Diamant Modell 106: Unterschied zwischen den Versionen
Jeeves (Diskussion | Beiträge) K (Textersetzung - „Rahmenhöhe“ durch „Rahmenhöhe“) |
|||
(3 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 5: | Zeile 5: | ||
===Einordnung in die Modellpalette=== | ===Einordnung in die Modellpalette=== | ||
Nach dem Krieg waren "Einheitsräder" der Typen [[Diamant Modell ED|ED]] (Damenausführung) und [[Diamant Modell EH|EH]] (Herrenausführung) zunächst die einzigen von [[Diamant]] produzierten Fahrräder. Ein Katalog des Jahres 1950 zeigt dann bereits eine größere Vielfalt, als Damen-Variante mit "Schwanenhals"-Rahmenform gab es nun zusätzlich das '''Modell 106'''. Als [[Diamant Modell 105|Modell 105]] gab es | Nach dem Krieg waren "Einheitsräder" der Typen [[Diamant Modell ED|ED]] (Damenausführung) und [[Diamant Modell EH|EH]] (Herrenausführung) zunächst die einzigen von [[Diamant]] produzierten Fahrräder. Ein Katalog des Jahres 1950 zeigt dann bereits eine größere Vielfalt, als Damen-Variante mit "Schwanenhals"-Rahmenform gab es nun zusätzlich das '''Modell 106'''. Als [[Diamant Modell 105|Modell 105]] gab es zunächst auch eine Ausführung mit Keiltretlager, die jedoch bald wieder aus dem Sortiment verschwand. Das Modell ED hingegen wurde nach 1953 wahrscheinlich nur noch zu Exportzwecken produziert. Somit nahm Modell 106 fortan die Rolle des Standard-Damentourenrads von Diamant in der DDR ein. | ||
Anders als das Herrentourenrad EH wurde Modell 106 ab 1959 wahrscheinlich nicht mehr produziert, es entfiel wie geplant im Zuge der [[Sortimentsbereinigung]]. In den Katalogen ab 1959 taucht es dementsprechend nicht mehr auf. Zeitgleich endete auch die Produktion des vergleichbaren [[Möve Modell 15]]. 28"-Damen-Tourenräder mit Schwanenhals gab es jedoch weiterhin, weil [[Mifa]] zu dieser Zeit mit [[Mifa Modell 152|Modell 152]] ein solches Fahrrad neu in das Sortiment aufgenommen hatte. Bei Diamant hingegen bildeten den Schwerpunkt des Produktionsprogramms nun die 26"-Tourensport- und 28"-Sporträder. | |||
===Rahmen und Ausstattung=== | ===Rahmen und Ausstattung=== | ||
Dieses klassische 28"-Tourenrad besaß einen [[Fahrradrahmen|Rahmen]] mit gekröpftem Hinterbau und [[Gabelenden]] nach hinten (Kettenspanner). Wie bei einem Tourenrad der damaligen Zeit üblich verfügte der Rahmen über keine zusätzlichen [[Anlötteile]]. Das ''Modell 106'' war mit einem [[Tretlager|Glockentretlager]], einem [[Lenker|Tourenlenker]], [[Felgen|Stahlfelgen]], einer [[Bremsen|Stempelbremse]] mit Gestänge sowie mit einem [[Kleidernetze|Kleidernetz]] ausgestattet. Felgen und [[Schutzbleche]] waren in Rahmenfarbe lackiert und passend zur Farbe des Strahlenkopfes liniert. Laut [[DHZ-Katalog]] von 1956 kostete das Fahrrad 217,50 DM.<br>Bis zum Baujahr 1951 sind Exemplare bekannt, die zwischen den Kettenstreben statt des Stegrohrs ein einfaches Plättchen eingelötet bekamen. Danach wurde nur noch die hochwertigere Verbindung eingesetzt. Ab 1954 besaßen die Räder ein neues [[Kettenblätter|Kettenblatt]], das fortan in dieser Form bei allen DDR-Fahrrädern mit Glockentretlagern verwendet wurde. Bis dahin besaß das ''Modell 106'' ein Kettenblatt mit sechs großen Löchern. Während der Produktionszeit änderten sich vor allem das Rahmendekor und Details der Ausstattung. | Dieses klassische 28"-Tourenrad besaß einen [[Fahrradrahmen|Rahmen]] mit gekröpftem Hinterbau und [[Gabelenden]] nach hinten (Kettenspanner). Wie bei einem Tourenrad der damaligen Zeit üblich verfügte der Rahmen über keine zusätzlichen [[Anlötteile]]. Das ''Modell 106'' war mit einem [[Tretlager|Glockentretlager]], einem [[Lenker|Tourenlenker]], [[Felgen|Stahlfelgen]], einer [[Bremsen|Stempelbremse]] mit Gestänge sowie mit einem [[Kleidernetze|Kleidernetz]] ausgestattet. Felgen und [[Schutzbleche]] waren in Rahmenfarbe lackiert und passend zur Farbe des Strahlenkopfes liniert. Laut [[DHZ-Katalog]] von 1956 kostete das Fahrrad 217,50 DM.<br>Bis zum Baujahr 1951 sind Exemplare bekannt, die zwischen den Kettenstreben statt des Stegrohrs ein einfaches Plättchen eingelötet bekamen. Danach wurde nur noch die hochwertigere Verbindung eingesetzt. Ab 1954 besaßen die Räder ein neues [[Kettenblätter|Kettenblatt]], das fortan in dieser Form bei allen DDR-Fahrrädern mit Glockentretlagern verwendet wurde. Bis dahin besaß das ''Modell 106'' ein Kettenblatt mit sechs großen Löchern. Während der Produktionszeit änderten sich vor allem das Rahmendekor und Details der Ausstattung. Die in den letzten Monaten produzierten Fahrräder sind an einem vorn verlängerten Vorderradschutzblech zu erkennen. | ||
===Lackierung und Rahmendekor=== | ===Lackierung und Rahmendekor=== | ||
Insbesondere das [[Datierung Diamant Fahrräder#Datierung mit Hilfe des Steuerkopfschildes|Steuerkopfschild]] wechselte mehrfach. Größtenteils besaßen die Rahmen eine [[Lackierung#Uni-Lack ("Emaillierung")|Uni-Lackierung]] mit [[Strahlenkopf]]dekor. Bei Fahrrädern des Baujahres 1952 ist auch ein einfacheres Spritzdekor zu finden. Das Aussehen des Strahlenkopfes wurde während der Produktionszeit geringfügig vereinfacht (1955). 1956 veränderte man das Dekor am Sattelrohr, das nun von den markanten "Weltmeisterringen" eingefasst war. Weitere Informationen über die Rahmendekore und Strahlenkopflackierungen sind [[Datierung Diamant Fahrräder#Datierung mit Hilfe des Rahmendekors|hier]] zu finden. | Insbesondere das [[Datierung Diamant Fahrräder#Datierung mit Hilfe des Steuerkopfschildes|Steuerkopfschild]] wechselte mehrfach. Größtenteils besaßen die Rahmen eine [[Lackierung#Uni-Lack ("Emaillierung")|Uni-Lackierung]] mit [[Strahlenkopf]]dekor. Bei Fahrrädern des Baujahres 1952 ist auch ein einfacheres Spritzdekor zu finden. Das Aussehen des Strahlenkopfes wurde während der Produktionszeit geringfügig vereinfacht (1955). 1956 veränderte man das Dekor am Sattelrohr, das nun von den markanten "Weltmeisterringen" eingefasst war, etwa zeitgleich entfiel das Diamant-Emblem auf dem hinteren Schutzblech. Weitere Informationen über die Rahmendekore und Strahlenkopflackierungen sind [[Datierung Diamant Fahrräder#Datierung mit Hilfe des Rahmendekors|hier]] zu finden. | ||
===Galerie=== | ===Galerie=== | ||
Zeile 32: | Zeile 34: | ||
Diamant Modell 106 von 1955 Bild2.JPG|Dynamo und Scheinwerfer von [[BALACO]]. Das Rücklicht ist nicht mehr original, es handelt sich um ein [[AUFA Rücklichter|AUFA]]-Rücklicht von 1958. | Diamant Modell 106 von 1955 Bild2.JPG|Dynamo und Scheinwerfer von [[BALACO]]. Das Rücklicht ist nicht mehr original, es handelt sich um ein [[AUFA Rücklichter|AUFA]]-Rücklicht von 1958. | ||
Datei:Diamant106.jpg|Diamant Modell 106 (Baujahr 1956) | Datei:Diamant106.jpg|Diamant Modell 106 (Baujahr 1956) | ||
Datei:Diamant Modell 106 von 1957.JPG|Diamant Modell 106 (Baujahr 1957). [[Fahrradgriffe|Lenkergriffe]] nicht original. | Datei:Diamant Modell 106 von 1957.JPG|Diamant Modell 106 (Baujahr 1957). [[Fahrradgriffe|Lenkergriffe]] vermutlich nicht original. | ||
Datei:Diamant Modell 106 1957.jpg|Modell 106, Katalogabbildung von 1957. | Datei:Diamant Modell 106 1957.jpg|Modell 106, Katalogabbildung von 1957. | ||
Diamant Modell 106 von 1958 Bild1.JPG|Ein spätes Modell 106 von 1958 mit langem Vorderradschutzblech, Kunstledersattel und Kunstleder-Werkteugtasche. Originalzustand, Luftpumpe fehlt. | |||
Diamant Modell 106 von 1958 Bild2.JPG|Beleuchtungskomponenten von [[FEK]], zum Fundzustand wurde lediglich das Rücklicht ergänzt. | |||
Diamant Modell 106 von 1958 Bild3.JPG|Nach Aussage der Vorbesitzerin wurde das Fahrrad wenig genutzt, da es zu groß sei. Tatsächlich ist Modell 106 mit 56 cm hohem Rahmen und hoch bauendem Sattel für Personen unter 1,65 m eher nicht geeignet. | |||
Diamant Modell 106 von 1958 Bild4.JPG|Während die vernickelten 1,8 mm-[[Speichen]] bereits stark verwittert und die Schutzbleche erheblich verrostet sind, haben Chrom und Lackierung des Rahmens die Zeit wenig beeinträchtigt überdauern können. | |||
</gallery> | </gallery> | ||
Aktuelle Version vom 8. April 2024, 00:54 Uhr
Diese Seite ist Teil der
in der Unterkategorie |
Einordnung in die Modellpalette
Nach dem Krieg waren "Einheitsräder" der Typen ED (Damenausführung) und EH (Herrenausführung) zunächst die einzigen von Diamant produzierten Fahrräder. Ein Katalog des Jahres 1950 zeigt dann bereits eine größere Vielfalt, als Damen-Variante mit "Schwanenhals"-Rahmenform gab es nun zusätzlich das Modell 106. Als Modell 105 gab es zunächst auch eine Ausführung mit Keiltretlager, die jedoch bald wieder aus dem Sortiment verschwand. Das Modell ED hingegen wurde nach 1953 wahrscheinlich nur noch zu Exportzwecken produziert. Somit nahm Modell 106 fortan die Rolle des Standard-Damentourenrads von Diamant in der DDR ein.
Anders als das Herrentourenrad EH wurde Modell 106 ab 1959 wahrscheinlich nicht mehr produziert, es entfiel wie geplant im Zuge der Sortimentsbereinigung. In den Katalogen ab 1959 taucht es dementsprechend nicht mehr auf. Zeitgleich endete auch die Produktion des vergleichbaren Möve Modell 15. 28"-Damen-Tourenräder mit Schwanenhals gab es jedoch weiterhin, weil Mifa zu dieser Zeit mit Modell 152 ein solches Fahrrad neu in das Sortiment aufgenommen hatte. Bei Diamant hingegen bildeten den Schwerpunkt des Produktionsprogramms nun die 26"-Tourensport- und 28"-Sporträder.
Rahmen und Ausstattung
Dieses klassische 28"-Tourenrad besaß einen Rahmen mit gekröpftem Hinterbau und Gabelenden nach hinten (Kettenspanner). Wie bei einem Tourenrad der damaligen Zeit üblich verfügte der Rahmen über keine zusätzlichen Anlötteile. Das Modell 106 war mit einem Glockentretlager, einem Tourenlenker, Stahlfelgen, einer Stempelbremse mit Gestänge sowie mit einem Kleidernetz ausgestattet. Felgen und Schutzbleche waren in Rahmenfarbe lackiert und passend zur Farbe des Strahlenkopfes liniert. Laut DHZ-Katalog von 1956 kostete das Fahrrad 217,50 DM.
Bis zum Baujahr 1951 sind Exemplare bekannt, die zwischen den Kettenstreben statt des Stegrohrs ein einfaches Plättchen eingelötet bekamen. Danach wurde nur noch die hochwertigere Verbindung eingesetzt. Ab 1954 besaßen die Räder ein neues Kettenblatt, das fortan in dieser Form bei allen DDR-Fahrrädern mit Glockentretlagern verwendet wurde. Bis dahin besaß das Modell 106 ein Kettenblatt mit sechs großen Löchern. Während der Produktionszeit änderten sich vor allem das Rahmendekor und Details der Ausstattung. Die in den letzten Monaten produzierten Fahrräder sind an einem vorn verlängerten Vorderradschutzblech zu erkennen.
Lackierung und Rahmendekor
Insbesondere das Steuerkopfschild wechselte mehrfach. Größtenteils besaßen die Rahmen eine Uni-Lackierung mit Strahlenkopfdekor. Bei Fahrrädern des Baujahres 1952 ist auch ein einfacheres Spritzdekor zu finden. Das Aussehen des Strahlenkopfes wurde während der Produktionszeit geringfügig vereinfacht (1955). 1956 veränderte man das Dekor am Sattelrohr, das nun von den markanten "Weltmeisterringen" eingefasst war, etwa zeitgleich entfiel das Diamant-Emblem auf dem hinteren Schutzblech. Weitere Informationen über die Rahmendekore und Strahlenkopflackierungen sind hier zu finden.
Galerie
Prospektabbildung von 1950. Ohne Beleuchtung, im Fließtext wird jedoch eine serienmäßige elektrische Beleuchtung erwähnt. Gepäckträger waren zu dieser Zeit "auf Wunsch" erhältlich. Hinteres Schutzblech hier noch mit der doppelten Löcherzahl für entsprechende Kleidernetze.
Ein Modell 106 aus dem ersten Produktionsjahr 1950. Einige Zubehörteile nicht original, mit Kindersitz. Noch mit den Schutzblechen in erster Ausführung.
Lichtanlage (2,1 Watt) von IKA;
Sattel und Werkzeugtasche von Burgsattel; Tempo-LenkergriffePedale von WEB (ohne Reflektoren); Kleidernetz von Fritz Schneider
Diamant Modell 106 (Baujahr 1957). Lenkergriffe vermutlich nicht original.
Beleuchtungskomponenten von FEK, zum Fundzustand wurde lediglich das Rücklicht ergänzt.
Während die vernickelten 1,8 mm-Speichen bereits stark verwittert und die Schutzbleche erheblich verrostet sind, haben Chrom und Lackierung des Rahmens die Zeit wenig beeinträchtigt überdauern können.
Technische Merkmale
|