Felgen: Unterschied zwischen den Versionen

Aus DDR-FahrradWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
imported>Jeeves
Keine Bearbeitungszusammenfassung
>Jeeves
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
__FORCETOC__
__FORCETOC__
==Hersteller==
==Hersteller==
Unter anderem:
*[[Diamant]]
*[[Diamant]]
*[[Mifa]]
*[[Mifa]] (belegt für 1953 bis 1989)
*[[Möve]]
*[[Grünert]] (belegt für 1954 bis 1970)
*[[Simson]]
*[[Walzwerk Hettstedt]] (belegt für 1972 [bis] 1990)
*[[Grünert]]
*[[MZ|VEB Motorradwerk Zschopau - Werk III, Mühlbach/Hetzdorf]] (belegt für 1972, 1974, 1976, 1981)
*[[Walzwerk Hettstedt]]
*[[Sturmlaternenwerk Beierfeld|Nirona]] (belegt für 1945, 1947 bis 1950)
*[[MZ|VEB Motorradwerk Zschopau]]
*[[Sturmlaternenwerk Beierfeld]] (belegt für 1951, 1954 bis 1960)
*[[Sturmlaternenwerk Beierfeld]]
*[[IFA Schönebeck|Metall-Industrie Schönebeck]] (belegt für 1945, 1946)
*Excelsior GmbH, Brandenburg/Havel (belegt für 1945)
*Schulze & Kaiser G.m.b.H, Limbach/Sa. (belegt für 1946)
*VEB Felgenwerk Ronneburg (belegt für 1953)
*[[Bächtiger]] (belegt für 1956 bis 1964, 1966 bis 1972)
*[[Metallwaren „Blitz“]] (belegt für 1972, 1975)
*[[Fortschritt|VEB Kombinat Fortschritt Landmaschinen – Betrieb IV Bischofswerda]] (belegt für 1975)


==Stahlfelgen==
==Stahlfelgen==
Stahlfelgen gab es in allen gängigen Größen (20", 24", 26", 28"), mit unterschiedlichsten Emaillierungen, Lackierungen, Linierungen. Diese variierten je nach Fahrradmodell. Im Unterschied zu Fahrrädern westlicher Länder, die bis in die 1990er Jahre häufig mit verchromten Stahlfelgen ausgestattet wurden, kamen in der DDR lackierte Stahlfelgen oder Leichtmetallfelgen zum Einsatz. Eine Ausnahme bildeten die mit verchromten Stahlfelgen ausgestatteten Mifa-Modelle [[Mifa Modell 162|162]] und [[Mifa Modell 104|104]], sowie Exportzwecke.
Stahlfelgen gab es in allen gängigen Größen (20", 24", 26", 28"), mit unterschiedlichsten Emaillierungen, Lackierungen, Linierungen. Diese variierten je nach Fahrradmodell. Im Unterschied zu Fahrrädern westlicher Länder, die bis in die 1990er Jahre häufig mit verchromten Stahlfelgen ausgestattet wurden, kamen in der DDR lackierte Stahlfelgen oder Leichtmetallfelgen zum Einsatz. Eine Ausnahme bildeten die mit verchromten Stahlfelgen ausgestatteten Mifa-Modelle [[Mifa Modell 162|162]] und [[Mifa Modell 104|104]], sowie Exportzwecke. Speziell für Fahrräder in "englischer Ausführung", die nur für den Export vorgesehen waren, wurden sogenannte Westwoodfelgen produziert. Dieser Felgentyp ist für Gestängefelgenbremsen ausgelegt und hat ein daran angepaßtes Profil.
Die meisten Felgen hatten ein Flachschulterprofil und eine Breite von 2X" x 1,75". Ausnahmen bildeten Felgen für einige frühe Sportradmodelle von Mifa, sowie Felgen für Wulstreifen, die laut [[DHZ-Katalog]] von 1956 noch vorrätig waren:
 
Die meisten Felgen hatten ein Flachschulterprofil und eine Größe von 2X" x 1,75". Ausnahmen bildeten Felgen für einige frühe Sportradmodelle von Mifa, sowie Felgen für Wulstreifen, die laut [[DHZ-Katalog]] von 1956 noch als Ersatzteil im Handel angeboten wurden:


  '''Felgengrößen für Wulstreifen'''
  '''Felgengrößen für Wulstreifen'''
Zeile 20: Zeile 27:
  - 28" x 1,5"
  - 28" x 1,5"


Stahlfelgen wurden in der DDR aufgrund der besonderen Rohstofflage, schon früh von Leichtmetallfelgen abgelöst. Die letzten Diamant-Räder mit Stahlfelgen gab es ca. 1966. Bei [[Mifa]] verbaute man sie bei einigen Modellen aber noch bis mindestens 1985. Stahlfelgen gab es zudem auch als Zubehörteile, vermutlich bis in die 1980er Jahre. In den 1970er und 1980er Jahren waren jene Stahlfelgen, die nur als Zubehör angeboten wurden, in der Regel silber lackiert und unliniert.  
Stahlfelgen wurden in der DDR aufgrund der besonderen Rohstofflage schon früh von Leichtmetallfelgen abgelöst. Die letzten [[Diamant]]-Fahräder mit Stahlfelgen gab es etwa 1966. Bei [[Mifa]] verbaute man sie bei einigen Modellen aber noch bis mindestens 1985. Stahlfelgen gab es zudem auch als Zubehörteile, vermutlich bis in die 1980er Jahre. In den 1970er und 1980er Jahren waren jene Stahlfelgen, die nur als Zubehör angeboten wurden, in der Regel silber lackiert und unliniert.  




Zeile 41: Zeile 48:


Datei:Stahlfelge verchromt.JPG|<center><p style="background-color:#CCCCCC">'''Stahlfelge, verchromt'''</p></center> '''Zeitraum:''' 1979-1985 <br>'''Verwendung:''' Mifa Modelle [[Mifa Modell 104|104]], [[Mifa Modell 162|162]], Export7Zubehör <br>'''Material''' Stahl, verchromt <br>'''Durchmesser''' 28"<br>'''Eignung für Felgenbremsen''' ja<br>'''Bemerkungen:''' Seitenflächen mit kleinen Vertiefungen gesprenkelt
Datei:Stahlfelge verchromt.JPG|<center><p style="background-color:#CCCCCC">'''Stahlfelge, verchromt'''</p></center> '''Zeitraum:''' 1979-1985 <br>'''Verwendung:''' Mifa Modelle [[Mifa Modell 104|104]], [[Mifa Modell 162|162]], Export7Zubehör <br>'''Material''' Stahl, verchromt <br>'''Durchmesser''' 28"<br>'''Eignung für Felgenbremsen''' ja<br>'''Bemerkungen:''' Seitenflächen mit kleinen Vertiefungen gesprenkelt
</gallery>
</gallery>


==Leichtmetallfelgen==
==Leichtmetallfelgen==
Aufgrund der unterschiedlichen Rohstofflage, wurden Leichtmetallfelgen in der DDR deutlich häufiger verwendet als in Westeuropa. Bereits ein offizielles Foto des 150.000. Fahrrades der SAG Elite-[[Diamant]]werke vom 4. August 1949 zeigt ein [[Diamant Modell EH|Modell EH]] mit Leichtmetallfelgen (LM-Felgen). Von Anfang an waren die Sporträder von Diamant (verkauft ab 1954) und einige Tourensportmodelle (verkauft ab 1953) mit Aluminiumfelgen ausgestattet. Die ersten Felgen hatten noch einen dem Westwood-Profil ähnlichen Querschnitt, es gab sie in einer breiten und einer schmalen Ausführung sowohl für 26 Zoll als auch für 28 Zoll Laufräder (LR). Diese Felgen waren auch als Zubehörteil erhältlich.  
Aufgrund der unterschiedlichen Rohstofflage, wurden Leichtmetallfelgen in der DDR deutlich häufiger verwendet als in Westeuropa. Bereits ein offizielles Foto des 150.000. Fahrrades der SAG Elite-[[Diamant]]werke vom 4. August 1949 zeigt ein [[Diamant Modell EH|Modell EH]] mit Leichtmetallfelgen (LM-Felgen). Von Anfang an waren die Sporträder von Diamant (verkauft ab 1954) und einige Tourensportmodelle (verkauft ab 1953) mit Aluminiumfelgen ausgestattet. Die ersten Felgen hatten noch einen dem Westwood-Profil ähnlichen Querschnitt, es gab sie in einer breiten und einer schmalen Ausführung sowohl für 26 Zoll als auch für 28 Zoll Laufräder (LR). Diese Felgen waren auch als Zubehörteil erhältlich.  
<div class="toc">
'''Hinweis:''' Ist bei DDR-Fahrradwiki vom "Westwood-Profil" die Rede, sind die allseits bekannten Felgen mit dem hügel,- bzw. klammerartigen Profil gemeint. Fachlich ist dies jedoch falsch. Die eigentlichen Westwoodfelgen sind für englische und holländische Räder mit speziellen Gestängefelgenbremsen ausgelegt und haben ein daran angepaßtes Profil. Auch diese Felgen wurden in geringen Stückzahlen in der DDR produziert und an [[Diamant Modell 110D|ensprechenden Modellen]] verbaut, welche aber, soweit heute bekannt, fast vollständig in den Export gingen.
</div>


[[Datei:Felgenprofile.JPG|miniatur|100px|LM-Felgenprofile von oben: Flachschulter-, D-, Halbhohlkehl- u. Kantprofil]]
[[Datei:Felgenprofile.JPG|miniatur|100px|LM-Felgenprofile von oben: Flachschulter-, D-, Halbhohlkehl- u. Kantprofil]]

Version vom 7. August 2016, 16:25 Uhr

Hersteller

Unter anderem:

Stahlfelgen

Stahlfelgen gab es in allen gängigen Größen (20", 24", 26", 28"), mit unterschiedlichsten Emaillierungen, Lackierungen, Linierungen. Diese variierten je nach Fahrradmodell. Im Unterschied zu Fahrrädern westlicher Länder, die bis in die 1990er Jahre häufig mit verchromten Stahlfelgen ausgestattet wurden, kamen in der DDR lackierte Stahlfelgen oder Leichtmetallfelgen zum Einsatz. Eine Ausnahme bildeten die mit verchromten Stahlfelgen ausgestatteten Mifa-Modelle 162 und 104, sowie Exportzwecke. Speziell für Fahrräder in "englischer Ausführung", die nur für den Export vorgesehen waren, wurden sogenannte Westwoodfelgen produziert. Dieser Felgentyp ist für Gestängefelgenbremsen ausgelegt und hat ein daran angepaßtes Profil.

Die meisten Felgen hatten ein Flachschulterprofil und eine Größe von 2X" x 1,75". Ausnahmen bildeten Felgen für einige frühe Sportradmodelle von Mifa, sowie Felgen für Wulstreifen, die laut DHZ-Katalog von 1956 noch als Ersatzteil im Handel angeboten wurden:

Felgengrößen für Wulstreifen
- 20"x?
- 26" x 1,70"
- 28" x 1,5"

Stahlfelgen wurden in der DDR aufgrund der besonderen Rohstofflage schon früh von Leichtmetallfelgen abgelöst. Die letzten Diamant-Fahräder mit Stahlfelgen gab es etwa 1966. Bei Mifa verbaute man sie bei einigen Modellen aber noch bis mindestens 1985. Stahlfelgen gab es zudem auch als Zubehörteile, vermutlich bis in die 1980er Jahre. In den 1970er und 1980er Jahren waren jene Stahlfelgen, die nur als Zubehör angeboten wurden, in der Regel silber lackiert und unliniert.


Leichtmetallfelgen

Aufgrund der unterschiedlichen Rohstofflage, wurden Leichtmetallfelgen in der DDR deutlich häufiger verwendet als in Westeuropa. Bereits ein offizielles Foto des 150.000. Fahrrades der SAG Elite-Diamantwerke vom 4. August 1949 zeigt ein Modell EH mit Leichtmetallfelgen (LM-Felgen). Von Anfang an waren die Sporträder von Diamant (verkauft ab 1954) und einige Tourensportmodelle (verkauft ab 1953) mit Aluminiumfelgen ausgestattet. Die ersten Felgen hatten noch einen dem Westwood-Profil ähnlichen Querschnitt, es gab sie in einer breiten und einer schmalen Ausführung sowohl für 26 Zoll als auch für 28 Zoll Laufräder (LR). Diese Felgen waren auch als Zubehörteil erhältlich.

LM-Felgenprofile von oben: Flachschulter-, D-, Halbhohlkehl- u. Kantprofil

Größen Leichtmetallfelgen

  • 26 Zoll breit: 26" x 1,75"
  • 26 Zoll schmal: 26" x 1 3/8" x 1 5/8"
  • 26 Zoll schmal: 26" x 1 3/8" x 1 1/2" (für Diamant Wandersportrad)
  • 28 Zoll breit: 28" x 1,75"
  • 28 Zoll schmal: 28" x 1 1/4" x 1 3/4"


Für Sporträder wurden im Verlauf des Jahres 1955 neue Felgen mit dem D-Profil eingeführt. Diese schmalen Felgen waren praktisch nur in einer Ausführung für 28"-Laufräder erhältlich. Lediglich am Diamant Wandersportrad, sowie an Mifa Modell 9 e wurden 26-zöllige D-Profilfelgen verbaut. Hersteller beider Varianten war Grünert. Ab 1962/63 wechselte die Felgenform erneut, ein Halbhohlkehl-Profil wurde eingeführt. Diese Felgen kamen bei Sporträdern (28") Kinderrädern (20") sowie den ersten Klapprädern (20") zum Einsatz. Bei Tourensporträdern gab es Felgen mit Flachschulterprofil bis ca. 1963. Vermutlich 1958 führte man ein sehr ähnliches Profil ein, dessen gerade Seitenflächen für die Verwendung von Felgenbremsen optimiert waren.

Das bis 1990 produzierte, fünfflächige Kantprofil führte man 1971 ein. Hersteller war der VEB Walzwerk Hettstedt. Diese Felgen fanden an Klapprädern, Tourensport-, Sport- und Straßenrennrädern Verwendung. Die Unterscheidung von schmalen und breiten Ausführungen gab es hier nicht mehr, die neue Einheitsbreite betrug rund 27 mm, jeweils für 20", 24", 26" und 28"-Laufräder. Ab den 1970er Jahren wurde der größte Teil aller DDR-Fahrräder mit Leichtmetallfelgen ausgestattet.

Schlauchreifenfelgen

Querschnitt einer Grünert-Felge
gut erkennbar sind die drei Hohlkammern; die mittlere wird von den Speichennippeln durchzogen; die äußeren sind hermetisch dicht und enthalten oft Alu-Späne oder Schweißschlacke vom Schließen des Felgenrings (erzeugt hörbares Rascheln)

Schlauchreifenfelgen kamen vor allem im Radsport zum Einsatz, da die erhältlichen Schlauchreifen für den Alltagseinsatz schlicht zu teuer gewesen wären und der Reparaturaufwand im Falle einer Beschädigung um ein Vielfaches größer ist als bei den deshalb weitverbreiteten Drahtreifen. Neben Renn- und Bahnrädern wurden aber auch die Hallensporträder meist mit großvolumigen Schlauchreifen gefahren. Für die unterschiedlichen Anwendungen gab es eine Vielzahl von verfügbaren Größen, die im Folgenden aufgelistet werden sollen.

Größen Leichtmetallfelgen:

  • 27" x 1" (für Straßen- und Bahnrennrad)
  • 24" x 1" (für Steherrad; Vorderrad)
  • 26" x 1,25" (36 Loch; für Kunst-/Radballrad)
  • 26" x 1,5" (48 Loch; für Kunst-/Radballrad)
  • 26" x 1,5" (36 und 48 Loch; Holzfelgen; für Reigenfahrräder)


In den 1950er und frühen 1960er Jahren stammten sämtliche Schlauchreifenfelgen wie alle anderen Leichtmetallfelgen von Grünert, wobei dieser Betrieb bis Ende der 50er Jahre eine seinerzeit einzigartige Konstruktion entwickelte. Die erste Variante orientierte sich noch an westlichen Vorbildern und bestand nur aus einem Aluminium-"Schlauch"; die Speichennippel saßen versenkt im Inneren der Hohlkammer. Revolutionär war dagegen die stabilere Weiterentwicklung: als Verstärkung besaßen die neuen im Stranggussverfahren hergestellten Grünert-Felgen zwei Rippen, die das Felgenbett mit der Felgeninnenseite verbinden und damit das Innere der Felge in drei Hohlkammern einteilen. Um diese Verstärkung an keiner Stelle zu schwächen, sind die Speichenlöcher nicht versenkt, sondern schräg durch die gesamte Felge gebohrt, wobei die Köpfe der Speichennippel im Felgenbett liegen. Diese Ausführung erfordert ähnlich wie bei Holzfelgen längere Speichennippel, kommt aber ohne Unterlegscheiben aus. Um 1961 sind auch Grünert-Felgen mit nur einer zentralen Verstärkungsrippe bekannt, die insgesamt etwas leichter waren, sich aber offensichtlich nicht durchsetzen konnten.
Nach der Angliederung der R. Grünert KG in das Kombinat Motorradwerk Zschopau (MZ) wurde der Felgentyp ohne Änderungen bis in die 80er Jahre weiterproduziert, wobei die Qualität durch den zunehmenden Verschleiß der alten Maschinen kontinuierlich abnahm. Das wirkte sich offensichtlich auch auf die Produktionsmenge aus, denn ab den 1980er Jahren wurden auch Schlauchreifenfelgen des Typs "Monthlery Route" vom französischen Hersteller Mavic importiert und ab Werk an Diamant Rennrädern verbaut. Auch in den Radsportvereinen fanden diese Importfelgen bevorzugt Anwendung, da ihr Felgenbett wesentlich besser an die kleinen Querschnitte der modernen Schlauchreifen angepasst war als das der Grünert- bzw. MZ-Felgen, die für die in den 50er Jahren üblichen großen Querschnitte optimiert waren.