Diamant Modell 35 715 "Rubin"

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Schon vor Beginn der politischen Wende im Jahre 1989 begann man bei Diamant nach Jahren der Stagnation mit der Entwicklung eines neuen Rennrad-Modells, das wieder international konkurrenzfähig sein sollte und das inzwischen längst veraltete Modell 35 707 ersetzen sollte. Mit dem Modellwechsel brach man auch mit dem alten Nummernschema bei der Modellbezeichnung und gab dem Rennrad den eingängigeren Namen Rubin.

Da die Erzeugnisse der DDR-Fahrradindustrie Ende der 80er Jahre bereits weit hinter dem Weltstandard zurücklagen, stattete man das neue Modell mit importierten Teilen aus, auf die nachfolgend noch näher eingegangen wird. Damit standen dann auch die zu dieser Zeit üblichen 12 Gänge zur Verfügung.

Ein weiterer wichtiger Punkt war die Modernisierung des Rahmens, dessen Geometrie noch vom Modell 167 stammte und damit eigentlich für die Straßenverhältnisse der frühen Nachkriegsjahre ausgelegt war. Da man die Muffen von einem Zulieferbetrieb aus dem IFA-Kombinat bezog, der diese seit 1959 praktisch unverändert herstellte, ist die Verwandtschaft des neuen Rahmens zum Modell 35 707 an diesen Punkten unübersehbar, doch andere Teile wurden dagegen komplett neugestaltet.
So zeichnet sich der Rahmen durch einen deutlich kürzeren Hinterbau aus, der zudem mit modernen Ausfallenden ausgestattet war. Diese waren geschmiedet und mit einem Schaltauge versehen. Ebenfalls neu war der nun wieder qualitativ hochwertige Abschluss der Sitzstreben; wie einst beim Modell 167 bildete ein gesondert angefertigtes, spitz zulaufendes Teil den Übergang zur Sitzmuffe, wohingegen man beim Modell 35 707 die Strebenenden nur einschnitt und zupresste. Auch der Steg zwischen den Sitzstreben wurde modernisiert und aus gedrehtem Vollmaterial hergestellt. Die Befestigungslasche für das Rücklicht verschwand ersatzlos.
Am vorderen Teil des Rahmens wurden wieder Anlötteile zur Befestigung der Schaltung angebracht. Neben den modernen Schaltsockeln am Unterrohr fällt dabei vor allem auch die angelötete Halterung für den Umwerfer ins Auge. Aber auch die Schaltzugführung unter dem Tretlager gab es so an keinem der Vorgängermodelle. Daneben fanden überfällige Kleinigkeiten wie Befestigungspunkte für Flaschenhalter und eine geänderte Bremszugführung ihren Weg an dieses Modell.
Neben dem Rahmen wurde auch die Gabel überarbeitet, um einen kürzeren Radstand zu erhalten. Zwar blieb man dem bewährten Prinzip der Rundscheidengabel treu, doch wurde sie im unteren Teil deutlich weniger nach vorn geschwungen, wodurch das Vorderrad näher an das Unterrohr rückte und auch das Bremsmaß auf ein rennradtypisches Maß schrumpfte.
Bei der Verbindung von Rahmen und Gabel verabschiedete man sich vom Renak-Steuersatz und damit auch von den DDR-typischen Einbaumaßen und verwendete stattdessen einen Steuersatz von Gipiemme mit international üblichen Maßen.

Neben dem Steuersatz kamen aber auch die meisten der anderen Komponenten nicht mehr aus der DDR, sondern es fanden Teile der Marken Campagnolo, Gipiemme, Shimano und Sachs Verwendung, die jeweils der oberen Mittelklasse zuzuordnen sind. Eine einheitliche Ausstattungslinie gab es dabei nicht; ob die Varianten von der Verfügbarkeit der Teile oder Kundenwünschen abhängig waren, ist nicht genau bekannt. Zu vermuten ist jedoch, dass verbaut wurde, was vorhanden war und dabei zum Teil auch auf hochwertige bzw. bewährte Rennradteile aus DDR-Produktion zurückgegriffen wurde. Beispiele hierfür sind der leichte und charakteristische Diamant-Rennlenker, die den Campagnolo-Bremsen nachempfundenen Rasant-Type-700-Bremsen samt der ebenfalls kopierten Bremshebel sowie die bekannten und auch im Ausland geschätzten Kowalit/Pneumant-Schlauchreifen.

Trotz der zahlreichen Verbesserungen und der zeitgemäßen Ausstattung war dieses Modell wirtschaftlich kein Erfolg. Gründe hierfür waren wohl vor allem, dass sich die Rennfahrer nun eher für die italienischen Rennräder begeisterten, die für sie in den vorangegangen Jahren unerreichbar waren und dass die nach der Wende gegründete Elite-Diamant-GmbH nicht über die notwendige Vertriebsorganisation für die neue marktwirtschaftliche Lage verfügte.
Darum endete die bescheidene Serienfertigung des Modell Rubin nach nicht ganz 120 Exemplaren im Jahre 1991.



Technische Merkmale