Mifa Modell 101: Unterschied zwischen den Versionen

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===Einordnung in die Modellpalette===
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Infolge der [[Sortimentsbereinigung]] wurden bei [[Mifa]] zwischen 1959 und 1961 keine Tourenräder in Herrenausführung gefertigt. Nach dem Produktionsende im VEB [[Möve]]-Werk Mühlhausen wurde 1961 bei Mifa das '''Modell 101''' ins Sortiment genommen. Die entsprechenden 28"-Damenausführungen trugen die Modellnummern [[Mifa Modell 152|152]] und [[Mifa Modell 153|153]]. Dies waren die letzten "klassischen" Tourenräder, die die Fahrradindustrie der DDR herstellte. Sie wurden noch bis 1979 produziert, seit Anfang der 1970er Jahre jedoch nur noch in vergleichsweise geringer Stückzahl.


Infolge der [[Sortimentsbereinigung]] wurden bei [[Mifa]] zwischen 1959 und 1961 keine Tourenräder in Herrenausführung gefertigt. Nach dem Produktionsende beim VEB [[Möve]]-Werk Mühlhausen wurde bei Mifa das '''Modell 101''' ins Sortiment genommen. Die entsprechenden 28"-Damenausführungen trugen die Modellnummern [[Mifa Modell 152|152]] und [[Mifa Modell 153|153]]. Dies waren die letzten "klassischen" Tourenräder, die die Fahrradindustrie der DDR herstellte. Sie wurden noch bis 1979 hergestellt, seit Anfang der 1970er Jahre jedoch nur noch in vergleichsweise geringer Stückzahl. Zweck der beibehaltenen Produktion war offensichtlich das Ausfüllen der damals bestehenden Angebotslücke für 28"-Touren(-sport)räder.
===Modellspezifische Merkmale===


===Rahmen und Ausstattung===
Gegenüber allen bisherigen Tourenrädern besaß das Modell 101 bereits Anlötteile zur Befestigung der [[Luftpumpen|Luftpumpe]] am Sattelrohr, für den [[Dynamos|Dynamo]] und den [[Kettenschützer|Kettenschutz]] folgten diese spätestens 1962. Die übrige Ausstattung entsprach dem Standard der bisherigen Tourenräder. Ein Kuriosum stellen jene Tourenräder dar, die zwar mit "Möve"-Schriftzügen und "Möve"-Steuerkopfschildern ausgestattet sind, gleichzeitig aber Mifa-spezifische Lackierungen und Dekore haben (Zeitraum vrmtl. 1961–1963). In der Tat handelt es sich um Erzeugnisse von [[Mifa]], erkennbar vor allem an den zusätzlichen Anlötteilen, welche das bis 1961 bei Möve produzierte Tourenrad Typ [[Möve Modell 35 101|35 101]] nicht besaß. Auch anhand der Rahmennummern können sie gut als Erzeugnisse des VEB Mifa-Werk Sangerhausen identifiziert werden. Eine denkbare Erklärung für diese "Zwitter" ist, dass die Fahrräder mit verbliebenen Restbeständen des Dekors vom VEB Möve-Werk versehen wurden, nachdem die Sparte "Fahrradfertigung" in Mühlhausen 1961 aufgelöst und an Mifa übertragen wurde.


Das Modell 101 besaß einen klassischen Tourenrahmen mit gekröpftem Hinterbau (offen ausgeführt) sowie einfachen [[Gabelenden]]. Ähnlich wie die genannten Damenausführungen wurde auch dieser Fahrradtyp mit zusätzlichen [[Anlötteile|Anlötteilen]] zur Befestigung der [[Luftpumpe]], des [[Dynamos]] und später auch des [[Kettenschutz|Kettenschutzes]] versehen. Die Halterung für den Dynamo befand sich an der Vorderradgabel, die Luftpumpenhalterung am Sattelrohr. Die Rahmenhöhe betrug 56 cm.<br>Neben einem [[Tretlager|Glockentretlager]] gehörten [[Felgen|Stahlfelgen]] und [[Schutzbleche|Stahlschutzbleche]] zur Ausstattung. Felgen und Schutzbleche waren in Rahmenfarbe lackiert und weiß bzw. passend zur Farbe der Einfassungslinie des Strahlenkopfes liniert. [[Lenker|Tourenlenker]], [[Bremsen|Stempelbremse]] mit Gestänge sowie ein [[Sattel|Tourensattel]] waren weitere Erkennungsmerkmale. 1972 kostete das Tourenrad 205 bis 211,- M.  
Für den Zeitraum bis 1964 sind [[Lackierung#Uni-Lack ("Emaillierung")|Uni-Lackierungen]] sowie (eher selten) [[Lackierung#Metallic-Lack ("Fischsilber-Lack"))|Hammerschlag-Lackierungen]] bekannt. In der Regel besaßen die Fahrräder einen [[Strahlenkopf]], zumindest bis 1960 ist jedoch auch die einfachere Ringverzierung belegt. Ab 1964 wurden die Fahrräder dann zweifarbig lackiert (im Bereich des Steuerkopfes weiß, der übrige Rahmen farbig). Bekannt sind bislang die Farbvarianten grün, blau, schwarz, rot. Im Laufe der 1970er Jahre wurden auch teilweise die seinerzeit üblichen Farben verwendet, etwa um 1974 olivgrün oder in den späten 1970ern saftgrün. Die Mehrzahl dieser späten Exemplare wurde jedoch schwarz lackiert. Die Schutzbleche, der Gepäckträger und die Felgen wurden in der Regel in Rahmenfarbe lackiert, vor allem aus den 1970er Jahren sind jedoch auch Exemplare bekannt, bei denen diese Teile teilweise oder auch einheitlich grau lackiert sind.  
 
Das Rahmendekor wurde der Zeit entsprechend überarbeitet. Einige Fahrräder des Baujahres 1964 besitzen am Unterrohr ein seltenes Dekor mit "Olympia"-Ringen. In den Jahren 1966 und 1971 wurden die Dekore wiederum verändert. Vermutlich zeitgleich mit den Tourensporträdern ersetzte Mifa 1972 oder 1973 bei den Tourenrädern das [[Datierung Mifa Fahrräder#Datierung mit Hilfe des Steuerkopfschildes|Steuerkopfschild]] durch ein einfacheres Schiebebild. Ab 1975 zierten einfache Chromfolienaufkleber den Rahmen. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind [[Datierung Mifa Fahrräder#Datierung mit Hilfe des Rahmendekors|hier]] zu finden.


===Änderungen während der Produktionszeit===
===Änderungen während der Produktionszeit===


Spätestens seit 1964 verfügte auch das Herrenmodell serienmäßig über einen Kettenschutz, was bis dahin noch nicht der Fall war. Ebenfalls spätestens 1964 wurde die Form der Luftpumpenhalterung verändert: Zunächst waren die Haltespitzen flach ausgeführt, wechselten dann aber zu einer runden Form. Schon während der ersten Hälfte der 1960er Jahre wurden teilweise auch graue Stahlfelgen verwendet, für den Zeitraum ab der zweiten Hälfte der 1960er Jahre sind zudem Fahrräder bekannt, die darüber hinaus auch über graue Stahlschutzbleche (passend zur Rahmenfarbe rot, blau oder grün liniert) verfügen. Die grauen Schutzbleche scheint es aber immer nur in Kombination mit den grauen Felgen gegeben zu haben. Späte Exemplare des Modells 101 aus der Zeit nach 1970 besaßen dann bereits eine Stempelbremse mit Bowdenzug. Vermutlich zeitgleich mit den Tourensporträdern ersetzte Mifa 1972 oder 1973 bei den Tourenrädern das [[Datierung Mifa Fahrräder#Datierung mit Hilfe des Steuerkopfschildes|Steuerkopfschild]] durch ein einfacheres Schiebebild. Eine Angleichung an andere Fahrradtypen von Mifa stellte die im Zeitraum 1973/74 vollzogene Überarbeitung der Verbindung zwischen den Kettenstreben dar: Statt des bisherigen u-förmigen Profils wurde nun eine Platte eingesetzt, die bereits bei den Tourensport- und Klapprädern Verwendung fand. Bei den Fahrrädern ab Mitte der 1970er Jahre zeigen sich auch Ausstattungsunterschiede hinsichtlich des Gepäckträgers, der Schutzbleche und teilweise auch der Felgen: Hier wurde zuweilen auf neutrale (z.B. Aluminiumschutzbleche) anstelle in Rahmenfarbe oder grau lackierter Anbauteile zurückgegriffen. Fahrräder ab dem Baujahr 1978 wurden mit dem neuentwickelten und von den Mifa-Tourensporträdern bekannten Lenker ausgestattet. Kurz vor der endgültigen Einstellung der Produktion 1979 wurde noch der neue, filigrane Gepäckträger angebaut. Dessen Halterungen unterschieden sich jedoch deutlich vom herkömmlichen Modell, um eine Befestigung an diesem klassischen Tourenrahmen zu ermöglichen. 
Das Modell 101 wurde schrittweise überarbeitet, größtenteils parallel zum entsprechenden Damen-Tourenrad (Modell 152):
 
* ab spätestens 1962: Anlötteil zur Befestigung des [[Dynamos]] an der Vorderradgabel
 
* ab spätestens 1963: Ausstattung um [[Kettenschützer|Kettenschutz]] (mit entsprechenden Gewindebuchsen zur Befestigung an Unter- und Sitzrohr) ergänzt
 
* spätestens 1964: Form der Luftpumpenhalterung verändert (Haltespitzen bisher mit flacher, danach mit runder Form)


===Lackierung und Rahmendekor===
* 1973/74: Angleichung an andere Fahrradtypen von Mifa durch Überarbeitung der Verbindung zwischen den Kettenstreben (statt u-förmigem Profil nunmehr Platte analog den Tourensport- und Klapprädern)


Für den Zeitraum bis 1964 sind [[Lackierung#Uni-Lack ("Emaillierung")|Uni-Lackierungen]] sowie (sehr selten) [[Lackierung#Metallic-Lack ("Fischsilber-Lack"))|Hammerschlag-Lackierungen]] bekannt (jeweils mit [[Strahlenkopf]]). Ab 1964 wurden die Fahrräder dann zweifarbig lackiert (im Bereich des Steuerkopfes weiß, der übrige Rahmen farbig). Bekannt sind bislang die Farbvarianten grün, blau, schwarz, rot. Im Laufe der 1970er Jahre wurden auch teilweise die seinerzeit üblichen Farben verwendet, etwa um 1974 olivgrün oder in den späten 1970ern saftgrün. Die Mehrzahl dieser späten Exemplare wurde jedoch schwarz lackiert. Die Schutzbleche, der Gepäckträger und die Felgen wurden in der Regel in Rahmenfarbe lackiert, vor allem aus den 1970er Jahren sind jedoch auch Exemplare bekannt, bei denen diese Teile teilweise oder auch einheitlich grau lackiert sind.  
Schon während der ersten Hälfte der 1960er Jahre wurden teilweise auch graue Stahlfelgen verwendet, für den Zeitraum ab der zweiten Hälfte der 1960er Jahre sind zudem Fahrräder bekannt, die darüber hinaus auch über graue Stahlschutzbleche (passend zur Rahmenfarbe rot, blau oder grün liniert) verfügen. Die grauen Schutzbleche scheint es aber immer nur in Kombination mit den grauen Felgen gegeben zu haben. Kettenschutz und Gepäckträger waren bis Anfang/Mitte der 1970er Jahre fast ausschließlich in Rahmenfarbe lackiert. Der Tourenlenker mit Bremsgestänge wurde ca. 1971 durch einen etwas flacheren Lenker mit Seilzugbremse ersetzt, möglicherweise wurde die alte Ausführung jedoch noch einige Jahre parallel verwendet.


Das Rahmendekor wurde der Zeit entsprechend überarbeitet. Einige Fahrräder des Baujahres 1964 besitzen am Unterrohr ein seltenes Dekor mit "Olympia"-Ringen. Ob es sich dabei um ein reguläres Dekor oder um Sonderausführungen handelt, ist unklar. In den Jahren 1966 und 1971 wurde es wiederum verändert. Ab 1975 zierten einfache Chromfolienaufkleber den Rahmen. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind [[Datierung Mifa Fahrräder#Datierung mit Hilfe des Rahmendekors|hier]] zu finden.
Bei den Fahrrädern ab Mitte der 1970er Jahre zeigen sich auch Ausstattungsunterschiede hinsichtlich des Gepäckträgers, der Schutzbleche und teilweise der Felgen. Hier wurde zuweilen auf neutrale (z.B. Aluminiumschutzbleche) anstelle in Rahmenfarbe oder grau lackierter Anbauteile zurückgegriffen:


Ein Kuriosum stellen jene Tourenräder dar, die zwar mit "Möve"-Schriftzügen und "Möve"-Steuerkopfschildern ausgestattet sind, gleichzeitig aber Mifa-spezifische Lackierungen und Dekore haben (Zeitraum vrmtl. 1961/62). In der Tat handelt es sich um Erzeugnisse von [[Mifa]], erkennbar vor allem an den zusätzlichen Anlötteilen, welche das bis 1961 bei Möve produzierte Tourenrad Typ [[Möve Modell 35 101|35 101]] nicht besaß. Auch anhand der Rahmennummern können sie gut als Erzeugnisse des VEB Mifa-Werk Sangerhausen identifiziert werden. Eine denkbare Erklärung für diese "Zwitter" ist, dass die Fahrräder mit verbliebenen Restbeständen des Dekors vom VEB Möve-Werk versehen wurden, nachdem die Sparte "Fahrradfertigung" in Mühlhausen 1961 aufgelöst und an Mifa übertragen wurde.
* Tourengepäckträger grau oder silbern; Schwedengepäckträger silbern; z. T. Sportgepäckträger verchromt; nur 1979 verchromter Schwedengepäckträger mit neuer Form


===Hintergrundwissen zur Produktionseinstellung===
* Stahlschutzbleche grau ohne Linierung; Aluminiumschutzbleche


1971 reduzierte Mifa die Zahl der produzierten 28"-Tourenräder gegenüber dem Vorjahr deutlich (1970: 70.340 Stück, 1971: 29.900 Stück). Für 1972 sah der Plan nur noch 3.240 28"-Tourenräder vor, für 1973 dann deren vollständige Produktionseinstellung. Offenbar wollte der VEB Mifa durch den Wegfall der im Verkauf preiswerten 28"-Tourenräder und die erhöhte Produktion von besser ausgestatteten und damit teureren 26"-Tourensporträder die vorgeschriebenen Planauflagen (Wert der Warenproduktion und Gewinn) erfüllen. Damit verstieß man jedoch gegen die politischen Beschlüsse zur Preisstabilität, die auch die Bereitstellung von Produkten der unteren Preisgruppen (hier in Form der einfachen 28"-Tourenräder) vorsah. Die "Arbeiter- und Bauerninspektion" (eine Kontrollinstitution, die dem Zentralkomitee der SED und dem Ministerrat der DDR unterstellt war und die Erfüllung der Partei- und Regierungsbeschlüsse sichern sollte) untersuchte den Fall. Durch den Generaldirektor der VVB Automobilbau, Winfried Sonntag, wurde schließlich entschieden, dass ab Mai 1972 an Stelle der 28"-Tourenräder 26"-Tourenräder produziert werden sollten. Die 26"-Räder sollten die gleichen [[Produktionszahlen und Preise|Preise]] wie die 28"-Räder und die gleichen, z.T. auch besseren "Gebrauchswerteigenschaften" aufweisen. Für 1972 war nur noch die Produktion von 2.240 Stück 28"-Tourenrädern und bereits von 17.000 Stück 26"-Tourenrädern vorgesehen.
* Stahlfelgen grau ohne Linierung; Aluminiumfelgen


In diesem Zusammenhang wurden die 28"-Tourenräder durch die 26"-Typen [[Mifa Modell 107|107]] und [[Mifa Modell 159|159]] ersetzt. In einem Mifa-Katalog des Jahres 1971 tauchten die 28"-Tourenräder letztmalig auf. Auch in internen Produktionsunterlagen von ca. 1975 findet sich kein Hinweis auf die Produktion des Modells 152 oder 101, sie werden im Produktionsplan nicht erwähnt. Tatsächlich muss die Fertigung jedoch fortgesetzt worden sein. Belegexemplare der Modelle 101 und 152 sind bis zum Jahr 1979 hin bekannt. Sie sind jedoch erheblich seltener als damalige 26"-Tourensporträder, was auf eher geringe Stückzahlen schließen lässt. Offensichtlich war man intern bemüht, eine bestehende Angebotslücke zu füllen, da zu dieser Zeit keine 28"-Touren(-sport)räder erhältlich waren. Sehr ungewöhnlich ist jedoch, dass diese langjährige Fortsetzung der Produktion inoffiziell erfolgte. Über die Gründe ist nichts bekannt. Die Angebotslücke wurde schließlich 1979/80 durch Einführung der 28"-Tourensportradmodelle [[Mifa Modell 104|104]] und [[Mifa Modell 162|162]] geschlossen, was den Belegexemplaren nach die endgültige Einstellung der Produktion der "klassischen" 28"-Tourenräder zufolge hatte. Das derzeit jüngste bekannt gewordene Exemplar hat die Rahmennummer 4 240 969 und besitzt bereits das überarbeitete Chromfolien-Dekor mit schwarzer Schrift.
Schwarz lackierte Tourenräder besaßen scheinbar bis zum Ende der Produktion auch immer schwarze Schutzbleche und Felgen (hier wiederum mit weißer Linierung). Fahrräder ab dem Baujahr 1978 wurden mit dem neuentwickelten und von den Mifa-Tourensporträdern bekannten Lenker ausgestattet. Kurz vor der endgültigen Einstellung der Produktion 1979 wurde noch der neue, filigrane Gepäckträger angebaut. Dessen Halterungen unterschieden sich jedoch deutlich vom herkömmlichen Modell, um eine Befestigung an diesem klassischen Tourenrahmen zu ermöglichen.


===Galerie===
===Galerie===
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Datei:Möve Modell 35 101 überdruckt MIFA um 1961.jpg|Produktblatt für das Modell 35 101 - das Möve-Logo wurde hier überdruckt mit dem Hinweis auf Mifa als neuen Hersteller ("Jetzt: MIFA"). Druckgenehmigungs-Code von 1959, jedoch aufgrund der Hersteller-Korrektur ungefähr ins Jahr 1961 einzuordnen.
Datei:Möve Modell 35 101 überdruckt MIFA um 1961.jpg|'''Prospektabbildung Mifa Modell 101 (vrmtl. 1961)'''<br>Produktblatt für das Modell 101 - das Möve-Logo wurde hier überdruckt mit dem Hinweis auf Mifa als neuen Hersteller ("Jetzt: MIFA"). Druckgenehmigungs-Code von 1959, jedoch aufgrund der Hersteller-Korrektur ungefähr ins Jahr 1961 einzuordnen.
Datei:Mifa60erNeu1.jpg|<span style="color:green">'''Referenz-Fahrrad ''' [[Referenz-Fahrrad|(?)]]<br> [==============================</span><br>Dieses Modell 101 stammt aus der Zeit um 1962 und befindet sich in vollständig originaler Erhaltung.  
 
Datei:Mifa60erNeu2.jpg|<br><span style="color:green">==============================</span><br>Mit diesem Lackierungsschema wurden die Toureneräder noch bis 1964 ausgeliefert, danach entfiel das aufwendige Strahlendekor zugunsten eines einfacheren Spritzdekors.  
Datei:Mifa60erNeu1.jpg|'''Mifa Modell 101 (um 1962)'''<br>Dieses Modell 101 befindet sich in vollständig originaler Erhaltung.  
Datei:Mifa60erNeu3.jpg|<br><span style="color:green">==============================</span><br>Nur selten blieben die Anbauteile wie Lenker oder Tretkurbeln so gut erhalten wie bei diesem Fahrrad. Speziell die [[Fahrradgriffe|Lenkergriffe]] aus Duroplast waren sehr bruchanfällig.
 
Datei:Mifa60erNeu4.jpg|<br><span style="color:green">==============================</span><br>Das Strahlendekor am Steuerkopf dieses Fahrrades wird von einer orangefarbenen Linie eingefasst...
Datei:Mifa60erNeu2.jpg|Mit diesem Lackierungsschema wurden die Toureneräder noch bis 1964 ausgeliefert, danach entfiel das aufwendige Strahlendekor zugunsten eines einfacheren Spritzdekors.  
Datei:Mifa60erNeu5.jpg|<br><span style="color:green">==============================]</span><br>...die sich auch auf den Felgen und den Schutzblechen wiederfindet. Auch bei den anderen Lackierungsvarianten erfolgte dies in Abhängigkeit von der Farbe der Einfassungslinie des Strahlendekors. Gut zu erkennen ist auch das Mifa-Emblem auf dem hinteren Schutzblech.
 
Datei:Mifa 101 1965.jpg|Modell 101 von 1965/66 mit vereinfachtem Lackierungsschema und neuem Rahmendekor.
Datei:Mifa60erNeu4.jpg|Das Strahlendekor am Steuerkopf dieses Fahrrades wird von einer orangefarbenen Linie eingefasst...
Datei:Mifa Modell 101 um 1965 schwarz Bild1.jpg|Auch dieses Exemplar stammt aus dem Zeitraum 1965/66. Ausgestattet mit einem [[Sättel|Ledersattel]], der am Modell 101 teilweise serienmäßig verwendet wurde, sonst jedoch eher als Zubehörteil bekannt ist.  
 
Datei:Mifa60erNeu5.jpg|...die sich auch auf den Felgen und den Schutzblechen wiederfindet. Auch bei den anderen Lackierungsvarianten erfolgte dies in Abhängigkeit von der Farbe der Einfassungslinie des Strahlendekors. Gut zu erkennen ist auch das Mifa-Emblem auf dem hinteren Schutzblech.
 
Datei:Mifa 101 1965.jpg|'''Mifa Modell 101 (1965/66)'''<br>1964 wurden Lackierungsschema und Rahmendekor vereinfacht.  
 
Datei:Mifa Modell 101 um 1965 schwarz Bild1.jpg|'''Mifa Modell 101 (1965/66)'''<br>Dieses Herren-Tourenrad ist mit einem [[Sättel|Ledersattel]] ausgestattet, der am Modell 101 teilweise serienmäßig verwendet wurde, sonst jedoch eher als Zubehörteil bekannt ist.  
 
Datei:Mifa Modell 101 um 1965 schwarz Bild2.jpg|Optisch hat es anders als üblich keinen Farbverlauf, sondern nur einen weiß abgesetzten Steuerkopf. Die Linierung der Schutzleche ist breiter als sonst.  
Datei:Mifa Modell 101 um 1965 schwarz Bild2.jpg|Optisch hat es anders als üblich keinen Farbverlauf, sondern nur einen weiß abgesetzten Steuerkopf. Die Linierung der Schutzleche ist breiter als sonst.  
Datei:Mifa-101_1966a.JPG|1966 wurde wiederum ein geändertes Rahmendekor eingeführt, wie dieses Fahrrad zeigt.
 
Datei:Mifa-101_1966a.JPG|'''Mifa Modell 101 (1966)'''<br>Schon bald darauf wurde wiederum ein geändertes Rahmendekor eingeführt, wie dieses Fahrrad zeigt.
 
Datei:Mifa-101_1966b.JPG|Auffällig sind die grau lackierten Schutzbleche und Felgen: Diese Ausstattungskombination ist für viele Mifa-Fahrräder bis weit in die 1970er Jahre hinein belegt.  
Datei:Mifa-101_1966b.JPG|Auffällig sind die grau lackierten Schutzbleche und Felgen: Diese Ausstattungskombination ist für viele Mifa-Fahrräder bis weit in die 1970er Jahre hinein belegt.  
Datei:Mifa-101_1966c.JPG|Abgesehen von der Luftpumpe befindet sich das gezeigte Fahrrad im Originalzustand.  
Datei:Mifa-101_1966c.JPG|Abgesehen von der Luftpumpe befindet sich das gezeigte Fahrrad im Originalzustand.  
Datei:Mifa Modell 101.jpg|Auch diese Katalogabbildung von 1967 zeigt das Modell 101 mit einem Steuerkopfbereich ohne Farbverlauf und mit Ledersattel.  
 
Datei:Mifa Modell 101 1969 00.JPG|<span style="color:green">'''Referenz-Fahrrad ''' [[Referenz-Fahrrad|(?)]]<br> [==============================</span><br>Noch Ende der 1960er Jahre gab es bei Mifa solche klassischen Tourenräder. Dieses Modell 101 von 1969 befindet sich im Originalzustand.
Datei:Mifa Modell 101.jpg|'''Mifa Modell 101 (1967)'''<br>Auch diese Katalogabbildung zeigt das Modell 101 mit einem Steuerkopfbereich ohne Farbverlauf und mit Ledersattel.  
Datei:Mifa Modell 101 1969 01.JPG|<br><span style="color:green">==============================</span><br>Wenngleich die Luftpumpe und die Werkzeugtasche fehlen, so ist der Gesamtzustand des Fahrrades als sehr gut zu bezeichnen.  
 
Datei:Mifa Modell 101 1969 02.JPG|<br><span style="color:green">==============================</span><br>Einige Ausstattungsdetails wie etwa der [[Gepäckträger|Tourengepäckträger]], die [[Bremsen|Stempelbremse]] oder die [[Fahrradgriffe|Griffe aus Duroplast]] stammten noch aus den frühen 1950er Jahren.  
Datei:Mifa Modell 101 1969 00.JPG|'''Mifa Modell 101 (1969)'''<br>Noch Ende der 1960er Jahre gab es bei Mifa solche klassischen Tourenräder. Dieses befindet sich im Originalzustand (fehlend: Luftpumpe, Werkzeugtasche).  
Datei:Mifa Modell 101 1969 03.JPG|<br><span style="color:green">==============================</span><br>Bei diesem Fahrrad ist die Hammerschlaglackierung am Steuerkopf markant. Bei den anderen Fahrrädern aus dieser Zeit war dieser Bereich fast immer weiß lackiert.
 
Datei:Mifa Modell 101 1969 04.JPG|<br><span style="color:green">==============================]</span><br>Diese Abbildung zeigt noch einmal das Rahmendekor, das in dieser Form von 1966 bis 1971 verwendet wurde.  
Datei:Mifa Modell 101 1969 02.JPG|Einige Ausstattungsdetails wie etwa der [[Gepäckträger|Tourengepäckträger]], die [[Bremsen|Stempelbremse]] oder die [[Fahrradgriffe|Griffe aus Duroplast]] stammten noch aus den frühen 1950er Jahren.  
Datei:Mifa Prospekt 1971 Modell 101.jpg|Prospektabbildung von 1971, zu erkennen ist die Bowdenzug-Stempelbremse.
 
Datei:Mifa 101 Baujahr 1974.jpg|Modell 101 von 1974 im damals typischen Farbton olivgrün, Lenker und Schutzbleche vrmtl. nicht original.
Datei:Mifa Modell 101 1969 03.JPG|Bei diesem Fahrrad ist die Hammerschlaglackierung am Steuerkopf markant. Bei den anderen Fahrrädern aus dieser Zeit war dieser Bereich fast immer weiß lackiert.
Datei:Mifa 101 1975 a.jpg|Modell 101 von 1975. Zu dieser Zeit wurden die Tourenräder in Katalogen oder Prospekten schon nicht mehr erwähnt.  
 
Datei:Mifa Modell 101 1969 04.JPG|Diese Abbildung zeigt noch einmal das Rahmendekor, das in dieser Form von 1966 bis 1971 verwendet wurde.  
 
Datei:Mifa Prospekt 1971 Modell 101.jpg|'''Mifa Modell 101 (1971)'''<br>Prospektabbildung, zu erkennen ist die Bowdenzug-Stempelbremse.
 
Datei:Mifa 101 Baujahr 1974.jpg|'''Mifa Modell 101 (1974)'''<br>Ein Exemplar im damals typischen Farbton olivgrün, Lenker und Schutzbleche vrmtl. nicht original.
 
Datei:Mifa 101 1975 a.jpg|'''Mifa Modell 101 (1975)'''<br>Zu dieser Zeit wurden die Tourenräder in Katalogen oder Prospekten schon nicht mehr erwähnt.  
 
Datei:Mifa 101 1975 b.jpg|Das Fahrrad war optisch und technisch sehr einfach gehalten.
Datei:Mifa 101 1975 b.jpg|Das Fahrrad war optisch und technisch sehr einfach gehalten.
Datei:Mifa Modell 101 von 1976.JPG|Modell 101 von 1976, bereits mit "Chromfolien"-Rahmendekor.  
 
Datei:Mifa Modell 101 von 1976 II.JPG|Inwieweit das gezeigte Fahrrad noch die Originalausstattung besitzt, ist unklar.  
Datei:Mifa Modell 101 von 1976.JPG|'''Mifa Modell 101 (1976)'''<br>Dieses Fahrrad besitzt bereits das "Chromfolien"-Rahmendekor.  
Datei:Mifa.JPG|Ein Modell 101 von 1978 mit [[Gepäckträger]] in Schwedenform (zu dieser Zeit wurden hierfür offenbar farblich neutrale Teile verwendet) und dem damals neu entwickelten [[Lenker]].
 
Datei:Mifa Modell 101 von 1976 II.JPG|Inwieweit es noch die Originalausstattung besitzt, ist unklar.  
 
Mifa Modell 101 von 1979 Bild1.JPG|'''Mifa Modell 101 (1979)'''<br>Auch im letzten Produktionsjahr kamen die Tourenräder von Mifa noch äußerst klassisch daher.
 
Mifa Modell 101 von 1979 Bild2.JPG|Das hintere Schutzblech fehlte und wurde notdürftig durch das Blech eines Damenrads ersetzt. Davon abgesehen befindet sich das Fahrrad im Originalzustand. 
 
Mifa Modell 101 von 1979 Bild3.JPG|Die serienmäßige Verwendung des schmalen [[Lenker]]s an diesem Fahrrad mit großem Nachlauf und relativ breiten Reifen führt zu einem  beinahe inakzeptablen Lenkverhalten.  
</gallery>
</gallery>


===[[Anlötteile]] am Rahmen===
===Technische Merkmale===
{| class="wikitable"
 
{| class="wikitable" style="text-align:center"
|- class="hintergrundfarbe5"
|- style="background:#F5F5F5"
! !! colspan="2" | Modell 101
|-
! style="text-align:left"| Rahmen:
| colspan="2" | Stahlrohrrahmen mit Außenmuffen, Hinterbau offen,<br>Ketten- und Sitzstreben gekröpft
|-
! style="text-align:left"| Rahmenform:
| colspan="2" | Diamant-Form
|-
! style="text-align:left"| Rahmenhöhe:
| colspan="2" | 560 mm
|-
! style="text-align:left"| Steuerrohrlänge:
| colspan="2" | 130 mm
|-
! style="text-align:left"| Befestigungspunkte für Kettenschutz:
| colspan="2" | An Sitz- und Unterrohr (spät. ab 1963)
|-
! style="text-align:left"| Anlötteil für Dynamo:
| colspan="2" | An der Vorderradgabel (spät. ab 1962)
|-
! style="text-align:left"| Haltespitzen für<br>Luftpumpe:
| colspan="2" | Am Sitzrohr
|-
! style="text-align:left"| Tretlager:
| colspan="2" | Glockentretlager TL-10
|-
|-
! Verwendungszweck !! Bemerkungen
! style="text-align:left"| Übersetzungs-<br>verhältnis:
| colspan="2" | 46:20
|-
|-
| Halterung für Luftpumpe
! style="text-align:left"| Vorderradnabe:
| am Sattelrohr
| colspan="2" | Dreiteilige Vorderradnabe (Stahl)
|-
|-
| Halterung für Dynamo
! style="text-align:left"| Hinterradnabe:
| an der Vorderradgabel
| colspan="2" | Rücktrittnabe
|-
|-
| Halterung für Kettenschutz
! style="text-align:left"| Bremsen:
| an Sattel- und Unterrohr (ab spät. 1964)
| colspan="2" | Vorn Stempelbremse mit Gestänge, hinten Rücktritt<br>(ab ca. 1971: vorn Stempelbremse mit Bowdenzug)
|-
|-
! style="text-align:left"| Lenker:
| colspan="2" | Tourenlenker (NSU-Form) ohne Vorbau<br>(nach 1971 auch Flachlenker bzw. Tourensport-Lenker)
|-
! style="text-align:left"| Sattel:
| colspan="2" | Tourensattel mit Kunstlederdecke (Möve Nr. 400 F)<br>Tourensattel mit Lederdecke (Möve Nr. 400 VL)<br>Tourensattel mit Gummidecke (Möve P 400) 
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! style="text-align:left"| Felgen:
| colspan="2" | Stahlfelgen, lackiert
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! style="text-align:left"| Bereifung:
| colspan="2" | Drahtreifen 28" × 1 <sup>3</sup>/<sub>4</sub>” (47-622)
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! style="text-align:left"| Schutzbleche:
| colspan="2" | Stahlschutzbleche, lackiert und liniert
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! style="text-align:left"| Zubehör:
| colspan="2" | Luftpumpe, Werkzeugtasche, Gepäckträger, Kettenschutz
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! style="text-align:left"| Preis:
| colspan="2" | 205,- M bis 211,- M (1972)
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===Technische Merkmale===


{| style="border: 1px solid #aaaaaa; background-color: #f8f8f8; padding-left: 20px; padding-top: 5px; padding-bottom: 5px; width:100%"
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* [[Rahmen|Stahlrohrrahmen]] mit [[Muffen|Außenmuffen]], Rahmenhöhe 56 cm, Hinterbau offen ausgeführt
* gekröpfte Sitzstreben, gekröpfte Kettenstreben, nach hinten offene [[Gabelenden#Gabelenden aus Rahmenrohr|Gabelenden]] (mit Kettenspannern)
* Halterung für Dynamo an der Gabel angelötet
* am Sattelrohr angelötete Halterung für die Luftpumpe
* [[Tretlager|Glockentretlager]], [[Kettenblatt]] mit 46 Zähnen
* [[Felgen|Stahlfelgen]] 28", Sechskantmuttern
* Bereifung 28" × 1 <sup>3</sup>/<sub>4</sub>"
* vorn [[Bremsen|Stempelbremse]] mit Gestänge (ab etwa 1970 Stempelbremse mit Bowdenzug)
* hinten [[Naben|Freilaufnabe]] mit Rücktrittbremse, Zahnkranz mit 20 Zähnen
* [[Lenker|Tourenlenker]] ohne [[Vorbau]]
* Zubehör: [[Luftpumpe]], [[Werkzeugtasche]], [[Kettenschutz]]
[[Kategorie:Modelle Mifa]]
[[Kategorie:Modelle Mifa]]

Aktuelle Version vom 18. Januar 2023, 20:32 Uhr

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Infolge der Sortimentsbereinigung wurden bei Mifa zwischen 1959 und 1961 keine Tourenräder in Herrenausführung gefertigt. Nach dem Produktionsende im VEB Möve-Werk Mühlhausen wurde 1961 bei Mifa das Modell 101 ins Sortiment genommen. Die entsprechenden 28"-Damenausführungen trugen die Modellnummern 152 und 153. Dies waren die letzten "klassischen" Tourenräder, die die Fahrradindustrie der DDR herstellte. Sie wurden noch bis 1979 produziert, seit Anfang der 1970er Jahre jedoch nur noch in vergleichsweise geringer Stückzahl.

Modellspezifische Merkmale

Gegenüber allen bisherigen Tourenrädern besaß das Modell 101 bereits Anlötteile zur Befestigung der Luftpumpe am Sattelrohr, für den Dynamo und den Kettenschutz folgten diese spätestens 1962. Die übrige Ausstattung entsprach dem Standard der bisherigen Tourenräder. Ein Kuriosum stellen jene Tourenräder dar, die zwar mit "Möve"-Schriftzügen und "Möve"-Steuerkopfschildern ausgestattet sind, gleichzeitig aber Mifa-spezifische Lackierungen und Dekore haben (Zeitraum vrmtl. 1961–1963). In der Tat handelt es sich um Erzeugnisse von Mifa, erkennbar vor allem an den zusätzlichen Anlötteilen, welche das bis 1961 bei Möve produzierte Tourenrad Typ 35 101 nicht besaß. Auch anhand der Rahmennummern können sie gut als Erzeugnisse des VEB Mifa-Werk Sangerhausen identifiziert werden. Eine denkbare Erklärung für diese "Zwitter" ist, dass die Fahrräder mit verbliebenen Restbeständen des Dekors vom VEB Möve-Werk versehen wurden, nachdem die Sparte "Fahrradfertigung" in Mühlhausen 1961 aufgelöst und an Mifa übertragen wurde.

Für den Zeitraum bis 1964 sind Uni-Lackierungen sowie (eher selten) Hammerschlag-Lackierungen bekannt. In der Regel besaßen die Fahrräder einen Strahlenkopf, zumindest bis 1960 ist jedoch auch die einfachere Ringverzierung belegt. Ab 1964 wurden die Fahrräder dann zweifarbig lackiert (im Bereich des Steuerkopfes weiß, der übrige Rahmen farbig). Bekannt sind bislang die Farbvarianten grün, blau, schwarz, rot. Im Laufe der 1970er Jahre wurden auch teilweise die seinerzeit üblichen Farben verwendet, etwa um 1974 olivgrün oder in den späten 1970ern saftgrün. Die Mehrzahl dieser späten Exemplare wurde jedoch schwarz lackiert. Die Schutzbleche, der Gepäckträger und die Felgen wurden in der Regel in Rahmenfarbe lackiert, vor allem aus den 1970er Jahren sind jedoch auch Exemplare bekannt, bei denen diese Teile teilweise oder auch einheitlich grau lackiert sind.

Das Rahmendekor wurde der Zeit entsprechend überarbeitet. Einige Fahrräder des Baujahres 1964 besitzen am Unterrohr ein seltenes Dekor mit "Olympia"-Ringen. In den Jahren 1966 und 1971 wurden die Dekore wiederum verändert. Vermutlich zeitgleich mit den Tourensporträdern ersetzte Mifa 1972 oder 1973 bei den Tourenrädern das Steuerkopfschild durch ein einfacheres Schiebebild. Ab 1975 zierten einfache Chromfolienaufkleber den Rahmen. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind hier zu finden.

Änderungen während der Produktionszeit

Das Modell 101 wurde schrittweise überarbeitet, größtenteils parallel zum entsprechenden Damen-Tourenrad (Modell 152):

  • ab spätestens 1962: Anlötteil zur Befestigung des Dynamos an der Vorderradgabel
  • ab spätestens 1963: Ausstattung um Kettenschutz (mit entsprechenden Gewindebuchsen zur Befestigung an Unter- und Sitzrohr) ergänzt
  • spätestens 1964: Form der Luftpumpenhalterung verändert (Haltespitzen bisher mit flacher, danach mit runder Form)
  • 1973/74: Angleichung an andere Fahrradtypen von Mifa durch Überarbeitung der Verbindung zwischen den Kettenstreben (statt u-förmigem Profil nunmehr Platte analog den Tourensport- und Klapprädern)

Schon während der ersten Hälfte der 1960er Jahre wurden teilweise auch graue Stahlfelgen verwendet, für den Zeitraum ab der zweiten Hälfte der 1960er Jahre sind zudem Fahrräder bekannt, die darüber hinaus auch über graue Stahlschutzbleche (passend zur Rahmenfarbe rot, blau oder grün liniert) verfügen. Die grauen Schutzbleche scheint es aber immer nur in Kombination mit den grauen Felgen gegeben zu haben. Kettenschutz und Gepäckträger waren bis Anfang/Mitte der 1970er Jahre fast ausschließlich in Rahmenfarbe lackiert. Der Tourenlenker mit Bremsgestänge wurde ca. 1971 durch einen etwas flacheren Lenker mit Seilzugbremse ersetzt, möglicherweise wurde die alte Ausführung jedoch noch einige Jahre parallel verwendet.

Bei den Fahrrädern ab Mitte der 1970er Jahre zeigen sich auch Ausstattungsunterschiede hinsichtlich des Gepäckträgers, der Schutzbleche und teilweise der Felgen. Hier wurde zuweilen auf neutrale (z.B. Aluminiumschutzbleche) anstelle in Rahmenfarbe oder grau lackierter Anbauteile zurückgegriffen:

  • Tourengepäckträger grau oder silbern; Schwedengepäckträger silbern; z. T. Sportgepäckträger verchromt; nur 1979 verchromter Schwedengepäckträger mit neuer Form
  • Stahlschutzbleche grau ohne Linierung; Aluminiumschutzbleche
  • Stahlfelgen grau ohne Linierung; Aluminiumfelgen

Schwarz lackierte Tourenräder besaßen scheinbar bis zum Ende der Produktion auch immer schwarze Schutzbleche und Felgen (hier wiederum mit weißer Linierung). Fahrräder ab dem Baujahr 1978 wurden mit dem neuentwickelten und von den Mifa-Tourensporträdern bekannten Lenker ausgestattet. Kurz vor der endgültigen Einstellung der Produktion 1979 wurde noch der neue, filigrane Gepäckträger angebaut. Dessen Halterungen unterschieden sich jedoch deutlich vom herkömmlichen Modell, um eine Befestigung an diesem klassischen Tourenrahmen zu ermöglichen.

Galerie

Technische Merkmale

Modell 101
Rahmen: Stahlrohrrahmen mit Außenmuffen, Hinterbau offen,
Ketten- und Sitzstreben gekröpft
Rahmenform: Diamant-Form
Rahmenhöhe: 560 mm
Steuerrohrlänge: 130 mm
Befestigungspunkte für Kettenschutz: An Sitz- und Unterrohr (spät. ab 1963)
Anlötteil für Dynamo: An der Vorderradgabel (spät. ab 1962)
Haltespitzen für
Luftpumpe:
Am Sitzrohr
Tretlager: Glockentretlager TL-10
Übersetzungs-
verhältnis:
46:20
Vorderradnabe: Dreiteilige Vorderradnabe (Stahl)
Hinterradnabe: Rücktrittnabe
Bremsen: Vorn Stempelbremse mit Gestänge, hinten Rücktritt
(ab ca. 1971: vorn Stempelbremse mit Bowdenzug)
Lenker: Tourenlenker (NSU-Form) ohne Vorbau
(nach 1971 auch Flachlenker bzw. Tourensport-Lenker)
Sattel: Tourensattel mit Kunstlederdecke (Möve Nr. 400 F)
Tourensattel mit Lederdecke (Möve Nr. 400 VL)
Tourensattel mit Gummidecke (Möve P 400)
Felgen: Stahlfelgen, lackiert
Bereifung: Drahtreifen 28" × 1 3/4” (47-622)
Schutzbleche: Stahlschutzbleche, lackiert und liniert
Zubehör: Luftpumpe, Werkzeugtasche, Gepäckträger, Kettenschutz
Preis: 205,- M bis 211,- M (1972)