Bremsen: Unterschied zwischen den Versionen
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Bei den Sportradmodellen mit zwei Felgenbremsen sowie dem Modell 167 findet sich vorn die Bremse mit verstärkten Bremsschenkeln und hinten eine in schlanker Ausführung. Bei den Sportradmodellen, die eine Rücktrittnabe besitzen, wurde vorn offenbar die schlankere Ausführung eingesetzt, weil die Rücktrittbremse als Hauptbremse angesehen wurde.<br> | Bei den Sportradmodellen mit zwei Felgenbremsen sowie dem Modell 167 findet sich vorn die Bremse mit verstärkten Bremsschenkeln und hinten eine in schlanker Ausführung. Bei den Sportradmodellen, die eine Rücktrittnabe besitzen, wurde vorn offenbar die schlankere Ausführung eingesetzt, weil die Rücktrittbremse als Hauptbremse angesehen wurde.<br> | ||
Ab etwa 1957 übernahm [[Alda]] die Produktion der Bremsen und obiges Schema wurde offenbar übernommen, denn auch von Alda existieren Bremsen und schlanker und verstärkter Ausführung. Von 1958 an wurden am Rennrad Bremsen verbaut, die den Sportradbremsen weitgehend glichen, aber die mit Bügelöffnern für einfachere Radwechsel ausgerüstet waren.<br> | Ab etwa 1957 übernahm [[Alda]] die Produktion der Bremsen und obiges Schema wurde offenbar übernommen, denn auch von Alda existieren Bremsen und schlanker und verstärkter Ausführung. Von 1958 an wurden am Rennrad Bremsen verbaut, die den Sportradbremsen weitgehend glichen, aber die mit Bügelöffnern für einfachere Radwechsel ausgerüstet waren.<br> | ||
Um die Bremsleistung der Rennräder weiter zu verbessern, entwickelte [[Alda]] Anfang der 60er Jahre Mittelzugbremsen, die neben gesonderten Gegenhaltern auch spezielle Bremshebel benötigen. | Um die Bremsleistung der Rennräder weiter zu verbessern, entwickelte [[Alda]] Anfang der 60er Jahre Mittelzugbremsen, die neben gesonderten Gegenhaltern auch spezielle Bremshebel benötigen.<br> | ||
Mit diesem Modell war die Entwicklung praktisch abgeschlossen. Die gesamte Produktion wurde 1964 innerhalb des Kombinats [[FAJAS]] von [[Alda]] an die [[Rasant|Otto Schmidt KG]] übergeben und danach technisch weitgehend unverändert bis zum Ende der DDR und dem Namen ''[[Rasant]]'' weitergeführt. Eine nennenswerte Neuentwicklung war nur die Felgenbremse mit verlängerten Bremsschenkeln (TYPE 300), die vor allem an den Tourensporträdern mit 1,75"-Bereifung zum Einsatz kam. Daneben entstand in kleiner Stückzahl eine verbesserte Rennradbremse (TYPE 700), die die [http://velobase.com/ViewComponent.aspx?ID=A8392B7C-B3DB-405F-A1A7-EEBF94E4DCDB&Enum=117&AbsPos=15 Campagnolo Record Bremse] zitierte. | |||
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Version vom 25. Dezember 2011, 01:04 Uhr
Mit Ausnahme der Bahn-Rennräder sowie der Saalsporträder waren alle in der DDR handelsüblichen Fahrradmodelle mit zwei voneinander unabhängig wirkenden Bremsen ausgestattet, die auf das Vorderrad und das Hinterrad wirken. Das Hinterrad wurde bei den meisten Fahrrädern mit Hilfe einer Rücktrittbremse verzögert. Daneben war die Verwendung von Felgenbremsen oder Stempelbremsen in verschiedenen Ausführungen üblich.
Stempelbremsen
Stempelbremsen mit Gestänge
Bei dieser sehr einfachen Bremse wird mit Hilfe eines Hebels und einer Bremsstange der Bremsschuh von oben auf das Vorderrad gedrückt. Diese Konstruktion führt jedoch zu einem hohen Reifenverschleiß. Zudem ist ihr Wirkungsgrad nur gering. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass sich die Bremshebel nur bedingt mit verschiedenen Lenkerformen kombinieren lassen. Wurden anfangs noch zahlreiche Tourenräder, Tourensporträder sowie Kinder- und Jugendräder mit einer solchen Bremse über dem Vorderrad ausgerüstet, so ging deren Verbreitung seit Anfang der 1960er Jahre zurück. Noch bis etwa 1970 wurden die 28"-Tourenräder von Mifa damit ausgestattet.
- Gestängebremse.JPG
Zeitraum: 1945 - ca. 1970Stempelbremse mit Gestänge
Verwendung: Tourenräder aller Hersteller sowie frühe Sporträder von Mifa und frühe Tourensporträder von Diamant
Material: Stahl (verchromt)
Bemerkungen: Verbindung zwischen Griff und Bremsstange gesteckt, hergestellt u.a von Mifa - Stempelbremse Detail Orthopädie Königssee.jpg
Zeitraum: vermutlich 50er JahreStempelbremse mit Gestänge
Verwendung: u.a. Brandenburg-Fahrräder
Material: Stahl (verchromt)
Bemerkungen: hergestellt von Orthopädie Königsee
Stempelbremsen mit Seilzug
Seilzugstempelbremsen werden durch Bowdenzüge betätigt. Auch hier wird ein Bremsschuh von oben auf das Vorderrad gedrückt. Gegenüber der Betätigung mittels Gestänge ergibt sich so der Vorteil, unterschiedliche Lenkerformen verwenden zu können. Der Hauptnachteil besteht auch hier in der geringen Bremswirkung und dem hohen Reifenverschleiß. Zudem sind Stempelbremsen mit Bowdenzugbetätigung alles andere als wartungsfreundlich. Trotzdem wurden noch bis 1990 zahlreiche Tourensport- und Klappräder mit dieser Vorderradbremse ausgerüstet.
Zeitraum: 195? - 195? (abgebildete Bremse: Baujahr 1957)Stempelbremse mit Seilzug
Verwendung: Sporträder von Mifa
Material: Stahl
Bemerkungen: Zeitraum: 195? - 195? (abgebildete Bremse: Baujahr 1954)Stempelbremse mit Seilzug
Verwendung: Sporträder von Mifa
Material: Stahl
Bemerkungen: Zeitraum: 19?? - ca. 1970Stempelbremse mit Seilzug
Verwendung: u.a. Tourensporträder von Diamant
Material: Stahl
Bemerkungen: Zeitraum: ca. 1970 - 1990Stempelbremse mit Seilzug
Verwendung: Tourenräder (Mifa), Tourensporträder (Diamant, IFA Touring, Mifa), Klappräder
Material: Stahl, Kunststoff
Bemerkungen: Kunststoff bis ca. 1980 grau, später schwarz Zeitraum: ca. 1970 - 1990Bremsgriff für Stempelbremse
Verwendung: Tourenräder (Mifa), Tourensporträder (Diamant, IFA Touring, Mifa), Klappräder
Material: Stahl, Kunststoff
Bemerkungen: Kunststoff bis ca. 1980 grau, später schwarz
Felgenbremsen
Bei einer Felgenbremse werden die Bremsschuhe seitlich gegen die Felge gedrückt. Dies erfordert ein Felgenprofil mit geraden Seitenflächen. Felgenbremsen werden stets mit Bowdenzügen bedient. Sie können sowohl als Vorderrad- als auch als Hinterradbremse eingesetzt werden. Der Wirkungsgrad von Felgenbremsen ist deutlich größer als bei Stempelbremsen, er hängt jedoch auch stark vom Zusammenspiel zwischen Bremsbelag und Felge ab. In der DDR verwendete man Seiten- und Mittelzugfelgenbremsen. Während die Bremsarme einer Seitenzugfelgenbremse einen gemeinsamen Drehpunkt haben, bewegen sich die Bremsarme der Mittelzugfelgenbremse jeweils um einen gesonderten Drehpunkt. Bei Verwendung von Mittelzugfelgenbremsen sind außerdem Gegenhalter erforderlich, die üblicherweise am Steuersatz und am Sattelklemmbolzen befestigt werden.
Bremsgriffe für Fahrräder mit Felgenbremsen
Zeitraum: 1958 bis mind. 1974MILA-Bremsgriff
(1. Ausführung)
Verwendung: Tourensport- und Sporträder
Material: Aluminium
Bemerkungen: erste Version mit Klemmschraube unterhalb des Lenkers- Bremshebel.JPG
gleicher Bremsgriff wie links nebenstehend, Ansicht von untenMILA-Bremsgriff
Zeitraum: frühestens 1974 bis 1990MILA-Bremsgriff
(2. Ausführung)
Verwendung: Tourensport- und Sporträder, Klappräder
Material: Aluminium
Bemerkungen: zweite Version mit Klemmschraube in Ebene des Lenkers Zeitraum: 198? bis 1990MILA-Bremsgriff
(Exportausführung)
Verwendung: vrmtl. nur für Exportausführungen
Material: Aluminium
Bemerkungen: Ende des Bremshebels abgerundet
Bremsgriffe für Rennräder
- Bremshebel-50er.JPG
Zeitraum: 1957 bis 196?Bremsgriff mit Doppelbolzen
Verwendung: Rennräder von Diamant
Material: Aluminium
Bemerkungen: ein Bolzen als Scharnier für den Hebel und einer zur Befestigung am Lenker (nur direkte Verschraubung; keine Schellenbefestigung möglich) Zeitraum: 196? bis 19??Bremsgriff für Rennräder
Verwendung: Rennräder von Diamant
Material: Aluminium
Bemerkungen: Befestigung am Lenker mittels Schelle Zeitraum: 196? bis 19??Bremsgriff mit Gummihülle
Verwendung: Rennräder von Diamant
Material: Aluminium
Bemerkungen: Befestigung am Lenker mittels Schelle
Felgenbremsen
Felgenbremsen fanden in den 50er Jahren zunächst nur am Diamant-Rennrad Modell 167 und den Sportradvarianten dieser Zeit Verwendung. Die ersten Bremsen produzierte das Erfurter Optima-Werk, wobei sie wie auch die Bremshebel zunächst noch ohne Prägung ausgeliefert wurden. Erst ab 1955 fand sich dann der charakteristische Optima-Schriftzug auf den Bremsschenkeln. Ab diesem Jahr wurde auch eine verstärkte Ausführung mit breiteren Bremsschenkeln (vor allem im mittleren Teil) hergestellt, die vermutlich den größeren Belastungen am Vorderrad standhalten sollte. Aufgrund der leichten Austauschbarkeit ist hier keine endgültige Aussage möglich, doch zeichnet sich folgendes Muster ab:
Bei den Sportradmodellen mit zwei Felgenbremsen sowie dem Modell 167 findet sich vorn die Bremse mit verstärkten Bremsschenkeln und hinten eine in schlanker Ausführung. Bei den Sportradmodellen, die eine Rücktrittnabe besitzen, wurde vorn offenbar die schlankere Ausführung eingesetzt, weil die Rücktrittbremse als Hauptbremse angesehen wurde.
Ab etwa 1957 übernahm Alda die Produktion der Bremsen und obiges Schema wurde offenbar übernommen, denn auch von Alda existieren Bremsen und schlanker und verstärkter Ausführung. Von 1958 an wurden am Rennrad Bremsen verbaut, die den Sportradbremsen weitgehend glichen, aber die mit Bügelöffnern für einfachere Radwechsel ausgerüstet waren.
Um die Bremsleistung der Rennräder weiter zu verbessern, entwickelte Alda Anfang der 60er Jahre Mittelzugbremsen, die neben gesonderten Gegenhaltern auch spezielle Bremshebel benötigen.
Mit diesem Modell war die Entwicklung praktisch abgeschlossen. Die gesamte Produktion wurde 1964 innerhalb des Kombinats FAJAS von Alda an die Otto Schmidt KG übergeben und danach technisch weitgehend unverändert bis zum Ende der DDR und dem Namen Rasant weitergeführt. Eine nennenswerte Neuentwicklung war nur die Felgenbremse mit verlängerten Bremsschenkeln (TYPE 300), die vor allem an den Tourensporträdern mit 1,75"-Bereifung zum Einsatz kam. Daneben entstand in kleiner Stückzahl eine verbesserte Rennradbremse (TYPE 700), die die Campagnolo Record Bremse zitierte.
Zeitraum: 1954 - 1955Optima-Felgenbremse (ungeprägt)
Verwendung: Diamant Rennrad Modell 167 und Sporträder
Material: Aluminium
Bemerkungen: schlanke Ausführung Zeitraum: 1955 - 1957Optima-Seitenzugbremse
Verwendung: Diamant Rennrad Modell 167 und Sporträder
Material: Aluminium
Bemerkungen: schlanke Ausführung
(für Hinterrad)- Optimabremse.JPG
Zeitraum: 1955 - 1957Optima-Seitenzugbremse
Verwendung: Diamant Rennrad Modell 167 und Sporträder
Material: Aluminium
Bemerkungen: breitere Ausführung
(für Vorderrad)
Zeitraum: 1957 - 1964Alda-Seitenzugbremse
Verwendung: Diamant Rennräder und Sporträder
Material: Aluminium
Bemerkungen: schlanke Ausführung
(für Hinterrad) Zeitraum: 195? - 1964Alda-Seitenzugbremse
Verwendung: Diamant Rennräder und Sporträder
Material: Aluminium
Bemerkungen: breitere Ausführung
(für Vorderrad) Zeitraum: 195? - 1964Alda-Seitenzugbremse
(Rennausführung)
Verwendung: Diamant-Rennräder
Material: Aluminium
Bemerkungen: mit Seilzugentlastern für einfachen Radwechsel Zeitraum: um 1961 (?)Alda-Mittelzugbremse
Verwendung: Diamant-Rennräder
Material: Aluminium
Bemerkungen:
Bremsschenkel ungeprägt, aber aufwendig verschliffen und poliert
Bremse von Rasant, breitere Ausführung, Baujahr 196?, verbaut an Diamant-Sporträdern von 1965 bis 19??, Material: Aluminium
Bremse von Rasant, Type 300; verbaut an Diamant-Tourensporträdern der Mitte/End 60er; Material: Aluminium
Bremse von Rasant, Type 300; Schriftzug eckig, schwach geprägt geprägt, Type 300 auf unteren Schenkel geprägt; an Diamant Rädern, ca Ende 70er oder Anfang 80er Material: Aluminium
- 100 3170.JPG
Bremse von Rasant, Type 300; Schriftzug eckig, stark geprägt, hinterlegt; auf Rückseite Schriftzug: Fortschritt, Feder gerade verbaut an Diamant und Mifa Rädern, ca 1986-ca 1991 Material: Aluminium
- BremsschenkelVerchromt.JPG
Bremse von Rasant aus verchromtem Aluminium, verbaut an ?? von 19?? bis 19??, Material: Aluminium
Felgenbremsen mit Gestänge
Eine Sonderstellung im DDR-Fahrradbau nahmen die in den 1950er Jahren produzierten Tourenräder in sogenannter "englischer Ausführung" ein. Sie besaßen unter anderem Felgenbremsen mit Gestängebetätigung. Bei den entsprechenden Modellen von Diamant wurde bis etwa 1958 wurde die Gestängeumlenkung in Nähe der Steuerkopfmuffe mit einer Schelle befestigt, danach in eine angelötete Hülse geschraubt. Noch bis 1961 wurden derartige Bremsen bei den letzten Exporträdern von Möve verwendet.
Bremsgummis und Bremsschuhe
Für Stempel- und Felgenbremsen dienen Gummiklötze als Bremsbeläge. Beläge für Stempelbremsen wurden quasi unverändert seit den 40er Jahren bis 1990 hergestellt. In den 50er Jahren gab es unterschiedlich große Varianten, etwa für Stempelbremsen an Mifa-Sporträdern, die für einen etwas kleineren Bremsklötze ausgelegt war. Bremsbeläge für Felgenbremsen wurden seit der Einführung der Diamant-Sporträder im Jahr 1954 unverändert bis 1990 produziert. Im Gegensatz zu modernen Bremsbelägen hatten sie keine Rillen, Vertiefungen o.ä.. Bremsbeläge für Exporträder in englischer Ausführung (mit Gestänge-Felgenbremsen) hatten wiederum eigene Maße und Aussehen.
- BremsklotzExport.jpg
Bremsschuh mit Halterung für Exporträder in englischer Ausführung. Bremsbeläge und Halterung werden in dieser Art auch heute noch hergestellt (für indische und chinesische Fahräder mit Gestängefelgenbremsen).