Naben: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 6. Januar 2019, 17:21 Uhr

Allgemeines

Bedeutenster Hersteller von Fahrradnaben war bis 1955 Fichtel und Sachs (Kürzel: FuS). Die Umbenennung des Herstellers von VEB Fahrzeugteilewerk Reichenbach Fichtel & Sachs in VEB Reichenbacher Naben- und Kupplungswerke erfolgte im Laufe des Jahre 1955, in diesem Jahr wurden Naben sowohl mit FuS und auch mit Renak gestempelt. Ab 1955 war Renak alleiniger Hersteller für alle Typen von Fahrradnaben in der DDR. Rücktrittnaben von FuS und RENAK funktionierten nach dem Walzen-Prinzip. Sie wurden auch als Torpedo-Freilaufnabe bezeichnet - dem Markennamen dieser seit 1903 ihrem Funktionsprinzip unverändert produzierten Rücktrittnabe.
Bis 1953 wurden auch Rücktrittnaben produziert, die nach dem Konus-Prinzip funktionierten. Hersteller war bis 1951 der VEB IFA Fahrradnabenwerk Dresden, danach noch bis 1953 Infesto. Deren Vorderradnaben waren mit IFA, Rücktrittnaben mit IFA Centrix, ab 1951 oder 1952 nur noch mit IFA geprägt. Ab den späten 1980ern wurden von Renak Rücktrittnaben gebaut, die ebenfalls nach dem Centrix-Prinzip funktionierten.
Bis Anfang der 1950er Jahre existierten zudem zahlreiche, kleine Hersteller von Fahrradnaben, die vor allem im thüringischen Zella-Mehlis angesiedelt waren. Sie produzierten hauptsächlich Vorderradnaben, vereinzelt aber auch Freilaufnaben bzw. deren Einzelteile.

Die meisten Fahrradnaben bestanden aus verchromtem Stahl (IFA Centrix-Naben waren teilweise auch vernickelt), Rennradnaben in der Regel aus blankem Aluminium. Es gab auch Rennrad- und Saalsportnaben, deren Flansche aus Aluminium, das Mittelstück dagegen aus verchromtem Stahl bestand. Hochflanschnaben, ebenfalls mit Aluminiumflanschen und dem Mittelstück aus Stahl, wurden für Bahn- und Saalsport-Räder verwendet. Sofern im DDR-FahrradWiki in den Beschreibungen der Modellübersichten der einzelnen Fahrradhersteller nichts anderes erwähnt wird, besaßen die Fahrräder Vorderrad- und Hinterradnaben aus Stahl.

In den 1980er Jahren bediente sich die DDR-Fahrradindustrie auch chinesischer Fahrradrücktrittnaben, die baugleich mit Renak-Rücktrittnaben waren. Gestempelt waren diese Importnaben mit "Gold Deer", was auf das Reh im Renak-Logo anspielte. Qualitativ waren diese Naben eher minderwertig. Teilweise wurden auch Rücktrittnaben des Herstellers Favorit aus der ČSSR importiert. Für die Rennsport- und Rennräder von Diamant sowie für einige Sporträder von Mifa wurden in den späten 1980er Jahren gelegentlich auch Vorder- und Hinterradnaben des französischen Herstellers Maillard verwendet, sowie auch solche des italienischen Herstellers Gipiemme.

Starre Hinterradnaben waren mit Freilaufritzeln ausgestattet, Bahn- und Saalsporträder dagegen mit starren Ritzeln, mit denen auch rückwärts gefahren werden konnte. Rücktrittnaben hatten stets einen Öler zur regelmäßigen Versorgung des Bremsmantels mit Öl; bei starren Naben und Vorderradnaben wurden Öler nur bis 1956 verwendet.

Wesentliche sichtbare Teile von (Rücktritt-)Naben sind Nabenhülse, Bremsanker und Ritzel.

Hersteller

Hersteller Naben-Produktion von... bis... Produzierte Naben-Typen
Fichtel und Sachs belegt für 1945 bis 1955 Freilaufnaben Marke Torpedo, Vorderradnaben, Sportradnaben, Rennnaben, Bahnradnaben, Einzelteile für alle Naben
Renak belegt für 1955 bis 1990 Freilaufnaben, Vorderradnaben, Sportradnaben, Rennnaben, Bahnradnaben, Hochflanschnaben für Radballfahrräder, Einzelteile für alle Naben
R. Gottschalk & Co., Dresden belegt für 1945 bis 1947 Freilaufnaben Marke Centrix und Rigo
IFA Fahrradnabenwerk Dresden belegt für 1947 bis 1951 Freilaufnaben Marke Centrix, Vorderradnaben
Infesto belegt für 1952, 1953 Freilaufnaben (Centrix-Prinzip), Vorderradnaben
VEB Kabelwerk Oberspree, Berlin-Oberschöneweide belegt für 1954 Vorderradnaben
Gustav Albrecht, Zella-Mehlis belegt für 1945 Vorderradnaben
Edmund Hemming, Benshausen belegt für 1945 Vorderradnaben
Karl Reich, Zella-Mehlis belegt für 1946 vrmtl. Vorderradnaben
Walter Bader, Zella-Mehlis belegt für 1946, 1948 vrmtl. Vorderradnaben
Metallwarenfabrik Wissner, Zella-Mehlis belegt für 1945 Vorderradnaben
Thüringer Fahrzeugteile- und Metallwaren-Fabrik Karl Büchel, Zella-Mehlis belegt für 1945 bis 1948 Vorderradnaben
Thüringer Kugellagerfabrik der Staatlichen Aktiengesellschaft „Awtowelo“ vorm. Karl Reich, Zella-Mehlis belegt für 1948, 1949, 1951 Vorderradnaben
Carl Walter, Zella-Mehlis belegt für 1945 vrmtl. Ersatzteile für Freilaufnaben
Franz Bader belegt für 1945, 1946, 1948 bis 1951 Freilaufnaben Marke Badenia (bis 1950), Ersatzteile für alle Freilaufnaben-Modelle (bis 1951)
Karl L. Schlütter belegt für 1947 Vorderradnaben, Ersatzteile für Torpedo-Freilaufnaben
Gustav Hubing, Zella-Mehlis belegt für 1948 Vorderradnaben, Ersatzteile für Torpedo-Freilaufnaben
Medizinische Geräte-Fabrik, Berlin belegt für 1956 Vorderrad-Trommelbremsnaben (Nabe von Renak zugeliefert)

Vorderradnaben

Fahrrad-Vorderradnaben

Rennrad-Vorderradnaben

Starre Hinterradnaben

Fahrrad-Hinterradnaben (starr)

Rennrad-Hinterradnaben

Freilaufnaben mit Rücktritt

Fahrradnaben und ihre Prägungen

In der Regel wurden die Naben der großen Hersteller Fichtel und Sachs, RENAK, IFA Fahrradnabenwerk Dresden und Infesto mit spezifischen Prägungen versehen. Vor allem die Freilaufnaben von Fichtel und Sachs und RENAK wiesen im Laufe der Jahre zahlreiche verschiedene Prägungen auf.

1944 war die Nabenproduktion von Fichtel&Sachs aus Schweinfurt nach Reichenbach im Vogtland ausgelagert worden. Es kann davon ausgegangen werden, dass folglich sämtliche Freilauf- und wohl auch Vorderradnaben aus Reichenbach kamen. Bereits seit spätestens 1942 wurden Freilaufnaben mit dem Zusatz K2 geprägt; vermutlich bezog sich dieses Kürzel auf eine "Kriegs-Ausführung" der Nabe. Die Prägung ist noch bis 1945 belegt und entfiel ab spätestens 1946. Noch 1949 wurden allerdings in einem Prospekt von "Fichtel&Sachs Reichenbach (Vogtl)" die "Fahrrad-Torpedo-Nabe K2" ebenso die Vorderradnaben K 100 und K 342 aufgeführt. Konstruktive Unterschiede dieser Naben mit "K"-Bezeichnung zu herkömmlichen Torpedo-Naben sind nicht bekannt. Statt Messing-Bremsmänteln wurden jedoch ausnahmlos solche aus Stahl verbaut (Einsparung von Buntmetall). Weitere Unterschiede bestanden offenbar nur in der Oberflächenbehandlung/Finish - schlechterer oder kein Verschliff der gedrehten Nabenhülsen, ausschließlich schwarze Lackierung oder Phosphatierung der Hülsen zur Einsparung von Chrom, Phosphatierung der übrigen Teile *), möglichweweise auch in der Güte des verwendeten Materials.

Ab spätestens 1947 begann in Schweinfurt wieder die Produktion von Torpedo-Freilaufnaben. Dort prägte man, zur Abgrenzung von Naben aus Reichenbacher Fertigung, ab 1947 oberhalb des Adlers den Zusatz F.&S. Schweinfurt. Ab 1950 wurden auch Reichenbacher Freilaufnaben mit Herstellerkürzel und Ortsangabe (FuS Reichenbach) oberhalb des Adlers geprägt. Seit spätestens 1948 wurden Freilaufnaben aus dem Reichenbacher Werk mit einer (zweistelligen) Prägung des Produktionsjahres mittig unter dem Adler versehen; im Gegensatz dazu besaßen Naben aus Schweinfurt wie bisher diese Prägung links unterhalb des Adlers. Nabeneinzelteile wie Konen etc. wurden in Reichenbach ab 1947 mit FuS geprägt, Ritzel bereits ab 1946. Vorderradnaben prägte man in Reichenbach ebenfalls ab Mitte/Ende der 1940er Jahre zunächst nur mit FuS, ab spätestens 1949 zusätzlich auch mit dem Produktionsjahr (ebenfalls zweitstellig).

*)Es sind allerdings auch verchromte Naben von 1943 mit "K2"-Stempelung nachgewiesen. (Vrmtl. für den Export produziert.)

Bei Freilaufnaben mit Walzen-Prinzip

Zeitraum Prägung Öler Bemerkungen
spätestens 1948 bis 1949
Adler im Kreis
Jahr
Torpedo
System Sachs
<D.R.P.>
Helmöler Ohne Hersteller und Ortsangabe; verchromt oder schwarz lackiert.
1950 bis 1952
FuS
Reichenbach
Adler im Kreis
Jahr
Torpedo
System Sachs
<D.R.P.>
Helmöler Bis 1950 mitunter noch schwarz lackiert. Teilweise auch mit Prägung F.u.S. (Punkte! - Belegt für 1952).
1953
FuS
Reichenbach
Adler im Kreis
Jahr
Torpedo
System Sachs
Helmöler
1954 bis 1955
FuS
Reichenbach
Adler im Kreis
Jahr
Torpedo
Helmöler Diese Prägung ist auch noch bei Freilaufnaben der Produktionsjahre 1957 und 1961 nachgewiesen.
Prägung bei Export-Naben mit 40 Speichenlöchern pro Flansch (belegt für 1955):
FuS
Reichenbach
Adler im Kreis
Jahr Speichenlochzahl
Torpedo
1955 bis 1961
Reh mit RENAK-Schriftzug
Jahr
Bis etwa 1956 Helmöler, danach Klappöler. Prägung bei Naben für Kinderräder:
Reh mit RENAK-Schriftzug
Jahr Speichenlochzahl
1962 bis 1967
Reh mit RENAK-Schriftzug
Klappöler
1968 bis 1969
Reh mit RENAK-Schriftzug
__
Klappöler Langer Strich unter RENAK-Logo.
Anfang/Mitte 1970er Jahre
Reh mit RENAK-Schriftzug
A
Klappöler
Um 1977
Reh mit RENAK-Schriftzug
IFA
Klappöler Prägung bei Naben für Kinder- und Klappräder:
Reh mit RENAK-Schriftzug
Lochdurchmesser IFA Speichenlochzahl
1981 bis 1990
Reh mit RENAK-Schriftzug
IFA
Jahr
Klappöler In den 1980er Jahren wurden die Naben zudem mit langen Strichen unterhalb des Jahres-Prägung geprägt. Bekannt sind beispielsweise: 1983 rechts unten; 1984 mittig unten sowie links, mittig und rechts unten; 1986 mittig und rechts unten; 1987 links unten; 1989 mittig und links unten; 1990 links und mittig unten. Systematik und Bedeutung der Strich-Anordung sind bislang unbekannt.

Prägung bei Naben für Kinder- und Klappräder:
Reh mit RENAK-Schriftzug
Lochdurchmesser IFA Speichenlochzahl
Jahr
ggf. Strich-Prägung(en) unterhalb der Jahres-Prägung

Bei starren Hinterradnaben

Bei Vorderradnaben

Technischer Aufbau von Fahrradnaben (Explosionszeichnungen)