Mifa Modell 201: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 23. Juli 2018, 21:58 Uhr

 Diese Seite ist Teil der Modellübersicht des VEB Mifa-Werk Sangerhausen
 in der Unterkategorie Mifa Sporträder ab 1969

Einordnung in die Modellpalette

Während der 1960er Jahre stagnierte die Nachfrage nach Fahrrädern in der DDR bzw. ging zum Teil leicht zurück. Gleichzeitig wurde der devisenbringenden Produktion von Flachstrickmaschinen bei Diamant stärkere Priorität eingeräumt. In der zweiten Hälfte der Sechziger Jahre gab es infolgedessen Bestrebungen, die Produktion von Fahrrädern bei Diamant zu reduzieren bzw. gänzlich aufzugeben. Erster Schritt zur Realisierung dieser Planungen war die Verlagerung der Produktion der Sportrad-Modelle in das Mifa-Werk nach Sangerhausen. Seit April 1969 liefen sie dort zunächst technisch unverändert vom Band. Dies betraf jedoch nur die Sporträder ohne Gangschaltung, die Luxus-Modelle waren offenbar spätestens 1968 ersatzlos entfallen. Die Modellbezeichnungen blieben von dieser Produktionsverlagerungen unberührt:

  • Mifa Modell 201 - Herren-Sportrad, Rücktrittbremsnabe
  • Mifa Modell 202 - Herren-Sportrad, Starrnabe mit Leerlaufzahnkranz
  • Mifa Modell 251 - Damen-Sportrad, Rücktrittbremsnabe
  • Mifa Modell 252 - Damen-Sportrad, Starrnabe mit Leerlaufzahnkranz

Bemerkenswert ist dabei, dass die seit April 1969 von Mifa produzierten Sporträder zunächst fast ausschließlich mit dem Diamant-Rahmendekor ausgeliefert wurden. Sie können jedoch anhand der Rahmennummern zielsicher von den "echten" Diamant Sporträdern unterschieden werden. Während man bei Diamant immer 7-stellige Rahmennummern vergab, so hatten die mit "Diamant" dekorierten Sporträder aus Sangerhausen maximal 6-stellige Rahmennummern. Bei Mifa besaßen die Sporträder und die Klappräder ein eigenes Rahmennummernschema.

Ein Produktionsplan von ca. 1975 gibt Aufschluss über Umfang und Verteilung der damaligen Sportradproduktion. So war für die Modelle 201 und 202 eine Produktion zu etwa gleichen Anteilen vorgesehen, wobei insgesamt gut 20 000 Herrensporträder kalkuliert waren. Von den Damensporträdern waren es hingegen knapp 15 000 Stück. Anfang der 1980er Jahre wurde das Sportradangebot um die Modelle 204 und 254 mit Gangschaltung erweitert.

Rahmen und Ausstattung

Konstruktiv gingen mit der Produktionsverlagerung in das Mifa-Werk keine nennenswerten Überarbeitungen einher, stattdessen wurden der Rahmen und die Rundscheidengabel beibehalten. Der 56 cm hohe Rahmen verfügte über einen starr ausgeführten Hinterbau mit geraden Sitz- und Kettenstreben. Wie bei Sporträdern üblich hatte auch dieses Fahrrad angelötete Ausfallenden. Ferner besaßen die Rahmen dieses Modells zusätzliche Ösen für den Bowdenzug der hinteren Felgenbremse, eine am Hinterbau angebrachte Halterung für den Dynamo und eine Luftpumpenhalterung. Das Modell 201 besaß grundsätzlich ein Keiltretlager (BSA-Ausführung, später Thompson-Ausführung), vorn eine Felgenbremse sowie schmale Leichtmetallfelgen für Bereifung der Breite 1 3/8". Die Laufräder wurden mit Flügelmuttern befestigt. Schutzbleche aus Leichtmetall, Sportsattel, sowie ein Flachlenker mit Vorbau waren weitere Ausstattungsmerkmale. Der Sportgepäckträger wurde im Unterschied zu den zuletzt produzierten Diamant-Sporträdern nun wieder in Rahmenfarbe lackiert. Anfang der 1980er Jahre kostete dieses Fahrrad 350,- M und war somit kaum teurer als die ersten Diamant-Sporträder vom Typ 108, das die Basis für dieses Modell bildete. Die langjährige Preiskonstanz war die logische Konsequenz der ausgebliebenen technischen Weiterentwicklung der Sporträder.

Änderungen während der Produktionszeit

Zwar besaßen die Sporträder schon seit 1962 ein fest mit der rechten Trekturbel verbundenes Kettenblatt, doch kurzzeitig (im Zeitraum 1968/69) wurden zumindest einige Sporträder noch einmal mit einem abnehmbaren Kettenblatt ausgestattet. Dies betraf also die letzten bei Diamant und die frühen von Mifa produzierten Sporträder. Im Zeitraum 1970/1971 erhielten die Sporträder neue Felgen mit einem fünfflächigen Profil, das bis 1990 beibehalten wurde. Die konstruktiven Details des Rahmens blieben von der Produktionsverlagerung zunächst unberührt. Im Zusammenhang mit einer Rationalisierung der Produktion im Mifa-Werk wurden jedoch einige Modifikationen vorgenommen. Vermutlich 1973, spätestens jedoch 1974 wurde die Rundscheidengabel mit einem neu entwickelten, deutlich massiveren Gabelkopf mit Außenlötung versehen, was den Sporträdern ein wenig von ihrem bisher typischen Erscheinungsbild mit dem flach gehaltenen Gabelkopf nahm. 1975 wurde die solide BSA-Ausführung des Keiltretlagers durch die Thompson-Ausführung ersetzt, die konstruktiv ein Rückschritt war. Da sich zu dieser Zeit auch die Material- und Fertigungsqualität allgemein verschlechterten, traten seither Störungen und vorzeitiger Verschleiß am Tretlager deutlich häufiger auf als früher. Zeitgleich wurde auch eine neue Tretlagermuffe serienwirksam, die optisch schlichter gehalten war als die bisherige.

Im Zeitraum 1978/1979 führte man bei den Sporträdern Lenker mit einer neuentwickelten Form ein. Eine Überarbeitung des Jahres 1979 betraf den Gepäckträger: Hier griff man auf eine neue, filigraner ausgeführte Variante zurück. Diese waren nun immer verchromt, während die bisherige Variante meist in Rahmenfarbe lackiert war. Technisch stellten sie jedoch einen Rückschritt dar, da sie sich als wenig belastbar erwiesen. Ebenfalls 1979 versah man das Herren-Sportrad mit entsprechenden Anlötteilen am Sattel- und am Unterrohr, der Kettenschutz gehörte nun zur Serienausstattung. Bisher besaßen nur die Damen-Sporträder dieses Ausstattungsdetail ab Werk. Bereits 1981 wurde der Gepäckträger erneut verändert, wobei die stark zum klappern neigende Spange durch einen praktischen Spannriemen ersetzt wurde. Außerdem waren die Rahmen nun mittels entsprechender Bohrungen für eine Innenverlegung des Beleuchtungskabels optimiert. In diesem Fall wurden tatsächlich relevante Verbesserung der Ausstattung erreicht. Bislang musste das Lichtkabel um das Rahmenrohr gewickelt bzw. mit Klebeband oder ähnlichem befestigt werden und war anfällig für Beschädigungen.

Mitte der 1980er Jahre erfolgte eine weitere Überarbeitung der Sporträder, die schrittweise durchgeführt wurde. So befand sich die Dynamohalterung seit 1985 an der Vorderradgabel. Die Rahmennummer wurde ab 1985 nicht oben, sondern unten auf die Tretlagermuffe eingeschlagen, ab 1986 war sie dann am Sattelrohr unterhalb der Sitzmuffe zu finden. Ferner wurde ebenfalls 1985 das bisherige Stegrohr zwischen den Kettenstreben durch ein einfaches Blechstück ersetzt. Die Änderungen des Jahres 1986 betrafen das hintere Rahmendreieck. Die hinteren Ausfallenden wurden überarbeitet und die Sitzstreben wurden nun tiefer an der Sitzmuffe befestigt. Unklar bleibt, ob diese Veränderungen bereits den Wechsel zum Nachfolgemodell 211 bedeuteten. Dem widersprechen die Angaben im Genex-Katalog 1987, in dem das Modell 201 noch erwähnt wird. Spätestens im Zusammenhang mit einer erneuten Überarbeitung der Sporträder im Jahre 1987 jedoch änderte sich die Bezeichnung in Modell 211.

Lackierung und Rahmendekor

Unmittelbar nach Produktionsbeginn in Sangerhausen wurden die Sporträder mit dem damals bekannten "Mifa"-Dekor und dem entsprechenden Steuerkopfschild aus Aluminium versehen. Die zweifarbige Lackierung (Bereich des Steuerkopfes weiß, übriger Rahmen Metallic-Lack) entsprach dem zu dieser Zeit üblichen Schema. In einem Katalog von 1969 wurden die Sporträder ebenfalls mit "Mifa"-Dekor, jedoch in bislang nicht belegten Lackierungen und mit einem verchromten Gepäckträger gezeigt. Möglicherweise handelte es sich hier um Vorserien-Exemplare mit in der Serienproduktion nicht realisierten Details in der Optik.
Noch 1969 kehrte man wieder zum bekannten "Diamant"-Dekor zurück. Bis 1971 wurde das "Diamant"-Rahmendekor widersprüchlicherweise mit "Mifa"-Dekor auf den Gabelscheiden kombiniert, wobei das "M" in diesem Dekor erst 1970 hinzukam. Im Laufe des Jahres 1971 wurde dann auf ein vollständiges "Diamant"-Dekor umgestellt. Über den Grund der Beibehaltung des Markennamens "Diamant" kann nur spekuliert werden. Eine bewusste "Verschleierung" des tatsächlichen Herstellers als Ursache erscheint jedoch wenig plausibel. Zwar wurden beispielsweise in Prospekten von 1973, 1974 und 1975 die Sporträder mit Diamant-Dekor gezeigt, jedoch stammten die Kataloge von Mifa. Ebenso tauchen im Mifa-Katalog von 1971 Sporträder mit "Mifa"-Dekor auf.
In dieser Form wurden die Fahrräder bis mindestens 1974, evtl. auch bis 1975 ausgeliefert. Dann erfolgte der Wechsel zum damals üblichen Mifa-Dekor, das aus roten Mifa-Schriftzügen auf weißem Grund bestand. Ab Ende 1975 bestand das Rahmendekor aus einfachen "Chromfolienaufklebern" mit "Mifa"-Schriftzügen und bunten Streifen bzw. ab 1977 mit bunten Sternen. Ende 1979 wurde das Rahmendekor nochmals vereinfacht. Zudem wurden die Rahmen jetzt nur noch einfarbig lackiert, jedoch weiterhin fast ausschließlich mit Metallic-Lackierungen. Mit dem seit 1985 verwendeten Rahmendekor (nun wieder Aufkleber statt der Chromfolien) wurde das Modell 201 nur noch für kurze Zeit ausgeliefert. Der Gabelkopf wurde spätestens ab 1985 nicht mehr verchromt, sondern in Rahmenfarbe lackiert. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind hier zu finden.

Galerie

Anlötteile am Rahmen

Verwendungszweck Bemerkungen
Zugführung für hint. Felgenbremse
Halterung für Luftpumpe am Sattelrohr; links
Halterung für Dynamo am Hinterbau, ab 1985 an der Vorderradgabel
Halterung für Kettenschutz ab 1979

Technische Merkmale