Möve Tourenräder: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 31. Januar 2020, 12:41 Uhr
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Tourenräder mit einer Laufradgröße von 28“ liefen im Möve-Werk Mühlhausen ab spätestens 1948 vom Band. Sie blieben bis zum Ende der Fahrradproduktion im Herbst 1961 das Rückgrat der Modellpalette. Zunächst wurden bereits aus den 1930er Jahren bekannte Tourenräder gefertigt (erste Modellreihe), in der ersten Hälfte der 1950er Jahre erschien dann die zweite Modellreihe. Im Zusammenhang mit der Sortimentsbereinigung wurde 1959/60 die letzte Modellreihe eingeführt, deren Fertigung 1961 auslief und in den VEB Mifa-Werk Sangerhausen übergeben wurde.
Rahmen und Ausstattung
Sämtliche Tourenrad-Modelle von Möve besaßen einen außengemufften Stahlrohrrahmen mit einer Rahmenhöhe von 560 mm und einfachen Gabelenden. Diese Rahmen hatten einen offenen Hinterbau sowie gekröpfte Sitz- und Kettenstreben. Die Damenfahrräder wurden zeitweise in mehreren verschiedenen Rahmenformen angeboten. Typisch für Tourenräder jener Zeit war der Verzicht auf Anlötteile.
Neben einem Glockentretlager waren lackierte Stahlfelgen und lackierte Stahlschutzbleche gemeinsame Merkmale aller Tourenräder. Tourenlenker ("NSU-Form", ohne Vorbau), Stempelbremse mit Gestänge sowie ein Tourensattel waren weitere Kennzeichen dieser Fahrräder. Eine Rahmentasche sowie eine Luftpumpe ergänzten die Ausstattung. Den Damenrädern vorbehalten blieben ein Kleidernetz am Hinterrad und ein Kettenschutz. Das Übersetzungsverhältnis betrug 46:20.
Erste Modellreihe
Unter den Modellbezeichnungen 184 (Herrenrad) und 185 (Damenrad mit gebogenem Ober- und Unterrohr) wurden die 28"-Tourenräder der frühen Nachkriegszeit angeboten, diese Typenbezeichnungen sind bereits für die 1930er Jahre belegt. Für die frühe Nachkriegszeit gesichert sind die Baujahre 1948 bis 1951. Vermutlich noch im selben Jahr, spätestens jedoch 1954, folgte eine neue und größere Modellreihe. Die Tourenräder der ersten Modellreihe entstanden in vergleichsweise kleinen Stückzahlen, noch dazu wurden bis 1950 die meisten bei Möve hergestellten Fahrräder als Reparationsleistung an die Sowjetunion geliefert.
In den Prospekten von 1948 und 1950 wurden die Modelle 184 und 185 noch ohne Beleuchtung gezeigt, doch 1951 wurde es dann serienmäßig mit einer dreiteiligen elektrischen Beleuchtung ausgerüstet. Ein Gepäckträger gehörte offenbar nicht zum Lieferumfang, was zu dieser Zeit allerdings nicht ungewöhnlich war. Für die frühen Möve-Tourenräder wurden Bestände an Kettenblättern aus Vorkriegsproduktion (wahrscheinlich gelagertes Kriegsmaterial) aufgebraucht. Die Hinterradnaben stammten von Centrix oder Torpedo (Reichenbach). Charakteristisch für die frühen Tourenräder von Möve ist der Lenkerfeststeller (bis mindestens 1951 beibehalten).
Das Rahmendekor orientierte sich stark an jenem aus der Vorkriegszeit. Bekannt sind ausschließlich schwarze Emaillierungen mit geflammten Strahlenköpfen oder Kastenlinierungen. Die Felgen und die Schutzbleche waren ebenfalls schwarz emailliert und besaßen einen breiten Mittelstreifen (geflammt), der von zwei Linien eingefasst wurde. Diese Linien und der Mittelstreifen besaßen die gleiche Farbe wie der Strahlenkopf. Die Katalogabbildungen des Jahres 1951 zeigen eine etwas andere Strahlenkopflackierung.
Galerie
Sattel von Stephan. Eindeutig nicht original sind Vorderradgabel, Lenker, linkes Pedal.
Zweite Modellreihe
Das Jahr des Produktionsbeginns der zweiten Modellreihe lässt sich nicht eindeutig benennen, kann jedoch anhand von Katalogen und ähnlichen Druckerzeugnissen in den Zeitraum zwischen 1951 und 1954 verortet werden. Da die technischen Unterschiede zwischen den beiden Modellreihen nur gering sind, ist eine genaue Abgrenzung schwierig.
Für die Baujahre 1955 bis 1957 sind Sonderausführungen mit der Zusatzbezeichnung "Silber" bekannt, in den entsprechenden Katalogen wird diesbezüglich jedoch nichts erwähnt. Diese Sondermodelle besaßen eine höherwertige Ausstattung als die gewöhnlichen Modelle, z.B. Aluminium- statt Stahlfelgen oder Keil- statt Glockentretlager. Zudem sind Exemplare zu finden, die statt des üblichen Tourengepäckträgers einen Sportgepäckträger besitzen. Unabhängig von der Zusatzbezeichnung "Silber" tauchen diese Variationen in der Ausstattung vereinzelt auch bei gewöhnlichen Exemplaren im Zeitraum 1954 bis 1959 auf.
Tourenräder dieser zweiten Modellreihe besaßen anfangs noch eine Strahlenkopflackierung sowie einen sehr schlichten "Möve"-Schriftzug am Unterrohr. Ab etwa 1954 wurden die Rahmen einfarbig lackiert (fast immer handelte es sich um Uni-Lackierungen) und mit einem Ringdekor am Unter- und Oberrohr sowie an den Gabelscheiden verziert. Die "Silber"-Sondermodelle sind am entsprechenden Schriftzug zu erkennen. Ende der 1950er Jahre wurde das Ringdekor durch ein einfacheres Spritzdekor ersetzt. Von Mitte 1955 bis Ende 1960 wurden die Rahmen mit einem Abziehbild versehen, an denen die konkrete Typenbezeichnung abgelesen werden kann. Innerhalb dieser zweiten Modellreihe wurden folgende Typenbezeichnungen verwendet:
Modell- nummer |
Erläuterung |
---|---|
10 | Herrenrad (spätestens ab 1954) |
15 | Damenrad mit gebogenem Ober- und Unterrohr (spätestens ab 1954) |
25 | Damenrad mit gebogenem Oberrohr und geradem Unterrohr (spätestens ab 1956) |
45 | Damenrad mit geradem Ober- und Unterrohr (produziert ab 1950, Modellbezeichnung jedoch erst 1954 durch Katalog belegt) |
Bei den Damenrädern blieben die realisierten Stückzahlen vom Modell 45 im Vergleich zu den Modellen 15 und 25 geringer und konzentrieren sich auf den Zeitraum vor 1955, gleichwohl auch dieses Modell noch in einem Katalog von 1958 erwähnt wird.
Galerie
Möve Modell 15 (1957)
Dieses Fahrrad ist mit einem Sportgepäckträger anstelle des sonst üblichen Rohrgepäckträgers ausgestattet. Dementsprechend besitzt der Rahmen oberhalb der Gabelenden auch eine Bohrung, an der der Gepäckträger verschraubt werden kann.
Ausgestattet mit Aluminiumfelgen und einer Beleuchtungsanlage von BALACO.
Scheinwerfer mit IKA-Prägung auf dem Duroplast-Gehäuse.
Die Pedale tragen noch das IFA-Logo auf der Staubabdeckung.
Letzte Modellreihe
Im Zuge der Sortimentsbereinigung 1959/60 erfolgte der Übergang zur letzten Modellreihe. Alle Damenräder wurden ersatzlos aus dem Sortiment genommen, es verblieben insgesamt drei Herren-Tourenräder, von denen zwei jedoch der „englischen Ausführung“ (Export-Modelle) entsprachen. Somit lag der Schwerpunkt der Produktion nun auf dem Modell 35101, welches weitgehend dem bisherigen Tourenrad Modell 10 glich. Die Verzierung des Sitzrohrs mit einem Abziehbild, das die Modellbezeichnung wiedergibt, wurde auch bei diesem Fahrrad übernommen.
Bereits 1961 wurde die Herstellung von Fahrrädern eingestellt und an Mifa übergeben. In diesem Zusammenhang endete auch die Produktion des Typs 35101, welcher durch das Modell 101 von Mifa ersetzt wurde. Unmittelbar nach der Produktionseinstellung bei Möve lieferte Mifa einige Herren-Tourenräder mit "Möve"-Rahmendekor und -Steuerkopfschild aus. Anhand der für Luftpumpe und Dynamo vorhandenen Anlötteile (nur Tourenräder von Mifa verfügten über diese Details) und der Mifa-spezifischen Rahmennummern und Dekore können diese Fahrräder als Erzeugnisse von Mifa identifizert werden.
Galerie
Technische Angaben
Mod. 184 | Mod. 185 | Mod. 10 | Mod. 15 | Mod. 25 | Mod. 45 | Mod. 35101 | |||
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Rahmen: | Stahlrohrrahmen mit Außenmuffen, Hinterbau offen, Ketten- und Sitzstreben gekröpft | ||||||||
Rahmenform: | Diamant-Form | Ober- und Unterrohr gebogen |
Diamant-Form | Ober- und Unterrohr gebogen | Oberrohr gebogen, Unterrohr gerade | Ober- und Unterrohr gerade | Diamant-Form | ||
Rahmenhöhe: | 560 mm | ||||||||
Tretlager: | Glockentretlager | Glockentretlager TL 10 (ab 1954) | Glockentretlager TL 10 | ||||||
Übersetzungs- verhältnis: |
46:20 | ||||||||
Vorderradnabe: | Dreiteilige Vorderradnabe (Stahl) | ||||||||
Hinterradnabe: | Rücktrittnabe | ||||||||
Bremsen: | Vorn Stempelbremse mit Gestänge, hinten Rücktritt | ||||||||
Lenker: | Tourenlenker (NSU-Form) ohne Vorbau | ||||||||
Felgen: | Stahlfelgen, lackiert (z. T. auch Aluminiumfelgen) | ||||||||
Bereifung: | Drahtreifen 28" × 1 3/4" (47-622) | ||||||||
Schutzbleche: | Stahlschutzbleche, lackiert und liniert | ||||||||
Preis: | 203 DM (1956) | 217,50 DM (1956) |