Mifa Sporträder bis 1960: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 2. August 2018, 01:27 Uhr

 Diese Seite ist Teil der Modellübersicht des VEB Mifa-Werk Sangerhausen
 in der Unterkategorie Mifa Sporträder bis 1960

Wiederaufnahme der Sportradproduktion

Noch bis Anfang der 1950er Jahre produzierte die Fahrradindustrie der DDR fast ausschließlich einfache Gebrauchsräder. An Renn- und Sporträder war zu dieser Zeit vor allem aufgrund der niedrigen Produktionskapazitäten kaum zu denken. Die Entwicklungsarbeiten an Sporträdern hatten bei Mifa dennoch bereits um 1950 begonnen.

Bereits am 21. Februar 1951 berichtete die NEUE ZEIT, dass "die Mifa-Fahrradwerke [...] mit zwei neuen Fahrradsport-Modellen auf den Markt [kommen], die sich von den bewährten Tourenmodellen unter anderem durch einen leichteren Rahmenbau, Felgenbremsen und einen verstellbaren Sportlenker unterscheiden." Auf der Frühjahrsmesse 1951 wurden die neu entwickelten Mifa-Sporträder vorgestellt. In einem Messe-Informationsheft aus der Mitte desselben Jahres heißt es, dass "[d]ie Mifa-Fahrradwerke, Sangerhausen, die von der Sowjetunion in die Hände des Volkes zurückgegeben wurden, und heute der IFA angehören, [...] ein reichhaltiges Sortiment von Fahrrädern zeigten. Neukonstruktionen sind die beiden Sportradmodelle für Damen und Herren, deren besondere Merkmale Rahmen mit Ausfallenden, Keilgetriebe, Laufradbefestigung mit Flügelmuttern, Kabelfelgenbremse und verstellbarer Vorbaulenker sowie leichter Sportsattel sind. Das Damenrad besitzt gerade Rohre." Aus den Angaben lässt sich nicht ableiten, ob es sich dabei 26"- oder 28"-Räder handelte.

Überhaupt erscheint es fraglich, ob die Produktion der Mifa Sporträder tatsächlich schon 1951 in der angegebenen Ausführung begann. Bei den frühesten bisher bekannten Belegexemplaren handelt es sich um Fahrräder entsprechend der Modelle 9 b, 10 b und SH 14/1, jeweils aus dem Jahre 1953. Während die Rahmen der 26"-Sporträder die Ableitung aus den Tourenmodellen S9 und S10 noch deutlich erkennen ließen, handelte es sich beim SH14/1 um eine recht konsequente Sportradkonstruktion, unter anderem mit grazilem, geschlossenen Hinterbau. Sporträder mit Felgenbremsen, Leerlaufzahnkranz und Aluminiumfelgen sind hingegen erst ab 1954 belegt (Modelle 9 e und SH 14/2). Spätestens ab 1955 wurde mit dem Modell SD 15 auch ein 28"-Damensportrad produziert, von dem ebenso eine besser ausgestattete Variante (SD 15/2) abgeleitet wurde. Sämtliche Modellbezeichnungen stützen sich auf Katalogangaben der Zeit 1956 bis 1958. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Bezeichnungen zuvor anders lauteten, oder noch weitere, bisher nicht dokumentierte Sportradmodelle produziert worden sind.

Weiterentwicklungen und Produktionsende

Die Modelle 9 b und 10 b wurden im Verlauf der Jahre mehrfach zu einem sportlicheren Charakter hin weiterentwickelt – neben Änderungen am Rahmen stellte ab 1958 die Verwendung einer Felgenbremse am Vorderrad in Kombination mit Leichtmetallfelgen und Leichtmetallschutzblechen eine erhebliche Verbesserung dar. Zur selben Zeit wurde die höherwertige Rundscheidengabel von Diamant für alle Mifa-Sporträder übernommen, und auch das Farbprogramm wurde durch attraktive metallic-Lackierungen erweitert und aufgewertet. Trotz dieser Verbesserungen wurde im Zuge der Sortimentsbereinigung entschieden, die Herstellung der Sporträder bei Mifa zu beenden. Schon 1957 war die Produktion der 28"-Damensporträder eingestellt worden, obwohl im selben Jahr noch das SD 15 s als Weiterentwicklung des SD 15 vorgestellt wurde. Die anderen Sportradmodelle liefen 1960 aus. Mifa war fortan mit der Herstellung einfacher Touren- und Kinderräder beauftragt, während höherwertige Tourensport- Sport- und Rennräder bei Diamant produziert wurden.

Rahmen und Ausstattung

Allen damaligen Mifa-Sporträdern gemein war ein gemuffter Stahlrohrrahmen, der sowohl bei Damen- als auch Herrenrädern lediglich in einer einheitlichen Rahmenhöhe (55-56 cm) lieferbar war. Das Tretlager betreffend wurden grundsätzlich geschraubte Lagerschalen (BSA-Bauweise und Keilbefestigung des Pedalarms verwendet. Zu den Eigenarten der 26"-Fahrräder zählte die für ein Sportrad ungewöhnlich "langsame" Übersetzung 46:20. Eine Gangschaltung gab es serienmäßig nicht, sie konnte jedoch problemlos nachgerüstet werden, was insbesondere an den Modellen mit Leerlaufzahnkranz häufig getan wurde. Ab 1957 waren teilweise sogar entsprechende Ösen zur Seilzugführung am Rahmen werkssweitig angelötet. Zur Ausstattung gehörte stets ein sportlicher Flachlenker, ab Ende 1955 mit Leichtmetallvorbau von Grünert. Weitere Ausstattungsdetails sind den Artikeln der einzelnen Modelle zu entnehmen.

Lackierung und Rahmendekor

Anfangs wurden die Mifa-Sporträder noch vorwiegend in dunkler Uni-Lackierung ausgeliefert (schwarz oder weinrot), teilweise mit farblich abgesetztem Steuerkopfbereich. Später wurde das Farprogramm um hellere Töne erweitert, wobei auch hammerschlag- und metallic-Lackierungen Verwendung fanden. Für das Rahmendekor sind 1953 drei verschiedene Varianten bekannt. Einerseits ein Streifendekor oder aber ein Strahlenkopf, wie es bis zu diesem Jahr auch an Tourenrädern von Mifa üblich war. Ferner ist ein Exemplar mit einem silberfarben abgesetzten Steuerkopfbereich und silberfarben abgesetzem Tretlager- Sattel- und Ausfallendenbereich bekannt. In der bereits erwähnten Zeitungsmeldung vom 16. August 1953 heißt es dazu: "Neben der Ausführung in Schwarz wird das neue Modell im Grundton Weinrot, grau abgesetzt und blau eingefasst, erhältlich sein. Im kommenden Jahr wird es dem Werk durch die Inbetriebnahme eines zweiten Lackierofens möglich sein, die Räder mit noch vielseitigerem Farbanstrich zu liefern." Demzufolge wurde diese Farbvariante erstmals auf der Leipziger Herbstmesse vorgestellt und blieb bis 1954 neben Schwarz offenbar die einzige Farblackierung bei Mifa-Sporträdern. Ab 1954/55 sind die Räder dann in verschiedenen Buntlackierungen und zunächst Ringdekor zu finden. Spätestens ab Mitte 1954 wiesen die Mifa Sporträder ein Dekor aus silberfarbenen Ringerverzierungen auf, teilweise mit silberfarben abgesetzem Steuerkopfbereich. 1956/57 fand einheitlich ein abgewandeltes Strahlenkopfdekor Verwendung, ehe schließlich ab 1958 einheitlich wieder mit silberfarbenen Ringverzierungen dekoriert wurde. Weitgehend unverändert blieb hingegen das übrige Rahmendekor, wie etwa der Mifa-Schriftzug am Unterrohr. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind hier zu finden.

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