Möve Modell 100
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Das "leichte Herren-Tourenrad" Modell 100 von Möve taucht erstmals in einem Möve-Katalog von 1954 auf. Dieses auch mit der Zusatzbezeichnung „Gold“ angebotene Tourensportrad wurde nur etwa zwei Jahre lang produziert. Eine entsprechende Damenausführung gab es nicht. In welchem Zusammenhang die Entwicklung dieses für Möve untypischen Rades eingeleitet wurde, ist unklar. Mitunter wird hier eine Verbindung zum 1955 begangenen Produktionsjubiläum (eine Million produzierte Fahrräder) angenommen.
Technisch bot das Modell 100 keine besonderen Finessen, doch tendierte die Ausstattung in eine sportliche Richtung und war hochwertiger gehalten, was sich auch auf den Preis auswirkte: Dieses Fahrrad war mit DM 337,50 das teuerste Modell des VEB Möve-Werk überhaupt (Kaufpreis laut Gesamtkatalog 1956). Aufgrund der kurzen Bauzeit entstanden nur vergleichsweise wenig Exemplare, weshalb gesicherte Aussagen zu den technischen Einzelheiten kaum möglich sind.
Rahmen und Ausstattung
Beim Modell 100 handelte es sich um ein 28"-Tourensportrad mit 56 cm Rahmenhöhe. Die Konstruktion beinhaltet Elemente von Touren- und Sportrahmen. So besitzt der Rahmen hinten separate Ausfallenden, anstelle der bei Tourenrädern üblichen Gabelenden. An der Vorderradgabel verzichtete man darauf und behielt die einfacheren Gabelenden bei, dementsprechend sind hier auch keine Ösen für die Befestigung des Schutzblechs zu finden. Der Hinterbau war offen ausgeführt, mit geraden Sitzstreben sowie gekröpften Kettenstreben. Am Rahmen befanden sich keine weiteren Anlötteile.
Das Fahrrad wurde mit einem Keiltretlager (Thompson-Ausführung), Aluminiumfelgen und Stahlschutzblechen ausgestattet. Die linierten Schutzbleche waren entweder silber oder passend zur Rahmenfarbe lackiert. Das vordere Schutzblech besaß eine zusätzliche senkrechte Strebe. Ein Flachlenker mit Vorbau, ein Sportsattel sowie ein Sportgepäckträger sind weitere Erkennungsmerkmale. Die Dreigang-Kettenschaltung samt Schalthebel stammte von Optima. Markante Ausstattungsdetails waren außerdem der auf dem vorderen Schutzblech angebrachte Scheinwerfer sowie der gegen Aufpreis erhältliche Tachometer.
Modellpflege
Noch im Laufe des Produktionsjahres 1955 wurden mehrere Veränderungen durchgeführt. Rahmenseitig betraf dies folgende Merkmale:
- Verkürzung des Radstandes um ca. 4 cm
- Verwendung von Steuerkopfmuffen analog den Sporträdern von Mifa
- Überarbeitung der Ausfallenden
Ausstattungsseitig wurde 1955 die Form des Lenkers überarbeitet, ein Gepäckträger in Schwedenform eingeführt und die Reifen von 28" × 1 1/2" auf 28" × 1 3/4" angepasst. Zudem kamen nun Flügel- statt Sechskantmuttern zum Einsatz.
Lackierung und Rahmendekor
Analog den einfacheren Tourenrädern war das Modell 100 einfarbig lackiert und besaß am Unterrohr, am Oberrohr und an den Gabelscheiden ein Ringdekor. Auffällig ist der "Möve Gold"-Schriftzug am Unterrohr. Aufgrund der vergleichsweise hochwertigen Ausstattung und Verarbeitung trug das Fahrrad die Zusatzbezeichnung "Gold", die jedoch in den Katalogen nicht erwähnt wurde. Einige Fahrräder wurden stattdessen mit der Zusatzbezeichnung "Silber" versehen. Ob diese Variante von der Ausführung "Gold" in Ausstattung oder Qualität abwich, ist nicht bekannt. Vermutlich seit Mitte 1955 wurden die Rahmen am Sitzrohr mit einem Abziehbild versehen, welches die Typenbezeichnung angibt.
Galerie
Verkauf von Fahrrädern im Konsum-Landwarenhaus Tambach-Dietharz (Thüringen) im Juni 1956. Ganz vorn steht ein Möve Modell 100. Es besitzt Sportpedale sowie einen Scheinwerfer, der nach herkömmlicher Art mit einem Halter am Lenkerschaft befestigt ist. Außerdem verfügt es bereits über die überarbeiteten Steuerkopfmuffen. Die hier angebrachten Fahrradgriffe sind bislang nicht bekannt.
Ein Exemplar von 1956, mit silberfarbenen Stahlschutzblechen und Felgen aus Leichtmetall.
Viele Anbauteile fehlten im Fundzustand, die Basis wurde durch passende Teile komplettiert. Auffällig ist der deutlich schräg angebrachte Gepäckträger in Schwedenform. Sportgepäckträger waren normalerweise eher gerade ausgeführt.
Diese HAGUFA Lenkergriffe gab es serienmäßig vermutlich nur an diesem Fahrradmodell. bei den Infesto-Sportpedalen handelt es sich um ein zeitgenössisches Zubehörteil.
Obwohl es ein Stern-Rücklicht gab, welches nur am Möve Gold serienmäßig verwendet wurde, gibt es einige Hinweise, dass diese Fahrräder auch mit der hier gezeigten Hexennase ausgeliefert wurden.
Zur Kraftübertragung wird eine 1/2" x 1/8"-Kette in Spezialausführung für Dreigangschaltung benötigt. Mitunter lassen sich aber auch herkömmliche Ketten dieses Maßes verwenden.
Technische Angaben
Modell 100 | ||
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Rahmen: | Stahlrohrrahmen mit Außenmuffen, Hinterbau offen Sitzstreben gerade/Kettenstreben gekröpft | |
Rahmenhöhe: | 560 mm | |
Tretlager: | Keiltretlager Typ 8041 (Thompson-Ausführung) | |
Übersetzungs- verhältnis: |
46:21/19/17 | |
Kettenschaltung: | Dreigang-Schaltwerk G 3 (Optima) | |
Vorderradnabe: | Dreiteilige Vorderradnabe (Stahl) | |
Hinterradnabe: | Rücktrittnabe mit Dreifach-Ritzel | |
Bremsen: | Vorn Stempelbremse mit Bowdenzug, hinten Rücktritt | |
Lenker: | Flachlenker (Berliner Form) mit Vorbau | |
Sattel: | Sportsattel mit Lederdecke (Möve Nr. 421 VL) | |
Felgen: | Aluminiumfelgen | |
Bereifung: | Drahtreifen 28” × 1 1/2” (40-635; bis 1955) Drahtreifen 28" × 1 3/4" (47-622) | |
Schutzbleche: | Stahlschutzbleche, lackiert und liniert | |
Preis: | 337,50 DM (1956) |