Mifa Modell 154: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 30. März 2018, 15:47 Uhr

 Diese Seite ist Teil der Modellübersicht des VEB Mifa-Werk Sangerhausen
 in der Unterkategorie Mifa Tourensporträder

Einordnung in die Modellpalette

Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre wurde die Modellpalette bei Mifa neu ausgerichtet, was zwar keine gänzlich neuen Fahrradtypen zur Folge hatte (abgesehen vom 1967 vorgestellten Klapprad), aber eine Verlagerung der Produktion einzelner Grundmodelle mit sich brachte. Ende der 1960er Jahre gab es Bestrebungen, Mifa als alleinigen Fahrradhersteller in der DDR zu etablieren, um bei Diamant größere Kapazitäten zur Herstellung von Strickmaschinen bereitzustellen. Vor diesem Hintergrund wurde die Produktion von Sporträdern im April 1969 von Diamant zu Mifa verlagert. Eine Mifa-Betriebschronik berichtete, dass außerdem im Dezember 1969 der Anlauf der Nullserienfertigung von Tourensporträdern mit einer Laufradgröße von 26" geplant war, um "die Übernahme der in 'Elite Diamant' einzustellenden Fahrradproduktion" zu gewährleisten. Die Produktion der sportlichen Tourenräder Modell 102 und Modell 154 wurde laut Mifa-Betriebszeitung Ausgabe März/April 1971 zum 1. Januar 1971 von Diamant übernommen. Generell hatte Mifa um 1970 jedoch Schwierigkeiten, die gemäß Planvorgaben geforderten Stückzahlen zu realisieren. Eine vollständige Verlagerung der Produktion der Tourensport-Modelle erfolgte daher nicht, stattdessen wurden sie nun sowohl weiterhin in Karl-Marx-Stadt als auch in Sangerhausen gefertigt.
Zunächst wurden die neuen Tourensporträder, die die bisher bei Mifa produzierten 28"-Tourenräder nach und nach ersetzten, in zwei Varianten geliefert: Unter der Typenbezeichnung Modell 154 führte Mifa die Damenausführung, das entsprechende Herrenfahrrad trug die Modellnummer 102. In einem Prospekt des Jahres 1970 wird die hier beschriebene Ausführung erstmals erwähnt, später kamen noch weitere 26"-Tourensporträder hinzu. Einem Produktionsplan von ca. 1975 zufolge waren von Modell 154 deutlich weniger Stück (11 170) vorgesehen als von Modell 159 (24 100). Insgesamt wurden erheblich mehr Damen- als Herrentourenräder hergestellt.

Rahmen und Ausstattung

Das Modell 154 besaß einen für Tourensporträder typischen Rahmen mit schrägen Ausfallenden sowie einen offenen Hinterbau. Die Sitz- und die Kettenstreben waren gerade ausgeführt. Der Rahmen besaß zusätzliche Anlötteile für den Kettenschutz, für den Dynamo und für die Luftpumpe. Insgesamt glich der Rahmen weitgehend dem der Tourensporträder von Diamant, jedoch war die Dynamohalterung an der Vorderradgabel angebracht. Ferner war auch die Verbindung zwischen den Kettenstreben mit einer Platte anstelle eines Stegrohrs anders gelöst worden. Die Rahmenhöhe betrug 56 cm.
Auch die Ausstattung orientierte sich an jener der Tourensport-Modelle von Diamant: Leichtmetallfelgen (gemäß Katalogangaben von 1970 und 1971 jedoch auch mit Stahlfelgen erhältlich), Flachlenker, Stempelbremse mit Bowdenzug sowie ein Kleidernetz waren charakteristisch für diesen Fahrradtyp. Die Stahlschutzbleche wurden in Rahmenfarbe lackiert und weiß liniert. In geringem Umfang gab es auch Tourensporträder, die mit grauen Stahlschutzblechen (abhängig von der Rahmenfarbe liniert) versehen waren. Von den Tourenrädern wurden die Blockpedale und der Tourensattel übernommen. 1975 kostete dieser Fahrradtyp 253,- M.
Widersprüchlich sind die Angaben der Prospekte von 1970 und 1971: Entsprechend den Abbildungen befindet sich die Dynamohalterung am Hinterbau, was aber im Gegensatz zur technischen Beschreibung steht. Zudem werden die Fahrräder dort mit Abziehbildern am Steuerkopf gezeigt. Hingegen verfügen die ältesten bislang bekannten Belegexemplare von 1971 über ein Steuerkopfschild aus Aluminium sowie eine vorn angebrachte Dynamohalterung. Vermutlich handelt es sich bei den Fahrrädern in den Prospekten von 1970/71 um Diamant-Fahrräder, die mit Mifa-Dekoren versehen wurden, zumal trotz der eingangs erwähnten Nullserienproduktion, die ab Dezember 1969 geplant war, bislang erst Fahrräder ab Baujahr 1971 belegt sind. Eindeutige Aussagen zur frühen Ausführung des Modells 102 (1970/71) sind jedoch nicht möglich.

Änderungen während der Produktionszeit

Vermutlich bis 1972, maximal jedoch bis 1973 besaßen die Rahmen angenietete Steuerkopfschilder aus Aluminium, die dann durch Abziehbilder ersetzt wurden. 1972 wurden die geschraubten Lagerschalen des Tretlagers durch gesteckte Lagerschalen ersetzt, also ein Übergang vom BSA- zum Thompson-Keiltretlager vollzogen. Dies geschah vermutlich im Zusammenhang mit der Einführung der Tourensporträder 107 und 159, die sich vor allem durch das Glockentretlager unterschieden. 1976 fand der Wechsel zum Nachfolgemodell 157 statt, welches sich lediglich durch die geänderte Rahmenform unterschied.

Lackierung und Rahmendekor

Die Lackierung der Rahmen efolgte zweifarbig (im Bereich des Steuerkopfes weiß, der übrige Rahmen farbig). Das Rahmendekor hatte bis 1971 einen schwarzen Schrifthintergrund, anschließend einen roten Schriftzug auf weißem Hintergrund. Ab 1975 fanden wenig haltbare Chromfolienaufkleber mit Mifa-Schriftzügen und bunten Streifen bzw. später mit bunten Sternen Verwendung. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind hier zu finden.

Galerie

Anlötteile am Rahmen

Verwendungszweck Bemerkungen
Halterung für Luftpumpe am Sattelrohr
Halterung für Dynamo an der Vorderradgabel
Halterung für Kettenschutz an Sitz- und Unterrohr

Technische Merkmale