Mifa Modell 901

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 Diese Seite ist Teil der Modellübersicht des VEB Mifa-Werk Sangerhausen
 in der Unterkategorie Mifa Klappräder


Unter der Bezeichnung Modell 901 stellte Mifa auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1967 erstmals ein Klappfahrrad vor und folgte damit einem internationalen Trend. Beginn der Serienproduktion war, nach offiziellen Angaben, im April 1967. Ein früher Hinweis über "[ein] Falt-Fahrrad, das in einer Tragetasche oder im Kofferraum mit geführt werden kann" und von Mifa entwickelt wurde, findet sich bereits in NEUEN DEUTSCHLAND vom 2. September 1965.

Die Zeitschrift DER DEUTSCHE STRAßENVERKEHR stellte dann 1968 in ihrer Dezember-Ausgabe einen ausführlichen Test des neuen Klappfahrrades vor:



In der DDR war die Nachfrage nach dem Klappfahrrad (oft auch als Minirad bezeichnet) groß, und so entwickelte es sich bald zum meistproduzierten Fahrradmodell Ostdeutschlands. Bis 1990 entstanden fast 3 Millionen "Klappis".

Das genaue Produktionsende des Modells 901 lässt sich kaum eingrenzen. Während es im Katalog des Jahres 1975 noch abgebildet ist, erscheint es 1977 nicht mehr im Katalog. Stattdessen wurde es vom weitgehend identischen Modell 903 abgelöst.

Konstruktion und Ausstattung

Der 40 cm hohe Rahmen des Modells 901 war offen gestaltet, d.h. es fehlte das Oberrohr. Aus diesem Grund war das Unterrohr massiver ausgeführt. Anders als bei den übrigen Fahrrädern wurden die einzelnen Rahmenrohre miteinander verschweißt. Das Klapprad besaß schräge Ausfallenden sowie einen Hinterbau mit geraden Sitzstreben und gekröpften Kettenstreben. Mit Hilfe eines Klappscharniers lässt sich der Rahmen in der Mitte zusammenklappen. Dank zusätzlicher Schnellspanneinrichtungen für den Lenker und den Sattel lässt es sich mühelos und platzsparend (Abmessungen im zusammengeklappten Zustand: 79 cm x 75 cm x 25 cm) transportieren. Aufgrund des großen Verstellbereichs von Sattel und Lenker war das Klapprad sowohl für Kinder als auch für Erwachsene geeignet.

Das Modell 901 besaß grundsätzlich Aluminiumfelgen (20"). Auch die Schutzbleche bestanden aus Aluminium und waren bis 1972 in Rahmenfarbe, danach nur noch rot liniert. Frühe Klappräder wurden vorn mit einem Dynamoscheinwerfer ausgestattet, der ca. Ende 1969 durch einen herkömmlichen Scheinwerfer ersetzt wurde. Beim Lenker selbst handelte es sich um einen neuentwickelten Hochlenker. Etwa 1970/71 änderte sich zudem das Profil der Felgen, die nunmehr ein fünfflächiges Profil hatten. Das Modell 901 war mit Glocken- oder Keiltretlager (Thompson-Ausführung) lieferbar. Die Länge der Tretkurbeln beträgt nur 150 mm statt der sonst üblichen 170 mm. Eine Stempelbremse mit Bowdenzug sowie ein Terrysattel waren weitere Ausstattungsmerkmale.

Statt der damals bei Mifa üblichen Steuerkopfschilder besaß das Klapprad bereits ein Schiebebild. Das übrige Rahmendekor entsprach jedoch dem der anderen Mifa-Fahrräder und wechselte 1971. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind hier zu finden.

Varianten des Modells 901

Die Katalogabbildung des Jahres 1967 zeigt offenbar ein Vorserienmodell mit etwas anders gestaltetem Rahmen, der in dieser Form nicht in Serie ging. Besonders auffällig ist der Verlauf des Unterrohres im Tretlagerbereich. Die Serienmodelle unterschieden sich außerdem hinsichtlich der Verstrebungen im Tretlager- und Steuerkopfbereich. Diese zusätzlichen Verstärkungen des Rahmens wurden jedoch nur bis 1968 beibehalten, so dass solche Ausführungen heute kaum noch zu finden sind. Sie wurden im Laufe des Jahres 1968 bereits kleiner ausgeführt und entfiehlen dann ab 1969 ganz. Das Klappschanier wies bis 1970 fünf Augen auf, dann wurde es vereinfacht (nunmehr drei Augen).

Das Datum des Baujahres (Monats- und Jahresangabe) wurde bis Anfang der 1970er Jahre im unteren Drittel des Gabelschaftes eingeprägt. Die Rahmennummer ist auf dem hinteren Ausfallende geprägt. 1974 erfolgte eine Umgestaltung des Hinterbaus (statt mit Sattelrohr verschweißt nun an der Sattelklemmschraube befestigt), nun ist die Rahmennummer auf dem Sattelrohr zu finden. Die Rahmen besaßen eine angeschweißte Halterung für die Luftpumpe, für den Dynamo und für den Kettenschutz. Die Halterungen für die Luftpumpe wurden zunächst flach ausgeführt, wechselten aber schon 1968 zu der runden Variante. Die Klemmung der Sattelstütze erfolgte 1967 noch mit Spannstücken. Im darauffolgenden Produktionsjahr erhielt das Sattelrohr einen Schlitz, und die Sattelstütze wurde nun mit Hilfe des Schnellspanners durch die Veränderung des Durchmessers im Sattelrohr arretiert.

Die Schnellspanneinrichtung für den Lenker befand sich zunächst am Ende der Lenkerspindel, doch schon 1968 wanderte sie nach unten an den Lenkerschaft. Die Schnellspanner der Exemplare des Baujahres 1967 waren noch mit dem Namen des Zulieferers (Renak) geprägt. 1968 entfielen die Prägungen und 1969 wurden die Schnellspanner in Gänze verändert. Offenbar nur 1967 verwendete man beim Klapprad den Lenker der Tourenrad-Modelle sowie einen Vorbau. Schon bald wurde dieser durch einen neuentwickelten Hochlenker ersetzt.

In der Zeit von 1967 bis 1970 gab es mehrfache Änderungen des Dekors. Diese Änderungen betrafen drei mal das Dekor an der Sattelstütze, und 4 mal die Schiebebilder an Lenkkopf und hinterem Schutzblech. Aus dem Jahre 1967 sind 3 Farbvarianten bekannt. Rot, grün und blau wurden jeweils als Glattlack aufgebracht. Aus dem Jahre 1968 sind auch weiße und orange Räder bekannt. 1969 gab es das Mifa Klapprad dann auch mit Metalliclackierung in weiteren Farben. Für Exportmodelle des Modells 901 wurde scheinbar grundsätzlich ein anderes Dekor verwendet. Für den polnischen Markt wurde das Modell 901 mit einem speziellen Dekor ausgestattet. 1968 konnte man das Mifa Klapprad auch in Westdeutschland erwerben. Es wurde dort (vermutlich über den Versandhandel) als Everest "Spezial" vertrieben.

Galerie


  • Technische Merkmale

  - Stahlrohrrahmen, Schweißkonstruktion, Rahmenhöhe 40 cm, Hinterbau bis 1974 starr ausgeführt, danach offen ausgeführt
  - schräge Ausfallenden nach vorn
  - Dynamohalterung an Vordergabel
  - Luftpumpenhalterung an Sattelrohr angelötet
  - Glockentretlager oder [[Tretlager|Keiltretlager in Thompson-Ausführung, 150 mm Kurbellänge, Kettenblatt 46 Zähne
  - Aluminiumfelgen, 32 oder 36 Loch, Hutmuttern und Unterlegscheiben
  - Bereifung 20"x1.75"
  - vorn Bowdenzugstempelbremse, hinten Renak Rücktrittnabe, Zahnkranz 16 Zähne
  - polierte Aluminiumschutzbleche, bis 1971/72 in Rahmenfarbe liniert, danach rot liniert, Mifa Emblem auf
    hinterem Schutzblech
  - Sportgepäckträger
  - Zubehör: Kettenschutz, Luftpumpe, Werkzeugtasche mit Inhalt


  • Farben

  -Metallic-Lack: blau, grün, anthrazit, flieder
  -Glattlack: rot, blau, grün, oliv, weiß, orange, ocker
  -Zweifarbig, Glattlack: Rahmen rot, Gepäckträger und Kettenschutz weiß und weißer Rahmen mit rotem Kettenschutz und Gepäckträger