Diamant Modell 35 205: Unterschied zwischen den Versionen

Aus DDR-FahrradWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
imported>Mr. Tonzy Linder
Keine Bearbeitungszusammenfassung
>Mr. Tonzy Linder
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 5: Zeile 5:
===Einordnung in die Modellpalette===
===Einordnung in die Modellpalette===


Eine interessante Neukonstruktion aus dem Jahre 1961 stellte das Wander-Sportfahrrad von [[Diamant]] dar. Sowohl die Konstruktion als auch die Ausstattung dieses Fahrrades waren an die Anforderungen des Radwanderns angepasst. Das Wandersportrad wurde nur 1961 in sehr geringer Stückzahl gebaut. Laut gegenwärtiger Literatur entstanden nur etwa 500 Einheiten. Warum eine Serienfertigung im größeren Ausmaß nicht zustande kam, ist nicht bekannt. Vermutlich war die Nachfrage nach solch einem "Spezialfahrrad" geringer als angenommen, denn um 1960 kam auch in der DDR eine Motorisierungswelle in Gang. Bislang sind nur wenige Details über dieses Fahrrad bekannt, denn offizielle Prospekte scheint es nicht gegeben zu haben. Aufgrund seiner innovativen Konstruktion und seiner Seltenheit ist das Wandersportrad heute in Sammlerkreisen ein begehrtes Objekt.
Als Antwort auf den französischen Trend der Radwanderfahrten, bei denen die sogenannten ''Randonneure'' weite Strecken sportlich, aber meist ohne wettkampfmäßigen Anspruch fahren, stellte [[Diamant]] Ende 1960 oder Anfang 1961 das ''Modell 35 205'' vor. Aufgrund dieser Ausrichtung wird es heute häufig als ''Wandersport-Fahrrad'' oder ''Wandersportrad'' bezeichnet.<br>
Das ''Modell 35 205'' stellt dabei eine Kombination aus Renn- und Sportrad dar und lässt sich dank der Viergang-Kettenschaltung zum einen sportlich zu fahren. Zum anderen ermöglicht der stabile Gepäckträger und eine vermutlich ab Werk mitgelieferte, große Packtasche die Mitnahme von Gepäck und Ausrüstung für mehrtägige Radwanderfahrten.
 
Unklar ist, wie das Fahrradmodell in den damaligen Produktionsplan einzuordnen ist. Laut gegenwärtiger Literatur wurde das ''Modell 35 205'' nur 1961 in einer Kleinserie von etwa 500 Einheiten gebaut. Zeitgenössische Prospekte oder Katalogerwähnungen sind nicht bekannt. Auch ist unklar, warum nur so eine kleine Serie der sonst alltagstauglichen Konstruktion entstanden und ob sie überhaupt für den Binnenmarkt geplant worden war.
 


===Rahmen und Ausstattung===
===Rahmen und Ausstattung===


Etwas eigenwillig mutet das gekrümmte Oberrohr an, womit jedoch eine Nutzung sowohl für Damen und Herren gleichermaßen möglich war. Der Rahmen geht konstruktiv auf den der [[Diamant Rennrad-Modelle|Rennräder]] und [[Diamant Sportrad-Modelle|Sporträder]] zurück. So stammten etwa die [[Rahmenmuffen|Steuerkopfmuffen]] von den Rennrädern. Die für die sportlichen Diamant-Fahrräder typische [[Rundscheidengabel]] kam auch beim Modell 35 205 zum Einsatz, jedoch für eine Laufradgröße von 26". Charakteristisch war ferner der stabile [[Gepäckträger]], der zusammen mit Ober- und Sitzrohr in einer speziellen Muffe verbunden war. Der Rahmen war mit entsprechenden Zugführungsösen für die Kettenschaltung und einem Sockel für den Schalthebel versehen. Am Unterrohr waren [[Luftpumpenhalter]] angelötet, die zur Aufnahme der langen [[Luftpumpen|Aluminium-Luftpumpe]] dienten. Wie bei den Luxus-Sporträdern versah man auch hier das Unterrohr mit Ösen zur Befestigung des [[Beleuchtungskabel]]s.<br>Aussagen zu technischen Einzelheiten und zur Ausstattung sind nur begrenzt möglich. Ein zeitgenössisches Werksphoto lässt zumindest einige Details erahnen. So besaß das Wandersportrad 26"-Laufräder mit [[Felgen|Aluminiumfelgen]] sowie [[Schutzbleche|Aluminiumschutzbleche]]. Ferner besaß dieses Fahrrad einen [[Lenker|Flachlenker]] mit [[Vorbauten|Vorbau]] sowie einen [[Sättel|Leder-Sportsattel]], womit man sich an den [[Diamant Sportrad-Modelle|Sporträdern]] orientierte. Von den [[Diamant Rennrad-Modelle|Rennrädern]] hatte man die [[Pedale]] (von [[Infesto]]; mit Haken und Lederriemen) und den [[FER Scheinwerfer|Dynamoscheinwerfer]] übernommen, der an der Gabel angeschraubt war. Auch das [[Getriebe]] war bereits vom Rennrad bekannt, entsprechend dem Einsatzzweck jedoch mit kleinerem [[Kettenblätter|Kettenblatt]] (48 Zähne). Offenbar wurde das Modell 35 205 ab Werk mit zwei seitlichen Fahrradpacktaschen ausgeliefert. Die [[Gangschaltungen|Kettenschaltung]] stammte von Renak.
Einzigartig in der Diamant-Modellpalette ist die spezielle Ausführung des gekrümmten Oberrohrs, das deutlich unterhalb der Sitzklemmung mit dem Sitzrohr verbunden ist. Durch diese Interpretation des sogenannten [http://www.wikipedalia.com/index.php?title=Mixte_Rahmen ''Mixte-Rahmens''] entsteht ein stabiler Rahmen, der sowohl für Damen und Herren nutzbar ist. Die Steuerkopf- und Tretlagermuffen sind für diese Konstruktion bei den [[Diamant-Rennräder|Rennradmodellen]] entliehen, wobei die obere Steuerkopfmuffe auf den speziellen Oberrohrwinkel abgestimmt werden musste. Die mittlere Rahmenmuffe ist eine Spezialkonstruktion und vermutlich aus drei Teilen zusammengesetzt. Die Sattelklemmmuffe dagegen stammt von den Damen-[[Diamant Sporträder|Sportradmodellen]]. Die hinteren [[Ausfallenden]] sind eine Spezialausführung, die für die Montage der [[Renak]]-Kettenschaltung optimiert ist. Anders als bei den Renn- oder Luxus-Sporträdern wird rechts und links jedoch die gleiche Ausführung verwendet.<br>
Die typische Diamant-[[Rundscheidengabel]] besitzt die gleichen [[Ausfallenden]] wie die Luxus-Sporträder.
 
Außergewöhnlich für ein Diamant-Fahrrad ist auch das Reifenmaß, denn der Rahmen ist für [[Reifen]] der französischen Größe ''650B'' ausgelegt. Diese Reifen der Größe 26"&nbsp;×&nbsp;1&nbsp;<sup>3</sup>/<sub>8</sub>"&nbsp;×&nbsp;1&nbsp;<sup>1</sup>/<sub>2</sub>" (40 – 584 nach ETRTO) sind allerdings deutlich größer als die sonst in der DDR übliche 26"-Bereifung (47 - 559 nach ETRTO) und ähnlich schmal wie die Reifen der 28"-Sporträder. Zuvor wurde dieses Reifenmaß nur bei einigen [[Mifa-Sporträder|Mifa-Sportradmodellen]] verwendet.
 
Bei der Ausstattung griff man auf Standard-Komponenten der Renn- und Sportradmodelle zurück.
Von den Sporträdern abgeleitet wurden dabei der Flachlenker samt HaGe-Griffen und Stahlvorbau sowie der Sportradsattel mit Lederdecke. Auch die Schutzbleche orientieren sich an der Ausführung bei den Luxus-Sporträdern.<br>
Das Renngetriebe in BSA-Ausführung mit Einfach-[[Kettenblatt]] und Infesto-Langstreckenpedalen dagegen stammt wie die Alda-Bremsen mit Zugentlastern vom Rennrad. Zweckmäßig für den Gepäcktransport ist auch die Anbringung der hinteren Bremse, da diese werksseitig vor den Sitzstreben, also in Richtung Sitzrohr angebracht war und somit mehr Platz für die Gepäcktaschen ließ.
Die [[Gangschaltung|Renak-Viergang-Kettenschaltung]] in Kombination mit Aluminium-[[Naben]] und [[Flügelmuttern]] war zu dieser Zeit an den Luxus-Sportradmodellen üblich.<br>
Die Beleuchtung bestand wiederum aus dem sonst bei den Rennrädern verwendeten FER-Standard Dynamo-Scheinwerfer und einem Balaco-Rücklicht. Für die Kabelführung waren auf der Unterseite des Unterrohrs kleine Ösen angelötet.<br>
Ein auf 1960 datiertes Werksfoto zeigt ein Vorserienmodell mit einem auf dem Schutzblech befestigten IKA FEK Scheinwerfer - ob diese Ausführung allerdings auch in der Kleinserie gebaut wurde, ist nicht bekannt.
 
Komplettiert wird das Modell durch eine Renn-Luftpumpe und eine speziell auf den Gepäckträger bzw. den Rahmen zugeschnittene Gepäcktasche, mit mehr Stauraum als die sonst üblichen Modelle.
 


===Lackierung und Rahmendekor===
===Lackierung und Rahmendekor===
Zeile 60: Zeile 77:
* [[Keilgetriebe]] (BSA-Ausführung), [[Kettenblatt]] mit 48 Zähnen
* [[Keilgetriebe]] (BSA-Ausführung), [[Kettenblatt]] mit 48 Zähnen
* polierte [[Felgen|Aluminiumfelgen]] 26", [[Flügelmuttern]]
* polierte [[Felgen|Aluminiumfelgen]] 26", [[Flügelmuttern]]
* [[Bereifung]] 26" × 1 <sup>1</sup>/<sub>2</sub>"
* [[Bereifung]] 26 × 1 <sup>3</sup>/<sub>8</sub> × 1 <sup>1</sup>/<sub>2</sub>
* vorn und hinten [[Bremsen|Felgenbremsen]]
* vorn und hinten [[Bremsen|Felgenbremsen]]
* [[Ritzel|Vierfach-Leerlaufzahnkranz]]  
* [[Ritzel|Vierfach-Leerlaufzahnkranz]]  
* [[Lenker|Sportlenker]] mit [[Vorbau]]
* [[Lenker|Sportlenker]] mit [[Vorbau]]
* polierte [[Schutzbleche|Aluminiumschutzbleche]], vorderes Schutzblech mit Überlaufstrebe
* polierte [[Schutzbleche|Aluminiumschutzbleche]]; vorderes Schutzblech mit Überlaufstrebe, hinteres Schutzblech oben am Gepäckträger gehalten
* Zubehör: Aluminium-[[Luftpumpe]], Packtaschen
* Zubehör: Aluminium-[[Luftpumpe]], Packtaschen
|}
|}


[[Kategorie:Modelle Diamant]]
[[Kategorie:Modelle Diamant]]

Version vom 24. März 2015, 00:41 Uhr

Diese Seite ist Teil der 
in der Unterkategorie


Einordnung in die Modellpalette

Als Antwort auf den französischen Trend der Radwanderfahrten, bei denen die sogenannten Randonneure weite Strecken sportlich, aber meist ohne wettkampfmäßigen Anspruch fahren, stellte Diamant Ende 1960 oder Anfang 1961 das Modell 35 205 vor. Aufgrund dieser Ausrichtung wird es heute häufig als Wandersport-Fahrrad oder Wandersportrad bezeichnet.
Das Modell 35 205 stellt dabei eine Kombination aus Renn- und Sportrad dar und lässt sich dank der Viergang-Kettenschaltung zum einen sportlich zu fahren. Zum anderen ermöglicht der stabile Gepäckträger und eine vermutlich ab Werk mitgelieferte, große Packtasche die Mitnahme von Gepäck und Ausrüstung für mehrtägige Radwanderfahrten.

Unklar ist, wie das Fahrradmodell in den damaligen Produktionsplan einzuordnen ist. Laut gegenwärtiger Literatur wurde das Modell 35 205 nur 1961 in einer Kleinserie von etwa 500 Einheiten gebaut. Zeitgenössische Prospekte oder Katalogerwähnungen sind nicht bekannt. Auch ist unklar, warum nur so eine kleine Serie der sonst alltagstauglichen Konstruktion entstanden und ob sie überhaupt für den Binnenmarkt geplant worden war.


Rahmen und Ausstattung

Einzigartig in der Diamant-Modellpalette ist die spezielle Ausführung des gekrümmten Oberrohrs, das deutlich unterhalb der Sitzklemmung mit dem Sitzrohr verbunden ist. Durch diese Interpretation des sogenannten Mixte-Rahmens entsteht ein stabiler Rahmen, der sowohl für Damen und Herren nutzbar ist. Die Steuerkopf- und Tretlagermuffen sind für diese Konstruktion bei den Rennradmodellen entliehen, wobei die obere Steuerkopfmuffe auf den speziellen Oberrohrwinkel abgestimmt werden musste. Die mittlere Rahmenmuffe ist eine Spezialkonstruktion und vermutlich aus drei Teilen zusammengesetzt. Die Sattelklemmmuffe dagegen stammt von den Damen-Sportradmodellen. Die hinteren Ausfallenden sind eine Spezialausführung, die für die Montage der Renak-Kettenschaltung optimiert ist. Anders als bei den Renn- oder Luxus-Sporträdern wird rechts und links jedoch die gleiche Ausführung verwendet.
Die typische Diamant-Rundscheidengabel besitzt die gleichen Ausfallenden wie die Luxus-Sporträder.

Außergewöhnlich für ein Diamant-Fahrrad ist auch das Reifenmaß, denn der Rahmen ist für Reifen der französischen Größe 650B ausgelegt. Diese Reifen der Größe 26" × 1 3/8" × 1 1/2" (40 – 584 nach ETRTO) sind allerdings deutlich größer als die sonst in der DDR übliche 26"-Bereifung (47 - 559 nach ETRTO) und ähnlich schmal wie die Reifen der 28"-Sporträder. Zuvor wurde dieses Reifenmaß nur bei einigen Mifa-Sportradmodellen verwendet.

Bei der Ausstattung griff man auf Standard-Komponenten der Renn- und Sportradmodelle zurück. Von den Sporträdern abgeleitet wurden dabei der Flachlenker samt HaGe-Griffen und Stahlvorbau sowie der Sportradsattel mit Lederdecke. Auch die Schutzbleche orientieren sich an der Ausführung bei den Luxus-Sporträdern.
Das Renngetriebe in BSA-Ausführung mit Einfach-Kettenblatt und Infesto-Langstreckenpedalen dagegen stammt wie die Alda-Bremsen mit Zugentlastern vom Rennrad. Zweckmäßig für den Gepäcktransport ist auch die Anbringung der hinteren Bremse, da diese werksseitig vor den Sitzstreben, also in Richtung Sitzrohr angebracht war und somit mehr Platz für die Gepäcktaschen ließ. Die Renak-Viergang-Kettenschaltung in Kombination mit Aluminium-Naben und Flügelmuttern war zu dieser Zeit an den Luxus-Sportradmodellen üblich.
Die Beleuchtung bestand wiederum aus dem sonst bei den Rennrädern verwendeten FER-Standard Dynamo-Scheinwerfer und einem Balaco-Rücklicht. Für die Kabelführung waren auf der Unterseite des Unterrohrs kleine Ösen angelötet.
Ein auf 1960 datiertes Werksfoto zeigt ein Vorserienmodell mit einem auf dem Schutzblech befestigten IKA FEK Scheinwerfer - ob diese Ausführung allerdings auch in der Kleinserie gebaut wurde, ist nicht bekannt.

Komplettiert wird das Modell durch eine Renn-Luftpumpe und eine speziell auf den Gepäckträger bzw. den Rahmen zugeschnittene Gepäcktasche, mit mehr Stauraum als die sonst üblichen Modelle.


Lackierung und Rahmendekor

Analog den Sport- und Rennrädern hatte das Wander-Sportrad eine Metallic-Lackierung sowie das Rahmendekor mit den bunten "Weltmeisterringen" am Sattelrohr, am Unterrohr und an den Gabelscheiden. Details zu den bei Diamant verwendeten Rahmendekoren sind hier zu finden.

Galerie

Anlötteile am Rahmen

Verwendungszweck Bemerkungen
Zugführung für hintere Felgenbremse
Zugführung für Kettenschaltung Ausführung wie beim Rennrad
Halterung für Luftpumpe am Unterrohr
Befestigungspunkte für Beleuchtungskabel am Unterrohr
Sockel für Schalthebel am Unterrohr (nur rechts)

Technische Merkmale