Aufgearbeitete Fahrräder: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 16. März 2013, 15:49 Uhr

Schon wenige Jahre nach dem 2. Weltkrieg lief auf dem Gebiet der sowjetisch besetzten Zone (SBZ) bzw. der jungen DDR die Fahrradproduktion bei vielen, auch sehr kleinen Fahrradherstellern wieder an. Dennoch deckten die produzierten Stückzahlen bei weitem nicht den Bedarf. Zum einen konnte wegen der Planvorgaben nicht kurzfristig auf Marktwünsche nach bestimmten Modellen reagiert werden. Zum anderen musste ein Teil der Produktion als Reparationsleistung exportiert werden. Auch waren die Preise nicht an das neue Lohnniveau angepasst. Ein Fahrrad war bis in die 60er Jahre hinein (im Verhältis zum Einkommen) sehr teuer. Auch wenn die Produktionszahlen ständig stiegen und der Bedarf aufgrund der Motorisierung in den 60er Jahren auch wieder leicht zurückging, waren Fahrräder, wie auch viele andere (Industrie-)Produkte, bis weit in die 60er Jahre hinein nicht überall problemlos und in voller Sortimentsbreite verfügbar.

Diesen Mangel spürten auch die Fahrradhändler, die ihrer Kundschaft mitunter keine (bezahlbaren) Fahrräder bieten konnten, obwohl das Fahrrad vor allem in den 50er Jahren noch eines der wichtigsten Verkehrsmittel war. Um dem zu begegnen, begannen sehr viele Händler und Werkstätten mit der Aufarbeitung älterer, gebrauchter Fahrradmodelle. Üblicherweise wurde deren Rahmen sowie die noch brauchbaren Anbauteile (Felgen, Schutzbleche und Gepäckträger) neu lackiert und dann mit meist neuen Fahrradteilen aufgebaut. Allerdings handhabte das beinahe jeder Betrieb anders, sodass auch Fahrräder ganz unterschiedlicher Qualität entstanden. Um den Fahrräder ein ansehnliches Erscheinungsbild zu geben, wurden sie zum Teil sehr aufwendig und in Handarbeit verziert, woraus sich häufig spezifische Stile aus Linierungen, Farbverläufen und Schriftzügen entwickelten. Nicht selten wurden auch markenspezifische Merkmale (Diamant-Strahlenkopf) nachgeahmt. Das ging soweit, dass sogar Diamant-Schriftzüge auf aufgearbeitete Fahrräder aufgebracht wurden. Im Chemnitzer Raum scheint es mehrere Firmen gegeben zu haben, die Fahrräder mit Diamant-Dekoren "veredelten". Möglicherweise wurden entsprechende Fahrräder auch in den Diamant-Werken selbst aufgearbeitet ("Feierabend-Arbeit"). Einige Werkstätten beschränken sich aber nicht nur auf die Neulackierung alter Rahmen, sondern bauten diese auch um. So sind zahlreiche Damenfahrräder bekannt, die mit einem umgelöteten Herrenrahmen aufgebaut wurden oder die durch neue Anlötteile auf den neuesten technischen Stand gebracht wurden. Diese Aufarbeitungen und Umbauten von Fahrrädern waren bis zum Ende der DDR üblich.

Neben der Fertigung von Fahrrädern für den Verkauf ließen einige Kunden aber auch ihre eigenen gebrauchten Fahrräder bzw. Rahmen aufarbeiten, was vor allem bei den teuren Renn- und Sporträdern beliebt war.

Aufgrund der Vielzahl von Betrieben, die Fahrräder auf ganz unterschiedliche Art und Weise aufarbeiteten, ist es schwierig allgemeine Merkmale für diese Arbeiten zu beschreiben, doch lässt sich zusammenfassen, dass sie im Allgemeinen an fehlenden Markenschriftzügen erkennbar sind. Etliche Firmen, v. a. Fahrradgeschäfte verzierten die von ihnen aufgearbeiteten Räder aber auch mit eigenen Abziehbildern/Aufklebern (z.B. Fahrrad Linke, Elsner, Edelgard usf.). Ein weiterhin häufig sichtbares Merkmal aufgearbeiteter Fahrräder sind überlackierte Anbauteile, die vor der Lackierung nicht entfernt wurden. Beispiele hierfür sind Lagerschalen an Steuersatz und Innenlager, Steuerkopfschilder, Lenkerfeststeller und Sattelklemmbolzen.

Heute sind die aufgearbeiteten Fahrräder neben den original erhaltenen auch besonders interessant, da sie die Verhältnisse ihrer Entstehungszeit widerspiegeln und zeigen welche Kunstfertigkeit in vielen Werkstätten jener Zeit noch vorhanden war.

Firmen, die Fahrräder professionell aufarbeiteten

Unter anderem:



Beispiele aufgearbeiteter Fahrräder