Mifa Modell 152

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 Diese Seite ist Teil der Modellübersicht des VEB Mifa-Werk Sangerhausen
 in der Unterkategorie Mifa Tourenräder

Einordnung in die Modellpalette

Unter der Bezeichnung Modell 152 hatte Mifa ab etwa 1959 ein 28"-Tourenrad in Damenausführung im Sortiment. Es besaß einen "Schwanenhalsrahmen" und kann nach der Sortimentsbereinigung von 1959 als Nachfolger des Diamant Modell 106 betrachtet werden. Auch Mifa selbst hatte bereits um 1950 kurzzeitig mit dem S 2 ein Modell mit dieser Rahmenform im Programm. Als Modell 153 gab es neben Modell 152 eine weitere Damenausführung, jedoch mit anderer Rahmenform. Die entsprechende Herrenausführung trug die Modellnummer 101. Bei Mifa wurden zwischen 1961 und 1968 für Erwachsene ausschließlich diese klassischen 28er Tourenräder hergestellt. 1971 wird Modell 152 letztmalig in einem Katalog erwähnt. In geringem Umfang wurde die Produktion jedoch noch bis 1978 fortgesetzt.

Rahmen und Ausstattung

Das Modell 152 besitzt einen klassischen Tourenrahmen mit gekröpftem Hinterbau (offen ausgeführt) sowie einfachen Gabelenden. Ober- und Unterrohr waren gebogen ausgeführt und mit zwei Stegrohren verbunden. Anfangs verfügte der Rahmen über keine weiteren Anlötteile, doch ab spätestens 1961 besaß dieser Fahrradtyp zusätzliche Anlötteile zur Befestigung der Luftpumpe, des Dynamos und später auch des Kettenschutzes. Die Halterung für den Dynamo befand sich an der Vorderradgabel, die Luftpumpenhalterung am Sattelrohr. Die Rahmenhöhe beträgt 56 cm.

Neben einem Glockentretlager gehörten Stahlfelgen und Stahlschutzbleche zur Ausstattung. Felgen und Schutzbleche waren in Rahmenfarbe lackiert und weiß liniert. Tourenlenker, Stempelbremse mit Gestänge, ein Kettenschutz sowie ein Tourensattel waren weitere Erkennungsmerkmale. Späte Exemplare des Modells 152 aus der Zeit nach 1970 besaßen bereits eine Stempelbremse mit Bowdenzug.

Lackierung und Rahmendekor

Während der Produktionszeit änderten sich neben Details der Ausstattung vor allem das Steuerkopfschild sowie das Rahmendekor. Für den Zeitraum bis 1964 sind Strahlenkopflackierungen in verschiedenen Farbtönen bekannt. Einige Fahrräder des Baujahres 1964 besitzen am Unterrohr ein seltenes Dekor mit "Olympia"-Ringen. Ob es sich dabei um ein reguläres Dekor oder um Sonderausführungen handelt, ist unklar. Ab 1964 wurden die Fahrräder dann zweifarbig lackiert (im Bereich des Steuerkopfes weiß, der übrige Rahmen farbig). Bekannt sind bislang die Farbvarianten grün, blau, schwarz und rot. Auch das Rahmendekor wurde in diesem Zusammenhang überarbeitet. In den Jahren 1966 und 1971 wurde es wiederum verändert. Bei den vorläufig letzten Exemplaren des Modells 152 ab Baujahr 1972/73 fehlt bereits das Steuerkopfschild, das durch ein Schiebebild ersetzt wurde. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind hier zu finden. Für den Zeitraum ab der zweiten Hälfte der 1960er Jahre sind zudem Fahrräder bekannt, die über graue Felgen und teilweise auch über graue Stahlschutzbleche (passend zur Rahmenfarbe rot, blau oder grün liniert) verfügen. Die grauen Schutzbleche scheint es aber immer nur in Kombination mit den grauen Felgen gegeben zu haben.

Hintergrundwissen

In einem Katalog des Jahres 1971 taucht diese Ausführung letztmalig auf. Mifa reduzierte die Zahl der produzierten 28"-Tourenrädern 1971 gegenüber dem Vorjahr deutlich (1970: 70.340 Stück, 1971: 29.900 Stück). Für 1972 sah der Plan nur noch 3.240 28"-Tourenräder vor, für 1973 dann deren vollständige Produktionseinstellung. Offenbar wollte der VEB Mifa durch den Wegfall der im Verkauf preiswerten 28"-Tourenräder und die erhöhte Produktion von besser ausgestatteten und damit teureren 26"-Tourensporträder die vorgeschriebenen Planauflagen (Wert der Warenproduktion und Gewinn) erfüllen. Damit verstieß man jedoch gegen die politischen Beschlüsse zur Preisstabilität, die auch die Bereitstellung von Produkten der unteren Preisgruppen (hier die einfachen 28er Tourenräder) vorsah. Die "Arbeiter- und Bauerninspektion" (eine Kontrollinstitution, die dem Zentralkomitee der SED und dem Ministerrat der DDR unterstellt war die Erfüllung der Partei- und Regierungsbeschlüsse sichern sollte) untersuchte den Fall. Durch den Genaraldirektor der VVB Automobilbau, Winfried Sonntag, wurde schließlich entschieden, dass ab Mai 1972 an Stelle der 28"-Tourenräder 26"-Tourenräder produziert werden sollten. Die 26"-Räder sollten die gleichen Preise wie die 28"-Räder und die gleichen, z.T. auch besseren "Gebrauchswerteigenschaften" aufweisen. Für 1972 war nur noch die Produktion von 2.240 Stück 28"-Tourenrädern und bereits von 17.000 Stück 26"-Tourenrädern vorgesehen.

Warum es in den folgenden Jahren dennoch weiterhin zur Produktion von 28"-Tourenrädern kam, ist nicht belegt. Diese "Nachserienräder" sind bis 1978 belegt, ihre Stückzahlen offenbar sehr gering. Spätestens mit dem Beginn der Produktion von 28"-Tourensporträdern wurde die Herstellung dieser "klassischen Tourenräder" bei Mifa jedoch wieder eingestellt.

Galerie


  • Technische Merkmale

  - Stahlrohrrahmen mit Außenmuffen, Rahmenhöhe 56 cm, Hinterbau offen ausgeführt
  - Ober- und Unterrohr gebogen, mit zwei Stegrohren verbunden
  - gekröpfte Sitzstreben, gekröpfte Kettenstreben, nach hinten offene Gabelenden (mit Kettenspannern)
  - Halterung für Dynamo an der Gabel angelötet
  - am Sattelrohr angelötete Halterung für die Luftpumpe
  - Glockentretlager, Kettenblatt mit 46 Zähnen
  - Stahlfelgen 28", Sechskantmuttern
  - Bereifung 28"x1 3/4"
  - vorn Stempelbremse mit Gestänge (ab etwa 1970 Stempelbremse mit Bowdenzug)
  - hinten Freilaufnabe mit Rücktrittbremse, Zahnkranz mit 20 Zähnen
  - Tourenlenker ohne Vorbau oder Sportlenker.
  - Zubehör: Luftpumpe, Werkzeugtasche, Kettenschutz, Kleidernetz