion und Gewinn) erfüllen. Damit verstieß man jedoch gegen die politischen Beschlüsse zur Preisstabilität, die auch die Bereitstellung von Produkten der unteren Preisgruppen (hier in Form der einfachen 28"-Tourenräder) vorsah. Die "Arbeiter- und Bauerninspektion" (eine Kontrollinstitution, die dem Zentralkomitee der SED und dem Ministerrat der DDR unterstellt war und die Erfüllung der Partei- und Regierungsbeschlüsse sichern sollte) untersuchte den Fall. Durch den Generaldirektor der VVB Automobilbau, Winfried Sonntag, wurde schließlich entschieden, dass ab Mai 1972 an Stelle der 28"-Tourenräder 26"-Tourenräder produziert werden sollten. Die 26"-Räder sollten die gleichen Preise wie die 28"-Räder und die gleichen, z.T. auch besseren "Gebrauchswerteigenschaften" aufweisen. Für 1972 war nur noch die Produktion von 2.240 Stück 28"-Tourenrädern und bereits von 17.000 Stück 26"-Tourenrädern (basierend auf den Typen 102 und 154) vorgesehen. Zur Realisierung dieses Beschlusses wurden 1972 die Typen 107 und 159 (Damenausführung) eingeführt. Die Dringlichkeit im Hinblick auf die Frage nach der Bereitstellung von Fahrrädern der unteren Preisgruppen zeigte sich auch daran, dass im Mai/Juni 1972 übergangsweise 26"-Tourensporträder mit Keiltretlager und Stahlfelgen entsprechend dem ermittelten Bedarf an den Handel geliefert wurden, ohne den dafür gültigen Mehrpreis gegenüber den 28"-Tourenrädern wirksam werden zu lassen. Ab Juli 1972 standen dann - nach entsprechender Überarbeitung des Tretlagergehäuses - die 26"-Varianten mit Glockentretlager und Stahlfelgen zur Verfügung und bildeten den Ersatz für die 28"-Tourenräder bei gleichem Endverbraucherpreis. Dazu passt die erstmalige Erwähnung der neuen Modelle in einem Katalog von 1973. Einem Produktionsplan von ca. 1975 zufolge waren von Modell 107 deutlich mehr Stück (21 350) als von Modell 102 (7 450) vorgesehen. Insgesamt wurden erheblich mehr Damen- als Herrentourenräder hergestellt.

Rahmen und Ausstattung

Das Modell 107 besaß einen für Tourensporträder typischen Rahmen mit schrägen Ausfallenden sowie einen offenen Hinterbau. Die Sitz- und die Kettenstreben waren gerade ausgeführt. Der Rahmen besaß zusätzliche Anlötteile für den Kettenschutz, für den Dynamo und für die Luftpumpe. Insgesamt glich der Rahmen vollständig dem des Typs 102 von Mifa. Die Rahmenhöhe betrug 56 cm.
Hinsichtlich der Ausstattung sind jedoch einige Unterschiede zu nennen: So besaß das Modell 107 ein Glockentretlager und lackierte Stahlfelgen. Diese Unterschiede ergeben sich aus der Konzipierung des Typs 107 als Ersatz für die klassischen 28"-Tourenräder. Die übrige Ausstattung glich der des Modells 102: Flachlenker, Tourensattel, sowie eine Stempelbremse mit Bowdenzug waren auch für dieses Fahrrad charakteristisch. Die Stahlschutzbleche wurden in Rahmenfarbe lackiert und weiß liniert. In geringem Umfang gab es auch Exemplare, die mit grauen Stahlschutzblechen (abhängig von der Rahmenfarbe liniert) versehen waren. Entsprechend den Beschlüssen der VVB Automobilbau durfte das neue Tourensportrad nicht teurer sein als das bisher preiswerteste Tourenrad von Mifa, so dass für das Modell 107 zunächst ein Endverbraucherpreis (EVP) von 211,- M festgelegt wurde. Inwieweit dieser Preis längerfristig beibehalten werden konnte, bleibt jedoch offen.

Änderungen während der Produktionszeit

Ab 1978, spätestens jedoch ab 1979 wurde ein Lenker mit neuentwickelter Form verwendet. Eine Neuerung des Jahres 1979 stellte ein filigranerer Gepäckträger dar. Dieser erwies sich jedoch aufgrund der geringen Belastbarkeit als Rückschritt. Im Zeitraum 1978/79 wurde die Vorderradgabel dahingehend überarbeitet, dass nun auch Schutzbleche mit einer Überlaufstrebe befestigt werden konnten (nunmehr je Ausfallende zwei Ösen für die Befestigung des Schutzbleches, bisher nur eine Öse). Nachdem 1983 das Modell 105 erschienen war, wurde dessen verlängerte Dynamohalterung etwas später auch am Modell 107 verwendet. Dadurch ergab sich die Möglichkeit, das Fahrrad nachträglich mit einer Felgenbremse auszurüsten. Eine weitere Neuerung von 1983 war ein Tourensattel mit Decke aus PUR-Schaumstoff.
Die beim Modell 102 für die erste Hälfte der 1980er Jahre nachvollziehbare Differenzierung bezüglich der Ausstattungsdetails lässt sich für das Modell 107 nur bedingt feststellen. Gab es den Typ 102 zwischen 1983 und 1985 in drei verschiedenen Ausstattungslinien, so blieb das Modell 107 mit seiner einfachen Ausstattung weitgehend unverändert. Vermutlich seit 1984 wurden für die Tourensporträder keine Stahlfelgen mehr angeboten – fortan besaß das hier beschriebene Fahrrad Aluminiumfelgen. Aluminiumschutzbleche blieben bis 1985 – anders als beim erwähnten Modell 102 – die Ausnahme. Eine Umstrukturierung der Modellpalette bei Mifa im Zeitraum 1985/1986 führte vor allem zu einer stärkeren Zusammenfassung und Standardisierung der Tourensporträder (26“- und 28“-Ausführungen). Die einfachen Ausführungen (102; 107 und 157) wurden seither nur noch in geringem Umfang produziert, zudem erfolgte die Ausstattung nun einheitlich mit Aluminiumschutzblechen sowie mit verchromtem Gepäckträger und Kettenschutz. Die bisherige einfach gehaltene Variante (Stahlschutzbleche, Gepäckträger und Kettenschutz lackiert) wurde von Mifa nicht mehr angeboten, stattdessen produzierte ab 1986 der VEB IFA-Motorenwerke Nordhausen identisch ausgestattete Fahrräder unter der Marke IFA Touring. Diese waren aber stets mit Keiltretlagern ausgestattet. Ohnehin wurden nach 1985 offiziell – abgesehen von den 20“-Kinderfahrrädern – keine Fahrradtypen mit Glockentretlagern angeboten.
Interessanterweise entfiel somit das Modell 107, das Anfang der 1970er Jahre aufgrund der preispolitischen Vorgaben zur Bereitstellung von Fahrrädern der unteren Preisgruppen eingeführt wurde, ersatzlos. Scheinbar waren die Beschlüsse zur Preisstabilität mittlerweile obsolet geworden, was sich auch daran zeigt, dass die in den 1980er Jahren neu eingeführten Fahrradmodelle teilweise erheblich teurer waren als die Grundausführungen, auf denen sie weitgehend basierten. Das genaue Produktionsende lässt sich kaum eingrenzen, doch wurden bei Mifa seit Mitte der 1980er Jahre 26"-Tourensporträder fast nur noch in Form der Modelle 105 und 160 angeboten. In einem Gesamtkatalog von 1989 wird das Modell 107 nicht mehr erwähnt, das jüngste bislang bekannte Exemplar stammt von 1986.

Lackierung und Rahmendekor

Die Lackierung der Rahmen erfolgte zunächst zweifarbig (im Bereich des Steuerkopfes weiß, der übrige Rahmen farbig). Das Rahmendekor hatte zunächst einen roten Schriftzug auf weißem Hintergrund. Ab 1975 fanden wenig haltbare Chromfolienaufkleber mit Mifa-Schriftzügen und bunten Streifen bzw. später mit bunten Sternen Verwendung. Ende 1979 wurde das Dekor nochmals vereinfacht, zudem waren die Rahmen jetzt nur noch einfarbig lackiert. Mit den seit 1985 vewendeten Rahmenaufklebern wurde das Modell 107 nur noch selten ausgeliefert. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind hier zu finden.

Galerie

Anlötteile am Rahmen

Verwendungszweck Bemerkungen
Halterung für Luftpumpe am Sattelrohr
Halterung für Dynamo an der Vorderradgabel; spätestens 1984 überarbeitet
Halterung für Kettenschutz an Sitz- und Unterrohr

Technische Merkmale