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Version vom 21. Januar 2017, 19:20 Uhr
- ab 1958 VEB Fahrzeugelektrik Ruhla
- ab 1968 Kombinat VEB Fahrzeugelektrik Ruhla
Vorgängerbetriebe und Gründung
Die Geschichte des VEB Fahrzeugelektrik Ruhla geht im Wesentlichen auf zwei Firmen zurück:
Die ältere und tatsächlich in Ruhla ansässige war die 1867 gegründete Otto Schlothauer und Söhne OHG. Diese stellte in den ersten Jahren noch die in Ruhla traditionellen Meerschaumpfeifen her und fertigte erst ab 1883 unter dem neuen Namen C. & F. Schlothauer OHG kleinere Metallteile. Das Unternehmen wuchs schnell und es kam zur Errichtung weiterer Fabriken in Bebra und sogar in Eger (Böhmen). Die Produktion von Metallwaren trat immer mehr in den Vordergrund und ab 1908 stieg das Unternehmen mit der Fertigung von Glühlampenfassungen in den Elektrotechnikmarkt ein. Durch die Übernahme weiterer Firmen trat die Produktion von Elektroarmaturen an erste Stelle.
Im Zweiten Weltkrieg produzierte das Unternehmen für die Rüstungs- und Flugzeugindustrie, weshalb es 1946 nach Abzug der Amerikaner unter sowjetische Führung gestellt und der SAG Awtowelo angegliedert wurde. Es folgten die Umbenennung in Elektrowerk Schlothauer und kurz darauf in Elektroarmaturenwerk Ruhla (EAW). Produziert wurde nun vorrangig für die Fahrzeugindustrie der Sowjetischen Besatzungszone, aber auch Exportgeschäfte mit den Niederlanden kamen in dieser Zeit zustande.
1950 wurde das Werk in Volkseigentum überführt und der Vereinigung Volkseigener Betriebe Installation, Kabel und Apparate (VVB IKA) unterstellt. Dort wurde es zunächst unter dem Namen IKA Elektro-Armaturen geführt und wenig später in VEB Elektrische Fahrzeugausrüstung Ruhla (EFR) umbenannt.
Die zweite und für die Fahrradindustrie noch wichtigere Firma war die 1907 in Eisenach gegründete Metallwarenfabrik Alfred Schwarz, deren Geschichte ausführlich im Artikel AUFA behandelt wird.
Durch die Fusion dieser beiden Betriebe entstand 1958 der VEB Fahrzeugelektrik Ruhla, in dem EFR den Stammbetrieb bildete.
Kombinatsbildung
Zehn Jahre später führten 1968 weitere Strukturmaßnahmen in der DDR zur Gründung des Kombinat VEB Fahrzeugelektrik Ruhla, in das bis 1978 über 45 Produktionsstandorte und mehr als 12.000 Mitarbeiter integriert wurden.
Zum 1. Januar 1978 wurde das Kombinat mit dem Anschluss des Industriezweiges galvanische Elemente neu strukturiert. Es setzte sich nun aus zehn Volkseigenen Betrieben mit zahlreichen Betriebsteilen zusammen:
VEB | Betriebe (= Betriebsteile) |
Produkte/Aufgabenbereich | Bemerkungen |
---|---|---|---|
VEB Fahrzeugelektrik Ruhla | 4 (Ruhla, Eisenach, Brotterode, Gumpelstadt) | Anlasser, Fanfaren, Leuchten und Scheinwerfer, Wischer, Regler, Fahrradelektrik, Schalter, Signale, Blinkgeber, elektronische Geräte | Stammbetrieb des Kombinats. |
VEB Fahrzeugelektrik Karl-Marx-Stadt | 6 | u.a. Motorrad- und Zusatzscheinwerfer, Heckleuchten, Zündaggregate und -kontakte, Lichtmaschinen für Motorräder, Kennzeichenbeleuchtung | |
VEB Fahrzeugelektrik Pirna | vrmtl. 1 | Schalter, Sicherungsdosen, Leitungs- und Steckerverbinder, ab 1983 Litiumbatterien für Herzschrittmacher | |
VEB Fahrzeugelektrik Thalheim | 2 (Thalheim, Niederdorf) | zentraler Vertrieb des Kombinats, Kundendienst und Ersatzteilversorgung, verantwortlich für Import spezieller Erzeugnisse und Ersatzteile | |
VEB Fahrzeugelektrik Ilmenau | 1 | Betrieb der Plasteverarbeitung als Zulieferer für die Übrigen Betriebe des Kombinates. | |
VEB Grubenlampenwerke Zwickau | vrmtl. 1 | Bleistartbatterien für LKW und PKW, Ni-Cd-Akkus, Leuchten (speziell Grubenleuchten) | Größter Betrieb der Erzeugnislinie galvanische Elemente im Kombinat. |
VEB Berliner Akkumulatoren- und Elementefabrik | vrmtl. 1 | Miniaturzellen, Primärrundzellen, Bleibatterien für Elektrofahrzeuge, für Zugbeleuchtungen und zum Anlassen von Diesellokomotiven | |
VEB Batterien- und Elementefabrik Tabarz | vrmtl. 1 | v.a. Batterien | 1980/91 Übernahme von Fertigungsbereichen aus Brotterode und Ruhla. |
VEB Akkumulatorenwerk Sehma | vrmtl. 1 | Motorradbatterien | Alleinhersteller von Motorradbatterien. |
VEB Akkumulatorenbau Gröningen | vrmtl. 1 | Batterien für Elektrofahrzeuge |
Für die DDR-Fahrzeugindustrie kam sämtliche Fahrzeugelektrik aus dem VEB Kombinat FER. Fahrradbeleuchtungskomponenten produzierte der Eisenacher Betriebsteil. Seit spätestens 1976 wurden Fahrradlichtanlagen (Scheinwerfer, Rücklichter und Dynamos), Standlicht-Batteriebehälter und die "Batterie-Electronic-Box" auch unter der (herstellerübrgreifenden) Marke AKA ELECTRIC vertrieben. Es sind außerdem Fahrradscheinwerfer von FER bekannt, die ausschließlich mit AKA ELECTRIC gelabelt waren (Typ 8707.28).
Wie viele Betriebe der DDR fertigte man auch in Ruhla im Rahmen der Konsumgüterproduktion auch zusätzliche Produkte, die nur bedingt in das eigentliche Produktportfolio passte. Für den Ruhlaer Betrieb ist die Produktion von Petroleumleuchten belegt.
Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde der VEB Fahrzeugelektrik Ruhla am 1. Januar 1992 zur FER GmbH privatisiert und produziert bis heute unter neuem Namen Truck-Lite Europe GmbH am Standort Eisenach Fahrzeugelektrik-Komponenten für PKW und Nutzfahrzeuge. Das oben gezeigte Markenzeichen wird trotz des neuen Namens auch weiterhin verwendet.
Export
Im Rahmen der Arbeitsteilung innerhalb der RGW-Staaten war das Kombinat Monopolist für Fahrzeugelektrik und -elektronik in diesem Wirtschaftsraum. Ab etwa 1978 belieferte das Kombinat auch Automobilkonzerne wie Seat, Peugeot und Citroen in Westeuropa. Daneben gab es Tauschgeschäfte mit der Bundesrepublik Deutschland, wobei etwa mehrere tausend VW Golf gegen Maschinen oder Zulieferartikel getauscht wurden. Damit waren z.B. FER-Scheinwerfer schon lange vor 1990 an einigen VW-Modellen (Golf I, Golf II und Transporter T3) zu finden.
Auch Fahrraddynamos, -scheinwerfer und -rücklichter wurden seit den 1960er Jahren in zahlreiche Länder West- und Osteuropas exportiert. Bekannt sind hier bislang: Bundesrepublik Deutschland, Dänemark, Schweden, Niederlande, Schweiz und die CSSR. Englisch- und französischprachige Prospekte verweisen auch auf Exporte in diese Länder. Der Export von Fahrradbeleuchtung erfolgte über den volkseigenen Außenhandelsbetrieb HEIM-ELECTRIC, EXPORT-IMPORT, Berlin, Alexanderplatz 6, Haus der Elektroindustrie.
Teilweise wurden Fahrradbeleuchtungen ab Werk in speziellen Verkaufsverpackungen an den Importeur/Verkäufer geliefert. Für die Bundesrepublik sind Scheinwerfer und Dynamos als preiswerte Baumarkt-/Kaufhaus-Ware nachgewiesen. Der Verkauf erfolgte hier in sogenannten Blistern; diese Scheinwerfer und Dynamos wurden erst in der Bundesrepublik für den Verkauf verpackt. Für den skandinavischen Markt ist bislang nur die Kombination von Scheinwerfer und Dynamo in gemeinsamer Verkaufsverpackung belegt.
Artikel: Dynamo Typ 8007.9 und Scheinwerfer Typ 8707.21
Marke: AKA ELECTRIC
Zeitraum: hier: 1980
Export nach: Schweden
Bemerkungen: Hinweis auf Hersteller/Herkunftsland auf Verpackung "KOMBINAT VEB FAHRZEUGELEKTRIK RUHLA DDR", Verpackung teilweise in Englisch beschriftet, mit beiligender Montage-Anleitung in Deutsch und Schwedisch, Dynamo-Laufrolle aus Stahl, Dynamo zusätzlich geprägt mit "SP I 32" und Krone, Streuscheibe zusätzlich geprägt mit "SP L 39" und Krone
Produkte
- Scheinwerfer (belegt für 1958 bis 1990)
- Rücklichter (belegt für 1958 bis 1990)
- Dynamos (belegt für 1958 bis 1990)
- Batteriebehälter für Fahrradbeleuchtung (belegt für 1975 bis 1990)
- Batterie-Electronik-Box (belegt für 1983 bis 1990)