Diamant Modell 35 715 "Rubin": Unterschied zwischen den Versionen

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Da die Erzeugnisse der DDR-Fahrradindustrie Ende der 80er Jahre bereits weit hinter dem Weltstandard zurücklagen, stattete man das neue Modell mit importierten Teilen aus, auf die nachfolgend noch näher eingegangen wird. Damit standen dann auch die zu dieser Zeit üblichen 12 Gänge zur Verfügung. Ein weiterer wichtiger Punkt war die Modernisierung des [[Rahmen]]s, dessen Geometrie noch vom [[Diamant Modell 167|Modell 167]] stammte und damit eigentlich für die Straßenverhältnisse der frühen Nachkriegsjahre ausgelegt war. Da man die [[Muffen]] von einem Zulieferbetrieb aus dem [[IFA]]-Kombinat bezog, der diese seit 1959 praktisch unverändert herstellte, ist die Verwandtschaft des neuen [[Rahmen]]s zum [[Diamant Modell 35 707|Modell 35 707]] an diesen Punkten unübersehbar, doch andere Teile wurden dagegen komplett neugestaltet.<br>So zeichnet sich der Rahmen durch einen deutlich kürzeren Hinterbau aus, der zudem mit modernen [[Ausfallenden]] ausgestattet war. Diese waren geschmiedet und mit einem Schaltauge versehen. Ebenfalls neu war der nun wieder qualitativ hochwertige Abschluss der Sitzstreben; wie einst beim [[Diamant Modell 167|Modell 167]] bildete ein gesondert angefertigtes, spitz zulaufendes Teil den Übergang zur Sitzmuffe, wohingegen man beim [[Diamant Modell 35 707|Modell 35 707]] die Strebenenden nur einschnitt und zupresste. Auch der Steg zwischen den Sitzstreben wurde modernisiert und aus gedrehtem Vollmaterial hergestellt. Die Befestigungslasche für das [[Rücklicht]] verschwand ersatzlos.<br>Am vorderen Teil des [[Rahmen]]s wurden wieder [[Anlötteile]] zur Befestigung der Schaltung angebracht. Neben den modernen Schaltsockeln am Unterrohr fällt dabei vor allem auch die angelötete Halterung für den Umwerfer ins Auge. Aber auch die Schaltzugführung unter dem Tretlager gab es so an keinem der Vorgängermodelle. Daneben fanden überfällige Kleinigkeiten wie Befestigungspunkte für [[Trinkflaschen|Flaschenhalter]] und eine geänderte Bremszugführung ihren Weg an dieses Modell.<br>
Da die Erzeugnisse der DDR-Fahrradindustrie Ende der 80er Jahre bereits weit hinter dem Weltstandard zurücklagen, stattete man das neue Modell mit importierten Teilen aus, auf die nachfolgend noch näher eingegangen wird. Damit standen dann auch die zu dieser Zeit üblichen 12 Gänge zur Verfügung. Ein weiterer wichtiger Punkt war die Modernisierung des [[Rahmen]]s, dessen Geometrie noch vom [[Diamant Modell 167|Modell 167]] stammte und damit eigentlich für die Straßenverhältnisse der frühen Nachkriegsjahre ausgelegt war. Da man die [[Muffen]] von einem Zulieferbetrieb aus dem [[IFA]]-Kombinat bezog, der diese seit 1959 praktisch unverändert herstellte, ist die Verwandtschaft des neuen [[Rahmen]]s zum [[Diamant Modell 35 707|Modell 35 707]] an diesen Punkten unübersehbar, doch andere Teile wurden dagegen komplett neugestaltet.<br>So zeichnet sich der Rahmen durch einen deutlich kürzeren Hinterbau aus, der zudem mit modernen [[Ausfallenden]] ausgestattet war. Diese waren geschmiedet und mit einem Schaltauge versehen. Ebenfalls neu war der nun wieder qualitativ hochwertige Abschluss der Sitzstreben; wie einst beim [[Diamant Modell 167|Modell 167]] bildete ein gesondert angefertigtes, spitz zulaufendes Teil den Übergang zur Sitzmuffe, wohingegen man beim [[Diamant Modell 35 707|Modell 35 707]] die Strebenenden nur einschnitt und zupresste. Auch der Steg zwischen den Sitzstreben wurde modernisiert und aus gedrehtem Vollmaterial hergestellt. Die Befestigungslasche für das [[Rücklicht]] verschwand ersatzlos.<br>Am vorderen Teil des [[Rahmen]]s wurden wieder [[Anlötteile]] zur Befestigung der Schaltung angebracht. Neben den modernen Schaltsockeln am Unterrohr fällt dabei vor allem auch die angelötete Halterung für den Umwerfer ins Auge. Aber auch die Schaltzugführung unter dem Tretlager gab es so an keinem der Vorgängermodelle. Daneben fanden überfällige Kleinigkeiten wie Befestigungspunkte für [[Trinkflaschen|Flaschenhalter]] und eine geänderte Bremszugführung ihren Weg an dieses Modell.<br>
Neben dem [[Rahmen]] wurde auch die Gabel überarbeitet, um einen kürzeren Radstand zu erhalten. Zwar blieb man dem bewährten Prinzip der [[Rundscheidengabel]] treu, doch wurde sie im unteren Teil deutlich weniger nach vorn geschwungen, wodurch das Vorderrad näher an das Unterrohr rückte und auch das Bremsmaß auf ein rennradtypisches Maß schrumpfte. Bei der Verbindung von [[Rahmen]] und Gabel verabschiedete man sich vom [[Renak]]-[[Steuersatz]] und damit auch von den DDR-typischen Einbaumaßen und verwendete stattdessen einen [[Steuersatz]] von Gipiemme mit international üblichen Maßen.
Neben dem [[Rahmen]] wurde auch die Gabel überarbeitet, um einen kürzeren Radstand zu erhalten. Zwar blieb man dem bewährten Prinzip der [[Rundscheidengabel]] treu, doch wurde sie im unteren Teil deutlich weniger nach vorn geschwungen, wodurch das Vorderrad näher an das Unterrohr rückte und auch das Bremsmaß auf ein rennradtypisches Maß schrumpfte. Bei der Verbindung von [[Rahmen]] und Gabel verabschiedete man sich vom [[RENAK]]-[[Steuersatz]] und damit auch von den DDR-typischen Einbaumaßen und verwendete stattdessen einen [[Steuersatz]] von Gipiemme mit international üblichen Maßen.
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Neben dem Steuersatz kamen aber auch die meisten der anderen Komponenten nicht mehr aus der DDR, sondern es fanden Teile der Marken ''Campagnolo'', ''Gipiemme'', ''Shimano'' und ''Sachs'' Verwendung, die jeweils der oberen Mittelklasse zuzuordnen sind. Eine einheitliche Ausstattungslinie gab es dabei nicht; ob die Varianten von der Verfügbarkeit der Teile oder Kundenwünschen abhängig waren, ist nicht genau bekannt. Zu vermuten ist jedoch, dass verbaut wurde, was vorhanden war und dabei zum Teil auch auf hochwertige bzw. bewährte Rennradteile aus DDR-Produktion zurückgegriffen wurde. Beispiele hierfür sind der leichte und charakteristische Diamant-[[Rennlenker]], die den Campagnolo-[[Bremsen]] nachempfundenen [[Rasant]]-Type-700-[[Bremsen]] samt der ebenfalls kopierten [[Bremshebel]] sowie die bekannten und auch im Ausland geschätzten [[Kowalit]]/[[Pneumant]]-[[Schlauchreifen]].
Neben dem Steuersatz kamen aber auch die meisten der anderen Komponenten nicht mehr aus der DDR, sondern es fanden Teile der Marken ''Campagnolo'', ''Gipiemme'', ''Shimano'' und ''Sachs'' Verwendung, die jeweils der oberen Mittelklasse zuzuordnen sind. Eine einheitliche Ausstattungslinie gab es dabei nicht; ob die Varianten von der Verfügbarkeit der Teile oder Kundenwünschen abhängig waren, ist nicht genau bekannt. Zu vermuten ist jedoch, dass verbaut wurde, was vorhanden war und dabei zum Teil auch auf hochwertige bzw. bewährte Rennradteile aus DDR-Produktion zurückgegriffen wurde. Beispiele hierfür sind der leichte und charakteristische Diamant-[[Rennlenker]], die den Campagnolo-[[Bremsen]] nachempfundenen [[Rasant]]-Type-700-[[Bremsen]] samt der ebenfalls kopierten [[Bremshebel]] sowie die bekannten und auch im Ausland geschätzten [[Kowalit]]/[[Pneumant]]-[[Schlauchreifen]].

Version vom 30. September 2022, 22:05 Uhr

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Zeitliche Einordnung

Kurz vor Beginn der politischen Wende begann man am 15.03.1988 bei Diamant nach Jahren der Stagnation mit der Fertigung eines neuen Rennrad-Modells, das wieder international konkurrenzfähig sein sollte und das inzwischen längst veraltete Modell 35 707 ersetzen sollte. Dafür wurde das bis dahin nur in Kleinstserien produzierte Modell 35 711 weiterentwickelt und die Modellbezeichnung wie üblich um vier Zähler erhöht. Somit lautete die interne Bezeichnung dieses Rennrades "Modell 35 715". Dies änderte sich spätestens 1990, als man in der neuen Marktsituation einen eingängigeren Namen für das Topmodell benötigte. Im ersten Nachwende-Katalog trägt das Rennrad deshalb die Bezeichnung "Rubin", die alte Modellnummer findet sich aber dennoch in der zugehörigen Beschreibung.

Rahmen und Ausstattung

Da die Erzeugnisse der DDR-Fahrradindustrie Ende der 80er Jahre bereits weit hinter dem Weltstandard zurücklagen, stattete man das neue Modell mit importierten Teilen aus, auf die nachfolgend noch näher eingegangen wird. Damit standen dann auch die zu dieser Zeit üblichen 12 Gänge zur Verfügung. Ein weiterer wichtiger Punkt war die Modernisierung des Rahmens, dessen Geometrie noch vom Modell 167 stammte und damit eigentlich für die Straßenverhältnisse der frühen Nachkriegsjahre ausgelegt war. Da man die Muffen von einem Zulieferbetrieb aus dem IFA-Kombinat bezog, der diese seit 1959 praktisch unverändert herstellte, ist die Verwandtschaft des neuen Rahmens zum Modell 35 707 an diesen Punkten unübersehbar, doch andere Teile wurden dagegen komplett neugestaltet.
So zeichnet sich der Rahmen durch einen deutlich kürzeren Hinterbau aus, der zudem mit modernen Ausfallenden ausgestattet war. Diese waren geschmiedet und mit einem Schaltauge versehen. Ebenfalls neu war der nun wieder qualitativ hochwertige Abschluss der Sitzstreben; wie einst beim Modell 167 bildete ein gesondert angefertigtes, spitz zulaufendes Teil den Übergang zur Sitzmuffe, wohingegen man beim Modell 35 707 die Strebenenden nur einschnitt und zupresste. Auch der Steg zwischen den Sitzstreben wurde modernisiert und aus gedrehtem Vollmaterial hergestellt. Die Befestigungslasche für das Rücklicht verschwand ersatzlos.
Am vorderen Teil des Rahmens wurden wieder Anlötteile zur Befestigung der Schaltung angebracht. Neben den modernen Schaltsockeln am Unterrohr fällt dabei vor allem auch die angelötete Halterung für den Umwerfer ins Auge. Aber auch die Schaltzugführung unter dem Tretlager gab es so an keinem der Vorgängermodelle. Daneben fanden überfällige Kleinigkeiten wie Befestigungspunkte für Flaschenhalter und eine geänderte Bremszugführung ihren Weg an dieses Modell.
Neben dem Rahmen wurde auch die Gabel überarbeitet, um einen kürzeren Radstand zu erhalten. Zwar blieb man dem bewährten Prinzip der Rundscheidengabel treu, doch wurde sie im unteren Teil deutlich weniger nach vorn geschwungen, wodurch das Vorderrad näher an das Unterrohr rückte und auch das Bremsmaß auf ein rennradtypisches Maß schrumpfte. Bei der Verbindung von Rahmen und Gabel verabschiedete man sich vom RENAK-Steuersatz und damit auch von den DDR-typischen Einbaumaßen und verwendete stattdessen einen Steuersatz von Gipiemme mit international üblichen Maßen.
Neben dem Steuersatz kamen aber auch die meisten der anderen Komponenten nicht mehr aus der DDR, sondern es fanden Teile der Marken Campagnolo, Gipiemme, Shimano und Sachs Verwendung, die jeweils der oberen Mittelklasse zuzuordnen sind. Eine einheitliche Ausstattungslinie gab es dabei nicht; ob die Varianten von der Verfügbarkeit der Teile oder Kundenwünschen abhängig waren, ist nicht genau bekannt. Zu vermuten ist jedoch, dass verbaut wurde, was vorhanden war und dabei zum Teil auch auf hochwertige bzw. bewährte Rennradteile aus DDR-Produktion zurückgegriffen wurde. Beispiele hierfür sind der leichte und charakteristische Diamant-Rennlenker, die den Campagnolo-Bremsen nachempfundenen Rasant-Type-700-Bremsen samt der ebenfalls kopierten Bremshebel sowie die bekannten und auch im Ausland geschätzten Kowalit/Pneumant-Schlauchreifen.

Bedeutung innerhalb der Modellpalette

Bedingt durch die äußeren politischen und vor allem wirtschaftlichen Umstände kam nur eine bescheidene Serienfertigung des Modell Rubin zustande. Nach bisherigen Erkenntnissen wurden deshalb bis zum 21.05.1991 nur höchstens 574 Rahmen mit den oben beschriebenen Merkmalen (DDR-Muffen usw.) gefertigt. Genau lässt sich diese Zahl nicht bestimmen, da auch das Kinderrennrad Modell 35 710 mit der Bezeichnung "715" in den Werkslisten geführt wurde.
Nach 1991 blieb das Modell zwar noch in den Katalogen erhalten, wurde allerdings mit komplett überarbeiteten Rahmen angeboten, die kaum noch eine Verbindung zur DDR-Vergangenheit erkennen ließen. Zudem änderten sich die Modellbezeichnungen in 35 716, 35 717 und 35 718, wobei sich die Varianten jeweils noch in Rahmenbau und Ausstattung unterschieden.

Galerie

Technische Merkmale