Mifa Modell 9 b: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 25. Mai 2016, 14:51 Uhr

 Diese Seite ist Teil der Modellübersicht des VEB Mifa-Werk Sangerhausen
 in der Unterkategorie Mifa Sporträder bis 1960

Einordnung in die Modellpalette

Noch bis Anfang der 1950er Jahre produzierte die Fahrradindustrie der DDR fast ausschließlich einfache Gebrauchsräder. An Renn- und Sporträder war zu dieser Zeit vor allem aufgrund der niedrigen Produktionskapazitäten kaum zu denken. Zwar werden in einem Katalog von Möve von 1951 auch zwei Sportrad-Modelle aufgeführt, doch ist deren tatsächliche Serienfertigung bislang nicht belegt. Und bei Diamant sollte es noch bis Ende 1954 dauern, ehe die ersten Sporträder die Werkhallen verließen.
Auch in Sangerhausen hatte man sich seit Anfang der 1950er Jahre mit der Entwicklung von Sporträdern beschäftigt: Für das Jahr 1953 sind von Mifa Sporträder mit den Laufradgrößen 26" (Herren- und Damen-Ausführung) und 28" (bislang nur als Herren-Variante) belegt. Offenbar wurden diese Fahrradtypen schon nach kurzer Zeit vergleichsweise stark überarbeitet, zudem wurde die Modellpalette bei den Mifa-Sporträdern bis spätestens 1956 noch erweitert. Für das hier beschriebene Herren-Sportrad (26") sind ab 1955 entsprechende Belegexemplare dokumentiert, in den Katalogen aus dem Zeitraum von 1956 bis 1958 ist die Bezeichnung als Modell 9 b zu finden. Als Modell 10 b gab es diesen Fahrradtyp auch als Damen-Variante.

Rahmen und Ausstattung

Beim Modell 9 b von Mifa handelte es sich um ein 26"-Sportrad in Herrenausführung. Die Rahmenhöhe betrug 55 cm. Wie bei Sporträdern üblich besaß auch dieses Fahrrad einen filigranen Hinterbau mit angelöteten Sportausfallenden. Der Hinterbau war offen ausgeführt und besaß gerade Sitzstreben und gekröpfte Kettenstreben. Am Rahmen selbst gab es zunächst keine Anlötteile. Ab Werk wurde das Modell 9 b grundsätzlich mit einer Bowdenzugstempelbremse vorn, Rücktritt hinten sowie einem Keiltretlager in BSA-Ausführung ausgestattet. Schmale Schutzbleche (Stahl, lackiert), schmale Stahlfelgen und Bereifung der Größe 26" × 1 1/2" waren weitere Kennzeichen. Ferner besaß es einen Flachlenker mit Leichtmetall-Vorbau, einen Sportsattel, einen Sportgepäckträger sowie Flügelmuttern. Die Übersetzung fiel für ein Sportrad recht langsam aus (46:20). Verbindliche Angaben über die Ausstattung können nur anhand von Katalogen aus den Jahren 1956 bis 1958 gemacht werden, für die übrigen Baujahre gestaltet sich dies schwieriger.

Änderungen während der Produktionszeit

Der Sportgepäckträger wurde etwa 1956 durch einen Gepäckträger in "Schwedenform" ersetzt. Im Zeitraum 1957/1958 wurde das Modell 9 b vergleichsweise umfangreich überarbeitet, wobei bislang nicht eindeutig klar ist, in welcher Reihenfolge diese Überarbeitungen vorgenommen wurden. Nachvollziehen lässt sich, dass 1957 die Überarbeitung des Hinterbaus sowie die Ergänzung um die Luftpumpenhalterung umgesetzt wurde. Der Hinterbau besaß ab jenem Jahr gerade Kettenstreben, zudem waren die Sitzstreben nun seitlich an der Sitzmuffe befestigt (bisher waren diese mit der Klemmschraube an der Sitzmuffe verschraubt). Hinzu kamem Ösen am Oberrohr zur Seilzugführung einer (nachträglich anzubringenden) hinteren Felgenbremse. 1958 wurden folgende Anlötteile ergänzt:

  • Ösen an Unterrohr und Kettenstrebe (Bowdenzugführung Kettenschaltung)
  • Sockel am Unterrohr (für Befestigung eines Schalthebels)
  • Dynamohalterung am Hinterbau

Mit diesen zusätzlichen Anlötteilen war es möglich, das Fahrrad nachträglich aufzurüsten (Felgenbremse hinten, Kettenschaltung). Darüber hinaus besitzen die Mifa-Sporträder (26") ab dem Baujahr 1958 eine Rundscheidengabel ähnlich der von Diamant. Außerdem wurde die Form der Rahmenmuffen vermutlich im gleichen Jahr überarbeitet.
Einige Ausstattungsdetails wurden gegen Ende der Produktionszeit noch einmal überarbeitet. So besitzt das Modell 9 b gemäß einem Katalog von 1958 vorn bereits eine Felgenbremse. Dementsprechend wurden die späten Ausführungen dieses Typs nur noch mit Aluminiumfelgen und scheinbar auch ausschließlich mit Aluminiumschutzblechen versehen. Zumindest für den Zeitraum ab 1958 lässt sich eine solche Ausstattung ab Werk belegen.

Lackierung und Rahmendekor

Vermutlich gab es das Herrensportrad analog der Damenausführung anfangs mit einfachen Ringverzierungen oder Strahlenkopfdekoren (schwarz mit buntem Strahlenkopf) und ab ca. 1956 mit vollständig bunten Lackierungen mit Strahlenkopf. 1958 erfolgte wieder eine Umstellung auf das Ringdekor. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind hier zu finden.

Galerie

Anlötteile am Rahmen

Verwendungszweck Bemerkungen
Zugführung für hint. Felgenbremse ab 1957
Halterung für Luftpumpe am Sattelrohr; ab 1957
Halterung für Dynamo am Hinterbau; ab 1958
Zugführung für Kettenschaltung ab 1958
Sockel für Schalthebel am Unterrohr, ab 1958

Technische Merkmale