Mifa Modell 10 b: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 29. Juni 2019, 21:49 Uhr

 Diese Seite ist Teil der Modellübersicht des VEB Mifa-Werk Sangerhausen
 Übersichtsartikel Mifa Sporträder bis 1960

Rahmen und Ausstattung

Beim Modell 10 b handelte es sich um ein 26"-Sportrad in Damenausführung mit einem gebogenem Oberrohr sowie einem geraden Unterrohr. Möglicherweise war es bis Anfang 1953 noch mit geradem Oberrohr ausgestattet, eindeutige Belege hierfür gibt es bisher jedoch nicht. Die Rahmenhöhe betrug 55 cm. Wie bei Sporträdern üblich besaß dieses Fahrrad einen schlanken Hinterbau mit angelöteten Sportausfallenden. Davon abgesehen entsprach es ursprünglich eher einem Tourenrad, offenbar wurde es direkt aus Modell S 10 abgeleitet.

Der Rahmen besaß einen offenen Hinterbau, gekröpfte Sitz- und Kettenstreben sowie eingeschlagene Lagerschalen für das Glockentretlager. Er besaß zunächst keine Anlötteile. Die Ausstattung erfolgte zunächst mit einer Gestänge-Stempelbremse vorn und Rücktritt hinten, Gesundheitslenker, sowie einem Tourengepäckträger. Wenig sportlich war auch die recht langsam gewählte Übersetzung (46:20). Im Unterschied zur Herrenausführung 9 b hatte die Damenausführung neben einem Kettenschutz und Kleidernetz zudem breite Schutzbleche (Stahl, lackiert), breite Felgen und Bereifung der Größe 26" × 1 3/4". Die Beleuchtungskomponenten stammten in der Regel von AFE bzw. AUFA oder FER. Zumindest ab 1957 wurden Belegexemplaren zufolge jedoch teilweise auch Komponenten von FEK oder BALACO verwendet.

Den Katalogangaben von 1956 und 1957 zufolge wurde das Modell 10 b mit schwarzer Lackierung, lackierten Stahlfelgen und einem Tourensattel zum Preis von 261,50 DM ausgeliefert, als Sonderausführung (zum Preis von 291,70 DM) besaß es Leichtmetallfelgen, einen Sportsattel sowie eine vollständig bunte Lackierung. Ob diese Unterscheidung von Anfang an so bestand, ist zweifelhaft. So sind von 1954 mehrere Exemplare bekannt, die unterschiedlich geartete Mischungen aus diesen Ausstattungsmerkmalen aufweisen. Zudem sind ab 1957 nur noch Belegexemplare mit Tourensattel bekannt.

Änderungen während der Produktionszeit

Ein Keiltretlager in BSA-Ausführung, Flachlenker, Seilzug-Stempelbremse und Flügelmuttern gab es vermutlich erst ab 1954.

Dieses Fahrradmodell wurde im Verlauf der Bauzeit häufig überarbeitet und dabei zunehmend mit sportlicheren Attributen versehen. Bereits im Verlauf des Jahres 1954 kam es zu einer ganzen Anzahl Überarbeitungen. Die Muffen im Tretlagerbereich wichen einer innenverlöteten Ausführung. Der Gesundheitslenker wurde durch ein ebenfalls geschwungenen Modell mit schwarzer Plastemuffe ersetzt, dessen Griffposition jedoch eine sportlichere Sitzhaltung zuließ. Bald darauf wurden die Rahmen mit Gewinde für BSA-Keilgetriebe versehen. Wenig später wurden die Steuerkopfmuffen aufgewertet, die bisher denen der Tourenräder glichen. Zudem wurden filigrane, gerade Sitzstreben eingeführt, an denen nun ein Sportgepäckträger angeklemmt war. Weiterhin erfolgte - ebenfalls noch 1954 - die Umstellung auf einen Flachlenker mit schwarzer Plastemuffe und Seilzug-Stempelbremse mit farbiger (an schwarzen Fahrrädern blaue) Seilzughülse. Spätestens 1956 wich dieses Lenkermodell einem Flachlenkerbügel mit Grünert-Leichtmetallvorbau, wobei die Seilzughülse nun einheitlich im üblichen hellgrau ausgeführt war. Der Sportgepäckträger wurde durch einen Gepäckträger in "Schwedenform" ersetzt. 1957 wurde der Hinterbau erneut überarbeitet, er war nun geschlossen (starr) ausgeführt und besaß gerade Kettenstreben. Mit dieser Änderung sind bisher keine Belegexemplare in "Standardausführung" bekannt, möglicherweise wurde nur noch die teurere Ausführung weiterproduziert. In einem Mifa-Katalog von 1958 erscheint der Hinweis, dass das Modell 10 b ab diesem Jahr mit angelöteter Luftpumpenhalterung und Ösen zur Seilzugführung (in Vorbereitung zum nachträglichen Anbau einer Kettenschaltung) ausgerüstet wird. Während die Luftpumpenhalterung bereits an Fahrrädern von 1957 zu finden ist, gibt es für die besagten Ösen zur Seilzugführung einer Gangschaltung bislang noch keine Belege. An Fahrrädern ab Baujahr 1957 sind jedoch am Oberrohr Ösen für den Seilzug einer hinteren Felgenbremse vorhanden.

Im Laufe des Jahres 1958 kam es zu einer erneuten, sehr umfangreichen Überarbeitung, wobei der sportliche Charakter noch deutlicher hervortrat. Der Rahmen verfügte nun über ein gerades Oberrohr, das nicht mehr innenverlötet, sondern mittels einer Muffe mit dem Sitzrohr verbunden war. Als Anlötteil kam eine Dynamohalterung hinzu, die für Mifa untypisch an der Sattelstrebe angelötet war. Der Kettenschutz wurde weiterhin mit einer Schelle befestigt. Die Steuerkopfmuffen wurden, wie auch bei den übrigen Sporträdern von Mifa, geringfügig überarbeitet. Analog zu den Diamant-Sporträdern wurde nun eine Rundscheidengabel verwendet. Eine weitere bedeutende Neuerung war die Ausstattung mit einer Alda-Felgenbremse, die zur Verwendung an Fahrrädern mit breiteren Reifen (1 3/4") längere Bremsschenkel aufwies (dadurch aber auch weniger wirksam war). Die Fahrräder wurden nun mit Aluminiumschutzblechen und grundsätzlich mit Aluminiumfelgen ausgestattet, deren Flanken jedoch noch nicht für die Verwendung von Felgenbremsen optimiert waren. Wieder entfallen waren hingegen die Ösen am Oberrohr für eine hintere Felgenbremse. Ab 1959 wurde zumindest teilweise ein Flachlenker von Diamant verwendet.

Diese Veränderungen sind (mit Ausnahme der Umstellung auf Felgenbremse vorn) in den bekannten Katalogen von 1958 nicht wiedergegeben. Es wurde noch in der bisherigen Form gezeigt, und schon im Jahr darauf werden die Sporträder von Mifa in Katalogen nicht mehr erwähnt. Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass ihre Produktion im Zusammenhang mit der Sortimentsbereinigung eingestellt werden sollte. Dass die Beschlüsse der Sortimentsbereinigung teilweise nur langsam realsiert wurden zeigt die Tatsache, dass noch 1960 Sporträder bei Mifa entstanden, die jedoch in den bislang bekannten Katalogen nicht mehr auftauchen. In den GHG-Sortimentskatalogen der Jahre 1964 und 1965 werden zumindest noch der Rahmen und die Vorderradgabel für das Damen-Sportrad angeboten, doch sind sie dort bereits als auslaufende Produkte gekennzeichnet. Vermutlich handelt es sich dabei um Restbestände, denn bislang sind keine Belegexemplare mit einer diesem Baujahr entsprechenden Rahmennummer bekannt geworden. Insofern bleibt unklar, ob der Übergang zu der neuen Rahmenform auch eine neue Typenbezeichnung mit sich brachte. Die Damen-Sporträder von Mifa ab Baujahr 1958 sind daher ebenso wie die Exemplare vor 1956 nicht zwingend als Modell 10 b zu deklarieren.

Galerie

Erste Rahmenform

Zweite Rahmenform

Anlötteile am Rahmen

Verwendungszweck Bemerkungen
Zugführung für hint. Felgenbremse nur 1957/58
Halterung für Luftpumpe am Sattelrohr; ab 1957
Halterung für Dynamo am Hinterbau; ab 1958

Technische Merkmale