Mifa Tourenräder

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Mifa Tourenrad Modell S 1

(Katalogbild von 1957)

Tourenräder mit einer Laufradgröße von 28" liefen im Mifa-Werk Sangerhausen spätestens seit 194x vom Band. Bis in die 1970er Jahre hinein bildeten sie das Rückgrat der Modellpalette. 26“-Tourenräder wurden nur in den 1950er Jahren und in vergleichsweise kleiner Stückzahl produziert. Tourenräder in „Export-Ausführung“ mit zum Teil deutlich geänderter Ausstattung gab es nur kurzzeitig in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre. Im Zuge der Sortimentsbereinigung 1959/60 erfolgte eine Umbenennung der 28“-Modelle. Es gibt außerdem Hinweise darauf, dass auch die 26"-Tourenräder nach der Sortimentsbereinigung noch weitergebaut wurden, entsprechende Modellnummern sind jedoch nicht bekannt.

Rahmen und Ausstattung

Alle Tourenrad-Modelle von Mifa besaßen einen Stahlrohrrahmen mit einer Rahmenhöhe von 560 mm (beim Modell S 2 550 mm) und einfache Gabelenden. Diese Rahmen hatten einen offenen Hinterbau mit gekröpften Ketten- und Sitzstreben. Die Damenfahrräder wurden zeitweise in mehreren verschiedenen Rahmenformen angeboten. Markant war auch eine Sonderausführung des Export-Tourenrads mit doppeltem Oberrohr. Typisch für Tourenräder jener Zeit war der Verzicht auf Anlötteile. Die Rahmen der Tourenräder waren außengemufft. Bis in die erste Hälfte der 1950er Jahre wurde die Tretlagerhülse jedoch mit den Rahmenrohren verschweißt, ehe man spätestens ab 195x zur gemufften Form überging. Bei allen Damen-Tourenrädern wurden Oberrohr und Sitzrohr noch bis 1959 miteinander verschweißt, durch die Sortimentsbereinigung erfolgte auch hier der Wechsel zu einem vollständig außengemufften Rahmen. Neben einem Glockentretlager waren lackierte Stahlfelgen und lackierte Stahlschutzbleche gemeinsame Merkmale aller Tourenräder. Tourenlenker ("NSU-Form", ohne Vorbau), Stempelbremse mit Gestänge sowie ein Tourensattel waren weitere Kennzeichen dieser Fahrräder. Eine Rahmentasche sowie eine Luftpumpe ergänzten die Ausstattung. Bei den ab 1959 angebotenen Tourenrädern wurden die Rahmen um Anlötteile für Dynamo, Luftpumpe und Kettenschutz ergänzt. Den Damen-Tourenrädern vorbehalten blieben ein Kleidernetz am Hinterrad und ein Kettenschutz. Die Export-Tourenräder unterschieden sich vor allem durch die Felgen, die Gestänge-Felgenbremsen und das Keiltretlager von den regulären Modellen.

Modellreihen und Modellbezeichnungen

Durch eine Modellübersicht aus der Zeit um 1950 lassen sich die damaligen Typenbezeichnungen der Tourenräder nachvollziehen. Zu diesem Zeitpunkt gab es demnach die Modelle S 1, S 2 und S 16. Ob davor andere Modellnummern verwendet wurden, lässt sich mangels entsprechender Übersichten nicht klären. Die Damenräder (S 2 und S 16) besaßen unterschiedliche Rahmenformen. Vermutlich 1953 wurden sie durch das Modell S 2/16 ersetzt. Dieses Damen-Tourenrad und das Herren-Modell S 1 wurden bis zur Sortimentsbereinigung beibehalten. Lediglich durch Kataloge von 1957 und 1958 sind die Export-Ausführungen S 1 D und S 1 E belegt. Gleichwohl bereits 1953 sowohl Damen- als auch Herren-Tourenräder in 26“-Ausführung produziert wurden, findet sich lediglich in einer Modellübersicht von 1958 der Hinweis auf entsprechende Typenbezeichnungen (S 9 für Herren, S 10 für Damen). Bis 1959, dem Jahr der beginnenden Sortimentsbereinigung, verwendete Mifa folgende Modellnummern:

Modell-
nummer
Erläuterung
S 1 Herrenrad 28" (194x bis 1959)
S 2 Damenrad 28" mit gebogenem Ober- und Unterrohr
(194x bis 1953)
S 16 Damenrad 28" mit geradem Ober- und Unterrohr
(194x bis 1953)
S 2/16 Damenrad 28" mit gebogenem Oberrohr und geradem Unterrohr
(1953 bis 1959)
S 1 D Herrenrad 28", Exportausführung mit doppeltem Oberrohr
(belegt für 1957 bis 1958)
S 1 E Herrenrad 28", Exportausführung
(belegt für 1957 bis 1958)
S 9 Herrenrad 26"
(belegt für 1958)
S 10 Damenrad 26"
(belegt für 1958)

Im Zuge der Sortimentsbereinigung wurde die Modellpalette zunächst auf die Damen-Tourenräder der Typen 152 und 153 reduziert. Das Modell 153 kann dabei als Ersatz für den bisherigen Typ S 2/16 angesehen werden, wurde aber vermutlich 1964 eingestellt. Nach dem Ende der Produktion von Möve-Fahrrädern kam das Herren-Tourenrad (Modell 101) hinzu. Die Modelle 101 und 152 wurden bis Ende der 1970er Jahre produziert, zuletzt aber in nur geringen Stückzahlen. Die für 1973 geplante Einstellung dieser beiden Tourenräder wurde nicht vollzogen, stattdessen scheint die Produktion inoffiziell weitergeführt worden zu sein: So findet sich in internen Produktionsunterlagen von ca. 1975 kein Hinweis auf die Produktion des Modells 152 oder 101, sie werden im Produktionsplan nicht erwähnt. Modellpalette nach der Sortimentsbereinigung (ab 1959):