Mifa Modell 102: Unterschied zwischen den Versionen

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===Einordnung in die Modellpalette===
===Einordnung in die Modellpalette===
Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre wurde die Modellpalette bei Mifa neu ausgerichtet, was zwar keine gänzlich neuen Fahrradtypen zur Folge hatte (abgesehen vom 1967 vorgestellten Klapprad), aber eine Verlagerung der Produktion einzelner Grundmodelle mit sich brachte. Ende der 1960er Jahre gab es Bestrebungen, Mifa als alleinigen Fahrradhersteller in der DDR zu etablieren, um bei [[Diamant]] größere Kapazitäten zur Herstellung von Strickmaschinen bereitzustellen. Vor diesem Hintergrund wurde die Produktion von Sporträdern im April 1969 von Diamant zu Mifa verlagert. Ferner berichtet eine Betriebschronik, dass im Dezember 1969 der Anlauf der Nullserienfertigung von Tourensporträdern mit einer Laufradgröße von 26" geplant war, um "die Übernahme der in 'Elite Diamant' einzustellenden Fahrradproduktion" zu gewährleisten. Darüber hinaus sind die Ähnlichkeiten der Tourensporträder beider Hersteller auffällig. Generell hatte Mifa um 1970 jedoch Schwierigkeiten, die gemäß Planvorgaben geforderten Stückzahlen zu realisieren. Eine Verlagerung der Produktion der Tourensport-Modelle erfolgte daher nicht, stattdessen wurden sie nun sowohl in Chemnitz als auch in Sangerhausen gefertigt.<br>Zunächst wurden die neuen Tourensporträder in zwei Varianten geliefert: Unter der Typenbezeichnung '''Modell 102''' führte Mifa die Herrenausführung, das entsprechende Damenfahrrad trug die Modellnummer [[Mifa Modell 154|154]]. In einem Prospekt des Jahres 1970 wird die hier beschriebene Ausführung erstmals erwähnt, später kamen noch weitere 26"-Tourensporträder hinzu.  
Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre wurde die Modellpalette bei Mifa neu ausgerichtet, was zwar keine gänzlich neuen Fahrradtypen zur Folge hatte (abgesehen vom 1967 vorgestellten Klapprad), aber eine Verlagerung der Produktion einzelner Grundmodelle mit sich brachte. Ende der 1960er Jahre gab es Bestrebungen, Mifa als alleinigen Fahrradhersteller in der DDR zu etablieren, um bei [[Diamant]] größere Kapazitäten zur Herstellung von Strickmaschinen bereitzustellen. Vor diesem Hintergrund wurde die Produktion von Sporträdern im April 1969 von Diamant zu Mifa verlagert. Ferner berichtet eine Betriebschronik, dass im Dezember 1969 der Anlauf der Nullserienfertigung von Tourensporträdern mit einer Laufradgröße von 26" geplant war, um "die Übernahme der in 'Elite Diamant' einzustellenden Fahrradproduktion" zu gewährleisten. Darüber hinaus sind die Ähnlichkeiten der Tourensporträder beider Hersteller auffällig. Generell hatte Mifa um 1970 jedoch Schwierigkeiten, die gemäß Planvorgaben geforderten Stückzahlen zu realisieren. Eine vollständige Verlagerung der Produktion der Tourensport-Modelle erfolgte daher nicht, stattdessen wurden sie nun sowohl in Chemnitz als auch in Sangerhausen gefertigt.<br>Zunächst wurden die neuen Tourensporträder in zwei Varianten geliefert: Unter der Typenbezeichnung '''Modell 102''' führte Mifa die Herrenausführung, das entsprechende Damenfahrrad trug die Modellnummer [[Mifa Modell 154|154]]. In einem Prospekt des Jahres 1970 wird die hier beschriebene Ausführung erstmals erwähnt, später kamen noch weitere 26"-Tourensporträder hinzu.  


===Rahmen und Ausstattung===
===Rahmen und Ausstattung===


Das Modell 102 besaß einen für Tourensporträder typischen [[Rahmen]] mit schrägen [[Ausfallenden]] sowie einem offenen Hinterbau. Die Sitz- und die Kettenstreben waren gerade ausgeführt. Der Rahmen besaß zusätzliche [[Anlötteile]] für den [[Kettenschutz]], für den [[Dynamo]] und für die [[Luftpumpe]]. Insgesamt glich der Rahmen weitgehend dem der Tourensporträder von Diamant, jedoch war die Dynamohalterung an der Vorderradgabel angebracht. Ferner war auch die Verbindung zwischen den Kettenstreben war hier mit einer Platte anstelle eines Stegrohrs anders gelöst worden. Die Rahmenhöhe betrug 56 cm.<br>Auch die Ausstattung orientierte sich an jener der Tourensport-Modelle von Diamant: [[Keiltretlager]] mit geschraubten Lagerschalen (BSA-Ausführung), Leichtmetallfelgen (gemäß Katalogangaben von 1970 und 1971 jedoch auch mit Stahlfelgen erhältlich), [[Lenker|Flachlenker]] sowie eine [[Bremse#Stempelbremsen|Stempelbremse]] mit Bowdenzug waren charakteristisch für diesen Fahrradtyp. Von den Tourenrädern wurden die [[Pedale#Modelle_Blockpedale|Blockpedale]] und der [[Sattel|Tourensattel]] übernommen.  
Das Modell 102 besaß einen für Tourensporträder typischen [[Rahmen]] mit schrägen [[Ausfallenden]] sowie einem offenen Hinterbau. Die Sitz- und die Kettenstreben waren gerade ausgeführt. Der Rahmen besaß zusätzliche [[Anlötteile]] für den [[Kettenschutz]], für den [[Dynamo]] und für die [[Luftpumpe]]. Insgesamt glich der Rahmen weitgehend dem der Tourensporträder von Diamant, jedoch war die Dynamohalterung an der Vorderradgabel angebracht. Ferner war auch die Verbindung zwischen den Kettenstreben war hier mit einer Platte anstelle eines Stegrohrs anders gelöst worden. Die Rahmenhöhe betrug 56 cm.<br>Auch die Ausstattung orientierte sich an jener der Tourensport-Modelle von Diamant: [[Tretlager|Keiltretlager]] mit geschraubten Lagerschalen (BSA-Ausführung), Leichtmetallfelgen (gemäß Katalogangaben von 1970 und 1971 jedoch auch mit Stahlfelgen erhältlich), [[Lenker|Flachlenker]] sowie eine [[Bremse#Stempelbremsen|Stempelbremse]] mit Bowdenzug waren charakteristisch für diesen Fahrradtyp. Von den Tourenrädern wurden die [[Pedale#Modelle_Blockpedale|Blockpedale]] und der [[Sattel|Tourensattel]] übernommen.  


===Änderungen während der Produktionszeit===
===Änderungen während der Produktionszeit===


Vermutlich bis 1972, maximal jedoch bis 1973 besaßen die Rahmen angenietete [[Datierung Mifa Fahrräder#Datierung mit Hilfe des Steuerkopfschildes|Steuerkopfschilder]] aus Aluminium, die dann durch Abziehbilder ersetzt wurden. 1972 wurden die geschraubten Lagerschalen des Tretlagers durch gesteckte Lagerschalen ersetzt, also ein Übergang vom BSA- zum Thompson-Keiltretlager vollzogen. Dies geschah vermutlich im Zusammenhang mit der Einführung der Tourensporträder [[Mifa Modell 107|107]] und [[Mifa Modell 159|159]]. Seit 1978 wurden Lenker mit neuentwickelter Form verwendet, eine Neuerung des Jahres 1979 stellten die filigraneren Gepäckträger dar. Diese erwiesen sich jedoch aufgrund ihrer geringen Belastbarkeit als Rückschritt. Gemäß Katalogangaben der Jahre 1973 bis 1980 war das Modell 102 in diesem Zeitraum nur mit Leichtmetallfelgen und lackierten [[Schutzblechen|Stahlschutzblechen]] erhältlich. Seit ca. 1980 variierte die Austattung deutlich stärker, es lassen sich hierbei drei Varianten abgrenzen:  
Vermutlich bis 1972, maximal jedoch bis 1973 besaßen die Rahmen angenietete [[Datierung Mifa Fahrräder#Datierung mit Hilfe des Steuerkopfschildes|Steuerkopfschilder]] aus Aluminium, die dann durch Abziehbilder ersetzt wurden. 1972 wurden die geschraubten Lagerschalen des Tretlagers durch gesteckte Lagerschalen ersetzt, also ein Übergang vom BSA- zum Thompson-Keiltretlager vollzogen. Dies geschah vermutlich im Zusammenhang mit der Einführung der Tourensporträder [[Mifa Modell 107|107]] und [[Mifa Modell 159|159]]. Seit 1978 wurden Lenker mit neuentwickelter Form verwendet, eine Neuerung des Jahres 1979 stellten die filigraneren Gepäckträger dar. Diese erwiesen sich jedoch aufgrund ihrer geringen Belastbarkeit als Rückschritt. Im Zeitraum 1978/79 wurde die Vorderradgabel dahingehend überarbeitet, dass nun auch Schutzbleche mit einer Überlaufstrebe befestigt werden konnten (nunmehr je Ausfallende zwei Ösen für die Befestigung des Schutzbleches, bisher nur eine Öse). Zumindest gemäß Katalogangaben der Jahre 1973 bis 1980 war das Modell 102 in diesem Zeitraum nur mit Leichtmetallfelgen und lackierten [[Schutzbleche|Stahlschutzblechen]] erhältlich. Seit ca. 1980 variierte die Austattung deutlich stärker, es lassen sich hierbei drei Varianten abgrenzen:  


* Stahlfelgen]] in Kombination mit lackierten Stahlschutzblechen und lackiertem [[Gepäckträger]] sowie lackiertem [[Kettenschützer|Kettenschutz]]
* Stahlfelgen in Kombination mit lackierten Stahlschutzblechen und lackiertem [[Gepäckträger]] sowie lackiertem [[Kettenschützer|Kettenschutz]]
* Aluminiumfelgen in Kombination mit lackierten Stahlschutzblechen und lackiertem Gepäckträger sowie lackiertem Kettenschutz
* Aluminiumfelgen in Kombination mit lackierten Stahlschutzblechen und lackiertem Gepäckträger sowie lackiertem Kettenschutz
* Aluminiumfelgen in Kombination mit Aluminiumschutzblechen und verchromtem Gepäckträger sowie verchromtem Kettenschutz
* Aluminiumfelgen in Kombination mit Aluminiumschutzblechen und verchromtem Gepäckträger sowie verchromtem Kettenschutz


Nachdem 1983 das Modell [[Mifa Modell 105|105]] mit verlängerter Dynamohalterung erschien, wurde diese etwas später auch am Modell 102 verwendet. Dadurch ergab sich die Möglichkeit, das Fahrrad nachträglich mit einer [[Bremsen|Felgenbremse]] auszurüsten. Weitere Neuerungen seit Ende der 1970er Jahre waren die wenig haltbaren Blockpedale sowie seit 1983 ein Tourensattel mit Decke aus PUR-Schaumstoff. Für die Funktionseinheit Kettenblatt - Kurbel - Tretlager ([[Getriebe]]) wurde seit spätestens 1980 mitunter auf Erzeugnisse des westdeutschen Herstellers Thun zurückgegriffen.<br>Ab 1986 wurde vom VEB IFA-Motorenwerke Nordhausen unter der Marke [[Modelle IFA Touring|IFA Touring]] ein weitgehend identischer [[IFA Touring Modell 102|Fahrradtyp]] produziert. Seither wurde das Modell 102 bei Mifa nur noch in geringem Umfang hergestellt. Gänzlich aus dem Sortiment verschwand es jedoch erst später, in einem Gesamtkatalog von 1989 fehlt es bereits.  
Nachdem 1983 das Modell [[Mifa Modell 105|105]] erschienen war, wurde dessen verlängerte Dynamohalterung etwas später auch am Modell 102 verwendet. Dadurch ergab sich die Möglichkeit, das Fahrrad nachträglich mit einer [[Bremsen|Felgenbremse]] auszurüsten. Weitere Neuerungen seit Ende der 1970er Jahre waren die wenig haltbaren Blockpedale sowie seit 1983 ein Tourensattel mit Decke aus PUR-Schaumstoff. Für die Funktionseinheit Kettenblatt - Kurbel - Tretlager ([[Getriebe]]) wurde seit spätestens 1980 mitunter auf Erzeugnisse des westdeutschen Herstellers Thun zurückgegriffen.<br>Ab 1986 wurde vom VEB IFA-Motorenwerke Nordhausen unter der Marke [[Modelle IFA Touring|IFA Touring]] ein weitgehend identischer [[IFA Touring Modell 102|Fahrradtyp]] produziert. Seither wurde das Modell 102 bei Mifa nur noch in geringem Umfang hergestellt. Gänzlich aus dem Sortiment verschwand es jedoch erst später, in einem Gesamtkatalog von 1989 fehlt es bereits.  


===Lackierung und Rahmendekor===  
===Lackierung und Rahmendekor===  
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Datei:MifaBj76a.jpg|Gepäckträger und Kettenschutz waren zu dieser Zeit fast immer in Rahmenfarbe lackiert.
Datei:MifaBj76a.jpg|Gepäckträger und Kettenschutz waren zu dieser Zeit fast immer in Rahmenfarbe lackiert.
Datei:Mifa 102 blau 1977.JPG|Mifa Modell 102 von 1977 in neuwertigem, unbenutzem Zustand.  
Datei:Mifa 102 blau 1977.JPG|Mifa Modell 102 von 1977 in neuwertigem, unbenutzem Zustand.  
 
Datei:Mifa102-79a.jpg|<span style="color:green">'''Referenz-Fahrrad ''' [[Referenz-Fahrrad|(?)]]<br> [================================================</span><br>Dieses Modell 102 von 1979 befindet sich in vollständig originaler Erhaltung.
 
Datei:Mifa102-79d.jpg|<br><span style="color:green">================================================</span><br>Abweichend von der katalogmäßigen Ausstattung besaßen die Fahrräder des Typs 102 - so wie das hier gezeigte - teilweise auch Stahlfelgen.
 
Datei:Mifa102-79b.jpg|<br><span style="color:green">================================================</span><br>Fahrradlenker in dieser Form sind an den Tourensporträdern von Mifa ab Baujahr 1978 zu finden. Das Rahmendekor mit den bunten Sternen wurde noch im selben Jahr durch eine anders gestaltete Variante ersetzt.
Datei:Mifa102-79c.jpg|<br><span style="color:green">====================================]</span><br>Ebenfalls noch 1979 erfolgte auch der Übergang von der Zweifarb-Lackierung zu einfarbigen Rahmen.
Datei:Mifa Modell 107 von 1982.JPG|Ein unverbasteltes Exemplar von 1982 in flammenrot. Bei dem angebauten Scheinwerfer [[FER Scheinwerfer#Moderne_Scheinwerfer-Modelle_mit_Metallgehäuse_(2._Serie)|Typ 8707.21]] handelt es sich um ein häufig verwendetes Zubehörteil.
Datei:Mifa Modell 107 von 1982.JPG|Ein unverbasteltes Exemplar von 1982 in flammenrot. Bei dem angebauten Scheinwerfer [[FER Scheinwerfer#Moderne_Scheinwerfer-Modelle_mit_Metallgehäuse_(2._Serie)|Typ 8707.21]] handelt es sich um ein häufig verwendetes Zubehörteil.
Datei:Mifa102a.jpg|Diese Prospektabbildung von 1983 zeigt das Modell 102 mit Aluminiumschutzblechen sowie verchromtem Kettenschutz und Gepäckträger.  
Datei:Mifa102a.jpg|Diese Prospektabbildung von 1983 zeigt das Modell 102 mit Aluminiumschutzblechen sowie verchromtem Kettenschutz und Gepäckträger.  
Datei:Mifa102-8x.jpg|Ganz offensichlich unbenutzt blieb dieses Tourensportrad, denn Baujahr leider unbekannt ist. Gut erkennbar ist hier das [[Getriebe]] des westdeutschen Herstellers Thun.
Datei:Mifa1021.jpg|Eher selten zu finden ist die hier gezeigte vollständig silbergrau lackierte Variante.
Datei:Mifa1021.jpg|Eher selten zu finden ist die hier gezeigte vollständig silbergrau lackierte Variante.
Datei:Mifa1022.jpg|Kettenschutz, Gepäckträger und Schutzbleche waren ebenfalls silbergrau lackiert.
Datei:Mifa1022.jpg|Kettenschutz, Gepäckträger und Schutzbleche waren ebenfalls silbergrau lackiert.
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* hinten [[Naben|Freilaufnabe]] mit Rücktrittbremse, Zahnkranz mit 18 Zähnen
* hinten [[Naben|Freilaufnabe]] mit Rücktrittbremse, Zahnkranz mit 18 Zähnen
* [[Lenker|Sportlenker]] ohne [[Vorbau]]
* [[Lenker|Sportlenker]] ohne [[Vorbau]]
* farbig lackierte und weiß linierte [[Schutzbleche|Stahlschutzbleche]], später auch polierte
* farbig lackierte und weiß linierte [[Schutzbleche|Stahlschutzbleche]], später auch polierte Leichtmetallschutzbleche
    [[Schutzbleche|Leichtmetallschutzbleche]]
* Zubehör: [[Kettenschutz]], [[Luftpumpe]], [[Werkzeugtasche]]
* Zubehör: [[Kettenschutz]], [[Luftpumpe]], [[Werkzeugtasche]]
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[[Kategorie:Modelle Mifa]]

Version vom 17. Mai 2015, 09:37 Uhr

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Einordnung in die Modellpalette

Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre wurde die Modellpalette bei Mifa neu ausgerichtet, was zwar keine gänzlich neuen Fahrradtypen zur Folge hatte (abgesehen vom 1967 vorgestellten Klapprad), aber eine Verlagerung der Produktion einzelner Grundmodelle mit sich brachte. Ende der 1960er Jahre gab es Bestrebungen, Mifa als alleinigen Fahrradhersteller in der DDR zu etablieren, um bei Diamant größere Kapazitäten zur Herstellung von Strickmaschinen bereitzustellen. Vor diesem Hintergrund wurde die Produktion von Sporträdern im April 1969 von Diamant zu Mifa verlagert. Ferner berichtet eine Betriebschronik, dass im Dezember 1969 der Anlauf der Nullserienfertigung von Tourensporträdern mit einer Laufradgröße von 26" geplant war, um "die Übernahme der in 'Elite Diamant' einzustellenden Fahrradproduktion" zu gewährleisten. Darüber hinaus sind die Ähnlichkeiten der Tourensporträder beider Hersteller auffällig. Generell hatte Mifa um 1970 jedoch Schwierigkeiten, die gemäß Planvorgaben geforderten Stückzahlen zu realisieren. Eine vollständige Verlagerung der Produktion der Tourensport-Modelle erfolgte daher nicht, stattdessen wurden sie nun sowohl in Chemnitz als auch in Sangerhausen gefertigt.
Zunächst wurden die neuen Tourensporträder in zwei Varianten geliefert: Unter der Typenbezeichnung Modell 102 führte Mifa die Herrenausführung, das entsprechende Damenfahrrad trug die Modellnummer 154. In einem Prospekt des Jahres 1970 wird die hier beschriebene Ausführung erstmals erwähnt, später kamen noch weitere 26"-Tourensporträder hinzu.

Rahmen und Ausstattung

Das Modell 102 besaß einen für Tourensporträder typischen Rahmen mit schrägen Ausfallenden sowie einem offenen Hinterbau. Die Sitz- und die Kettenstreben waren gerade ausgeführt. Der Rahmen besaß zusätzliche Anlötteile für den Kettenschutz, für den Dynamo und für die Luftpumpe. Insgesamt glich der Rahmen weitgehend dem der Tourensporträder von Diamant, jedoch war die Dynamohalterung an der Vorderradgabel angebracht. Ferner war auch die Verbindung zwischen den Kettenstreben war hier mit einer Platte anstelle eines Stegrohrs anders gelöst worden. Die Rahmenhöhe betrug 56 cm.
Auch die Ausstattung orientierte sich an jener der Tourensport-Modelle von Diamant: Keiltretlager mit geschraubten Lagerschalen (BSA-Ausführung), Leichtmetallfelgen (gemäß Katalogangaben von 1970 und 1971 jedoch auch mit Stahlfelgen erhältlich), Flachlenker sowie eine Stempelbremse mit Bowdenzug waren charakteristisch für diesen Fahrradtyp. Von den Tourenrädern wurden die Blockpedale und der Tourensattel übernommen.

Änderungen während der Produktionszeit

Vermutlich bis 1972, maximal jedoch bis 1973 besaßen die Rahmen angenietete Steuerkopfschilder aus Aluminium, die dann durch Abziehbilder ersetzt wurden. 1972 wurden die geschraubten Lagerschalen des Tretlagers durch gesteckte Lagerschalen ersetzt, also ein Übergang vom BSA- zum Thompson-Keiltretlager vollzogen. Dies geschah vermutlich im Zusammenhang mit der Einführung der Tourensporträder 107 und 159. Seit 1978 wurden Lenker mit neuentwickelter Form verwendet, eine Neuerung des Jahres 1979 stellten die filigraneren Gepäckträger dar. Diese erwiesen sich jedoch aufgrund ihrer geringen Belastbarkeit als Rückschritt. Im Zeitraum 1978/79 wurde die Vorderradgabel dahingehend überarbeitet, dass nun auch Schutzbleche mit einer Überlaufstrebe befestigt werden konnten (nunmehr je Ausfallende zwei Ösen für die Befestigung des Schutzbleches, bisher nur eine Öse). Zumindest gemäß Katalogangaben der Jahre 1973 bis 1980 war das Modell 102 in diesem Zeitraum nur mit Leichtmetallfelgen und lackierten Stahlschutzblechen erhältlich. Seit ca. 1980 variierte die Austattung deutlich stärker, es lassen sich hierbei drei Varianten abgrenzen:

  • Stahlfelgen in Kombination mit lackierten Stahlschutzblechen und lackiertem Gepäckträger sowie lackiertem Kettenschutz
  • Aluminiumfelgen in Kombination mit lackierten Stahlschutzblechen und lackiertem Gepäckträger sowie lackiertem Kettenschutz
  • Aluminiumfelgen in Kombination mit Aluminiumschutzblechen und verchromtem Gepäckträger sowie verchromtem Kettenschutz

Nachdem 1983 das Modell 105 erschienen war, wurde dessen verlängerte Dynamohalterung etwas später auch am Modell 102 verwendet. Dadurch ergab sich die Möglichkeit, das Fahrrad nachträglich mit einer Felgenbremse auszurüsten. Weitere Neuerungen seit Ende der 1970er Jahre waren die wenig haltbaren Blockpedale sowie seit 1983 ein Tourensattel mit Decke aus PUR-Schaumstoff. Für die Funktionseinheit Kettenblatt - Kurbel - Tretlager (Getriebe) wurde seit spätestens 1980 mitunter auf Erzeugnisse des westdeutschen Herstellers Thun zurückgegriffen.
Ab 1986 wurde vom VEB IFA-Motorenwerke Nordhausen unter der Marke IFA Touring ein weitgehend identischer Fahrradtyp produziert. Seither wurde das Modell 102 bei Mifa nur noch in geringem Umfang hergestellt. Gänzlich aus dem Sortiment verschwand es jedoch erst später, in einem Gesamtkatalog von 1989 fehlt es bereits.

Lackierung und Rahmendekor

Die Lackierung der Rahmen efolgte zunächst zweifarbig (im Bereich des Steuerkopfes weiß, der übrige Rahmen farbig). Das Rahmendekor hatte bis 1971 einen schwarzen Schrifthintergrund, anschließend einen roten Schriftzug auf weißem Hintergrund. Ab 1975 fanden wenig haltbare Chromfolienaufkleber mit Mifa-Schriftzügen und bunten Streifen bzw. später mit bunten Sternen Verwendung. Ende 1979 wurde das Dekor nochmals vereinfacht, zudem waren die Rahmen jetzt nur noch einfarbig lackiert. 1986 lösten Aufkleber die bisherigen Chromfolien ab. Die besser ausgestatteten Varianten (mit Aluminiumschutzblechen) besitzen teilweise Metallic-Lackierung statt des sonst üblichen Uni-Lacks. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind hier zu finden.

Galerie

Anlötteile am Rahmen

Verwendungszweck Bemerkungen
Halterung für Luftpumpe am Sattelrohr
Halterung für Dynamo an der Vorderradgabel
Halterung für Kettenschutz an Sitz- und Unterrohr

Technische Merkmale