Kettenblätter
Diese Seite beschreibt einen Teil des Antriebs eines Fahrrads, dessen zeitliche Entwicklung im Artikel Getriebe dargestellt wird.
Ein Kettenblatt (auch als Kettenrad, Zahnkranz oder seltener als Tretscheibe bezeichnet) ist Teil des Getriebes eines Fahrrades. Die meisten Kettenblätter aus DDR-Produktion waren untrennbar mit den Tretkurbeln verbunden, weshalb sie in der zweiten Hälfte des Artikels gesondert aufgelistet sind. Anders als in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg war die Kettenblattform spätestens ab Anfang der 50er Jahre nicht mehr markenspezifisch, da sämtliche Getriebe und damit auch Kettenblätter von nur zwei Betrieben hergestellt und von allen Fahrradherstellern gleichermaßen verwendet wurden.
Hersteller
- Kombinat FAJAS (WERK II, vormals FZTW)
- Kettenblätter für Keilgetriebe
- Kombinat Renak (vormals FuS)
- Kettenblätter für Glockengetriebe
Abnehmbare Kettenblätter
Kettenblätter als austauschbare Einzelteile fanden sich nur an sportlichen Fahrrädern bzw. Rennrädern, wo es dem Fahrer ermöglicht werden sollte, die Kettenblattgröße und damit das Übersetzungsverhältnis an seine Fähigkeiten anzupassen. Außerdem erwartete man bei diesen Fahrradtypen eine höhere Laufleistung und damit auch einen größeren Verschleiß, dem durch einfaches Auswechseln des Kettenblattes schnell abgeholfen werden konnte. Bis Anfang der 60er Jahre kamen dabei zwei althergebrachte Varianten zum Einsatz:
Für sportliche Tourenräder waren Kettenblätter mit einer 5-Punkt-Befestigung üblich, bei denen das rechte Pedal von der Tretkurbel entfernt werden musste, um das Kettenblatt zu wechseln.
Bei den Diamant Sport- und Rennrädern kamen dagegen Kettenblätter mit einer 3-Punkt-Befestigung zum Einsatz, wie sie auch schon bei den Vorkriegsmodellen verwendet wurde. Diese Kettenblätter konnten gewechselt werden, ohne das ein weiteres Teil vom Antrieb entfernt werden musste.
Nachfolgend eine Übersicht der verwendeten Kettenblätter:
Zeitraum: bis Anfang 50er JahreDiamant-Kettenblatt
(Rennrad)
Verwendung: Diamant Modell 67
Material: Stahl (verchromt)
Befestigung:
3-Punkt-Befestigung
(120mm Lochkreisdurchmesser)
Größe: ?? Zähne
Zahnbreite: 3/32" oder 1/8" ?
Bemerkungen: vermutlich Verwendung von Restbeständen oder Kleinserienfertigung Zeitraum: bis Anfang 50er JahreDiamant-Kettenblatt
(Fahrrad)
Verwendung:
Diamant Modell 104 und 105
Material: Stahl (verchromt)
Befestigung:
5-Punkt-Befestigung
(50mm Lochkreisdurchmesser)
Größe: 46 Zähne
Zahnbreite: 1/8"
Bemerkungen: vermutlich Verwendung von Restbeständen oder Kleinserienfertigung Zeitraum: 1954 bis 197?Doppelkettenblatt
(alte Ausführung)
Verwendung: Diamant Rennräder
Material: Stahl (verchromt)
Befestigung:
3-Punkt-Befestigung
(120mm Lochkreisdurchmesser)
Größe:
großes Blatt: 51 oder 52 Zähne
kleines Blatt: 48 oder 49 Zähne
Zahnbreite: 3/32" (2,3mm)
Bemerkungen: spezielle Bolzen zur Verbindung der beiden Kettenblätter Zeitraum: 197? bis 1990Doppelkettenblatt
(neue Ausführung)
Verwendung: Diamant Rennräder
Material: Stahl (verchromt)
Befestigung:
3-Punkt-Befestigung
(120mm Lochkreisdurchmesser)
Größe:
großes Blatt: 51 oder 52 Zähne
kleines Blatt: 48 oder 49 Zähne
Zahnbreite: 3/32" (2,3mm)
Bemerkungen: Normschrauben (ESKA) zur Verbindung der beiden Kettenblätter Zeitraum: 1954 bis Ende 60er JahreBahnradkettenblatt
(1"-Teilung)
Verwendung: Diamant Bahnräder
Material: Stahl (verchromt)
Befestigung:
3-Punkt-Befestigung
(120mm Lochkreisdurchmesser)
Größe: 24 oder 26 Zähne
Zahnbreite: 3/16" (4,5mm)
Bemerkungen: - Zeitraum: 1955 bis 1956Tourensport-Kettenblatt
Verwendung:Diamant Modell 101 und 102; Tourensporträder von Simson
Material: Stahl (verchromt)
Befestigung:
5-Punkt-Befestigung
(50mm Lochkreisdurchmesser)
Größe: 46 Zähne
Zahnbreite: 1/8"
Bemerkungen: Gestaltung ähnlich wie alte Adler-Kettenblätter Zeitraum: vrmtl. 1953/54Diamant-Kettenblatt
(Sportrad-Ausführung)
Verwendung: Diamant-Sporträder
Material: Stahl (verchromt)
Befestigung:
2-Punkt-Befestigung
(120mm Lochkreisdurchmesser)
Größe: 48 Zähne
Zahnbreite: 1/8" (??mm)
Bemerkungen: vrmtl. Vorserien-Muster Zeitraum: vermtl. 1954/55Einfachkettenblatt
(Luxus-Sport-Ausführung)
Verwendung: Diamant-Luxus-Sporträder
Material: Stahl (verchromt)
Befestigung:
2-Punkt-Befestigung
(120mm Lochkreisdurchmesser)
Größe: vrmtl. 48 Zähne
Zahnbreite: 3/32" (2,3mm)
Bemerkungen: - Zeitraum: vrmtl. Mitte 50er JahreSportkettenblatt
(Leichtmetall-Ausführung)
Verwendung: Diamant Luxus-Sporträder
Material: Aluminium
Befestigung:
3-Punkt-Befestigung
(120mm Lochkreisdurchmesser)
Größe: 49 Zähne
Zahnbreite: 3/32" (2,3mm)
Bemerkungen: ungerade Zähnezahl für gleichmäßigeren Verschleiß Zeitraum: 1954 bis 1990Einfachkettenblatt
(1/8"-Ausführung)
Verwendung: Diamant Renn- und Sporträder (jeweils ohne Schaltung); Diamant Modell 35 708
Material: Stahl (verchromt)
Befestigung:
3-Punkt-Befestigung
(120mm Lochkreisdurchmesser)
Größe: 46, 48, 50 oder 52 Zähne
Zahnbreite: 1/8" (??mm)
Bemerkungen: - Zeitraum: 1954 bis 1990Einfachkettenblatt
(3/32"-Ausführung)
Verwendung: Diamant Rennräder (mit Vier- oder Fünfgang-Schaltung); Diamant Luxus-Sporträder und Modell 35 205
Material: Stahl (verchromt)
Befestigung:
3-Punkt-Befestigung
(120mm Lochkreisdurchmesser)
Größe: 46, 48, 50 oder 52 Zähne
Zahnbreite: 3/32" (2,3mm)
Bemerkungen: - Zeitraum: 197? bis 1990Einfachkettenblatt (klein)
Verwendung: Zubehörteil
Material: Stahl (verchromt)
Befestigung:
3-Punkt-Befestigung
(120mm Lochkreisdurchmesser)
Größe: 38 oder 40 Zähne
Zahnbreite: 3/32" (2,3mm)
Bemerkungen: häufig zusammen mit einem 51Z oder 52Z-Kettenblatt kombiniert um eine große Übersetzungsbandbreite zu erreichen
Kettenblattbolzen und -schrauben
Um die oben aufgeführten Kettenblätter an den Tretkurbeln zu befestigen, sind spezielle Verbindungselemente nötig. Bei Renn- und Sporträder wurden hierfür jeweils drei Passbolzen verwendet, die rückseitig mit Sechskantmuttern gesichert werden. Abhängig vom Fahrradmodell und den daran verbauten Tretkurbeln gab es verschiedene Bolzentypen, die unten aufgeführt sind. Bei den Doppelkettenblättern der Rennräder werden zusätzlich sechs kleinere Bolzen benötigt, welche die beiden Kettenblätter miteinander verbinden. Diese wurden mit kleinen Schrauben gesichert, deren Kopfform sich mit der Produktion des Zulieferers ESKA änderte.
Ein gänzlich anderes Prinzip wurde bei den Kettenblätter mit 5-Punkt-Befestigung verwendet, denn diese wurden unmittelbar, also ohne zusätzliche Sicherungselemente (Muttern), mit den Kurbeln verschraubt. Konstruktionsbedingt werden die weiter innen liegenden Schrauben dabei deutlich höher belastet. Da die üblichen Normschrauben dieser hohen Belastung nicht standhalten würden, kamen speziell gehärtete Kettenblattschrauben zum Einsatz, die an ihrem Vierkantkopf erkennbar sind.
Zeitraum: 1954 bis 1990hohlgebohrte Kettenblattbolzen
(Standardausführung)
Verwendung: Diamant Rennräder und Luxus-Sporträder
Material: Stahl (verchromt)
Bemerkungen: leichte Variation der Kopfform über den Produktionszeitraum Zeitraum: 195? bis 195?hohlgebohrte Kettenblattbolzen
(Ausführung für Leichtmetallkurbeln)
Verwendung: Diamant (Luxus-)Sporträder
Material: Stahl (verchromt)
Länge des Passbolzens: 9 mm
Durchmesser des Passbolzens: 9 mm
Bemerkungen: verlängerte Ausführung wegen der dickeren Kurbelarme Zeitraum: 195? bis 1962Kettenblattbolzen mit Linsenkopf
(Sportausführung)
Verwendung: Diamant-Sporträder
Material: Stahl (verchromt)
Bemerkungen:
Nichtabnehmbare Kettenblätter
Wie einleitend schon beschrieben, waren die meisten der in der DDR hergestellten Fahrradgetriebe mit Kettenblättern ausgestattet, die untrennbar mit der rechten Tretkurbel verbunden sind. Diese wurden deshalb in stetig wachsender Zahl verwendet, weil ihre Produktion erheblich einfacher war und auf zusätzliche zu fertigende Kleinteile (Kettenblattbolzen) verzichtet werden konnte. Stattdessen waren Kettenblatt und Kurbel mit einer ineinander greifenden Verzahnung versehen, durch die sich die Kettenblätter bei der Fertigung einfach aufstecken ließen. Gesichert wurden sie durch eine Bördelung, die den gezahnten Übergang umlaufend überdeckt. |
an Keilgetrieben
Zeitraum: 1962 bis 197?Sport-Kettenblatt
Verwendung: Diamant (Luxus-)Sporträder
Material: Stahl (verchromt)
Größe: 48 Zähne
Zahnbreite: 1/8" oder 3/32" (2,3mm)
Bemerkungen: Formgebung noch übereinstimmend mit dem Sportgetriebe der 50er Jahre Zeitraum: 198? bis 198?Tourensport-Kettenblatt
Verwendung: Diamant-Tourensporträder
Material: Stahl (verchromt)
Größe: 46 Zähne
Zahnbreite: 1/8"
Bemerkungen: -
an Glockengetrieben
- Bild25122.jpg
Zeitraum: 194? bis 1955Kettenblatt "Sechsloch"
Verwendung: Tourenräder aller Marken
Material: Stahl (verchromt)
Größe: 46 Zähne
Zahnbreite: 1/8"
Bemerkungen: während des Zweiten Weltkrieges als Einheitskettenblatt entworfen und auch am sogenannten "Truppenrad" der Wehrmacht verwendet - GlockenlagerRenak.JPG
Zeitraum: 1954 bis 1990Kettenblatt "Stern"
Verwendung: Tourenräder aller Marken, Mifa-Klappräder und Tourensporträder von Mifa und IFA Touring
Material: Stahl (verchromt), auch schwarz lackiert bekannt
Größe: 46 Zähne
Zahnbreite: 1/8"
Bemerkungen: - Zeitraum: 195? bis 195?Kettenblatt "Tandem"
Verwendung: Möve Tandem
Material: Stahl (verchromt)
Größe: 46 Zähne
Zahnbreite: 1/8"
Bemerkungen: verstärkte Ausführung des Kettenblatts "Stern"; durch Weglassen des zweiten Stanzschrittes ergeben sich statt der filigranen Doppelstege fünf solide Segmente, an denen hinten auch das zweite Kettenblatt angenietet ist Zeitraum: 1957 bis 1990Kettenblatt "Kinderrad"
Verwendung: Möve-Jugendfahrräder, Kinderfahrräder von Mifa und Blitz, Mifa BMX-Fahrrad
Material: Stahl (verchromt)
Größe: 36 Zähne
Zahnbreite: 1/8"
Bemerkungen: -