Mifa Modell 159: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 27. Februar 2017, 22:36 Uhr
Diese Seite ist Teil der Modellübersicht des VEB Mifa-Werk Sangerhausen
in der Unterkategorie Mifa Tourensporträder
Einordnung in die Modellpalette
Als Modell 159 hatte Mifa seit 1972 ein 26"-Tourensportrad im Sortiment, das sich lediglich in Ausstattungsdetails vom Typ 154 unterschied. Die entsprechende Herrenausführung trug die Modellnummer 107. Während das Modell 154 im Jahre 1976 durch das Modell 157 mit neuer Rahmenform abgelöst wurde, verblieb die hier beschriebene Ausführung unverändert im Sortiment und war fortan das einzige in der DDR noch angebotene Modell mit Schwanenhalsrahmen. Es handelte sich um das preiswerteste und am einfachsten ausgestattete Fahrrad für Erwachsene im damaligen Angebot. Einem Produktionsplan von ca. 1975 zufolge waren von diesem Modell 24 100 Stück vorgesehen, Modell 159 war damit nach dem Klapprad der am umfangreichsten produzierte damalige Fahrradtyp von Mifa. Insgesamt wurden erheblich mehr Damen- als Herrentourenräder hergestellt.
Hintergrundwissen zum Produktionsbeginn
Gemäß den Angaben einer Betriebschronik von 1969 war noch im Dezember dieses Jahres der Anlauf der Nullserienfertigung von Tourensporträdern mit einer Laufradgröße von 26" geplant, um "die Übernahme der in 'Elite Diamant' einzustellenden Fahrradproduktion" zu gewährleisten. Generell hatte Mifa um 1970 jedoch Schwierigkeiten, die gemäß Planvorgaben geforderten Stückzahlen zu realisieren. Offenbar beabsichtigte man, mit den neuen Tourensporträdern die bisher bei Mifa produzierten 28"-Tourenräder schrittweise zu ersetzten. So reduzierte Mifa die Stückzahl der 28"-Tourenräder Anfang der 1970er Jahre deutlich: Verließen 1970 noch 70.340 28"-Toureräder das Werk, so waren es 1971 nur noch 29.900 Einheiten. Für 1972 sah der Plan nur noch 3.240 28"-Tourenräder vor, für 1973 schließlich deren vollständige Produktionseinstellung. Offenbar wollte der VEB Mifa-Werk Sangerhausen durch den Wegfall der im Verkauf preiswerten 28"-Tourenräder und die erhöhte Produktion von besser ausgestatteten und damit teureren 26"-Tourensporträder die vorgeschriebenen Planauflagen (Wert der Warenproduktion und Gewinn) erfüllen. Damit verstieß man jedoch gegen die politischen Beschlüsse zur Preisstabilität, die auch die Bereitstellung von Produkten der unteren Preisgruppen (hier in Form der einfachen 28"-Tourenräder) vorsah. Die "Arbeiter- und Bauerninspektion" (eine Kontrollinstitution, die dem Zentralkomitee der SED und dem Ministerrat der DDR unterstellt war und die Erfüllung der Partei- und Regierungsbeschlüsse sichern sollte) untersuchte den Fall. Durch den Generaldirektor der VVB Automobilbau, Winfried Sonntag, wurde schließlich entschieden, dass ab Mai 1972 an Stelle der 28"-Tourenräder 26"-Tourenräder produziert werden sollten. Die 26"-Räder sollten die gleichen Preise wie die 28"-Räder und die gleichen, z.T. auch besseren "Gebrauchswerteigenschaften" aufweisen. Für 1972 war nur noch die Produktion von 2.240 Stück 28"-Tourenrädern und bereits von 17.000 Stück 26"-Tourenrädern (basierend auf den Typen 102 und 154) vorgesehen. Zur Realisierung dieses Beschlusses wurden im Jahre 1972 die Typen 159 und 107 (Herrenausführung) eingeführt. Die Dringlichkeit im Hinblick auf die Frage nach der Bereitstellung von Fahrrädern der unteren Preisgruppen zeigte sich auch daran, dass im Mai/Juni 1972 übergangsweise 26"-Tourensporträder mit Keiltretlager und Stahlfelgen entsprechend dem ermittelten Bedarf an den Handel geliefert wurden, ohne den dafür gültigen Mehrpreis gegenpüber den 28"-Tourenrädern wirksam werden zu lassen. Ab Juli 1972 standen dann - nach entsprechender Überarbeitung des Tretlagergehäuses - die 26"-Varianten mit Glockentretlager und Stahlfelgen zur Verfügung und bildeten den Ersatz für die 28"-Tourenräder bei gleichem Endverbraucherpreis. Dazu passt die erstmalige Erwähnung der neuen Modelle in einem Katalog von 1973.
Rahmen und Ausstattung
Das Modell 159 besaß einen für Tourensporträder typischen Rahmen mit schrägen Ausfallenden sowie einem offenen Hinterbau. Die Sitz- und die Kettenstreben waren gerade ausgeführt. Der Rahmen besaß zusätzliche Anlötteile für den Kettenschutz, für den Dynamo und für die Luftpumpe. Insgesamt glich der Rahmen vollständig dem des Typs 154 von Mifa. Die Rahmenhöhe betrug 56 cm.
Hinsichtlich der Ausstattung sind jedoch einige Unterschiede zu nennen: So besaß das Modell 107 ein Glockentretlager und lackierte Stahlfelgen. Diese Unterscheide ergeben sich aus der Konzipierung des Typs 159 als Ersatz für die klassischen 28"-Tourenräder. Die übrige Ausstattung glich der des Modells 154: Flachlenker, Tourensattel, eine Stempelbremse mit Bowdenzug sowie ein Kleidernetz waren auch für dieses Fahrrad charakteristisch. Die Stahlschutzbleche wurden in Rahmenfarbe lackiert und weiß liniert. In geringem Umfang gab es auch Exemplare, die mit grauen Stahlschutzblechen (abhängig von der Rahmenfarbe liniert) versehen waren. Entsprechend den Beschlüssen der VVB Automobilbau durfte das neue Tourensportrad nicht teurer sein als das bisher preiswerteste Tourenrad von Mifa, sodass für das Modell 159 zunächst ein Endverbraucherpreis (EVP) von 222,- M festgelegt wurde. Vermutlich, um diesen sehr niedrigen Preis zu halten, wurden auch in späteren Jahren stets nur die einfachsten verfügbaren Ausstattungskomponenten an diesem Modell angebaut.
Änderungen während der Produktionszeit
Ab 1978, spätestens jedoch ab 1979 wurde ein Lenker mit neuentwickelter Form verwendet. Eine Neuerung des Jahres 1979 stellte ein filigranerer Gepäckträger dar. Dieser erwies sich jedoch aufgrund der geringen Belastbarkeit als Rückschritt. Im Zeitraum 1978/79 wurde die Vorderradgabel dahingehend überarbeitet, dass nun auch Schutzbleche mit einer Überlaufstrebe befestigt werden konnten (nunmehr je Ausfallende zwei Ösen für die Befestigung des Schutzbleches, bisher nur eine Öse). Anders als die anderen Tourensporträder von Mifa, wurde diese Ausführung auch nach 1980 nur mit lackierten Stahlfelgen, lackierten Stahlschutzblechen und lackiertem Gepäckträger ausgeliefert. Nachdem mit dem Modell 157 bereits 1976 ein Damen-Tourensportrad mit neuer Rahmenform eingeführt wurde, behielt man den Typ 159 mit seinem "Schwanenhals"-Rahmen nur noch bis Anfang der 1980er Jahre bei. Vermutlich endete die Produktion der hier beschriebenen Variante im Jahr 1982, zumindest sind bislang keine jüngeren Exemplare bekannt geworden. Das Modell 159 wurde zumindest kurzfristig durch den Typ 157 ersetzt, da es nach dessen Wegfall auch mit Glockentretlager und Stahlfelgen geliefert wurde.
Lackierung und Rahmendekor
Die Lackierung der Rahmen erfolgte zunächst zweifarbig (im Bereich des Steuerkopfes weiß, der übrige Rahmen farbig). Das Rahmendekor hatte zunächst einen roten Schriftzug auf weißem Hintergrund. Ab 1975 fanden wenig haltbare Chromfolienaufkleber mit Mifa-Schriftzügen und bunten Streifen bzw. später mit bunten Sternen Verwendung. Ende 1979 wurde das Dekor nochmals vereinfacht, zudem waren die Rahmen jetzt nur noch einfarbig lackiert. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind hier zu finden.
Galerie
Dieses Fahrrad aus dem II. Quartal 1979 befindet sich in vollständig originaler Erhaltung, es fehlt lediglich die Klingel.
Nun mit dem neueren Gepäckträger, sowie mit schwarzen Lenkergriffen ausgestattet.
Anfangs entsprach das Farbprogramm der Mifa-Tourensporträder dem von Diamant, später verwendete Mifa auch andere Lackierungen, hier flammenrot.
- MIFA Modell 159 rot 1982.jpg
Rahmen von 1982. Anbauteile teilweise modernisiert.
Anlötteile am Rahmen
Verwendungszweck | Bemerkungen |
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Halterung für Luftpumpe | am Sattelrohr |
Halterung für Dynamo | an der Vorderradgabel |
Halterung für Kettenschutz | an Sitz- und Unterrohr |
Technische Merkmale
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