Mifa Modell 251
Diese Seite ist Teil der Modellübersicht des VEB Mifa-Werk Sangerhausen
in der Unterkategorie Mifa Sporträder
Einordnung in die Modellpalette
Während der 1960er Jahre stagnierte die Nachfrage nach Fahrrädern in der DDR bzw. ging zum Teil leicht zurück. Gleichzeitig wurde der devisenbringenden Produktion von Flachstrickmaschinen bei Diamant stärkere Priorität eingeräumt. In der zweiten Hälfte der Sechziger Jahre gab es infolgedessen Bestrebungen, die Produktion von Fahrrädern bei Diamant zu reduzieren bzw. gänzlich aufzugeben. Erster Schritt zur Realisierung dieser Planungen war die Verlagerung der Produktion der Sportrad-Modelle in das Mifa-Werk nach Sangerhausen. Seit April 1969 liefen sie dort zunächst technisch unverändert vom Band. Dies betraf jedoch nur die Sporträder ohne Gangschaltung, die Luxus-Modelle waren offenbar spätestens 1968 ersatzlos entfallen. Die Modellbezeichnungen blieben von dieser Produktionsverlagerungen unberührt:
- Mifa Modell 201 - Herren-Sportrad, Rücktrittbremsnabe
- Mifa Modell 202 - Herren-Sportrad, Starrnabe mit Leerlaufzahnkranz
- Mifa Modell 251 - Damen-Sportrad, Rücktrittbremsnabe
- Mifa Modell 252 - Damen-Sportrad, Starrnabe mit Leerlaufzahnkranz
Bemerkenswert ist dabei, dass die seit April 1969 von Mifa produzierten Sporträder zunächst fast ausschließlich mit dem Diamant-Rahmendekor ausgeliefert wurden. Sie können jedoch anhand der Rahmennummern zielsicher von den "echten" Diamant Sporträdern unterschieden werden. Während man bei Diamant immer 7-stellige Rahmennummern vergab, so hatten die mit "Diamant" dekorierten Sporträder aus Sangerhausen maximal 6-stellige Rahmennummern. Bei Mifa besaßen die Sporträder und die Klappräder ein eigenes Rahmennummernschema.
Rahmen und Ausstattung
Konstruktiv gingen mit der Produktionsverlagerung in das Mifa-Werk keine nennenswerten Überarbeitungen einher, stattdessen wurden der Rahmen und die Rundscheidengabel beibehalten. Der 56 cm hohe Rahmen verfügte über einen starr ausgeführten Hinterbau mit geraden Sitz- und Kettenstreben. Wie bei Sporträdern üblich hatte auch dieses Fahrrad angelötete Ausfallenden. Ferner besaßen die Rahmen dieses Modells zusätzliche Ösen für den Bowdenzug der hinteren Felgenbremse, eine am Hinterbau angebrachte Halterung für den Dynamo und eine Luftpumpenhalterung. Das Modell 251 besaß grundsätzlich ein Keiltretlager (BSA-Ausführung, später Thompson-Ausführung), vorn eine Felgenbremse sowie schmale Leichtmetallfelgen für Bereifung der Breite 1 3/8". Die Laufräder wurden mit Flügelmuttern befestigt. Schutzbleche aus Leichtmetall, Sportsattel, sowie ein Flachlenker waren weitere Ausstattungsmerkmale. Der Sportgepäckträger wurde im Unterschied zu den zuletzt produzierten Diamant-Sporträdern nun wieder in Rahmenfarbe lackiert. Anders als die Herrenräder besaß die Damenausführung ein Kleidernetz, sowie einen Lenker ohne Vorbau.
Änderungen während der Produktionszeit
Die konstruktiven Details wurden zunächst unverändert beibehalten. Im Zeitraum 1970/1971 erhielten die Sporträder neue Felgen mit einem fünfflächigen Profil, das bis 1990 beibehalten wurde. Vermutlich 1973, spätestens jedoch 1974 wurde die Rundscheidengabel mit einem neu entwickelten, deutlich massiveren Gabelkopf mit Außenlötung versehen. Seit 1975 stattete man die Räder mit Keiltretlagern in Thompson-Ausführung aus. Im Zeitraum 1978/1979 führte man bei den Sporträdern Lenker mit einer neuentwickelten Form ein. Eine Überarbeitung des Jahres 1979 betraf den Gepäckträger: Hier griff man auf eine neue, filigraner ausgeführte Variante zurück. Diese waren nun immer verchromt, während die bisherige Variante meist in Rahmenfarbe lackiert war. Technisch stellten sie jedoch einen Rückschritt dar, da sie sich als wenig belastbar erwiesen. Ebenfalls 1979 versah man das Herren-Sportrad mit entsprechenden Anlötteilen am Sattel- und am Unterrohr, der Kettenschutz gehörte nun zur Serienausstattung. Bisher besaßen nur die Damen-Sporträder dieses Ausstattungsdetail ab Werk.
Vermutlich 1982 wurden die Rahmen mittels entsprechender Bohrungen für eine Innenverlegung des Beleuchtungskabels optimiert. Bislang musste dieses um das Rahmenrohr gewickelt bzw. mit Klebeband oder ähnlichem befestigt werden. Die späten Exemplare (Baujahre 1985 bis 1987) weichen in einigen Details von den bisherigen ab. Mitte der 1980er Jahre erfolgte eine quantitative Neuausrichtung der Modellpalette bei Mifa: Die Produktion von Sporträdern wurde zu Lasten der Tourensport- und Klappräder ausgebaut. Damit einher ging eine Standardisierung einiger konstruktiver Details. So besaßen die letzten Sporträder Dynamohalterungen, die sich an der Vorderradgabel befinden (ab Baujahr 1985). Zudem wurde das bisherige Stegrohr zwischen den Kettenstreben durch eine einfache Stegplatte ersetzt (ähnlich wie bei den Tourensporträdern von Mifa). Im Genex-Katalog 1987 wird das Modell 251 letztmalig erwähnt. Vermutlich im Zusammenhang mit einer erneuten Überarbeitung der Sporträder im Jahre 1987 änderte sich die Bezeichnung in Modell 261.
Lackierung und Rahmendekor
Aufgrund des bisher bekannten Prospektmaterials und anhand früher Belegexemplare ist zu vermuten, dass die Sporträder unmittelbar nach Produktionsbeginn in Sangerhausen mit dem damals bekannten "Mifa"-Dekor versehen wurden. Auffälig ist ferner, dass diese Fahrräder ein Steuerkopfschild aus Aluminium besitzen. Die zweifarbige Lackierung (Bereich des Steuerkopfes weiß, übriger Rahmen Metallic-Lack) entsprach dem zu dieser Zeit üblichen Schema. In einem Katalog von 1969 wurden die Sporträder ebenfalls mit "Mifa"-Dekor, jedoch in bislang nicht belegten Lackierungen und mit einem verchromten Gepäckträger gezeigt. Möglicherweise handelte es sich hier um Vorserien-Exemplare mit in der Serienproduktion nicht realisierten Details in der Optik.
Noch 1969 kehrte man wieder zum bekannten "Diamant"-Dekor zurück. Bis 1970 oder 1971 wurde das "Diamant"-Rahmendekor widersprüchlicherweise mit "Mifa"-Dekor auf den Gabelscheiden kombiniert, wobei das "M" in diesem Dekor erst 1970 hinzukam. Seit spätestens 1971 wurde jedoch das vollständige "Diamant"-Dekor verwendet. Über den Grund der Beibehaltung des Markennamens "Diamant" kann nur spekuliert werden. Eine bewusste "Verschleierung" des tatsächlichen Herstellers als Ursache erscheint jedoch wenig plausibel. Zwar wurden beispielsweise in Prospekten von 1973, 1974 und 1975 die Sporträder mit Diamant-Dekor gezeigt, jedoch stammten die Kataloge von Mifa. Ebenso tauchen im Mifa-Katalog von 1971 Sporträder mit "Mifa"-Dekor auf.
In dieser Form wurden die Fahrräder bis mindestens 1974, evtl. auch bis 1975 ausgeliefert. Dann erfolgte der Wechsel zum damals üblichen Mifa-Dekor, das aus roten Mifa-Schriftzügen auf weißem Grund bestand. Ab Ende 1975 bestand das Rahmendekor aus einfachen "Chromfolienaufklebern" mit "Mifa"-Schriftzügen und bunten Streifen bzw. ab 1977 mit bunten Sternen. Ende 1979 wurde das Rahmendekor nochmals vereinfacht. Zudem wurden die Rahmen jetzt nur noch einfarbig lackiert, jedoch weiterhin fast ausschließlich mit Metallic-Lackierungen. Mit dem seit 1985 verwendeten Rahmendekor (nun wieder Aufkleber statt der Chromfolien) wurde das Modell 251 nur noch für kurze Zeit ausgeliefert. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind hier zu finden.
Galerie
Sporträder mit "Diamant"-Rahmendekor
Rundscheidengabel mit dem ursprünglichen Gabelkopf
Lenker bereits mit Plastemuffe
Sporträder mit "Mifa"-Rahmendekor
Abbildung des Modells 251 im Genex-Katalog 1977, das Baujahr des Fahrrades dürfte 1975 sein. Eigenartigerweise trägt es jedoch am Sattel- und am Unterrohr ein zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr aktuelles Rahmendekor.
Vermutlich von 1979 stammt dieses Damen-Sportrad. Lediglich der Dynamoscheinwerfer sowie der nachträglich angebrachte Seitenständer weichen vom Auslieferungszustand ab.
Anlötteile am Rahmen
Verwendungszweck | Bemerkungen |
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Zugführung für hint. Felgenbremse | |
Halterung für Luftpumpe | am Sattelrohr; links |
Halterung für Dynamo | am Hinterbau, ab 1985 an der Vorderradgabel |
Halterung für Kettenschutz |
Technische Merkmale
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