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Version vom 16. Dezember 2016, 20:32 Uhr

FER-Logo, seit 1958
FER-Logo, hier in Verbindung mit der Marke AKA ELECTRIC, um 1984
  • ab 1958 VEB Fahrzeugelektrik Ruhla
  • ab 1968 Kombinat VEB Fahrzeugelektrik Ruhla

Vorgängerbetriebe und Gründung

Die Geschichte des VEB Fahrzeugelektrik Ruhla geht im Wesentlichen auf zwei Firmen zurück:

Die ältere und tatsächlich in Ruhla ansässige war die 1867 gegründete Otto Schlothauer und Söhne OHG. Diese stellte in den ersten Jahren noch die in Ruhla traditionellen Meerschaumpfeifen her und fertigte erst ab 1883 unter dem neuen Namen C. & F. Schlothauer OHG kleinere Metallteile. Das Unternehmen wuchs schnell und es kam zur Errichtung weiterer Fabriken in Bebra und sogar in Eger (Böhmen). Die Produktion von Metallwaren trat immer mehr in den Vordergrund und ab 1908 stieg das Unternehmen mit der Fertigung von Glühlampenfassungen in den Elektrotechnikmarkt ein. Durch die Übernahme weiterer Firmen trat die Produktion von Elektroarmaturen an erste Stelle.
Im Zweiten Weltkrieg produzierte das Unternehmen für die Rüstungs- und Flugzeugindustrie, weshalb es 1946 nach Abzug der Amerikaner unter sowjetische Führung gestellt und der SAG Awtowelo angegliedert wurde. Es folgten die Umbenennung in Elektrowerk Schlothauer und kurz darauf in Elektroarmaturenwerk Ruhla (EAW). Produziert wurde nun vorrangig für die Fahrzeugindustrie der Sowjetischen Besatzungszone, aber auch Exportgeschäfte mit den Niederlanden kamen in dieser Zeit zustande.
1950 wurde das Werk in Volkseigentum überführt und der Vereinigung Volkseigener Betriebe Installation, Kabel und Apparate (VVB IKA) unterstellt. Dort wurde es zunächst unter dem Namen IKA Elektro-Armaturen geführt und wenig später in VEB Elektrische Fahrzeugausrüstung Ruhla (EFR) umbenannt.

Die zweite und für die Fahrradindustrie noch wichtigere Firma war die 1907 in Eisenach gegründete Metallwarenfabrik Alfred Schwarz, deren Geschichte ausführlich im Artikel AUFA behandelt wird.

Durch die Fusion dieser beiden Betriebe entstand 1958 der VEB Fahrzeugelektrik Ruhla, in dem EFR den Stammbetrieb bildete.

Kombinatsbildung

Zehn Jahre später führten 1968 weitere Strukturmaßnahmen in der DDR zur Gründung des Kombinat VEB Fahrzeugelektrik Ruhla, in das bis 1978 über 45 Produktionsstandorte und mehr als 12.000 Mitarbeiter integriert wurden.
Zum 1. Januar 1978 wurde das Kombinat mit dem Anschluss des Industriezweiges galvanische Elemente neu strukturiert. Es setzte sich nun aus zehn Volkseigenen Betrieben mit zahlreichen Betriebsteilen zusammen:

VEB Betriebe (= Betriebsteile) Produkte/Aufgabenbereich Bemerkungen
VEB Fahrzeugelektrik Ruhla 4 (Ruhla, Eisenach, Brotterode, Gumpelstadt) Anlasser, Fanfaren, Leuchten und Scheinwerfer, Wischer, Regler, Fahrradelektrik, Schalter, Signale, Blinkgeber, elektronische Geräte Stammbetrieb des Kombinats.
VEB Fahrzeugelektrik Karl-Marx-Stadt 6 u.a. Motorrad- und Zusatzscheinwerfer, Heckleuchten, Zündaggregate und -kontakte, Lichtmaschinen für Motorräder, Kennzeichenbeleuchtung
VEB Fahrzeugelektrik Pirna vrmtl. 1 Schalter, Sicherungsdosen, Leitungs- und Steckerverbinder, ab 1983 Litiumbatterien für Herzschrittmacher
VEB Fahrzeugelektrik Thalheim 2 (Thalheim, Niederdorf) zentraler Vertrieb des Kombinats, Kundendienst und Ersatzteilversorgung, verantwortlich für Import spezieller Erzeugnisse und Ersatzteile
VEB Fahrzeugelektrik Ilmenau 1 Betrieb der Plasteverarbeitung als Zulieferer für die Übrigen Betriebe des Kombinates.
VEB Grubenlampenwerke Zwickau vrmtl. 1 Bleistartbatterien für LKW und PKW, Ni-Cd-Akkus, Leuchten (speziell Grubenleuchten) Größter Betrieb der Erzeugnislinie galvanische Elemente im Kombinat.
VEB Berliner Akkumulatoren- und Elementefabrik vrmtl. 1 Miniaturzellen, Primärrundzellen, Bleibatterien für Elektrofahrzeuge, für Zugbeleuchtungen und zum Anlassen von Diesellokomotiven
VEB Batterien- und Elementefabrik Tabarz vrmtl. 1 v.a. Batterien 1980/91 Übernahme von Fertigungsbereichen aus Brotterode und Ruhla.
VEB Akkumulatorenwerk Sehma vrmtl. 1 Motorradbatterien Alleinhersteller von Motorradbatterien.
VEB Akkumulatorenbau Gröningen vrmtl. 1 Batterien für Elektrofahrzeuge

Im Rahmen der Arbeitsteilung innerhalb der RGW-Staaten war das Kombinat Monopolist für Fahrzeugelektrik und -elektronik in diesem Wirtschaftsraum. Für die DDR-Fahrzeugindustrie kam sämtliche Fahrzeugelektrik aus dem VEB Kombinat FER. Ab etwa 1978 belieferte das Kombinat auch Automobilkonzerne wie Seat, Peugeot und Citroen in Westeuropa. Daneben gab es Tauschgeschäfte mit der Bundesrepublik Deutschland, wobei etwa mehrere tausend VW Golf gegen Maschinen oder Zulieferartikel getauscht wurden. Damit waren z.B. FER-Scheinwerfer schon lange vor 1990 an einigen VW-Modellen (Golf I, Golf II und Transporter T3) zu finden. Aus dem Eisenacher Betriebsteil kamen weiterhin Fahrraddynamos, -scheinwerfer und -rücklichter, die auch in zahlreiche Länder West- und Osteuropas exportiert wurden (bekannt bislang: Bundesrepublik Deutschland, Dänemark, Schweden, Niederlande, Schweiz, CSSR). Im Rahmen der Konsumgüterproduktion fertigte man darüber hinaus beispielsweise Petroleumleuchten (im Ruhlaer Betriebsteil).

Seit spätestens 1976 wurden Fahrradlichtanlagen (Scheinwerfer, Rücklichter und Dynamos), Standlicht-Batteriebehälter und die "Batterie-Electronic-Box" auch unter der (herstellerübrgreifenden) Marke AKA ELECTRIC vertrieben. Es sind außerdem Fahrradscheinwerfer von FER bekannt, die ausschließlich mit AKA ELECTRIC gelabelt waren (Typ 8707.28).


Nach der politischen Wende wurde der ehemalige VEB FER am 1. Januar 1992 als FER GmbH privatisiert und produziert bis heute unter neuem Namen Truck-Lite Europe GmbH am Standort Eisenach Fahrzeugelektrik-Komponenten für PKW und Nutzfahrzeuge. Das oben gezeigte Markenzeichen wird trotz des neuen Namens auch weiterhin verwendet.

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