Mifa Modell 355: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 24. Februar 2018, 20:34 Uhr
Diese Seite ist Teil der Modellübersicht des VEB Mifa-Werk Sangerhausen
in der Unterkategorie Mifa Jugendräder
Einordnung in die Modellpalette
Beim Modell 355 von Mifa handelt es sich um ein 24"-Jugendrad in Mädchenausführung. Aus Werksunterlagen des VEB Mifa-Werk Sangerhausen geht hervor, dass im Oktober 1962 "in der sportlichen Ausführung des 24"-Modells in die Nullserie" gegangen werden sollte. Dazu passt auch die erstmalige Erwähnung des Modells 355 in einem Katalog des Jahres 1963. Diese Neuentwicklung ersetzte das bisher angebotene 24"-Jugendrad (Modell 352). Einem Produktionsplan von ca. 1972 zufolge waren damals 5 000 Stück dieses Modells vorgesehen.
Die entsprechende Knabenausführung wurde unter der Bezeichnung Modell 305 angeboten. Ab 1974 wurden diese Jugendräder unter gleicher Typenbezeichnung von Fortschritt gebaut, wobei das Mifa-Dekor noch längere Zeit beibehalten wurde.
Rahmen und Ausstattung
Gegenüber dem Vorgängermodell entsprach der Rahmen dieser Ausführung bereits etwas moderneren Konstruktionsprinzipien: Er verfügte über angelötete Ausfallenden. Die Rahmenhöhe betrug 44 cm. Der weiterhin offen ausgeführte Hinterbau hatte gekröpfte Kettenstreben und gerade Sitzstreben. Für die Befestigung des Kettenschutzes, des Dynamos und der Luftpumpe waren entsprechende Anlötteile vorhanden. Eine Neuerung stellten die an der Unterseite des Unterrohrs und der Kettenstrebe angebrachten Ösen zur Befestigung des Beleuchtungskabels dar. Die Steuerkopfmuffen wurden schon bald auch für die übrigen Jugendräder von Mifa verwendet.
Die Ausstattung orientierte sich an der, die bei Tourensporträdern üblich war. So besaß das Modell 355 beispielsweise ein Keiltretlager (Thompson-Ausführung) sowie Leichtmetallfelgen. Frühe Katalogbilder zeigen das Fahrrad noch mit einem Dynamoscheinwerfer, der offenbar schon bald durch einen herkömmlichen ersetzt wurde. Eine Stempelbremse mit Bowdenzug, Flügelmuttern sowie Schutzbleche aus Leichtmetall waren weitere Merkmale. Teilweise besaßen die Jugendräder von Mifa jedoch auch Stahlschutzbleche, die in Rahmenfarbe lackiert und weiß liniert waren. Darüber hinaus wurde dieser Fahrradtyp zeitweise auch mit grau lackierten und in Rahmenfarbe linierten Stahlschutzblechen angeboten. Der Gepäckträger und der Kettenschutz waren in Rahmenfarbe lackiert. Modell 355 war darüber hinaus mit einem vielstrahligen Kleidernetz und entsprechend vielfach gelochten Schutzblechen ausgestattet, wie es sonst nur bis anfang der 1950er Jahre gebräuchlich war. Diese Eigenart wurde auch beim späteren Modell 355 von Fortschritt zunächst beibehalten.
Lackierung und Rahmendekor
Anfangs wurde das Modell 355 noch mit einem Lackierungsschema ausgliefert, das dem der Tourenmodelle ähnlich war. Etwa 1964 änderten sich Lackierungsschema und Rahmendekor analog den Tourenrädern, jetzt waren die Jugendräder zweifarbig lackiert (im Bereich des Steuerkopfes weiß, übriger Rahmen farbig). Dieses Farbmuster wurde lange Zeit beibehalten. Es handelte sich in der Regel um Uni-Lack, teilweise wurde aber auch Metallic-Lack verwendet. Das Rahmendekor wurde hingegen 1966 und 1971 überarbeitet und war jeweils mit dem der übrigen Modelle identisch. Bis 1972 oder 1973 besaßen die Jugendräder auch noch ein angenietetes Steuerkopfschild. Dies entfiel nun zugunsten von Schiebebildern. Weitere Details über die bei Mifa verwendeten Rahmendekore sind hier zu finden.
Hintergründe zur Produktion
Zum Ende des Jahres 1970 wurde die Produktion des Modells 355 eingestellt, aufgrund u. a. der Beschwerden von Verbrauchern und des Deutschen Radsport-Verbandes jedoch ab Januar 1972 weiterproduziert. In einer Stellungnahme des IFA-Vertriebes hieß es dazu: "Nach Auswertung der Marktanalysen, der Eingaben von Bürgern und von Presseveröffentlichungen nimmt der Handel jetzt den Standpunkt ein, daß ein Jugendrad dieser Abmessung [24"] unbedingt im Sortiment benötigt wird. Obwohl sich Mifa im Laufe der Beratung nicht imstande sah, die 24er Jugendräder wieder aufzunehmen, teilte das Werk im Nachgang zur Beratung mit Fernschreiben vom 6. 8. 1971 mit, daß nach ernsthafter Prüfung eine Wiederaufnahme im Jahre 1972 in Höhe von 10 000 Stück möglich ist. Dadurch reduziert sich jedoch die Gesamtbereitstellung um 2000 Fahrräder." (Zitiert nach: Berliner Zeitung Nr. 263 vom 23. September 1971, Seite 4.)
Im Zuge einer generellen Sortimentseinschränkung war man in Sangerhausen bestrebt, unter anderem die Produktion der 24"-Jugendräder auslaufen zu lassen. Die Notwendigkeit dieser Sortimentseinschränkung sah man vor allem im stark gestiegenen Gesamtbedarf an Fahrrädern sowie der begrenzten Möglichkeiten der Produktionssteigerung bei Diamant. Die verordnete Fortführung der Produktion der 24"-Jugendräder verhinderte jedoch eine bessere Bedarfsbefriedigung bei den Tourensporträdern von Mifa, da diese Produktionskapazität hierfür zur Verfügung gestellt werden musste. Ab 1974 fand die Produktion der Modelle 355 und 305 im Kombinat Fortschritt Landmaschinen (im Rahmen der Konsumgüterproduktion) statt. Sie wurden dort längere Zeit nahezu unverändert weiterproduziert (Jugendrad Modell 355), selbst das Rahmendekor mit dem "Mifa"-Schriftzug wurde beibehalten. Anhand der Rahmennummern ist jedoch eine eindeutige Unterscheidung möglich. Nachdem die Jugendräder im Mifa-Katalog von 1973 letztmalig erwähnt wurden, tauchen sie eigenartigerweise in einem Prospekt von 1980 noch einmal auf, doch wird dort auf den tatsächlichen Hersteller hingewiesen.
Galerie
Ausführung von 1970, original erhalten. Lediglich das bruchanfällige Rücklicht 8507.8 war bereits defekt. Das Kleidernetz wurde ergänzt.
Anlötteile am Rahmen
Verwendungszweck | Bemerkungen |
---|---|
Halterung für Luftpumpe | am Sattelrohr |
Halterung für Dynamo | an der Vorderradgabel |
Befestigungspunkte für Kettenschutz | |
Befestigungspunkte für Lichtkabel | an Unterrohr u. Kettenstrebe |
Technische Merkmale
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- Stahlrohrrahmen mit Außenmuffen, Oberrohr gebogen, Unterrohr gerade, Rahmenhöhe 44 cm
- gerade Sitzstreben, gekröpfte Kettenstreben, schräge Ausfallenden nach vorn
- Keiltretlager Thompson-Ausführung, Kettenblatt mit 40 Zähnen
- polierte Aluminiumfelgen 24", Flügelmuttern
- Bereifung 24" × 1 3/4"
- vorn Stempelbremse mit Bowdenzug
- hinten Freilaufnabe mit Rücktrittbremse, Zahnkranz mit 20 Zähnen
- Jugendlenker ohne Vorbau
- polierte Leichtmetallschutzbleche oder farbig lackierte und weiß linierte Stahlschutzbleche
- Zubehör: Kettenschutz, Kleidernetz, Luftpumpe, Werkzeugtasche