Bremsen: Unterschied zwischen den Versionen

Aus DDR-FahrradWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
imported>Jeeves
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
>Nukular
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
Mit Ausnahme der Bahn-Rennräder sowie der Saalsporträder waren alle in der DDR handelsüblichen Fahrradmodelle mit zwei voneinander unabhängig wirkenden Bremsen ausgestattet, die auf das Vorderrad und das Hinterrad wirkten. Das Hinterrad wurde bei den meisten Fahrrädern mit Hilfe einer [[Naben#Rücktrittnaben|Rücktrittbremse]] verzögert. Daneben war die Verwendung von Felgenbremsen oder Stempelbremsen in verschiedenen Ausführungen üblich.
==Stempelbremsen==
==Stempelbremsen==




*Gestängebremsen
*'''Stempelbremsen mit Gestänge'''
 
Bei dieser sehr einfachen Bremse wird mit Hilfe eines Hebels und einer senkrecht angebrachten Bremsstange der Bremsschuh von oben auf das Vorderrad gedrückt. Diese Konstruktion führt jedoch zu einem hohen Reifenverschleiß. Zudem ist ihr Wirkungsgrad nur gering. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass sich die Bremshebel nur bedingt mit verschiedenen [[Lenker|Lenkerformen]] kombinieren lassen.
Wurden anfangs noch zahlreiche Tourenräder, Tourensporträder sowie Kinder- und Jugendräder mit einer solchen Bremse über dem Vorderrad ausgerüstet, so ging deren Verbreitung seit Anfang der 1960er Jahre zurück. Noch bis etwa 1970 wurden die 28"-[[Mifa Tourenräder|Tourenräder]] von [[Mifa]] damit ausgestattet.


<gallery widths="200" heights="200" perrow="4">
<gallery widths="200" heights="200" perrow="4">
Datei:Gestängebremse.JPG|Gestängebremse, wie sie bis in die 60er Jahre an Tourenrädern verbaut wurde, NSU-Form ([[Diamant]]-Tourenräder hatten der anderen Lenkerform angepasste Bremsgriffe), Verbindung zwischen Griff und Bremsstange gesteckt, bei [[Möve]] und [[Simson]]-Rädern auch verschraubt, Hersteller: u.a [[Mifa]], verwendet von 194? bis 196?, Material: Stahl verchromt
Datei:Gestängebremse.JPG|'''Stempelbremse mit Gestänge'''<br>'''Zeitraum:''' 1945 - ca. 1970<br>'''Verwendung:''' Tourenräder aller Hersteller sowie frühe [[Mifa Sporträder|Sporträder]] von [[Mifa]] und frühe [[Diamant Tourensportrad-Modelle|Tourensporträder]] von [[Diamant]]<br>'''Material:''' Stahl (verchromt)<br>'''Bemerkungen:''' Verbindung zwischen Griff und Bremsstange gesteckt, hergestellt u.a von [[Mifa]]
Datei:BremseExport.jpg|Gestängebremse für vorne und hinten, wie sie an "englischen" Export-Fahrrädern verbaut wurden, Material: Stahl verchromt. Bis etwa 1958 wurde die Gestängeumlenkung in Nähe der Steuerkopfmuffe mit einer Schelle befestigt, danach in eine angelöteten Hülse geschraubt.
Datei:Platzhalter.jpg|'''Stempelbremse mit Gestänge'''<br>'''Zeitraum:''' 19?? - 19??<br>'''Verwendung:''' Fahrräder von [[Möve]] und [[Simson]]'''Material:''' Stahl (verchromt)<br>'''Bemerkungen:''' Verbindung zwischen Griff und Bremsstange verschraubt, hergestellt u.a von [[Mifa]]
</gallery>
</gallery>




*Seilzugstempelbremsen
*'''Stempelbremsen mit Seilzug'''
 
Seilzugstempelbremsen werden durch [[Bowdenzüge]] bedient. Auch hier wird ein Bremsschuh von oben auf das Vorderrad gedrückt. Gegenüber der Betätigung mittels Gestänge ergibt sich so der Vorteil, unterschiedliche Lenkerformen verwenden zu können. Der Hauptnachteil besteht auch hier in der geringen Bremswirkung und dem hohen Reifenverschleiß. Zudem sind Stempelbremsen mit Bowdenzugbetätigung alles andere als wartungsfreundlich. Dennoch wurden noch bis 1990 zahlreiche Tourensport- und Klappräder mit dieser Vorderradbremse ausgerüstet.


Seilzugstempelbremsen werden durch [[Bowdenzüge]] bedient.


<gallery widths="200" heights="200" perrow="4">
<gallery widths="200" heights="200" perrow="4">
Datei:Optima-stempelbremse.jpg|Hersteller: [[Optima]]; verwendet von 195? bis 195?; Material: Stahl
Datei:Optima-stempelbremse.jpg|'''Stempelbremse von [[Optima]]'''<br>'''Zeitraum:''' 195? - 195?<br>'''Verwendung:''' ?<br>'''Material:''' Stahl<br>'''Bemerkungen:'''
Datei:Stempelbremse Mifa.JPG|Hersteller: ??; verwendet von 195? bis 195? (abgebildete Bremse: Baujahr 1957); Material: Stahl, verbaut an Mifa Sporträdern
Datei:Stempelbremse Mifa.JPG|'''Stempelbremse mit Seilzug'''<br>'''Zeitraum:''' 195? - 195? (abgebildete Bremse: Baujahr 1957)<br>'''Verwendung:''' [[Mifa Sporträder|Sporträder]] von [[Mifa]]<br>'''Material:''' Stahl<br>'''Bemerkungen:'''
Datei:Bild25 098.jpg|Hersteller: ??; verwendet von 19?? bis 19?? (abgebildete Bremse: Baujahr 1954); Material: Stahl
Datei:Bild25 098.jpg|'''Stempelbremse mit Seilzug'''<br>'''Zeitraum:''' 195? - 195? (abgebildete Bremse: Baujahr 1954)<br>'''Verwendung:''' [[Mifa Sporträder|Sporträder]] von [[Mifa]] <br>'''Material:''' Stahl<br>'''Bemerkungen:'''
Datei:Bild25 093.jpg|Hersteller: ??; verwendet von 19?? bis 196?; Material: Stahl
Datei:Bild25 093.jpg|'''Stempelbremse mit Seilzug'''<br>'''Zeitraum:''' 195? - 196?<br>'''Verwendung:''' ?<br>'''Material:''' Stahl<br>'''Bemerkungen:'''
Datei:Bild25082.jpg|Hersteller: ?? verwendet ca. 1972 bis ca. 1980 (danach schwarzer Kunststoff); Material: Kunststoff, Stahl
Datei:Platzhalter.jpg|'''Stempelbremse mit Seilzug'''<br>'''Zeitraum:''' 19?? - ca. 1970<br>'''Verwendung:''' u.a. Tourensporträder von [[Diamant]]<br>'''Material:''' Stahl <br>'''Bemerkungen:'''
Datei:Bild25 100.jpg|Bremsgriff für Seilzugstempelbremse; Hersteller: ??; verwendet von 19?? bis ca. 1972; Material: Stahl
Datei:Bild25082.jpg|'''Stempelbremse mit Seilzug'''<br>'''Zeitraum:''' ca. 1970 - 1990<br>'''Verwendung:''' Tourenräder ([[Mifa]]), Tourensporträder ([[Diamant]], [[IFA Touring]], Mifa), Klappräder<br>'''Material:''' Stahl, Kunststoff<br>'''Bemerkungen:''' Kunststoff bis ca. 1980 grau, später schwarz
Datei:Bild25 006.jpg|Bremsgriff für Seilzugstempelbremse; Hersteller: ??; verwendet ca. 1972 bis ca. 1980 (danach schwarzer Kunststoff); Material: Kunststoff, Stahl
Datei:Bild25 100.jpg|'''Bremsgriff für Stempelbremse'''<br>'''Zeitraum:''' 19?? - ca. 1970<br>'''Verwendung:''' ?<br>'''Material:''' Stahl<br>'''Bemerkungen:'''
Datei:Bild25 006.jpg|'''Bremsgriff für Stempelbremse'''<br>'''Zeitraum:''' ca. 1970 - 1990<br>'''Verwendung:''' Tourenräder ([[Mifa]]), Tourensporträder ([[Diamant]], [[IFA Touring]], Mifa), Klappräder<br>'''Material:''' Stahl, Kunststoff<br>'''Bemerkungen:''' Kunststoff bis ca. 1980 grau, später schwarz
</gallery>
</gallery>


Zeile 29: Zeile 36:
==Felgenbremsen==
==Felgenbremsen==


Felgenbremsen werden stets (außer bei Exporrädern in englischer Ausführung) mit Bowdenzügen bedient.
Bei einer Felgenbremse wird der Bremsschuh seitlich gegen die Felge gedrückt. Dies erfordert ein [[Felgen|Felgenprofil]] mit geraden Seitenflächen. Felgenbremsen werden stets mit [[Bowdenzüge|Bowdenzügen]] bedient. Sie können sowohl als Vorderrad- als auch als Hinterradbremse eingesetzt werden. Der Wirkungsgrad von Felgenbremsen ist deutlich größer als bei Stempelbremsen, er hängt jedoch auch stark vom Zusammenspiel zwischen Bremsbelag und Felge ab. In der DDR verwendete man Seiten- und Mittelzugfelgenbremsen. Während die Bremsarme einer Seitenzugfelgenbremse einen gemeinsamen Drehpunkt haben, bewegen sich die Bremsarme der Mittelzugfelgenbremse jeweils um einen gesonderten Drehpunkt. Bei Verwendung von Mittelzugfelgenbremsen sind außerdem Gegenhalter erforderlich, die üblicherweise am Steuersatz und am Sattelklemmbolzen befestigt wurden.
 


*Bremsgriffe für Sporträder
*'''Bremsgriffe für Sporträder'''


<gallery widths="200" heights="200" perrow="4">
<gallery widths="200" heights="200" perrow="4">
Zeile 67: Zeile 75:
Datei:BremsschenkelVerchromt.JPG|Bremse von Rasant aus verchromtem Aluminium, verbaut an ?? von 19?? bis 19??, Material: Aluminium
Datei:BremsschenkelVerchromt.JPG|Bremse von Rasant aus verchromtem Aluminium, verbaut an ?? von 19?? bis 19??, Material: Aluminium
</gallery>
</gallery>
'''Felgenbremsen mit Gestänge'''
Eine Sonderstellung im DDR-Fahrradbau nahmen die in den 1950er Jahren produzierten Tourenräder in sogenannter "englischer Ausführung" ein. Sie besaßen unter anderem Felgenbremsen mit Gestängebetätigung. Bei den entsprechenden Modellen von [[Diamant]] wurde bis etwa 1958 wurde die Gestängeumlenkung in Nähe der Steuerkopfmuffe mit einer Schelle befestigt, danach in eine angelötete Hülse geschraubt. Noch bis 1961 wurden derartige Bremsen bei den letzten Exporträdern von [[Möve]] verwendet.
<gallery widths="200" heights="200" perrow="4">
Datei:BremseExport.jpg|'''Felgenremse mit Gestänge'''<br>'''Zeitraum:''' 195? - ca. 1961<br>'''Verwendung:''' Tourenräder in "englicher Ausführung" von [[Diamant]], [[Mifa]], [[Möve]] und [[Simson]]<br>'''Material:''' Stahl<br>'''Bemerkungen:'''
</gallery>




==Bremsbeläge==
==Bremsbeläge==


Für Stempel- und Felgenbremsen dienen Gummiklözte als Bremsbeläge. Beläge für Stempelbremsen wurden quasi unverändert seit den 40er Jahren bis 1990 hergestellt. In den 50er Jahren gab es unterschiedlich große Varianten, etwa für Stempelbremsen an Mifa-Sporträdern, die für einen etwas kleineren Bremsklötze ausgelegt war.
Für Stempel- und Felgenbremsen dienen Gummiklötze als Bremsbeläge. Beläge für Stempelbremsen wurden quasi unverändert seit den 40er Jahren bis 1990 hergestellt. In den 50er Jahren gab es unterschiedlich große Varianten, etwa für Stempelbremsen an Mifa-Sporträdern, die für einen etwas kleineren Bremsklötze ausgelegt war.
Bremsbeläge für Felgenbremsen wurden seit der Einführung der Diamant-Sporträder im Jahr 1954 unverändert bis 1990 produziert. Im Gegensatz zu modernen Bremsbelägen hatten sie keine Rillen, Vertiefungen o.ä..
Bremsbeläge für Felgenbremsen wurden seit der Einführung der Diamant-Sporträder im Jahr 1954 unverändert bis 1990 produziert. Im Gegensatz zu modernen Bremsbelägen hatten sie keine Rillen, Vertiefungen o.ä..
Bremsbeläge für Exporträder in englischer Ausführung (mit Gestänge-Felgenbremsen) hatten wiederum eigene Maße und Aussehen.
Bremsbeläge für Exporträder in englischer Ausführung (mit Gestänge-Felgenbremsen) hatten wiederum eigene Maße und Aussehen.

Version vom 1. August 2011, 17:37 Uhr

Mit Ausnahme der Bahn-Rennräder sowie der Saalsporträder waren alle in der DDR handelsüblichen Fahrradmodelle mit zwei voneinander unabhängig wirkenden Bremsen ausgestattet, die auf das Vorderrad und das Hinterrad wirkten. Das Hinterrad wurde bei den meisten Fahrrädern mit Hilfe einer Rücktrittbremse verzögert. Daneben war die Verwendung von Felgenbremsen oder Stempelbremsen in verschiedenen Ausführungen üblich.

Stempelbremsen

  • Stempelbremsen mit Gestänge

Bei dieser sehr einfachen Bremse wird mit Hilfe eines Hebels und einer senkrecht angebrachten Bremsstange der Bremsschuh von oben auf das Vorderrad gedrückt. Diese Konstruktion führt jedoch zu einem hohen Reifenverschleiß. Zudem ist ihr Wirkungsgrad nur gering. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass sich die Bremshebel nur bedingt mit verschiedenen Lenkerformen kombinieren lassen. Wurden anfangs noch zahlreiche Tourenräder, Tourensporträder sowie Kinder- und Jugendräder mit einer solchen Bremse über dem Vorderrad ausgerüstet, so ging deren Verbreitung seit Anfang der 1960er Jahre zurück. Noch bis etwa 1970 wurden die 28"-Tourenräder von Mifa damit ausgestattet.


  • Stempelbremsen mit Seilzug

Seilzugstempelbremsen werden durch Bowdenzüge bedient. Auch hier wird ein Bremsschuh von oben auf das Vorderrad gedrückt. Gegenüber der Betätigung mittels Gestänge ergibt sich so der Vorteil, unterschiedliche Lenkerformen verwenden zu können. Der Hauptnachteil besteht auch hier in der geringen Bremswirkung und dem hohen Reifenverschleiß. Zudem sind Stempelbremsen mit Bowdenzugbetätigung alles andere als wartungsfreundlich. Dennoch wurden noch bis 1990 zahlreiche Tourensport- und Klappräder mit dieser Vorderradbremse ausgerüstet.




Felgenbremsen

Bei einer Felgenbremse wird der Bremsschuh seitlich gegen die Felge gedrückt. Dies erfordert ein Felgenprofil mit geraden Seitenflächen. Felgenbremsen werden stets mit Bowdenzügen bedient. Sie können sowohl als Vorderrad- als auch als Hinterradbremse eingesetzt werden. Der Wirkungsgrad von Felgenbremsen ist deutlich größer als bei Stempelbremsen, er hängt jedoch auch stark vom Zusammenspiel zwischen Bremsbelag und Felge ab. In der DDR verwendete man Seiten- und Mittelzugfelgenbremsen. Während die Bremsarme einer Seitenzugfelgenbremse einen gemeinsamen Drehpunkt haben, bewegen sich die Bremsarme der Mittelzugfelgenbremse jeweils um einen gesonderten Drehpunkt. Bei Verwendung von Mittelzugfelgenbremsen sind außerdem Gegenhalter erforderlich, die üblicherweise am Steuersatz und am Sattelklemmbolzen befestigt wurden.


  • Bremsgriffe für Sporträder


  • Bremsgriffe für Rennräder


  • Felgenbremsschenkel


Felgenbremsen mit Gestänge

Eine Sonderstellung im DDR-Fahrradbau nahmen die in den 1950er Jahren produzierten Tourenräder in sogenannter "englischer Ausführung" ein. Sie besaßen unter anderem Felgenbremsen mit Gestängebetätigung. Bei den entsprechenden Modellen von Diamant wurde bis etwa 1958 wurde die Gestängeumlenkung in Nähe der Steuerkopfmuffe mit einer Schelle befestigt, danach in eine angelötete Hülse geschraubt. Noch bis 1961 wurden derartige Bremsen bei den letzten Exporträdern von Möve verwendet.


Bremsbeläge

Für Stempel- und Felgenbremsen dienen Gummiklötze als Bremsbeläge. Beläge für Stempelbremsen wurden quasi unverändert seit den 40er Jahren bis 1990 hergestellt. In den 50er Jahren gab es unterschiedlich große Varianten, etwa für Stempelbremsen an Mifa-Sporträdern, die für einen etwas kleineren Bremsklötze ausgelegt war. Bremsbeläge für Felgenbremsen wurden seit der Einführung der Diamant-Sporträder im Jahr 1954 unverändert bis 1990 produziert. Im Gegensatz zu modernen Bremsbelägen hatten sie keine Rillen, Vertiefungen o.ä.. Bremsbeläge für Exporträder in englischer Ausführung (mit Gestänge-Felgenbremsen) hatten wiederum eigene Maße und Aussehen.