Mifa Modell 9 b: Unterschied zwischen den Versionen

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===Einordnung in die Modellpalette===


== Einordnung in die Modellpalette ==
Noch bis Anfang der 1950er Jahre produzierte die Fahrradindustrie der DDR fast ausschließlich einfache Gebrauchsräder. An Renn- und Sporträder war zu dieser Zeit vor allem aufgrund der niedrigen Produktionskapazitäten kaum zu denken. Zwar werden in einem Katalog von [[Möve]] von 1951 auch zwei Sportrad-Modelle aufgeführt, doch ist deren tatsächliche Serienfertigung bislang nicht belegt. Und bei Diamant sollte es noch bis Ende 1954 dauern, ehe die ersten Sporträder die Werkhallen verließen.<br>Auch in Sangerhausen hatte man sich seit Anfang der 1950er Jahre mit der Entwicklung von Sporträdern beschäftigt: Für das Jahr 1953 sind von [[Mifa]] Sporträder mit den Laufradgrößen 26" ([[Mifa Herren-Sportrad 26"|Herren]]- und [[Mifa Damen-Sportrad 26"|Damen]]-Ausführung) und 28" (bislang nur als [[Mifa Herren-Sportrad 28"|Herren-Variante]]) belegt. Offenbar wurden diese Fahrradtypen schon nach kurzer Zeit vergleichsweise stark überarbeitet, zudem wurde die Modellpalette bei den Mifa-Sporträdern bis spätestens 1956 noch erweitert. Für das hier beschriebene Herren-Sportrad (26") sind ab 1955 entsprechende Belegexemplare dokumentiert, in den Katalogen aus dem Zeitraum von 1956 bis 1958 ist die Bezeichnung als Modell '''9 b''' zu finden. Als Modell [[Mifa Modell 10 b|10 b]] gab es diesen Fahrradtyp auch als Damen-Variante.  
Beim Modell 9 b von [[Mifa]] handelte es sich um ein 26"-Sportrad in Herrenausführung. Vom ähnlichen [[Mifa Modell 9 e|Modell 9 e]] unterschied es sich durch die einfachere Ausstattung. Als [[Mifa Modell 10 b|Modell 10 b]] gab es auch eine Damenausführung, die jedoch anders ausgestattet war. Die Bauzeit lässt sich aufgrund fehlender Sortimentskataloge aus der Zeit vor 1956 kaum eingrenzen. Spätestens ab 1954 dürfte es das Modell 9 b jedoch gegeben haben. 1958 tauchte es letztmalig in Katalogen auf. Generell fand um 1959 eine [[Sortimentsbereinigung]] bei allen damaligen Fahrradherstellern in der DDR statt, wobei einige Modell kurzzeitig noch ohne offizielle Erwähnung weitergebaut wurden. So sind auch vom Modell 9 b Exemplare von 1959/60 bekannt, diese besaßen bereits die von Diamant entwickelte [[Rundscheidengabel]].  


== Rahmen und Ausstattung ==
===Rahmen und Ausstattung===
Die Rahmenhöhe betrug 55 cm. Wie bei Sporträdern üblich besaß auch dieses Fahrrad einen filigranen Hinterbau mit angelöteten [[Ausfallenden|Sportausfallenden]]. Der Hinterbau war offen ausgeführt und besaß gerade Sitzstreben und gekröpfte Kettenstreben. Beim [[Rahmen]] selbst verzichtete man bis mindestens 1956 auf weitere [[Anlötteile]]. Ab Werk wurde das Modell 9 b grundsätzlich mit einer [[Bremsen|Bowdenzugstempelbremse]] vorn, Rücktritt hinten sowie einem [[Tretlager|Keiltretlager]] in BSA-Ausführung ausgestattet. Im Unterschied zur Damenausführung waren schmale [[Schutzbleche|Stahlschutzbleche]] (in Rahmenfarbe lackiert und weiß liniert), vermutlich schmale Stahlfelgen und Bereifung 26"x1 1/2" montiert. Anscheinend wurden aber häufiger auch Aluminiumfelgen und Alu-Schutzbleche verwendet. Die sonstige Ausstattung ähnelte den anderen damaligen Sporträdern von Mifa (u.a. Modelle 9 e, SH 14/1 usw.). So besaß das Modell 9 b einen [[Lenker|Flachlenker]], einen [[Gepäckträger|Sportgepäckträger]], einen [[Sättel|Sportsattel]] sowie [[Flügelmuttern]].


Wahrscheinlich 1953 bis Anfang 1954 wurden 26" Herrensporträder produziert, deren Rahmen gekröpfte Sitzstreben und einfacher geformte Steuerkopfmuffen aufwies. Der Sitzstrebenform entsprechend wurde dabei ein einfacher Touren-Gepäckträger verwendet. Wahrscheinlich handelt es sich bei diesen Herrensporträdern um frühe Ausführungen des Modells 9 b.  
Beim Modell 9 b von Mifa handelte es sich um ein 26"-Sportrad in Herrenausführung. Die Rahmenhöhe betrug 55 cm. Wie bei Sporträdern üblich besaß auch dieses Fahrrad einen filigranen Hinterbau mit angelöteten [[Ausfallenden|Sportausfallenden]]. Der Hinterbau war offen ausgeführt und besaß gerade Sitzstreben und gekröpfte Kettenstreben. Am [[Rahmen]] selbst gab es zunächst keine [[Anlötteile]]. Ab Werk wurde das Modell 9 b grundsätzlich mit einer [[Bremsen|Bowdenzugstempelbremse]] vorn, Rücktritt hinten sowie einem [[Tretlager|Keiltretlager]] in BSA-Ausführung ausgestattet. Schmale [[Schutzbleche|Schutzbleche]] (Stahl, lackiert), schmale [[Felgen|Stahlfelgen]] und [[Reifen|Bereifung]] der Größe 26" × 1 <sup>1</sup>/<sub>2</sub>" waren weitere Kennzeichen. Ferner besaß es einen [[Lenker|Flachlenker]] mit Leichtmetall-[[Vorbau]], einen [[Sättel|Sportsattel]], einen [[Gepäckträger|Sportgepäckträger]] sowie [[Flügelmuttern]]. Verbindliche Angaben über die Ausstattung können nur anhand von Katalogen aus den Jahren 1956 bis 1958 gemacht werden, für die übrigen Baujahre gestaltet sich dies schwieriger.  


== Änderungen während der Produktionszeit ==
===Änderungen während der Produktionszeit===
Die Weiterentwicklungen des hier beschriebenen Modells betrafen hauptsächlich den Rahmen. In einem Mifa-Katalog von 1958 erscheint der Hinweis, dass das Modell 9 b ab diesem Jahr mit angelöteter Luftpumpenhalterung und Ösen zur Seilzugführung (in Vorbereitung zum nachträglichen Anbau einer [[Gangschaltung|Kettenschaltung]]) ausgerüstet wurde - bei dem unten gezeigten Rad mit seinem Besitzer sind entsprechende angelötete Ösen an der rechten Kettenstrebe zu erkennen. Exemplare des Baujahres 1958 besitzen aber bereits eine am Sattelrohr angelötete Luftpumpenhalterung sowie eine Dynamohalterung am Hinterbau. Zudem ist der Hinterbau nun starr ausgeführt und die Kettenstreben sind gerade statt wie bisher gekröpft. Der Sportgepäckträger wurde etwa 1956 durch einen Gepäckträger in "Schwedenform" ersetzt. Weitere Ausstattungsdetails wurden gegen Ende der Produktionszeit noch einmal überarbeitet. So besitzt das Modell 9 b gemäß einem Katalog von 1958 vorn bereits eine Felgenbremse. Dementsprechend wurden die späten Ausführungen dieses Typs nur noch mit Aluminiumfelgen und scheinbar auch ausschließlich mit Aluminiumschutzblechen versehen. Zumindest für den Zeitraum ab 1958 lässt sich eine solche Ausstattung ab Werk belegen.  
 
Der Sportgepäckträger wurde etwa 1956 durch einen Gepäckträger in "Schwedenform" ersetzt. Im Zeitraum 1957/1958 wurde das Modell 9 b vergleichsweise umfangreich überarbeitet, wobei bislang nicht eindeutig klar ist, in welcher Reihenfolge diese Überarbeitungen vorgenommen wurden. Nachvollziehen lässt sich, dass 1957 die Überarbeitung des Hinterbaus sowie die Ergänzung um die Luftpumpenhalterung umgesetzt wurde. Der Hinterbau besaß ab jenem Jahr gerade Kettenstreben, zudem waren die Sitzstreben nun seitlich an der Sitzmuffe befestigt (bisher waren diese mit der Klemmschraube an der Sitzmuffe verschraubt). Hinzu kamem Ösen am Oberrohr zur Seilzugführung einer (nachträglich anzubringenden) hinteren Felgenbremse. 1958 wurden folgende Anlötteile ergänzt:
 
* Ösen an Unterrohr und Kettenstrebe (Bowdenzugführung Kettenschaltung)
* Sockel am Unterrohr (für Befestigung eines Schalthebels)
* Dynamohalterung am Hinterbau  
 
Mit diesen zusätzlichen Anlötteilen war es möglich, das Fahrrad nachträglich aufzurüsten (Felgenbremse hinten, Kettenschaltung). Darüber hinaus besitzen die Mifa-Sporträder (26") ab dem Baujahr 1958 eine Rundscheidengabel ähnlich der von Diamant. Außerdem wurde die Form der Rahmenmuffen vermutlich im gleichen Jahr überarbeitet.<br>Einige Ausstattungsdetails wurden gegen Ende der Produktionszeit noch einmal überarbeitet. So besitzt das Modell 9 b gemäß einem Katalog von 1958 vorn bereits eine Felgenbremse. Dementsprechend wurden die späten Ausführungen dieses Typs nur noch mit Aluminiumfelgen und scheinbar auch ausschließlich mit Aluminiumschutzblechen versehen. Zumindest für den Zeitraum ab 1958 lässt sich eine solche Ausstattung ab Werk belegen.  
 
===Lackierung und Rahmendekor===


== Lackierung und Rahmendekor ==
Vermutlich gab es das Herrensportrad analog der Damenausführung anfangs mit einfachen Ringverzierungen oder Strahlenkopfdekoren (schwarz mit buntem Strahlenkopf) und ab ca. 1956 mit vollständig bunten Lackierungen mit Strahlenkopf. 1958 erfolgte wieder eine Umstellung auf das Ringdekor. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind [[Datierung Mifa Fahrräder#Datierung mit Hilfe des Rahmendekors|hier]] zu finden.
Vermutlich gab es das Herrensportrad analog der Damenausführung anfangs mit einfachen Ringverzierungen oder Strahlenkopfdekoren (schwarz mit buntem Strahlenkopf) und ab ca. 1956 mit vollständig bunten Lackierungen mit Strahlenkopf. 1958 erfolgte wieder eine Umstellung auf das Ringdekor. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind [[Datierung Mifa Fahrräder#Datierung mit Hilfe des Rahmendekors|hier]] zu finden.


== Galerie ==
===Galerie===
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Datei:Mifa9b2.jpg|Im [[DHZ-Katalog 1956|DHZ-Katalog]] ist das Modell 9 b noch mit gekröpften Kettenstreben sowie einem offenen Hinterbau abgebildet.
Datei:Mifa9b2.jpg|Im [[DHZ-Katalog 1956|DHZ-Katalog]] ist das Modell 9 b noch mit gekröpften Kettenstreben sowie einem offenen Hinterbau abgebildet.
Datei:Mifa-Sporträder Leipziger Herbstmesse 1957.jpg|Sporträder von Mifa als Exponate auf der Leipziger Herbstmesse 1957. Im Vordergrund (blaues Fahrrad) ein Modell [[Mifa Modell 9 e|9 e]], daneben die Modelle [[Mifa Modell SH 14/2|SH 14/2]] und [[Mifa Modell 9 b|9 b]], ganz rechts ist das Modell SH 14/1 zu sehen. Beim Modell 9 b ist der überarbeitete Hinterbau sowie die Luftpumpenhalterung erkennbar.
Datei:Mifa9b.jpg|Dieses Katalogfoto von 1958 zeigt das Modell 9 b bereits mit angelöteter Luftpumpenhalterung, geraden Kettenstreben sowie einem starr ausgeführten Hinterbau.
Datei:Mifa9b.jpg|Dieses Katalogfoto von 1958 zeigt das Modell 9 b bereits mit angelöteter Luftpumpenhalterung, geraden Kettenstreben sowie einem starr ausgeführten Hinterbau.
Datei:Mifa Modell 9 b swFoto.jpg|Das Foto zeigt ein Modell 9b (Baujahr 1959/60) mit seinem stolzen Besitzer. Einige Änderungen wurden an dem Fahrrad bereits vorgenommen. Rücklicht, Sattel und Sattelstütze stammen wohl von einem Vorkriegsmodell, der Gepäckträger wurde entfernt. Die so genannten [[Lenker|Gesundheitslenker]] gab es als Zubehörteil im Laden. Sie finden sich häufig an Sporträdern dieser Zeit, offensichtlich entsprach das Nachrüsten dieser Bügel einem Trend. Auf dem Lenker ist ein Gerät montiert, evtl. ein [[Fahrradradio]] in Eigenbau.
Datei:Mifa Modell 9 b swFoto.jpg|Das Foto zeigt ein Modell 9b (Baujahr 1959/60) mit seinem stolzen Besitzer. Einige Änderungen wurden an dem Fahrrad bereits vorgenommen. Rücklicht, Sattel und Sattelstütze stammen wohl von einem Vorkriegsmodell, der Gepäckträger wurde entfernt. Die so genannten [[Lenker|Gesundheitslenker]] gab es als Zubehörteil im Laden. Sie finden sich häufig an Sporträdern dieser Zeit, offensichtlich entsprach das Nachrüsten dieser Bügel einem Trend. Auf dem Lenker ist ein Gerät montiert, evtl. ein [[Fahrradradio]] in Eigenbau.
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==Technische Merkmale==
<poem style="border: 1px solid #d6d2c5; background-color: #f9f9f9; padding: 0;">
  - [[Rahmen|Stahlrohrrahmen]] mit [[Muffen|Außenmuffen]], Rahmenhöhe 55 cm, Hinterbau bis ca. 1958 offen ausgeführt (danach starr)
  - gerade Sitzstreben, gekröpfte (ab ca. 1958 gerade) Kettenstreben, schräge [[Ausfallenden]] nach vorn 
  - Halterung für [[Dynamo]] am Hinterbau angelötet (ab ca. 1958)
  - Luftpumpenhalter am Sattelrohr angelötet (ab ca. 1958)
  - [[Tretlager|Keiltretlager]] (BSA-Ausführung), [[Kettenblätter|Kettenblatt]] mit 46 Zähnen
  - in Rahmenfarbe lackierte und doppelt weiß linierte [[Felgen|Stahlfelgen]] 26"; [[Flügelmuttern]]
  - Bereifung 26"x1 1/2"
  - vorn [[Bremsen|Stempelbremse]] mit Bowdenzug
  - hinten [[Naben|Freilaufnabe]] mit Rücktrittbremse, Zahnkranz mit 20 Zähnen
  - [[Lenker|Sportlenker]] mit [[Vorbau]]
  - in Rahmenfarbe lackierte und doppelt weiß linierte [[Schutzbleche|Stahlschutzbleche]]
  - Zubehör: [[Luftpumpe]], [[Werkzeugtasche]]
</poem>


===[[Anlötteile]] am Rahmen===
{| class="wikitable"
|-
! Verwendungszweck !! Bemerkungen
|-
| Zugführung für hint. Felgenbremse
| ab 1957
|-
| Halterung für Luftpumpe
| am Sattelrohr; ab 1957
|-
| Halterung für Dynamo
| am Hinterbau; ab 1958
|-
| Zugführung für Kettenschaltung
| ab 1958
|-
| Sockel für Schalthebel
| am Unterrohr, ab 1958
|}
===Technische Merkmale===
{| style="border: 1px solid #aaaaaa; background-color: #f8f8f8; padding-left: 20px; padding-top: 5px; padding-bottom: 5px; width:100%"
|
* [[Rahmen|Stahlrohrrahmen]] mit [[Muffen|Außenmuffen]], Rahmenhöhe 55 cm, Hinterbau bis 1957 offen ausgeführt (danach starr)
* gerade Sitzstreben, gekröpfte (ab 1957 gerade) Kettenstreben, schräge [[Ausfallenden]] nach vorn 
* [[Tretlager|Keiltretlager]] (BSA-Ausführung), [[Kettenblätter|Kettenblatt]] mit 46 Zähnen
* [[Felgen|Stahl- oder Aluminiumfelgen]] 26"; [[Flügelmuttern]]
* Bereifung 26" × 1 <sup>1</sup>/<sub>2</sub>"
* vorn [[Bremsen|Stempelbremse]] mit Bowdenzug (ab 1958 [[Bremsen|Felgenbremse]])
* hinten [[Naben|Freilaufnabe]] mit Rücktrittbremse, Zahnkranz mit 20 Zähnen
* [[Lenker|Sportlenker]], ab spätestens 1956 mit [[Vorbau]]
* in Rahmenfarbe lackierte und weiß linierte [[Schutzbleche|Stahlschutzbleche]] (ab 1958 polierte Aluminiumschutzbleche)
* Zubehör: [[Luftpumpe]], [[Werkzeugtasche]]
[[Kategorie:Modelle Mifa]]
[[Kategorie:Modelle Mifa]]

Version vom 20. April 2016, 15:38 Uhr

 Diese Seite ist Teil der Modellübersicht des VEB Mifa-Werk Sangerhausen
 in der Unterkategorie Mifa Sporträder

Einordnung in die Modellpalette

Noch bis Anfang der 1950er Jahre produzierte die Fahrradindustrie der DDR fast ausschließlich einfache Gebrauchsräder. An Renn- und Sporträder war zu dieser Zeit vor allem aufgrund der niedrigen Produktionskapazitäten kaum zu denken. Zwar werden in einem Katalog von Möve von 1951 auch zwei Sportrad-Modelle aufgeführt, doch ist deren tatsächliche Serienfertigung bislang nicht belegt. Und bei Diamant sollte es noch bis Ende 1954 dauern, ehe die ersten Sporträder die Werkhallen verließen.
Auch in Sangerhausen hatte man sich seit Anfang der 1950er Jahre mit der Entwicklung von Sporträdern beschäftigt: Für das Jahr 1953 sind von Mifa Sporträder mit den Laufradgrößen 26" (Herren- und Damen-Ausführung) und 28" (bislang nur als Herren-Variante) belegt. Offenbar wurden diese Fahrradtypen schon nach kurzer Zeit vergleichsweise stark überarbeitet, zudem wurde die Modellpalette bei den Mifa-Sporträdern bis spätestens 1956 noch erweitert. Für das hier beschriebene Herren-Sportrad (26") sind ab 1955 entsprechende Belegexemplare dokumentiert, in den Katalogen aus dem Zeitraum von 1956 bis 1958 ist die Bezeichnung als Modell 9 b zu finden. Als Modell 10 b gab es diesen Fahrradtyp auch als Damen-Variante.

Rahmen und Ausstattung

Beim Modell 9 b von Mifa handelte es sich um ein 26"-Sportrad in Herrenausführung. Die Rahmenhöhe betrug 55 cm. Wie bei Sporträdern üblich besaß auch dieses Fahrrad einen filigranen Hinterbau mit angelöteten Sportausfallenden. Der Hinterbau war offen ausgeführt und besaß gerade Sitzstreben und gekröpfte Kettenstreben. Am Rahmen selbst gab es zunächst keine Anlötteile. Ab Werk wurde das Modell 9 b grundsätzlich mit einer Bowdenzugstempelbremse vorn, Rücktritt hinten sowie einem Keiltretlager in BSA-Ausführung ausgestattet. Schmale Schutzbleche (Stahl, lackiert), schmale Stahlfelgen und Bereifung der Größe 26" × 1 1/2" waren weitere Kennzeichen. Ferner besaß es einen Flachlenker mit Leichtmetall-Vorbau, einen Sportsattel, einen Sportgepäckträger sowie Flügelmuttern. Verbindliche Angaben über die Ausstattung können nur anhand von Katalogen aus den Jahren 1956 bis 1958 gemacht werden, für die übrigen Baujahre gestaltet sich dies schwieriger.

Änderungen während der Produktionszeit

Der Sportgepäckträger wurde etwa 1956 durch einen Gepäckträger in "Schwedenform" ersetzt. Im Zeitraum 1957/1958 wurde das Modell 9 b vergleichsweise umfangreich überarbeitet, wobei bislang nicht eindeutig klar ist, in welcher Reihenfolge diese Überarbeitungen vorgenommen wurden. Nachvollziehen lässt sich, dass 1957 die Überarbeitung des Hinterbaus sowie die Ergänzung um die Luftpumpenhalterung umgesetzt wurde. Der Hinterbau besaß ab jenem Jahr gerade Kettenstreben, zudem waren die Sitzstreben nun seitlich an der Sitzmuffe befestigt (bisher waren diese mit der Klemmschraube an der Sitzmuffe verschraubt). Hinzu kamem Ösen am Oberrohr zur Seilzugführung einer (nachträglich anzubringenden) hinteren Felgenbremse. 1958 wurden folgende Anlötteile ergänzt:

  • Ösen an Unterrohr und Kettenstrebe (Bowdenzugführung Kettenschaltung)
  • Sockel am Unterrohr (für Befestigung eines Schalthebels)
  • Dynamohalterung am Hinterbau

Mit diesen zusätzlichen Anlötteilen war es möglich, das Fahrrad nachträglich aufzurüsten (Felgenbremse hinten, Kettenschaltung). Darüber hinaus besitzen die Mifa-Sporträder (26") ab dem Baujahr 1958 eine Rundscheidengabel ähnlich der von Diamant. Außerdem wurde die Form der Rahmenmuffen vermutlich im gleichen Jahr überarbeitet.
Einige Ausstattungsdetails wurden gegen Ende der Produktionszeit noch einmal überarbeitet. So besitzt das Modell 9 b gemäß einem Katalog von 1958 vorn bereits eine Felgenbremse. Dementsprechend wurden die späten Ausführungen dieses Typs nur noch mit Aluminiumfelgen und scheinbar auch ausschließlich mit Aluminiumschutzblechen versehen. Zumindest für den Zeitraum ab 1958 lässt sich eine solche Ausstattung ab Werk belegen.

Lackierung und Rahmendekor

Vermutlich gab es das Herrensportrad analog der Damenausführung anfangs mit einfachen Ringverzierungen oder Strahlenkopfdekoren (schwarz mit buntem Strahlenkopf) und ab ca. 1956 mit vollständig bunten Lackierungen mit Strahlenkopf. 1958 erfolgte wieder eine Umstellung auf das Ringdekor. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind hier zu finden.

Galerie

Anlötteile am Rahmen

Verwendungszweck Bemerkungen
Zugführung für hint. Felgenbremse ab 1957
Halterung für Luftpumpe am Sattelrohr; ab 1957
Halterung für Dynamo am Hinterbau; ab 1958
Zugführung für Kettenschaltung ab 1958
Sockel für Schalthebel am Unterrohr, ab 1958

Technische Merkmale