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Im Zuge der [http://de.wikipedia.org/wiki/Konsumg%C3%BCterproduktion Konsumgüterproduktion] übernahm das Kombinat seit den 1970er Jahren die Produktion von Jugendrädern mit einer Laufradgröße von 24". Diese Fahrräder wurden bisher bei [[Mifa]] in Sangerhausen produziert.  
Im Zuge der [http://de.wikipedia.org/wiki/Konsumg%C3%BCterproduktion Konsumgüterproduktion] übernahm das Kombinat seit den 1970er Jahren die Produktion von Jugendrädern mit einer Laufradgröße von 24". Diese Fahrräder wurden bisher bei [[Mifa]] in Sangerhausen produziert.  
Aufgrund der vergleichsweise komplizierten Struktur des Kombinats Fortschritt Landmaschinen ist es heute nur bedingt nachvollziehbar, in welchem Betriebsteil die Fertigung der Fahrräder tatsächlich erfolgte. So wurde bis mindestens 1979/80 als Hersteller der VEB Kombinat Fortschritt Landmaschinen Neustadt genannt. In diesem Zeitraum wurden die Jugendräder offenbar noch mit einem "Mifa"-Dekor versehen. Bislang ist noch unklar, wann die Verlagerung der Produktion stattfand. 1973 wurden die Modelle [[Mifa Modell 305|305]] und [[Mifa Modell 355|355]] letztmalig im Mifa-Katalog erwähnt. Ebenfalls für das Jahr 1973 wird Mifa letzttmalig in der Katalogreihe [[Wer liefert was?]] als Hersteller von Jugendfahrrädern genannt. In einem Mifa-Prospekt aus dem Zeitraum 1979/80 tauchen die erwähnten Modelle aber noch einmal auf. Dort wird jedoch auf den eigentlichen Hersteller (Kombinat Fortschritt) hingewiesen. Als Modelle ''305 L'' bzw. ''355 L'' werden dort auch erstmals Ausstattungsvarianten mit dem [[Lenker|Hochlenker]] des [[Mifa Klapprad|Klapprads]] aufgeführt. Offenbar ersetzten diese Ausführungen bald darauf die bisherigen Jugendräder, die einen Flachlenker besaßen. Für die 1980er Jahre sind weitere Aussagen über die Entwicklung der Jugendräder schwierig. Offizielle Kataloge oder Prospekte scheint es nicht gegeben zu haben, was einen genaueren Überblick über die Entwicklung erschwert. So wurden die 24"-Jugendräder offenbar unter den Markennamen '''Pionier''' und '''Fortschritt''' verkauft. Diese gab es in Mädchen- und Knabenausführung, wobei sie identisch mit den Mifa-Jugendrädern ([[Mifa Modell 305|Modell 305]] bzw. [[Mifa Modell 355|Modell 355]]) sind.<br>Unklar bleibt, warum für die Jugendfahrräder zwei verschiedene Markennamen verwendet wurden. Ebenso kann nicht sicher festgestellt werden, wer der/die Hersteller dieser Fahrräder war(en). So wird in der bereits erwähnten Katalogreihe ''Wer liefert was?'' für die Jahre 1985 bis 1990 als Herstellungsbetrieb "Kombinat Fortschritt Landmaschinen, VEB Erntemaschinen Bischofswerda" genannt. Die Broschüre "[[Mein Fahrrad]]" von Eberhard Jennrich (1989) nennt als Herstellungsbetrieb hingegen "Kombinat Fortschritt, VEB Mähdrescherwerk Bischofswerda/Singwitz". Neben den beiden bekannten Ausführungen (305 L und 355 L) wird dort noch das Modell ''305 S'' erwähnt, jedoch nur als "Rennsportausführung" beschrieben, ohne dass nähere Details genannt werden. Es ist daher fraglich, wie dieses Fahrrad ausgesehen haben soll. Auch für die anderen Modelle sind konkrete Aussagen nur bedingt möglich. So gab es die Jugendräder wahlweise mit lackierten [[Schutzbleche|Stahlschutzblechen]] oder Leichtmetallschutzblechen. Andere Ausstattungsdetails variieren, beispielsweise besitzen einige Exemplare einen verbesserten [[Kettenschutz]]. Zudem befindet sich die Dynamohalterung bei späteren Exemplaren bereits am Hinterbau statt wie bisher an der Vorderradgabel.<br>Die Modelle ''305/3'' und ''355/3'' werden ebenfalls in der Broschüre "Mein Fahrrad" erwähnt. Auch im "Genex"-Katalog von 1989 sind diese Ausführungen zu finden. Sie besitzen nunmehr vorn eine [[Bremsen|Felgenbremse]]. Der verbesserte Kettenschutz scheint zu dieser Zeit bereits serienmäßig verwendet worden zu sein. Unklar ist jedoch, ob die neue Ausführung parallel zur bisherigen angeboten wurde oder diese ersetzte. Generell sind die 24"-Jugendräder heute nur noch sehr selten zu finden.  
Aufgrund der vergleichsweise komplizierten Struktur des Kombinats Fortschritt Landmaschinen ist es heute nur bedingt nachvollziehbar, in welchem Betriebsteil die Fertigung der Fahrräder tatsächlich erfolgte. So wurde bis mindestens 1979/80 als Hersteller der VEB Kombinat Fortschritt Landmaschinen Neustadt genannt. In diesem Zeitraum wurden die Jugendräder offenbar noch mit einem "Mifa"-Dekor versehen. Bislang ist noch unklar, wann die Verlagerung der Produktion stattfand. 1973 wurden die Modelle [[Mifa Modell 305|305]] und [[Mifa Modell 355|355]] letztmalig im Mifa-Katalog erwähnt. Ebenfalls für das Jahr 1973 wird Mifa letzttmalig in der Katalogreihe [[Wer liefert was?]] als Hersteller von Jugendfahrrädern genannt. In einem Mifa-Prospekt aus dem Zeitraum 1979/80 tauchen die erwähnten Modelle aber noch einmal auf. Dort wird jedoch auf den eigentlichen Hersteller (Kombinat Fortschritt) hingewiesen. Als Modelle ''305 L'' bzw. ''355 L'' werden dort auch erstmals Ausstattungsvarianten mit dem [[Lenker|Hochlenker]] des [[Mifa Klapprad|Klapprads]] aufgeführt. Offenbar ersetzten diese Ausführungen bald darauf die bisherigen Jugendräder, die einen Flachlenker besaßen. Für die 1980er Jahre sind weitere Aussagen über die Entwicklung der Jugendräder schwierig. Offizielle Kataloge oder Prospekte scheint es nicht gegeben zu haben, was einen genaueren Überblick über die Entwicklung erschwert. So wurden die 24"-Jugendräder offenbar unter den Markennamen '''Pionier''' und '''Fortschritt''' verkauft. Diese gab es in Mädchen- und Knabenausführung, wobei sie identisch mit den Mifa-Jugendrädern ([[Mifa Modell 305|Modell 305]] bzw. [[Mifa Modell 355|Modell 355]]) sind.<br>Unklar bleibt, warum für die Jugendfahrräder zwei verschiedene Markennamen verwendet wurden. In der bereits erwähnten Katalogreihe ''Wer liefert was?'' wird für das Jahr 1985 als Herstellungsbetrieb "Kombinat Fortschritt Landmaschinen, VEB Erntemaschinen Bischofswerda" genannt. Zwischen 1986 und 1990 firmierte dieser Hersteller dann als "Kombinat Fortschritt Landmaschinen, VEB Mähdrescherwerk Bischofswerda/Singwitz". Die Broschüre "[[Mein Fahrrad]]" von Eberhard Jennrich (1989) nennt den gleichen Hersteller. Neben den beiden bekannten Ausführungen (305 L und 355 L) wird dort noch das Modell ''305 S'' erwähnt, jedoch nur als "Rennsportausführung" beschrieben, ohne dass nähere Details genannt werden. Es ist daher fraglich, wie dieses Fahrrad ausgesehen haben soll. Auch für die anderen Modelle sind konkrete Aussagen nur bedingt möglich. So gab es die Jugendräder wahlweise mit lackierten [[Schutzbleche|Stahlschutzblechen]] oder Leichtmetallschutzblechen. Andere Ausstattungsdetails variieren, beispielsweise besitzen einige Exemplare einen verbesserten [[Kettenschutz]]. Zudem befindet sich die Dynamohalterung bei späteren Exemplaren bereits am Hinterbau statt wie bisher an der Vorderradgabel.<br>Die Modelle ''305/3'' und ''355/3'' werden ebenfalls in der Broschüre "Mein Fahrrad" erwähnt. Auch im "Genex"-Katalog von 1989 sind diese Ausführungen zu finden. Sie besitzen nunmehr vorn eine [[Bremsen|Felgenbremse]]. Der verbesserte Kettenschutz scheint zu dieser Zeit bereits serienmäßig verwendet worden zu sein. Unklar ist jedoch, ob die neue Ausführung parallel zur bisherigen angeboten wurde oder diese ersetzte. Generell sind die 24"-Jugendräder heute nur noch sehr selten zu finden.  




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Noch seltener sind die 26"-Jugendräder mit dem Markennamen '''Junior'''. Bislang sind nur sehr wenige Exemplare bekannt geworden, auch in den Katalogen finden sich kaum Hinweise auf diese Fahrräder. Angaben zur Ausstattung können nur auf der Basis eines Prospektblattes von 1985 gemacht werden. Die Rahmen der 26"-Ausführungen sind mit denen der 24"-Jugendräder weitgehend identisch, die Rahmenhöhe beträgt jedoch 47 cm. Die "Junior"-Fahrräder gab es in zwei verschiedenen Grundmodellen sowie jeweils für Mädchen (Modelle 358 und 359) und Jungen (Modelle 308 und 309). Grundsätzlich besaßen alle Versionen ein Keiltretlager (Thompson-Ausführung), Aluminiumfelgen für Bereifung der Größe 26" x 1 3/4", Aluminiumschutzbleche, einen Hochlenker, Kettenschutz, Seitenständer sowie vorn eine Felgenbremse. Während die Modelle 309 und 359 eine Freilaufnabe mit Rücktritt besaßen (Übersetzungsverhältnis 40:18), verfügten die Modelle 308 und 358 über eine Dreigang-Kettenschaltung (Übersetzungsverhältnis 40:20/18/16)sowie eine Felgenbremse hinten. Im entstprechenden Prospekt werden die  Fahrräder auch in englischer und französischer Sprache beschrieben, sie waren also auch für den Export vorgesehen (als Exporteur wird der 'Volkseigene Außenhandelsbetrieb Transportmaschinen Import-Export' genannt). Ein weiterer Hinweis auf die Jugendfahrräder der Marke "Junior" findet sich in der Katalogreihe ''Wer liefert was?''. Für den Zeitraum 1985 bis 1990 wird dort als Hersteller "Kombinat Fortschritt Landmaschinen, VEB Erntemaschinen Bischofswerda" genannt.  
Noch seltener sind die 26"-Jugendräder mit dem Markennamen '''Junior'''. Bislang sind nur sehr wenige Exemplare bekannt geworden, auch in den Katalogen finden sich kaum Hinweise auf diese Fahrräder. Angaben zur Ausstattung können nur auf der Basis eines Prospektblattes von 1985 gemacht werden. Die Rahmen der 26"-Ausführungen sind mit denen der 24"-Jugendräder weitgehend identisch, die Rahmenhöhe beträgt jedoch 47 cm. Die "Junior"-Fahrräder gab es in zwei verschiedenen Grundmodellen sowie jeweils für Mädchen (Modelle 358 und 359) und Jungen (Modelle 308 und 309). Grundsätzlich besaßen alle Versionen ein Keiltretlager (Thompson-Ausführung), Aluminiumfelgen für Bereifung der Größe 26" x 1 3/4", Aluminiumschutzbleche, einen Hochlenker, Kettenschutz, Seitenständer sowie vorn eine Felgenbremse. Während die Modelle 309 und 359 eine Freilaufnabe mit Rücktritt besaßen (Übersetzungsverhältnis 40:18), verfügten die Modelle 308 und 358 über eine Dreigang-Kettenschaltung (Übersetzungsverhältnis 40:20/18/16)sowie eine Felgenbremse hinten. Im entstprechenden Prospekt werden die  Fahrräder auch in englischer und französischer Sprache beschrieben, sie waren also auch für den Export vorgesehen (als Exporteur wird der 'Volkseigene Außenhandelsbetrieb Transportmaschinen Import-Export' genannt). Ein weiterer Hinweis auf die Jugendfahrräder der Marke "Junior" findet sich in der Katalogreihe ''Wer liefert was?''. 1985 tauchen dort erstmals "Junior"-Fahrräder aus dem "Kombinat Fortschritt Landmaschinen, VEB Erntemaschinen Bischofswerda" auf. Für den Zeitraum 1986 bis 1990 wird dann (wie auch bei den 24"-Rädern) als Hersteller "Kombinat Fortschritt Landmaschinen, VEB Mähdrescherwerk Bischofswerda/Singwitz" genannt.  


Weitgehend unbekannt sind Informationen zu den 20"-Klapprädern, die ebenfalls beim VEB Erntemaschinen Bischofswerda entstanden. Das einzige bislang bekannt gewordene Exemplar ist identisch mit dem [[Mifa Modell 903|Mifa Modell 903]] und wurde in den 1980er Jahren produziert. Das Klapprad besitzt den für das [[Mifa Modell 904|Mifa Modell 904]] typischen [[Lenker|Hochlenker]], allerdings ohne Vorbau. Äußerlich besitzt es das "Junior"-Rahmendekor, statt dem Mifa Rahmendekor.
Weitgehend unbekannt sind Informationen zu den 20"-Klapprädern, die ebenfalls beim VEB Erntemaschinen Bischofswerda entstanden. Das einzige bislang bekannt gewordene Exemplar ist identisch mit dem [[Mifa Modell 903|Mifa Modell 903]] und wurde in den 1980er Jahren produziert. Das Klapprad besitzt den für das [[Mifa Modell 904|Mifa Modell 904]] typischen [[Lenker|Hochlenker]], allerdings ohne Vorbau. Äußerlich besitzt es das "Junior"-Rahmendekor, statt dem Mifa Rahmendekor.
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Datei:Junior1.jpeg|Nur sehr selten findet man die 26"-Jugendräder. Die Rahmen scheinen mit denen der 24"-Ausführungen weitgehend identisch zu sein.
Datei:Junior1.jpeg|Nur sehr selten findet man die 26"-Jugendräder. Die Rahmen scheinen mit denen der 24"-Ausführungen weitgehend identisch zu sein.
Datei:Junior2.jpeg|Das gezeigte Fahrrad (Modell 358) trägt die Bezeichnung ''Junior Luxus'' und verfügt über eine Dreigang-Kettenschaltung.  
Datei:Junior2.jpeg|Das gezeigte Fahrrad (Modell 358) trägt die Bezeichnung ''Junior Luxus'' und verfügt über eine Dreigang-Kettenschaltung.  
Datei:Junior3.jpeg|Der Aufkleber am Sattelrohr nennt als Hersteller den VEB Erntemaschinen Bischofswerda.
Datei:Junior3.jpeg|Der Aufkleber am Sattelrohr nennt als Hersteller den VEB Erntemaschinen Bischofswerda. Das gezeigte Jugendrad dürfte daher aus dem Jahr 1985 stammen.  
Datei:Junior4.jpeg|Markante Details der Ausstattung sind die Kettenschaltung sowie der Kettenschutz. Der Rahmen dieses Fahrrads besitzt die für die Gangschaltung sowie die hintere Felgenbremse notwendigen [[Anlötteile]].  
Datei:Junior4.jpeg|Markante Details der Ausstattung sind die Kettenschaltung sowie der Kettenschutz. Der Rahmen dieses Fahrrads besitzt die für die Gangschaltung sowie die hintere Felgenbremse notwendigen [[Anlötteile]].  
Datei:Junior5.jpeg|Ähnlich wie die 24"-Jugendräder besitzt auch dieses Fahrrad gekröpfte Kettenstreben. Auffällig ist die zusätzliche Halterung für das Speichenschloss.   
Datei:Junior5.jpeg|Ähnlich wie die 24"-Jugendräder besitzt auch dieses Fahrrad gekröpfte Kettenstreben. Auffällig ist die zusätzliche Halterung für das Speichenschloss.   

Version vom 8. September 2013, 13:05 Uhr

VEB Kombinat Fortschritt Landmaschinen

Das Kombinat Fortschritt Landmaschinen galt seit den 1960er Jahren als der größte Hersteller von Landtechnik in der DDR. Ab 1978 waren in diesem Kombinat alle Herstellungsbetriebe von Landmaschinen zusammengefasst. Einzelne Betriebe des Kombinates fertigten Fahrräder und auch Fahrrad(zubehör-)teile


Produkte


Im Zuge der Konsumgüterproduktion übernahm das Kombinat seit den 1970er Jahren die Produktion von Jugendrädern mit einer Laufradgröße von 24". Diese Fahrräder wurden bisher bei Mifa in Sangerhausen produziert. Aufgrund der vergleichsweise komplizierten Struktur des Kombinats Fortschritt Landmaschinen ist es heute nur bedingt nachvollziehbar, in welchem Betriebsteil die Fertigung der Fahrräder tatsächlich erfolgte. So wurde bis mindestens 1979/80 als Hersteller der VEB Kombinat Fortschritt Landmaschinen Neustadt genannt. In diesem Zeitraum wurden die Jugendräder offenbar noch mit einem "Mifa"-Dekor versehen. Bislang ist noch unklar, wann die Verlagerung der Produktion stattfand. 1973 wurden die Modelle 305 und 355 letztmalig im Mifa-Katalog erwähnt. Ebenfalls für das Jahr 1973 wird Mifa letzttmalig in der Katalogreihe Wer liefert was? als Hersteller von Jugendfahrrädern genannt. In einem Mifa-Prospekt aus dem Zeitraum 1979/80 tauchen die erwähnten Modelle aber noch einmal auf. Dort wird jedoch auf den eigentlichen Hersteller (Kombinat Fortschritt) hingewiesen. Als Modelle 305 L bzw. 355 L werden dort auch erstmals Ausstattungsvarianten mit dem Hochlenker des Klapprads aufgeführt. Offenbar ersetzten diese Ausführungen bald darauf die bisherigen Jugendräder, die einen Flachlenker besaßen. Für die 1980er Jahre sind weitere Aussagen über die Entwicklung der Jugendräder schwierig. Offizielle Kataloge oder Prospekte scheint es nicht gegeben zu haben, was einen genaueren Überblick über die Entwicklung erschwert. So wurden die 24"-Jugendräder offenbar unter den Markennamen Pionier und Fortschritt verkauft. Diese gab es in Mädchen- und Knabenausführung, wobei sie identisch mit den Mifa-Jugendrädern (Modell 305 bzw. Modell 355) sind.
Unklar bleibt, warum für die Jugendfahrräder zwei verschiedene Markennamen verwendet wurden. In der bereits erwähnten Katalogreihe Wer liefert was? wird für das Jahr 1985 als Herstellungsbetrieb "Kombinat Fortschritt Landmaschinen, VEB Erntemaschinen Bischofswerda" genannt. Zwischen 1986 und 1990 firmierte dieser Hersteller dann als "Kombinat Fortschritt Landmaschinen, VEB Mähdrescherwerk Bischofswerda/Singwitz". Die Broschüre "Mein Fahrrad" von Eberhard Jennrich (1989) nennt den gleichen Hersteller. Neben den beiden bekannten Ausführungen (305 L und 355 L) wird dort noch das Modell 305 S erwähnt, jedoch nur als "Rennsportausführung" beschrieben, ohne dass nähere Details genannt werden. Es ist daher fraglich, wie dieses Fahrrad ausgesehen haben soll. Auch für die anderen Modelle sind konkrete Aussagen nur bedingt möglich. So gab es die Jugendräder wahlweise mit lackierten Stahlschutzblechen oder Leichtmetallschutzblechen. Andere Ausstattungsdetails variieren, beispielsweise besitzen einige Exemplare einen verbesserten Kettenschutz. Zudem befindet sich die Dynamohalterung bei späteren Exemplaren bereits am Hinterbau statt wie bisher an der Vorderradgabel.
Die Modelle 305/3 und 355/3 werden ebenfalls in der Broschüre "Mein Fahrrad" erwähnt. Auch im "Genex"-Katalog von 1989 sind diese Ausführungen zu finden. Sie besitzen nunmehr vorn eine Felgenbremse. Der verbesserte Kettenschutz scheint zu dieser Zeit bereits serienmäßig verwendet worden zu sein. Unklar ist jedoch, ob die neue Ausführung parallel zur bisherigen angeboten wurde oder diese ersetzte. Generell sind die 24"-Jugendräder heute nur noch sehr selten zu finden.



Noch seltener sind die 26"-Jugendräder mit dem Markennamen Junior. Bislang sind nur sehr wenige Exemplare bekannt geworden, auch in den Katalogen finden sich kaum Hinweise auf diese Fahrräder. Angaben zur Ausstattung können nur auf der Basis eines Prospektblattes von 1985 gemacht werden. Die Rahmen der 26"-Ausführungen sind mit denen der 24"-Jugendräder weitgehend identisch, die Rahmenhöhe beträgt jedoch 47 cm. Die "Junior"-Fahrräder gab es in zwei verschiedenen Grundmodellen sowie jeweils für Mädchen (Modelle 358 und 359) und Jungen (Modelle 308 und 309). Grundsätzlich besaßen alle Versionen ein Keiltretlager (Thompson-Ausführung), Aluminiumfelgen für Bereifung der Größe 26" x 1 3/4", Aluminiumschutzbleche, einen Hochlenker, Kettenschutz, Seitenständer sowie vorn eine Felgenbremse. Während die Modelle 309 und 359 eine Freilaufnabe mit Rücktritt besaßen (Übersetzungsverhältnis 40:18), verfügten die Modelle 308 und 358 über eine Dreigang-Kettenschaltung (Übersetzungsverhältnis 40:20/18/16)sowie eine Felgenbremse hinten. Im entstprechenden Prospekt werden die Fahrräder auch in englischer und französischer Sprache beschrieben, sie waren also auch für den Export vorgesehen (als Exporteur wird der 'Volkseigene Außenhandelsbetrieb Transportmaschinen Import-Export' genannt). Ein weiterer Hinweis auf die Jugendfahrräder der Marke "Junior" findet sich in der Katalogreihe Wer liefert was?. 1985 tauchen dort erstmals "Junior"-Fahrräder aus dem "Kombinat Fortschritt Landmaschinen, VEB Erntemaschinen Bischofswerda" auf. Für den Zeitraum 1986 bis 1990 wird dann (wie auch bei den 24"-Rädern) als Hersteller "Kombinat Fortschritt Landmaschinen, VEB Mähdrescherwerk Bischofswerda/Singwitz" genannt.

Weitgehend unbekannt sind Informationen zu den 20"-Klapprädern, die ebenfalls beim VEB Erntemaschinen Bischofswerda entstanden. Das einzige bislang bekannt gewordene Exemplar ist identisch mit dem Mifa Modell 903 und wurde in den 1980er Jahren produziert. Das Klapprad besitzt den für das Mifa Modell 904 typischen Hochlenker, allerdings ohne Vorbau. Äußerlich besitzt es das "Junior"-Rahmendekor, statt dem Mifa Rahmendekor.


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