Mifa: Unterschied zwischen den Versionen

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==1920: Mifa wird Großbetrieb==
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[[Datei:willi_brauer_1926.jpg|gerahmt|ein Sportrad von 1953]]Von 1920 stellte Mifa wieder Fahrräder her. Der Mitbegründer Emil Schütze war aus der Firma ausgeschieden und kapitalstärkere Gesellschafter kamen hinzu.
[[Datei:Willi_Brauer_1926.jpg|gerahmt|ein Sportrad von 1953]]Von 1920 stellte Mifa wieder Fahrräder her. Der Mitbegründer Emil Schütze war aus der Firma ausgeschieden und kapitalstärkere Gesellschafter kamen hinzu.
Zuerst war es 1920 ein Berliner Geschäftsmann Lihmann. Bereits 1921 ändern sich die Besitzverhältnisse erneut und es werden als Gesellschafter der Mifa die Herren Guggenheimer, Karstedt und Höfling genannt. 1925 geht die Mifa in den Besitz einer Druckerei Huck aus Berlin über. As Sitz der Mifa wird nun auch immer Berlin angegeben. Diese Besitzverhältnisse bleiben bis Ende des 2. Weltkriges bestehen. Werkleiter war bis zu seinem Tode 1936 der Mitbegründer Emil Hesse.
Zuerst war es 1920 ein Berliner Geschäftsmann Lihmann. Bereits 1921 ändern sich die Besitzverhältnisse erneut und es werden als Gesellschafter der Mifa die Herren Guggenheimer, Karstedt und Höfling genannt. 1925 geht die Mifa in den Besitz einer Druckerei Huck aus Berlin über. As Sitz der Mifa wird nun auch immer Berlin angegeben. Diese Besitzverhältnisse bleiben bis Ende des 2. Weltkriges bestehen. Werkleiter war bis zu seinem Tode 1936 der Mitbegründer Emil Hesse.



Version vom 5. Januar 2011, 22:01 Uhr

Mifa – Mitteldeutsche Fahrradwerke – sind heute noch aktiv und damit eine der ältesten deutschen Fahrradfirmen. Die Geschichte der Marke ist sehr wechselvoll und ein typisches Abbild deutscher Industrie- und Wirtschaftsgeschichte. Hier soll ein kurzes Porträt der Marke entstehen.

1907: Gründung der Mifa

Seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts waren auf dem Grundstück der späteren Mifa an der Landstrasse nach Nordhausen (heute Kyselhäuser Str. 23) nacheinander und nebeneinander verschiedene Fabrikanten und Geschäftsleute ansässig. Hergestellt wurden Maschinen, vor allem für die Landwirtschaft. Die Gründer der Mifa zogen 1907 in alte Gebäudeteile, in denen sich vorher die Schuhfabrik von Fritz Zipfe mit 60 Arbeitern befand. Noch 1908 waren im Adressbuch der Stadt Sangerhausen verschiedene Personen für das Grundstück der Mifa eingetragen, u.a. der Landmaschinenfarikant Joseph Pauli und de Mitteldeutsche Fahrradwerke GmbH von Emil Schütze und Emil Hesse.

Der Juli 1907 gilt als offizieller Gründungsmonat der Mitteldeutsche Fahrradwerke GmbH von Emil Schütze und Emil Hesse (1873-1936).

Der Geschäftsmann Emil Schütze soll der Initiator der Firmengründung gewesen sein. Er brachte den Großteil des Kapitaqls ein. Er war Uhrmacher und seit Ende des 19. Jahrhunderts in Sangerhausen ansässig. In seinem Laden in der Kylischen Straße 28 hatte er einen Laden, in dem Uhren, optische Geräte, Nähmaschinen, Fahrräder Wanderer, Seidel&Naumann, Opel, Diamant) und Musikwerke verkaufte. Er war auch in Wittenberg und Zella-Mehlis geschäftlich tätig.

Emil Schütze suchte für sein neues Geschäft einen Techniker, der Spezialist im Fahrradbau war. So kam 1907 der Fahrradtechniker Emil Hesse nach Sangerhausen. Er stammte aus Rötha bei Leipzig, arbeitete zuvor für Dürkopp und Styria in Graz. Er besaß Patente für Fahrradteile (??) und war technisch auf dem neuesten Stand der Fahrradtechnik.

Bereits 1908 waren die Mitteldeutschen Fahrradwerke so weit eingerichtet, dass mit ca. 35 Arbeitern 1.000 Fahrräder im Jahr hergestellt werden können. Verkauft wurden die Räder zunächst unter dem Markennamen Barbarossa und Million. Erst 1912 wurde die Marke Mifa eingeführt. Bis 1913 steigert sich die Produktion auf 4.000 Fahrräder im Jahr. In ersten Weltkrieg baute Mifa Granaten.

1920: Mifa wird Großbetrieb

ein Sportrad von 1953

Von 1920 stellte Mifa wieder Fahrräder her. Der Mitbegründer Emil Schütze war aus der Firma ausgeschieden und kapitalstärkere Gesellschafter kamen hinzu.

Zuerst war es 1920 ein Berliner Geschäftsmann Lihmann. Bereits 1921 ändern sich die Besitzverhältnisse erneut und es werden als Gesellschafter der Mifa die Herren Guggenheimer, Karstedt und Höfling genannt. 1925 geht die Mifa in den Besitz einer Druckerei Huck aus Berlin über. As Sitz der Mifa wird nun auch immer Berlin angegeben. Diese Besitzverhältnisse bleiben bis Ende des 2. Weltkriges bestehen. Werkleiter war bis zu seinem Tode 1936 der Mitbegründer Emil Hesse.

Die neuen Besitzer modernisieren den alten Gebäudebestand erheblich. 1925 wird der neue sog. Mittelbau erreichtet, der im 1. Obergeschoß die Fahrradmontage beherbergte. Parallel wird die Fließbandmontage eingeführt.

1927 war das beste Jahr der Mifa vor dem 2. Weltkrieg. Mit fast 700 Arbeitern werden 79.000 Fahrräder hergestellt. Mifa rangierte damit unter den größten Herstellern in Deutschland. Seit 1927 verkaufte Mifa niicht mehr über den Einzelhandel, sondern über ein System von ca. 200 Fabrikverkaufsstellen oder direkt über den Versand ab Werk. Damit hatte sich das Werk zwar einen eigenen Vertrieb aufgebaut und sparte damit die Händlerprovision ein, allerdings machte sich Mifa damit bei den Fahrradhändlern massiv unbeliebt. Auch andere große Firmen, wie Opel verfielen in diese Verkaufsgebaren. Opel allerdings verkaufte große Stückzahlen über Konsumvereine und andere Massenabnehmer.

Neben gewöhnlichen Rädern waren in den 20er Jahren besonders die Meisterschaftsmodelle Verkaufserfolge. Das Unternehmen unterhielt seit 1924 einen eigenen Rennstall mit vielen erfolgreichen Berufsrennfahrern. Mifa setzte massiv auf die Rennsportwerbung und befand sich besonders mit Diamant und Opel in starker Konkurrenz. Die Kataloge aus den 20er Jahren sind prachtvoll und können sich mit anderen Firmen gut messen. Ende der 20er Jahre werden sie erweitert auf ein Vollsortiment auch von Zubehörteilen, damit die eigenen Werksläden alles notwendige anbieten können. Zu Rennrädern werden original bestickte Mifa-Trikots dazu gegeben.

1930: Wirtschaftskrise und NS-Wirtschaft

Ende der 20er Jahre endete der rasche wirtschaftliche Aufstieg der Mifa. In den 30er Jahren werden nur noch ca. 20.000 Räder pro Jahr hergestellt. Eine Ursache könnte der zusammengebrochene Direktvertrieb gewesen sein, der in der NS-Diktatur untersagt war. Die wenigen bekannten Kataloge und Prospekte aus den 30er Jahren sind nüchtern und zurückhaltend; sie wirken billig. 1936 starb Emil Hesse. Sein Sohn Otto Hesse (1899 – 1979) wurde Betriebsleiter. 1937 wurde auf dem Gelände ein Sprengstofflager für 150 kg Schwarzpulver eingerichtet. Schon vor dem Krieg begann die Produktion von Munition. Später wurde die Fahrradproduktion ganz eingestellt und nur noch Ausrüstung (Zünder für Granaten und Flugzeugteile) für die Wehrmacht hergestellt. Charakteristischere Produkte waren Kabelverlegewagen für Nachrichtetruppen und Transportkarren, um Verwundete zu befördern. Im Krieg wurden auch sog. Fremdarbeiter aus der Sowjetunion, aus Frankreich und aus Italien beschäftigt.

1945 – 1949: Sowjetische Aktiengesellschaft “Awtowelo”

Am 12. April 1945 marschierten amerikanische Streitkräfte in Sangerhausen ein. Deutsche Betriebe stellten ihre Produktion ein. Die Soldaten reparierten in der Mifa ihre Ausrüstung. Im Juli 1945 wurde der Landkreis Sangerhausen von sowjetischen Soldaten besetzt. Die Mifa durfte wieder produzieren. Zuerst wurde das Material verbraucht, das aus der Rüstungsproduktion übrig geblieben war. Es wurden Feuerzeuge und Lockenwickler aus Aluminium hergestellt. Auf Bestellung gab es Ofenrohre, Kartoffelpflüge und Honigschleudern. Ab August 1945 begann die Produktion von zweirädrigen Transportkarren aller Art, die heute noch in Sangerhausen vielfach im Einsatz befindliche Mifa-Karre. Im Oktober 1945 verkaufte die Mifa 743 Stück dieser Karre. Seit dem 1. August 1946 hieß Mifa “Fahrradwerke Mifa der Sowjetischen Aktiengesellschaft “Awtowelo”. Die Besitzer der Vorkrigszeit waren enteignet worden. Otto Hesse blieb zunächst unter sowetischer Kontrolle Werksdirektor. Im November 1947 wurde er entlassen und später für mehrere Jahre ins Zuchthaus für politisch Gefangene in Bautzen gesperrt. Ab 1946 baute Mifa wieder Fahrräder, in diesem Jahr allein 9.483 Stück, die alle als Reparationsleistung an die UdSSR geliefert wurden. Bis 1949 wurden Fahrräder als Reparation in die UdSSR geliefert. Neben Fahrrädern stellte Mifa in der Sowjetzeit noch stabile Kinderdreiräder und Invalidenwagen für die vielen Versehrten des Krieges her.

1950: VEB Mifa-Werk Sangerhausen

In der neu gegründeten DDR wurden 1950 die Mitteldeutschen Fahrradwerke ein Volkseigener Betrieb. Im ersten Jahr stellten 1.100 Arbeiter 117.000 Fahrräder her. Bald stiegen die Mitarbeiter- und Produktionszahlen stetig. Ende der 1980er Jahre bauten 1.400 Arbeiter 450.000 Fahrräder im Jahr. Das war die Hälfte der gesamten Fahrradproduktion der DDR. Ein Großteil wurde exportiert. 1965: Klappfahrrad

In der westeuropäischen Krise des Fahrradbaues in den 1960er Jahren entstand das Klappfahrrad. Auch Mifa produzierte ab 1965 ein solches Modell. Allein bis 1978 wurden mehr als 1,5 Mio. Klappräder gebaut. Das Rad war relativ billig. Dennoch war es eines der odelle die immer zu kaufen waren, weil das Angebot größer als die Nachfrage war – im Gegensatz zu vielen anderen normalen Fahrradmodellen. Bis nach 1990 werden verschiedene immer wieder verbesserte Modelle angeboten. Das Grundprizip allerdings wurde nicht verändert. Das Mifa Klapprad könnte damit eines der am längsten Klappradmodelle weltweit sein.

1969: IFA Zweiradkombinat Suhl

1969 wird die Mifa dem Industrieverband Fahrzeugbau Zweiradkombinat Suhl (IFA) angegliedert. Es gab den Plan, dass die Mifa Mitte der 70er Jahre der einzige Fahrradhersteller der DDR werden sollte. Der Bedarf an Fahrrädern ging durch die zunehmende Motorisierung zurück. Als das fahrrad für die Freizeit eine Renaissance erlebt und die Verkaufszahlen wieder anstiegen, gab man diesen Plan auf. In den 1970er Jahren wurden verstärkt Sporträder gebaut, was bis dahin eher eine Domaine von Diamant war. Am 23. August 1973 lief das 5Millionste Fahrrad seit 1946 vom Band. Mitte der 1970er Jahre wurden die veralteten Produktionsgebäude der Mifa grundlegend modernisiert. Drei große Hallen entstehen ganz neu. Die Herstellung wird weiter rationalisiert und automatisiert. In den 1980er löst die Nestmontage die Fließbandarbeit ab. Eine kleine Gruppe von Arbeitern baute jetzt ein Fahrrad komplett zusammen. Außerdem wurden moderne Industrieroboter eingesetzt, z.B. zur Rahmenfertigung. Mifa ist auch bekannt für seine Einspeichautomaten, die komplette Laufräder fertigen. 1982 wurde wieder ein Sportrad mit Dreigangkettenschaltung gebaut, 1987 erscheint das Sportrad “Sprint” mit Fünfgangschaltung. 1983 wird das Mifa Universal aufgelegt. Das ist ein “Einkaufsfahrrad” mit Geäckträger, 20-Zoll-Vorderrad und normalem Hinterrad. Das Rad wird auch in Betrieben für den Werksverkehr eingesetzt. Seit Mai 1988 produzierte Mifa ein BMX-Rad, aber es taucht im Handel der DDR kaum auf. Mifa richtete damit auch Wettkämpfe aus. Prototypen für ein 26-zölliges “Montainbike” mit 10-Gang-Schaltung werden hergestellt und im Hochgebirge erprobt. In den 1980er Jahren gerät der Betrieb zunehmend in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Die Zulieferbetriebe liefern nicht wie geplant, die Qualität des Materials geht zurück, Fertigungsmaschinen müssen überholt werden. Oft steht der Betrieb in der Woche still. Um den Plan zu erfüllen, werden Überstunden und Wochenendschichten gefahren. Zuletzt gelingt es den Mifa-Arbeitern nicht mehr, den Plan zu erfüllen.

1990: Mifa nach der politischen Wende

Das Werk wird nach der deutschen Wiedervereinigung zur Sanierung und Privatisierung in die Hände der Treuhand übergeben. Die Mitteldeutschen Fahrradwerke kürzen sich nicht mehr Mifa ab, sondern MDF. Der bisherige absatzmarkt war zusammen gebrochen und auf dem westlichen Markt waren die Räder technisch, qualitativ und optisch nicht konkurrenzfähig. In kürzester Zeit wurden neue Fahrradmodelle auf den Markt gebracht, deren Entwicklung teilweise schon zu DDR-Zeiten begonnen hatte. Die Belegschaft wurde von 1.500 auf ca. 100 Arbeiter reduziert. Alle Abteilungen, die nicht der Produktion dienten, wurden aufgelöst. Wurden bislang fast alle Teile im Werk selbst hergestellt, ändert sich dies jetzt drastisch. Im August 1993 werden Maschinen und Lagerbestände der Mifa von den schweizer Geschäftsleuten Urs Haymot und Franco Knill gekauft. Sie produzierten in den drei Hallen aus den 70er Jahren. Das Grundstück und die Gebäude blieben in den Händen der Treuhand. Die restlichen Gebäude der Vorkriegszeit wurden abgerissen. der Betrieb heiß nun Fahrradtechnik Sangerhausen GmbH (FaSa). 1995 wurde Konkurs angemeldet. 1996: Neustart durch Peter Wicht

Peter Wicht und Michael Lehmann übernahmen 1996 die Mifa, die seitdem auch wieder Mitteldeutsche Fahrradwerke GmbH heißt. Auf dem alten Fabrikgrundstück sind weithin sichtbar neue Werksgebäude entstanden. Heute werden von 400 Arbeitern im Jahr ca. 700.000 Fahrräder aus Teilen zusammen gesetzt, die in der ganzen Welt zusammengekauft werden. 2004: Mitteldeutsche Fahrradwerke AG

Mifa ist seit Mai 2004 an der Frankfurter Börse notiert. Hergestellt werden die eigenen Marken Mifa und Germatec neben anderen Marken für große Handelsketten, z.B. für Metro. 2006 stieg der amerikanische Investmentfond Lone Star durch eine Kapitalerhöhung von 2 Mio. Euro (25%) bei Mifa ein. Gleichzeitig wurden die sächsischen Biria-Werke, die Lone Star ein Jahr zuvor üernommen hatten, geschlossen (zuletzt ca. 630.000 Fahrräder pro Jahr). 2007 wurde die Bike Systems Nordhausen ebenfalls durch Lone Star zu Mifa eingegliedert und in Folge geschlossen. In ersten Quartal 2008 meldet Mifa einen Umsatzrückgang von ca. 10 % zum Vorjahresquartal, aber eine Gewinnsteigerung von 20%.