Mifa Modell 101

Aus DDR-FahrradWiki
Version vom 18. Januar 2023, 19:32 Uhr von Jeeves (Diskussion | Beiträge) (→‎Galerie)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Diese Seite ist Teil der 
Übersichtsartikel


Infolge der Sortimentsbereinigung wurden bei Mifa zwischen 1959 und 1961 keine Tourenräder in Herrenausführung gefertigt. Nach dem Produktionsende im VEB Möve-Werk Mühlhausen wurde 1961 bei Mifa das Modell 101 ins Sortiment genommen. Die entsprechenden 28"-Damenausführungen trugen die Modellnummern 152 und 153. Dies waren die letzten "klassischen" Tourenräder, die die Fahrradindustrie der DDR herstellte. Sie wurden noch bis 1979 produziert, seit Anfang der 1970er Jahre jedoch nur noch in vergleichsweise geringer Stückzahl.

Modellspezifische Merkmale

Gegenüber allen bisherigen Tourenrädern besaß das Modell 101 bereits Anlötteile zur Befestigung der Luftpumpe am Sattelrohr, für den Dynamo und den Kettenschutz folgten diese spätestens 1962. Die übrige Ausstattung entsprach dem Standard der bisherigen Tourenräder. Ein Kuriosum stellen jene Tourenräder dar, die zwar mit "Möve"-Schriftzügen und "Möve"-Steuerkopfschildern ausgestattet sind, gleichzeitig aber Mifa-spezifische Lackierungen und Dekore haben (Zeitraum vrmtl. 1961–1963). In der Tat handelt es sich um Erzeugnisse von Mifa, erkennbar vor allem an den zusätzlichen Anlötteilen, welche das bis 1961 bei Möve produzierte Tourenrad Typ 35 101 nicht besaß. Auch anhand der Rahmennummern können sie gut als Erzeugnisse des VEB Mifa-Werk Sangerhausen identifiziert werden. Eine denkbare Erklärung für diese "Zwitter" ist, dass die Fahrräder mit verbliebenen Restbeständen des Dekors vom VEB Möve-Werk versehen wurden, nachdem die Sparte "Fahrradfertigung" in Mühlhausen 1961 aufgelöst und an Mifa übertragen wurde.

Für den Zeitraum bis 1964 sind Uni-Lackierungen sowie (eher selten) Hammerschlag-Lackierungen bekannt. In der Regel besaßen die Fahrräder einen Strahlenkopf, zumindest bis 1960 ist jedoch auch die einfachere Ringverzierung belegt. Ab 1964 wurden die Fahrräder dann zweifarbig lackiert (im Bereich des Steuerkopfes weiß, der übrige Rahmen farbig). Bekannt sind bislang die Farbvarianten grün, blau, schwarz, rot. Im Laufe der 1970er Jahre wurden auch teilweise die seinerzeit üblichen Farben verwendet, etwa um 1974 olivgrün oder in den späten 1970ern saftgrün. Die Mehrzahl dieser späten Exemplare wurde jedoch schwarz lackiert. Die Schutzbleche, der Gepäckträger und die Felgen wurden in der Regel in Rahmenfarbe lackiert, vor allem aus den 1970er Jahren sind jedoch auch Exemplare bekannt, bei denen diese Teile teilweise oder auch einheitlich grau lackiert sind.

Das Rahmendekor wurde der Zeit entsprechend überarbeitet. Einige Fahrräder des Baujahres 1964 besitzen am Unterrohr ein seltenes Dekor mit "Olympia"-Ringen. In den Jahren 1966 und 1971 wurden die Dekore wiederum verändert. Vermutlich zeitgleich mit den Tourensporträdern ersetzte Mifa 1972 oder 1973 bei den Tourenrädern das Steuerkopfschild durch ein einfacheres Schiebebild. Ab 1975 zierten einfache Chromfolienaufkleber den Rahmen. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind hier zu finden.

Änderungen während der Produktionszeit

Das Modell 101 wurde schrittweise überarbeitet, größtenteils parallel zum entsprechenden Damen-Tourenrad (Modell 152):

  • ab spätestens 1962: Anlötteil zur Befestigung des Dynamos an der Vorderradgabel
  • ab spätestens 1963: Ausstattung um Kettenschutz (mit entsprechenden Gewindebuchsen zur Befestigung an Unter- und Sitzrohr) ergänzt
  • spätestens 1964: Form der Luftpumpenhalterung verändert (Haltespitzen bisher mit flacher, danach mit runder Form)
  • 1973/74: Angleichung an andere Fahrradtypen von Mifa durch Überarbeitung der Verbindung zwischen den Kettenstreben (statt u-förmigem Profil nunmehr Platte analog den Tourensport- und Klapprädern)

Schon während der ersten Hälfte der 1960er Jahre wurden teilweise auch graue Stahlfelgen verwendet, für den Zeitraum ab der zweiten Hälfte der 1960er Jahre sind zudem Fahrräder bekannt, die darüber hinaus auch über graue Stahlschutzbleche (passend zur Rahmenfarbe rot, blau oder grün liniert) verfügen. Die grauen Schutzbleche scheint es aber immer nur in Kombination mit den grauen Felgen gegeben zu haben. Kettenschutz und Gepäckträger waren bis Anfang/Mitte der 1970er Jahre fast ausschließlich in Rahmenfarbe lackiert. Der Tourenlenker mit Bremsgestänge wurde ca. 1971 durch einen etwas flacheren Lenker mit Seilzugbremse ersetzt, möglicherweise wurde die alte Ausführung jedoch noch einige Jahre parallel verwendet.

Bei den Fahrrädern ab Mitte der 1970er Jahre zeigen sich auch Ausstattungsunterschiede hinsichtlich des Gepäckträgers, der Schutzbleche und teilweise der Felgen. Hier wurde zuweilen auf neutrale (z.B. Aluminiumschutzbleche) anstelle in Rahmenfarbe oder grau lackierter Anbauteile zurückgegriffen:

  • Tourengepäckträger grau oder silbern; Schwedengepäckträger silbern; z. T. Sportgepäckträger verchromt; nur 1979 verchromter Schwedengepäckträger mit neuer Form
  • Stahlschutzbleche grau ohne Linierung; Aluminiumschutzbleche
  • Stahlfelgen grau ohne Linierung; Aluminiumfelgen

Schwarz lackierte Tourenräder besaßen scheinbar bis zum Ende der Produktion auch immer schwarze Schutzbleche und Felgen (hier wiederum mit weißer Linierung). Fahrräder ab dem Baujahr 1978 wurden mit dem neuentwickelten und von den Mifa-Tourensporträdern bekannten Lenker ausgestattet. Kurz vor der endgültigen Einstellung der Produktion 1979 wurde noch der neue, filigrane Gepäckträger angebaut. Dessen Halterungen unterschieden sich jedoch deutlich vom herkömmlichen Modell, um eine Befestigung an diesem klassischen Tourenrahmen zu ermöglichen.

Galerie

Technische Merkmale

Modell 101
Rahmen: Stahlrohrrahmen mit Außenmuffen, Hinterbau offen,
Ketten- und Sitzstreben gekröpft
Rahmenform: Diamant-Form
Rahmenhöhe: 560 mm
Steuerrohrlänge: 130 mm
Befestigungspunkte für Kettenschutz: An Sitz- und Unterrohr (spät. ab 1963)
Anlötteil für Dynamo: An der Vorderradgabel (spät. ab 1962)
Haltespitzen für
Luftpumpe:
Am Sitzrohr
Tretlager: Glockentretlager TL-10
Übersetzungs-
verhältnis:
46:20
Vorderradnabe: Dreiteilige Vorderradnabe (Stahl)
Hinterradnabe: Rücktrittnabe
Bremsen: Vorn Stempelbremse mit Gestänge, hinten Rücktritt
(ab ca. 1971: vorn Stempelbremse mit Bowdenzug)
Lenker: Tourenlenker (NSU-Form) ohne Vorbau
(nach 1971 auch Flachlenker bzw. Tourensport-Lenker)
Sattel: Tourensattel mit Kunstlederdecke (Möve Nr. 400 F)
Tourensattel mit Lederdecke (Möve Nr. 400 VL)
Tourensattel mit Gummidecke (Möve P 400)
Felgen: Stahlfelgen, lackiert
Bereifung: Drahtreifen 28" × 1 3/4” (47-622)
Schutzbleche: Stahlschutzbleche, lackiert und liniert
Zubehör: Luftpumpe, Werkzeugtasche, Gepäckträger, Kettenschutz
Preis: 205,- M bis 211,- M (1972)