Bremsen: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 19. Mai 2015, 19:42 Uhr

Mit Ausnahme der Bahn-Rennräder sowie der Saalsporträder waren alle in der DDR handelsüblichen Fahrradmodelle mit zwei voneinander unabhängig wirkenden Bremsen ausgestattet, die auf das Vorderrad und das Hinterrad wirken. Das Hinterrad wurde bei den meisten Fahrrädern mit Hilfe einer Rücktrittbremse verzögert. Daneben war die Verwendung von Felgenbremsen oder Stempelbremsen in verschiedenen Ausführungen üblich.


Hersteller

Unter anderem:


Stempelbremsen

Stempelbremsen mit Gestänge

Bei dieser sehr einfachen Bremse wird mit Hilfe eines Hebels und einer Bremsstange der Bremsschuh von oben auf das Vorderrad gedrückt. Diese Konstruktion führt jedoch zu einem hohen Reifenverschleiß. Zudem ist ihr Wirkungsgrad nur gering. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass sich die Bremshebel nur bedingt mit verschiedenen Lenkerformen kombinieren lassen. Wurden anfangs noch zahlreiche Tourenräder, Tourensporträder sowie Kinder- und Jugendräder mit einer solchen Bremse über dem Vorderrad ausgerüstet, so ging deren Verbreitung seit Anfang der 1960er Jahre zurück. Noch bis etwa 1974 wurden die 28"-Tourenräder von Mifa damit ausgestattet.




Stempelbremsen mit Seilzug

Seilzugstempelbremsen werden durch Bowdenzüge betätigt. Auch hier wird ein Bremsschuh von oben auf das Vorderrad gedrückt. Gegenüber der Betätigung mittels Gestänge ergibt sich so der Vorteil, unterschiedliche Lenkerformen verwenden zu können. Der Hauptnachteil besteht auch hier in der geringen Bremswirkung und dem hohen Reifenverschleiß. Zudem sind Stempelbremsen mit Bowdenzugbetätigung alles andere als wartungsfreundlich. Trotzdem wurden noch bis 1990 zahlreiche Tourensport- und Klappräder mit dieser Vorderradbremse ausgerüstet.




Felgenbremsen und Zubehör

Bei einer Felgenbremse werden die Bremsschuhe seitlich gegen die Felge gedrückt. Dies erfordert ein Felgenprofil mit geraden Seitenflächen. Felgenbremsen werden stets mit Bowdenzügen bedient. Sie können sowohl als Vorderrad- als auch als Hinterradbremse eingesetzt werden und der Wirkungsgrad von Felgenbremsen ist deutlich größer als bei Stempelbremsen.

Bremshebel für Fahrräder mit Felgenbremsen

Die ersten Bremshebel für die Sporträder aus DDR-Produktion orientierten sich technisch stark an den Bremsgriffen der Rennräder, waren ebenfalls aus Aluminiumblech gefertigt und wurden auch mit Schellen (22mm) am Lenker befestigt. Ab 1958 wurden dann Bremshebel von MILA verwendet, die sich an den ebenfalls von MILA produzierten Armaturen für Motorräder orientierten und in der Fertigung deutlich einfacher waren. Sie bestehen jeweils aus nur zwei Aluminiumgussteilen, die über einen Bolzen verbunden sind.
Diese Bremshebel wurden dann ohne große technische Änderungen bis zum Ende der DDR produziert und an den Fahrradmodellen mit Felgenbremsen verbaut.




Bremsgriffe für Rennräder



Felgenbremsen

Felgenbremsen fanden in den 50er Jahren zunächst nur am Diamant-Rennrad Modell 167 und den Sportradvarianten Verwendung. Die ersten Bremsen produzierte das Erfurter Optima-Werk, wobei sie wie auch die Bremshebel zunächst noch ohne Prägung ausgeliefert wurden. Erst ab 1955 fand sich dann der charakteristische Optima-Schriftzug auf den Bremsschenkeln. Ab diesem Jahr wurde auch eine verstärkte Ausführung mit breiteren Bremsschenkeln (vor allem im mittleren Teil) hergestellt, die vermutlich den größeren Belastungen am Vorderrad standhalten sollte. Aufgrund der leichten Austauschbarkeit ist hier keine endgültige Aussage möglich, doch zeichnet sich folgendes Muster ab:
Bei den Sportradmodellen mit zwei Felgenbremsen sowie dem Modell 167 findet sich vorn die Bremse mit verstärkten Bremsschenkeln und hinten eine in schlanker Ausführung. Bei den Sportradmodellen, die eine Rücktrittnabe besitzen, wurde vorn offenbar die schlankere Ausführung eingesetzt, weil die Rücktrittbremse als Hauptbremse angesehen wurde.

Ab etwa 1957 übernahm Alda die Produktion der Bremsen und obiges Schema wurde offenbar übernommen, denn auch von Alda existieren Bremsen und schlanker und verstärkter Ausführung. Von 1958 an wurden am Rennrad Bremsen verbaut, die den Sportradbremsen weitgehend glichen, aber die mit Bügelöffnern für einen einfacheren Radwechsel ausgerüstet waren.
Parallel dazu entwickelte man Felgenbremsen mit verlängerten Bremsschenkeln, die an den Sport- bzw. Tourensporträdern mit 26"x1,75"-Bereifung zum Einsatz kamen.
Um die Bremsleistung der Rennräder weiter zu verbessern, produzierte Alda Anfang der 60er Jahre Mittelzugbremsen, bei denen jeder Bremsschenkel einen eigenen Drehpunkt besitzt, wodurch sich bessere Hebelverhältnisse erzielen lassen. Allerdings erfordern diese Bremsen neben gesonderten Gegenhaltern an Steuersatz und Sattelklemmbolzen auch spezielle Bremsgriffe.
Mit diesen Modellen war die Entwicklung praktisch abgeschlossen. Ab Anfang der 60er Jahre verwendete Alda für seine Erzeugnisse aus dem Fahrradsektor den Markennamen Rasant und übergab die gesamte Produktionspalette etwa 1964 an die Otto Schmidt KG. Dieser Betrieb führte die Produktion danach technisch weitgehend unverändert bis zum Ende der DDR unter gleichem Namen weiter. Eine nennenswerte Neuentwicklung war nur noch die in kleiner Stückzahl hergestellte, verbesserte Rennradbremse (TYPE 700), die die Campagnolo Record Bremse zitierte, aber auf die größeren Abstände der Diamant-Rennrahmen zugeschnitten war.




Felgenbremsen mit Gestänge

Eine Sonderstellung im DDR-Fahrradbau nahmen die in den 1950er Jahren produzierten Tourenräder in sogenannter "englischer Ausführung" ein. Sie besaßen unter anderem Felgenbremsen mit Gestängebetätigung. Bei den entsprechenden Modellen von Diamant wurde bis Mitte 1957 die Gestängeumlenkung in Nähe der Steuerkopfmuffe mit einer Schelle befestigt, danach in eine angelötete Hülse geschraubt. Noch bis 1961 wurden derartige Bremsen bei den letzten Exporträdern von Möve verwendet.




Bremsgummis und Bremsschuhe

Für Stempel- und Felgenbremsen dienen Gummiklötze als Bremsbeläge. Beläge für Stempelbremsen wurden quasi unverändert seit den 40er Jahren bis 1990 hergestellt. In den 50er Jahren gab es unterschiedlich große Varianten, etwa für Stempelbremsen an Mifa-Sporträdern, die für einen etwas kleineren Bremsklötze ausgelegt war. Bremsbeläge für Felgenbremsen wurden seit der Einführung der Diamant-Sporträder im Jahr 1954 nahezu unverändert bis 1990 produziert. Für die Rennradbremsen (Rasant TYPE 200 und 700) entwickelte man Ende der 80er Jahre neue Bremsbeläge mit Führungsblechen und erstmals geschlitzten Bremsgummis, die eine bessere Bremsleistung z.B. bei Nässe ermöglichen sollten.
Bremsbeläge für Exporträder in englischer Ausführung (mit Gestänge-Felgenbremsen) hatten wiederum eigene Maße und Aussehen.