Mifa Modell 152

Aus DDR-FahrradWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Diese Seite ist Teil der 
in der Unterkategorie

Einordnung in die Modellpalette

Unter der Bezeichnung Modell 152 hatte Mifa ab etwa 1959 ein 28"-Tourenrad in Damenausführung im Sortiment. Es besaß einen "Schwanenhalsrahmen". Bereits um 1950 hatte Mifa mit dem Typ S 2 ein Modell mit dieser Rahmenform im Programm. Als Modell 153 gab es neben Modell 152 eine weitere Damenausführung, jedoch mit anderer Rahmenform. Die entsprechende Herrenausführung trug die Modellnummer 101.

Rahmen und Ausstattung

Das Modell 152 besaß einen klassischen Tourenrahmen mit gekröpftem Hinterbau (offen ausgeführt) sowie einfachen Gabelenden. Ober- und Unterrohr waren gebogen ausgeführt und mit zwei Stegrohren verbunden. Neu bei diesem Modell waren die zusätzlichen Anlötteile zur Befestigung der Luftpumpe, des Dynamos und später auch des Kettenschutzes. Die Halterung für den Dynamo befand sich an der Vorderradgabel, die Luftpumpenhalterung am Sattelrohr. Die Rahmenhöhe betrug 56 cm.
Neben einem Glockentretlager gehörten Stahlfelgen und Stahlschutzbleche zur Ausstattung. Felgen und Schutzbleche waren in Rahmenfarbe lackiert und weiß bzw. passend zur Farbe der Einfassungslinie des Strahlenkopfes liniert. Tourenlenker, Stempelbremse mit Gestänge, Kettenschutz, Tourensattel sowie ein Kleidernetz waren weitere Erkennungsmerkmale. 1972 kostete das Tourenrad 216 bis 222,- M.

Änderungen während der Produktionszeit

Abweichend von der regulären Ausstattung mit einem Tourenlenker wurden einige Exemplare auch mit einem Sportlenker versehen (bislang belegt für das Baujahr 1962). Spätestens 1964 wurde die Form der Luftpumpenhalterung verändert: Zunächst waren die Haltespitzen flach ausgeführt, wechselten dann aber zu einer runden Form. Schon während der ersten Hälfte der 1960er Jahre wurden teilweise auch graue Stahlfelgen verwendet, für den Zeitraum ab der zweiten Hälfte der 1960er Jahre sind zudem Fahrräder bekannt, die darüber hinaus auch über graue Stahlschutzbleche (passend zur Rahmenfarbe rot, blau oder grün liniert) verfügen. Die grauen Schutzbleche scheint es aber immer nur in Kombination mit den grauen Felgen gegeben zu haben. Späte Exemplare des Modells 152 aus der Zeit nach 1970 besaßen dann bereits eine Stempelbremse mit Bowdenzug. Vermutlich zeitgleich mit den Tourensporträdern ersetzte Mifa 1972 oder 1973 bei den Tourenrädern das Steuerkopfschild durch ein einfacheres Schiebebild. Eine Angleichung an andere Fahrradtypen von Mifa stellte die im Zeitraum 1973/74 vollzogene Überarbeitung der Verbindung zwischen den Kettenstreben dar: Statt des bisherigen u-förmigen Profils wurde nun eine Platte eingesetzt, die bereits bei den Tourensport- und Klapprädern Verwendung fand. Fahrräder ab dem Baujahr 1978 wurden mit dem neuentwickelten und von den Mifa-Tourensporträdern bekannten Lenker ausgestattet.

Lackierung und Rahmendekor

Abgesehen von konstruktiven Details änderte sich auch das Steuerkopfschild sowie das Rahmendekor. Für den Zeitraum bis 1964 sind Uni-Lackierungen sowie (sehr selten) Hammerschlag-Lackierungen bekannt (jeweils mit Strahlenkopf). Einige Fahrräder des Baujahres 1964 besitzen am Unterrohr ein seltenes Dekor mit "Olympia"-Ringen. Ob es sich dabei um ein reguläres Dekor oder um Sonderausführungen handelt, ist unklar.
Ab 1964 wurden die Fahrräder dann zweifarbig lackiert (im Bereich des Steuerkopfes weiß, der übrige Rahmen farbig). Bekannt sind bislang die Farbvarianten grün, blau, schwarz, rot und olivgrün. Auch das Rahmendekor wurde in diesem Zusammenhang überarbeitet. In den Jahren 1966 und 1971 wurde es wiederum verändert. Ab 1975 zierten einfache Chromfolienaufkleber den Rahmen. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind hier zu finden.
Ein Kuriosum stellen jene Tourenräder mit "Schwanenhals"-Rahmen dar, die zwar mit "Möve"-Schriftzügen und "Möve"-Steuerkopfschildern ausgestattet sind, gleichzeitig aber Mifa-spezifische Lackierungen und Dekore haben (Zeitraum vrmtl. 1961/62). In der Tat handelt es sich um Erzeugnisse von Mifa, erkennbar vor allem an den zusätzlichen Anlötteilen und der Rahmenform, die für Möve-Damenräder zu dieser Zeit untypisch war. Auch anhand der Rahmennummern können sie gut als Erzeugnisse des VEB Mifa-Werk Sangerhausen identifiziert werden. Eine denkbare Erklärung für diese "Zwitter" ist, dass die Fahrräder mit verbliebenen Restbeständen des Dekors vom VEB Möve-Werk versehen wurden, nachdem die Sparte "Fahrradfertigung" in Mühlhausen 1961 aufgelöst und an Mifa übertragen wurde.

Hintergrundwissen zur Produktionseinstellung

In einem Mifa-Katalog des Jahres 1971 tauchten die 28"-Tourenräder letztmalig auf. Mifa reduzierte die Zahl der produzierten 28"-Tourenrädern im genannten Jahr gegenüber dem Vorjahr deutlich (1970: 70.340 Stück, 1971: 29.900 Stück). Für 1972 sah der Plan nur noch 3.240 28"-Tourenräder vor, für 1973 dann deren vollständige Produktionseinstellung. Offenbar wollte der VEB Mifa durch den Wegfall der im Verkauf preiswerten 28"-Tourenräder und die erhöhte Produktion von besser ausgestatteten und damit teureren 26"-Tourensporträder die vorgeschriebenen Planauflagen (Wert der Warenproduktion und Gewinn) erfüllen. Damit verstieß man jedoch gegen die politischen Beschlüsse zur Preisstabilität, die auch die Bereitstellung von Produkten der unteren Preisgruppen (hier in Form der einfachen 28"-Tourenräder) vorsah. Die "Arbeiter- und Bauerninspektion" (eine Kontrollinstitution, die dem Zentralkomitee der SED und dem Ministerrat der DDR unterstellt war und die Erfüllung der Partei- und Regierungsbeschlüsse sichern sollte) untersuchte den Fall. Durch den Generaldirektor der VVB Automobilbau, Winfried Sonntag, wurde schließlich entschieden, dass ab Mai 1972 an Stelle der 28"-Tourenräder 26"-Tourenräder produziert werden sollten. Die 26"-Räder sollten die gleichen Preise wie die 28"-Räder und die gleichen, z.T. auch besseren "Gebrauchswerteigenschaften" aufweisen. Für 1972 war nur noch die Produktion von 2.240 Stück 28"-Tourenrädern und bereits von 17.000 Stück 26"-Tourenrädern vorgesehen.
Es ist anzunehmen, dass die 28"-Tourenräder in diesem Zusammenhang durch die Typen 107 und 159 ersetzt wurden. Warum es in den folgenden Jahren weiterhin zur Herstellung von 28"-Tourenrädern kam, ist nicht belegt. Vermutlich ist dies auf den Mangel an Fahrrädern mit einer Laufradgröße von 28" zurückzuführen. Die Produktion des Modells 101 lässt sich bis zum Jahr 1979 nachvollziehen, wenngleich die realisierten Stückzahlen zuletzt eher gering waren. Bei den Fahrrädern ab Mitte der 1970er Jahre zeigen sich auch Ausstattungsunterschiede hinsichtlich des Gepäckträgers, der Schutzbleche und teilweise auch der Felgen: Hier wurde zuweilen auch auf neutrale (z.B. Aluminiumschutzbleche) anstelle der in Rahmenfarbe lackierten Anbauteile zurückgegriffen. Spätestens mit dem Beginn der Produktion von 28"-Tourensporträdern wurde die Herstellung dieser "klassischen" Tourenräder bei Mifa dann jedoch endgültig eingestellt.

Galerie

Anlötteile am Rahmen

Verwendungszweck Bemerkungen
Halterung für Luftpumpe am Sattelrohr
Halterung für Dynamo an der Vorderradgabel
Halterung für Kettenschutz an Sattel- und Unterrohr

Technische Merkmale