Mifa Modell 162: Unterschied zwischen den Versionen
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Das Rahmendreieck war mit dem der 26" Tourensporträder identisch, lediglich der Hinterbau wurde verlängert. Einerseits wurde dadurch ein hohes Maß an Standardisierung erreicht. Andererseits waren damit erhebliche Kompromisse verbunden. Aus dem unveränderten Rahmendreieck in Kombination mit den 28"-Laufrädern resultierte ein | Das vordere Rahmendreieck war mit dem der 26" Tourensporträder identisch, lediglich der Hinterbau wurde verlängert. Einerseits wurde dadurch ein hohes Maß an Standardisierung erreicht. Andererseits waren damit erhebliche Kompromisse verbunden. Aus dem unveränderten Rahmendreieck in Kombination mit den 28"-Laufrädern resultierte ein hoch positionierter Rahmen des fahrfertigen Fahrrads, dessen Tretlagerachsmitte mit 31 cm sogar noch höher als bei den klassischen Tourenrädern lag, und ganze 6 cm höher als bei den 26" Tourensporträdern. Entsprechend höher lag auch das Oberrohr. Aufgrund der unveränderten Rahmenhöhe und Oberrohrlänge war das Rad dennoch nicht besser für große Personen geeignet als das entsprechende 26" Tourensportrad, wohl aber erschwerte die hohe Sitzposition das Auf- und Absteigen und verlagerte den Schwerpunkt nach oben. | ||
Während sich der Rahmen weitgehend an den bisherigen Tourensporträdern orientierte, bot die Ausstattung dieses Fahrrads einige Neuerungen. | Während sich der Rahmen weitgehend an den bisherigen Tourensporträdern orientierte, bot die Ausstattung dieses Fahrrads einige Neuerungen. Eine besonderheit waren die verchromten [[Felgen|Stahlfelgen]] mit Bremsrelief, die abgesehen von der Herrenausführung an keinem anderen Fahrrad der DDR verwendet wurden. Aufgrund ihres hohen Gewichts stellten diese keine technische Verbesserung, sondern eher eine Anpassung an westlichen Zeitgeschmack dar. Optisch wirkte es sich aber vorteilhaft aus, dass sie ihren Glanz wesentlich länger behielten als Aluminium-Felgen, die schon nach kurzer Zeit zur Wiederherstellung des Glanzes aufwändig poliert werden mussten. Die [[Schutzbleche]] bestanden aus Aluminium und besaßen erst ab ca. 1984 schwarz ausgelegte Sicken. Erstmals an einem fahrrad aus DDR-Fertigung waren die Enden der Schutzbleche umgebördelt, wodurch die Verletzungsgefahr vermindert wurde. Eine wichtige Verbesserung stellte der aus Stahl gefertigte [[Kettenschutz]], der das [[Kettenblatt]] und den oberen Kettenstrang vollständig abdeckte. Dies war nicht nur ein Zugewinn an Alltagstauglichkeit, sondern ließ das Fahrrad auch wesentlich moderner wirken. Weitere Ausstattungsmerkmale waren eine [[Bremsen|Felgenbremse]] vorn, ein [[Lenker|Sportlenker]] mit [[Vorbau]], ein verchomter [[Gepäckträger]], ein [[Sattel|Tourensattel]] sowie [[Pedale|Sportpedale]]. Im Vergleich zu den übrigen Mifa-Tourensporträdern dieser Zeit lassen sich die 28"-Ausführungen insgesamt als Luxusmodelle einordnen. Einige der genannten Details waren später auch an den einfacheren Modellen verfügbar. Die Übersetzung fiel etwas langsamer aus als bei den 26"-Tourensporträdern und Sporträdern. Für die Funktionseinheit Kettenblatt - Kurbel - Tretlager ([[Getriebe]]) wurde mitunter auf Erzeugnisse des westdeutschen Herstellers Thun zurückgegriffen. 1985 ersetzte das Modell [[Mifa Modell 167|167]] die hier beschriebene Ausführung. | ||
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* [[Tretlager|Keiltretlager]] Thompson-Ausführung, [[Kettenblatt]] mit 46 Zähnen | * [[Tretlager|Keiltretlager]] Thompson-Ausführung, [[Kettenblatt]] mit 46 Zähnen | ||
* verchromte [[Felgen|Stahlfelgen]] (mit Bremsrelief) 28", Sechskantmuttern | * verchromte [[Felgen|Stahlfelgen]] (mit Bremsrelief) 28", Sechskantmuttern |
Version vom 28. Juni 2016, 08:43 Uhr
Diese Seite ist Teil der Modellübersicht des VEB Mifa-Werk Sangerhausen
in der Unterkategorie Mifa Tourensporträder
Einordnung in die Modellpalette
Eine Betriebschronik des VEB Mifa-Werk Sangerhausen aus dem Jahr 1982 nennt die 28"-Tourensporträder als zentrales, im Plan "Wissenschaft und Technik" enthaltenes Thema der späten 1970er Jahre. Den Angaben zufolge wurden diese Fahrradtypen 1979 in die Produktion überführt und "zu Ehren des 30. Jahrestages der DDR der Bevölkerung zum Kauf angeboten". Eine erste offizielle Erwähnung dieser Fahrräder ist in einem Mifa-Katalog von 1980 zu finden: Unter der Typenbezeichnung Modell 162 hatte Mifa die Damenausführung im Sortiment, die entsprechende Herrenvariante trug die Modellnummer 104.
Mit dem Erscheinen dieser Ausführung wurde zugleich eine seit längerem bestehende Lücke geschlossen, da es zuvor 28"-Fahrräder fast ausschließlich in Form von Sporträdern gab. Zwar wurden noch bis 1979 die klassischen 28"-Tourenräder in geringen Stückzahlen produziert, doch konnte der Bedarf damit nicht gedeckt werden. Zudem waren diese Fahrräder nicht mehr zeitgemäß. Spätestens mit dem Beginn der Produktion der neuen 28"-Tourensporträder wurden sie schließlich obsolet.
Rahmen und Ausstattung
Das Modell 162 besaß einen für Tourensporträder typischen Rahmen mit schrägen Ausfallenden sowie einen offenen Hinterbau. Die Sitz- und die Kettenstreben waren gerade ausgeführt. Der Rahmen besaß zusätzliche Anlötteile für den Dynamo und die Luftpumpe. Außerdem waren an Unterrohr und linker Kettenstrebe kleine Ösen zur Außenführung des Lichtkabels angelötet. Der Verzicht auf die sonst üblichen Anlötteile für den Kettenschutz ist durch die Verwendung einer auf die Tretlagermuffe geklemmten (und schlecht arretierbaren) Spange zu erklären. Die Dynamohalterung war, für Mifa eigentlich untypisch, am Hinterbau angebracht. Die 28"-Tourensporträder wurden mit der Vorderradgabel der Mifa Sporträder ausgestattet, deren Gabelkopf im Unterschied zu damaligen Sporträdern bereits lackiert statt verchromt war.
Das vordere Rahmendreieck war mit dem der 26" Tourensporträder identisch, lediglich der Hinterbau wurde verlängert. Einerseits wurde dadurch ein hohes Maß an Standardisierung erreicht. Andererseits waren damit erhebliche Kompromisse verbunden. Aus dem unveränderten Rahmendreieck in Kombination mit den 28"-Laufrädern resultierte ein hoch positionierter Rahmen des fahrfertigen Fahrrads, dessen Tretlagerachsmitte mit 31 cm sogar noch höher als bei den klassischen Tourenrädern lag, und ganze 6 cm höher als bei den 26" Tourensporträdern. Entsprechend höher lag auch das Oberrohr. Aufgrund der unveränderten Rahmenhöhe und Oberrohrlänge war das Rad dennoch nicht besser für große Personen geeignet als das entsprechende 26" Tourensportrad, wohl aber erschwerte die hohe Sitzposition das Auf- und Absteigen und verlagerte den Schwerpunkt nach oben.
Während sich der Rahmen weitgehend an den bisherigen Tourensporträdern orientierte, bot die Ausstattung dieses Fahrrads einige Neuerungen. Eine besonderheit waren die verchromten Stahlfelgen mit Bremsrelief, die abgesehen von der Herrenausführung an keinem anderen Fahrrad der DDR verwendet wurden. Aufgrund ihres hohen Gewichts stellten diese keine technische Verbesserung, sondern eher eine Anpassung an westlichen Zeitgeschmack dar. Optisch wirkte es sich aber vorteilhaft aus, dass sie ihren Glanz wesentlich länger behielten als Aluminium-Felgen, die schon nach kurzer Zeit zur Wiederherstellung des Glanzes aufwändig poliert werden mussten. Die Schutzbleche bestanden aus Aluminium und besaßen erst ab ca. 1984 schwarz ausgelegte Sicken. Erstmals an einem fahrrad aus DDR-Fertigung waren die Enden der Schutzbleche umgebördelt, wodurch die Verletzungsgefahr vermindert wurde. Eine wichtige Verbesserung stellte der aus Stahl gefertigte Kettenschutz, der das Kettenblatt und den oberen Kettenstrang vollständig abdeckte. Dies war nicht nur ein Zugewinn an Alltagstauglichkeit, sondern ließ das Fahrrad auch wesentlich moderner wirken. Weitere Ausstattungsmerkmale waren eine Felgenbremse vorn, ein Sportlenker mit Vorbau, ein verchomter Gepäckträger, ein Tourensattel sowie Sportpedale. Im Vergleich zu den übrigen Mifa-Tourensporträdern dieser Zeit lassen sich die 28"-Ausführungen insgesamt als Luxusmodelle einordnen. Einige der genannten Details waren später auch an den einfacheren Modellen verfügbar. Die Übersetzung fiel etwas langsamer aus als bei den 26"-Tourensporträdern und Sporträdern. Für die Funktionseinheit Kettenblatt - Kurbel - Tretlager (Getriebe) wurde mitunter auf Erzeugnisse des westdeutschen Herstellers Thun zurückgegriffen. 1985 ersetzte das Modell 167 die hier beschriebene Ausführung.
Lackierung und Rahmendekor
Offenbar wurden die frühen Fahrräder des Typs 162 noch zweifarbig lackiert, zumindest werden sie so in einem Katalog gezeigt. Da jedoch im IV. Quartal 1979 der Übergang zu einfarbig lackierten Rahmen erfolgte, dürften nur wenige zweifarbige Exemplare ausgeliefert worden sein. Das Modell 162 war vermutlich ausschließlich mit Metallic-Lackierungen lieferbar (gemäß Katalogangaben von 1980: Kupfer, Gold, Blau und Grün). Das Rahmendekor war recht einfach gestaltet und bestand aus chromfarbenen Aufklebern. Der Kettenschutz war zunächst verchromt, ab spätestens 1981 dann schwarz lackiert. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind hier zu finden.
Galerie
Katalogauszug von 1980 mit den Modellen 162 und 104.
Dieses 1980er Exemplar besitzt ein Import-Kettenblatt von Thun. Speichenreflektoren nicht original.
Anfangs wurden die 28"-Tourensporträder offenbar mit einem Terrysattel ausgestattet, wie er an diesem Fahrrad zu sehen ist.
Eine Prospektabbildung von 1983 zeigt das Modell 162 hingegen bereits mit PUR-Sattel und einem schwarz lackierten Kettenschutz.
Anlötteile am Rahmen
Verwendungszweck | Bemerkungen |
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Halterung für Luftpumpe | am Sattelrohr |
Halterung für Dynamo | an der linken Sitzstrebe |
Ösen für Beleuchtungskabel | am Unterrohr und an der linken Kettenstrebe |
Technische Merkmale
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